schwergängig - leichtgängig?

C

chiarina

Guest
Liebe Leute und besonders liebe Klavierbauer,

wir hatten ja schon öfters in letzter Zeit das Thema "schwerer Anschlag" etc. Mich interessiert sehr, was ihr dazu meint.

Mein Steinway z.B. hat im Bassbereich 52g und im mittleren Bereich 48g, so weit ich das richtig mitbekommen habe ( ihr merkt schon, ich habe keine Ahnung :p ). Ich weiß, dass auch durchgängig 52g verwendet werden.

Ist diese Größe bei allen Firmen nun genormt oder kann sie auch mehr oder minder abweichen? Kann es auch (vermutlich) an anderen Dingen liegen, wenn einem ein Anschlag schwerer vorkommt? Und eine letzte Frage, die mich schon immer interessiert hat: woran liegt es, dass einem der Weg der Taste bis zum Anschlag bei manchen Instrumenten viel länger vorkommt als bei anderen? Liegt das an der Regulierung, an einer möglichen Vielzahl von Klangmöglichkeiten ........?

Bei meinem alten Steinway, der ja schon sehr beansprucht war, war ich dem Gefühl nach immer "gleich unten". Bei meinem jetzigen gibt es einen viel größeren Weg und deshalb kann ich natürlich unendlich viel mehr machen. Woran liegt's?

Ich weiß, unsereins sollte mehr Ahnung von Klavierbau haben, aber ich hoffe auf euch! :p :kuss:

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Leute und besonders liebe Klavierbauer,

wir hatten ja schon öfters in letzter Zeit das Thema "schwerer Anschlag" etc. Mich interessiert sehr, was ihr dazu meint.

Liebe Chiarina,

Ich bin kein "lieber Klavierbauer" sondern nur ein simples Leut, und erlaube mir daher keine Meinung. Aber ich erlaube mir, eine hervorragende Webseite in Erinnerung zu rufen, auf der vieles für simples Leute wie mich begreifbar dargestellt ist, nämlich J. Gedans http://www.pian-e-forte.de/, und dort das Kapitel "Das Spielwerk von Pianos und Flügeln".

Schöne Grüße,

Friedrich
 
Hallo chiarina,

Normalerweise werden Flügel im Bass etwas mehr ausgewogen. Es ist herstellerspezifisch und auch modellspezifisch unterschiedlich. Aber so um die 50 Gram ist alles im Normalbereich (47-55)
Warum einem manchmal ein Anschlag schwerer vorkommt und bei einem anderen wieder leichter kann viele Gründe haben. Zum einen ist es das Hammergewicht. Selbst wenn beide Flügel mit 50Gramm ausgewogen sind und einer hat etwas schwerere Hämmer erfordert dieser mehr Beschleunigungsmasse.
Es kann aber auch am Druckpunkt liegen. Flügel mit stark gefühltem Druckpunkt kommen einem auch schwerer vor als solche bei denen weniger zu spüren ist.
Die Hebelverhältnisse der Mechanik und die Regulation machen auch sehr viel aus. Ein Millimeter an bestimmten Stellen machen ein merkbar schwerer gängiges oder leichter gängiges Spielgefühl bei kaum Änderung des Niedergewichts. Der Druckpunkt bzw. das Auslösen kommt minimal früher oder später und schon hat man ein komplett anderes Spielgefühl.

Bei einem Hammerkopf, der schon oft abgezogen wurde und entsprechend leichter ist, wird man merken, dass der Anschlag insgesamt leichter und weniger dynamische Abstufungen möglich sind.

LG
Michael
 
Aber ich erlaube mir, eine hervorragende Webseite in Erinnerung zu rufen, auf der vieles für simples Leute wie mich begreifbar dargestellt ist, nämlich J. Gedans http://www.pian-e-forte.de/, und dort das Kapitel "Das Spielwerk von Pianos und Flügeln".

Hallo chiarina,

Normalerweise werden Flügel im Bass etwas mehr ausgewogen. Es ist herstellerspezifisch und auch modellspezifisch unterschiedlich. Aber so um die 50 Gram ist alles im Normalbereich (47-55)
Warum einem manchmal ein Anschlag schwerer vorkommt und bei einem anderen wieder leichter kann viele Gründe haben. Zum einen ist es das Hammergewicht. Selbst wenn beide Flügel mit 50Gramm ausgewogen sind und einer hat etwas schwerere Hämmer erfordert dieser mehr Beschleunigungsmasse.
Es kann aber auch am Druckpunkt liegen. Flügel mit stark gefühltem Druckpunkt kommen einem auch schwerer vor als solche bei denen weniger zu spüren ist.
Die Hebelverhältnisse der Mechanik und die Regulation machen auch sehr viel aus. Ein Millimeter an bestimmten Stellen machen ein merkbar schwerer gängiges oder leichter gängiges Spielgefühl bei kaum Änderung des Niedergewichts. Der Druckpunkt bzw. das Auslösen kommt minimal früher oder später und schon hat man ein komplett anderes Spielgefühl.

Bei einem Hammerkopf, der schon oft abgezogen wurde und entsprechend leichter ist, wird man merken, dass der Anschlag insgesamt leichter und weniger dynamische Abstufungen möglich sind.

LG
Michael


Lieber Friedrich und Michael,

ganz lieben Dank für eure wertvollen Beiträge!!! Erstens ist die Seite wirklich super und ich habe mich schon durch einige Kapitel durchgearbeitet :p :idea: und zweitens hilft mir auch dein Beitrag, Michael, sehr, die Zusammenhänge zu verstehen. :) !!!

