schwarzen Schellack beim alten Flügel selbst restaurieren?

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10sekundentom

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Hallo liebe Gemeinde,

ich bin stolzer Besitzer eines über 100 Jahre alten Flügels von Berdux. Ich spiele fast täglich und bin sehr zufrieden mit Klangbild /-ton und Erhaltung.
Was mich allerdings sehr stört ist die Optik. Das gute Stück stellt mit einer glänzend schwarzen Erscheinung den Mittelpunkt des Wohnzimmers dar.

An einigen Stellen ist der Schellack in einem sehr schlechten Zustand. das geht von Dellen in der Oberfläche, bis hin zum Durchscheinen des Holzes.

Ich würde nun gerne den Schellack selbst restaurieren. Ich weiss, dass es sehr viel Arbeit wird. Das ist mir klar und darauf würde ich mich sogar freuen.
Ich könnte es natürlich auch von einem Fachmann machen lassen, dann wäre es aber nicht mein Werk und der Flügel ist für eine gewisse Zeit nicht bei mir :(

Ich bin handwerklich recht geschickt und bringe auch sehr viel Geduld auf, um an ein Ergebnis zu kommen, dass mir lange Zeit gefallen würde.

Was mir fehlt ist die Erfahrung mit der Verarbeitung von Schellack.
Auch kann ich ganz schlecht den zeitlichen Aufwand Abschätzen... :(

Ich stelle mir das ganze so vor:
Ich mache mich mit der Verarbeitung von Schellack vertraut. Dazu gehe ich kleine Projekte ( ebene Oberfläche, geschwungene Oberfläche div. Probestücke) an. Sollten diese zu vernünftigen Ergebnissen führen, mache ich mich daran, den Flügel an den unschönen Stellen zu bearbeiten. Vielleicht wird das hier sogar ein bebilderter Blog o.ä. ...

Hierzu suche ich Infos und gute Tips rund um das Thema "Restaurieren von Schellackoberflächen".

Gibt es hier vielleicht jemanden, der sich an ein ähnliches Projekt gewagt hat und mir seine Erfahrungen mitteilen?

Ich bin für jeden Hinweis dankbar! :-)

lG, Marco
 
Hallo Marco!

Es gibt hier sicherlich einige Fachleute, die dir da bestimmt gute Tips geben können. Zum Beispiel der Michael (Nickname "Klaviermacher"), dem kannst du hier sogar bei der Arbeit zusehen..

Ich wünsche dir viel Erfolg. Ich mag alte Instrumente sehr und finde es immer wieder spannend, was man durch Restaurierungsarbeiten teilweise noch alles machen kann.

LG, Nicola
 
Hallo Marco,

ich habe das vor 2 Jahren gemacht und auch im Forum darüber berichtet. Such Dir mal mit der Suchfunktion alte Beiträge heraus, dann hast Du schon einmal erste Infos.
Bilder mit den heiklen Stellen wären hilfreich, dann kann man mehr dazu sagen.

Auf professionelles Niveau wirst Du den Flügel kaum bekommen, aber deutliche Verbesserungen dürften machbar sein.

LG

Pennacken
 
Hallo Marco,

hast Du einen 175er Berdux? Halte ich für erstklassige Instrumente mit pfiffiger Konstruktion (nivellierbare Gussplattenbolzen, durchgängiger Druckstabkapodaster ...) und schönem singenden Klangkonzept.

Stell doch bitte mal ein paar Bilder ein. Wenn Du Dich an die Schellackpolitur wagst schreib bitte über Deine Erfahrungen, möglichst auch mit Bildern. Schwarze Schellackpolitur ist ja nach Expertenmeinungen die Königsdisziplin der Oberflächenbehandlung. Aber ich möchte mich auch irgendwann mal daran versuchen, wobei bei meinem Flügel nur kleinere Ausbesserungen nötig sind.


Gruß
Thilo
 
Hallo Marco,

ich habe es auch gewagt, unseren Flügel mit Schellack zu polieren. Es sind durchaus gute Ergebnisse zu erzielen. Es kommt ein bisschen noch auf den Zustand Deines Flügels an. Ich meine, ob Du nur aufpolieren oder von Grund auf den Schallack aufbauen musst.