Ich gelobe feierlich, mir immer wieder diese Seite sowie Michaels Post durchzulesen, damit ich nicht mehr so peinliche Fragen stellen muss!!! :D

Liebe Grüße

chiarina
 
Ist doch überhaupt nicht peinlich...
Klavierspielprofis und Klavierbauprofis sollten doch viel Kontakt haben - und viele Fragen stellen...
Das ist spannend!

LG
Michael
 
Hallo,

Auch ich bin kein Klavierbauer, aber kann hoffentlich trotzdem noch etwas hinzufügen.

Das Nieder- und Aufgewicht wird typisch mit abgehobener Dämpfung gemessen. Das entspricht dem Spiel mit getretenem rechten Pedal.

Wenn nun aber die Dämpfung sehr stark und/oder schwergängig ist, bzw. wenn der Halbgang zu früh eingestellt ist, sprich: die Dämpfer schon früh im Tastenweg abheben, trägt dies alles zu einem schweren Anschlag bei. An meinem Ibachpiano ist (war) dies der Fall: sehr starke Dämpferfedern, teilweise schwergängige Achsen, verschmutzte/verklebte Filzlager, und ungleichmäßig eingestellter Halbgang. Bevor ich daran gearbeitet habe, war der Unterschied zwischen getretenem und nicht-getretenem rechten Pedal wie Tag und Nacht: ohne Pedal furchtbar schwer, kaum leise und kontrolliert spielbar; mit Pedal viel leichter, direkt flüssig, dass man im Vergleich fast "durch die Tasten fiel". Jetzt ist der Unterschied zwar noch merkbar, aber wesentlich weniger. (Ein gewisses Gewicht müssen die Dämpfer ja schließlich haben.)

Soweit meine vier Pfennig - äh, EUR 0,02.

Ciao,
Mark
 
Hallo,

Auch ich bin kein Klavierbauer, aber kann hoffentlich trotzdem noch etwas hinzufügen.

Das Nieder- und Aufgewicht wird typisch mit abgehobener Dämpfung gemessen. Das entspricht dem Spiel mit getretenem rechten Pedal.

Wenn nun aber die Dämpfung sehr stark und/oder schwergängig ist, bzw. wenn der Halbgang zu früh eingestellt ist, sprich: die Dämpfer schon früh im Tastenweg abheben, trägt dies alles zu einem schweren Anschlag bei. An meinem Ibachpiano ist (war) dies der Fall: sehr starke Dämpferfedern, teilweise schwergängige Achsen, verschmutzte/verklebte Filzlager, und ungleichmäßig eingestellter Halbgang. Bevor ich daran gearbeitet habe, war der Unterschied zwischen getretenem und nicht-getretenem rechten Pedal wie Tag und Nacht: ohne Pedal furchtbar schwer, kaum leise und kontrolliert spielbar; mit Pedal viel leichter, direkt flüssig, dass man im Vergleich fast "durch die Tasten fiel". Jetzt ist der Unterschied zwar noch merkbar, aber wesentlich weniger. (Ein gewisses Gewicht müssen die Dämpfer ja schließlich haben.)

Soweit meine vier Pfennig - äh, EUR 0,02.

Ciao,
Mark


Lieber klimperer,

ganz lieben Dank für deinen wichtigen Hinweis!!! Ich wusste ehrlich nicht, dass man also doch so viel an der Schwere oder "Nichtschwere" :p ändern kann kann, ohne dass man am eigentlichen Niedergewicht herumbastelt.

Danke!!!

chiarina
 
Ich habe einen 10 Jahre alten Yamaha C3 gekauft (bzw. zum Ausprobieren da, wirklich gekauft wird er erst in 3 Wochen). Ich bin eigentlich rundum zufrieden, lediglich kamen mir die Tasten etwas schwer vor. Darüber bin ich auf diesen Thread gestoßen, und möchte ihn gerne aufwärmen:

Wie hier geschrieben habe ich einmal mein Nieder- und Aufgewicht gemessen. Über weiter Teile der "gestrichenen" Oktaven sind das 50g, bzw. 29g. Da kann man wohl nicht meckern. Irgendwo in der kleinen Oktave wird das Niedergewicht leider höher. Beim großen F sind es bereits 57g. Ganz "schlimm" sieht es im Bass aus, beim Subkontra-H sind 61g/23g! Ähnlich am anderen Ende, das c'''' hat schon 55g/29g, das h'''' 57g/29g.

Die Extreme machen mir eigentlich weniger Sorgen, als die eher schweren Tasten in der kleinen/großen Oktave. Der Händler, von dem ich das Instrument habe, hat die Mechanik angeblich überholt. Ist es sinnvoll, dort vor dem Kauf noch Nachbesserungen zu verlangen, oder wäre das übertrieben, und die Werte sind noch im normalen Bereich?

Vielen Dank schonmal für Eure Antworten!
 
Hallo sita,
wirklich Sorgen machen musst du dir nicht.
Die von dir erwähnten ungünstigeren Auf/Niedergewicht-Werte sprechen für Nacharbeitsbedarf bei der Regulierung. Irgendwo gibt's vermutlich zu viel Reibung. Das darf dein Händler gern wissen und wird Abhilfe schaffen. Sollte er das nicht ganz wunschgemäß hinkriegen, dann schafft es bestimmt später ein anderer Fachmensch deines Vertrauens.

Gruß
Martin
PianoCandle
 

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