Es ist wie bei vielem: Die ersten 80 % gehen mit etwas Übung noch recht gut. Die weiteren 20 % sind wohl eher den Profis vorbehalten, die das täglich oder zumindest mehr als einmal machen. Heute würde ich schon wieder einiges anders machen. Man lernt beim Schellack polieren ständig dazu.

Es kommt auf Deinen Anspruch an. Wenn Du Flächen hast, die völlig ruiniert sind und die einfach wieder ordentlich aussehen sollen, dann würde ich sagen, ja, dass bekommst Du sicher hin.

Liebe Grüße,
Mawima
 
ja vielen Dank für die ersten Beiträge! :p

Bei einigen Stellen kann man sich schon die Maserung vom Holz anschauen. Die stören mich am meisten...
Dann gibt es (natürlich :() Kratzer o.ä. an der Oberfläche...
Tja, und da ich dann doch keine halben Sachen machen möchte, wollte ich schon ein sehr professionelles Endergebnis anstreben und auch einiges dafür an Zeit und Kraft aufbringen.

Ich werde mal ein paar Fotos von den besagten Stellen machen und hier einstellen. Ich hoffe, ich brauche dazu kein Makroobjektiv. :???:


@ pennacken:
Ich habe mal Deine Beiträge durchgelesen, aber nicht wirklich viel gefunden zum Thema Schellack restaurieren. Vielleicht könntest Du hier (oder per PN) Deine Erfahrungen zu diesem Thema mitteilen?

mfG, Marco
 
Ich habe mir eine Notenschrank gebaut, diesen funiert und daran übe ich derzeit. Wenn das dann gut geht, werde ich mein Nielsen bearbeiten und dann irgendwann mal das schwarze aufpolieren.

Diese Seite fand ich hilfreich dabei...


Der Gebrauch von Schellack
 
Hallo Marco,

ich schicke Dir eine PN, auch wg. Bezugsquellen usw., wird aber ein oder zwei Tage dauern.
Die durschscheinende Holzmaserung wirst Du wegbekommen, aber mit den Kratzern wirst Du vielleicht leben müssen.

LG

Pennacken
 
Bei einigen Stellen kann man sich schon die Maserung vom Holz anschauen. Die stören mich am meisten...
Dann gibt es (natürlich :() Kratzer o.ä. an der Oberfläche...
Ich hatte einige Tiefe Kratzer. Die habe ich wegbekommen, indem ich bis auf das Holz geschliffen habe, solange bis die Oberfläche schön glatt war. Ein glatter Untergrund ist das A und O bei Schallack. Je besser die Vorarbeit, desto schöner wird die Schellackoberfläche.

Tja, und da ich dann doch keine halben Sachen machen möchte, wollte ich schon ein sehr professionelles Endergebnis anstreben und auch einiges dafür an Zeit und Kraft aufbringen.
Wenn Du viel Zeit investierst, dann bekommst Du ein Klasse Ergebnis. Nur wirst Du irgendwann auch wieder Klavier spielen wollen. Das hängt dann von Deiner Ausdauer ab. Ich weiß ja nicht, wie schnell das ein Profi machen kann und es hängt ja sicher auch vom Zustand Deines Flügels ab, aber bei mir waren es viele Wochen tägliche Arbeit.

Liebe Grüße,
Mawima
 
@Klavier Volker: der link ist Super! Vielen Dank!

@pennacken: lass Dir ruhig Zeit, es hat keine Eile! Klasse, dass Du Dir die Mühe machst!


so, hier mal einige Bilder. Ich hoffe, man kann es gut genug erkennen.

DSC06184.jpgDSC06190.jpgDSC06191.jpgDSC06188.jpgDSC06185.jpg
 
Das kommt mir alles sehr bekannt vor!

Has Du nicht auch noch ein par schöne Wasserflecken, oder eine richtig tiefe Macke oder eine ausgebrochene Kante?

Im Ernst: Mit Geduld ist das machbar - und was die Zeit betrifft: Du mußt zwischen den einzelnen Arbeitsgängen immer gut durchtrocknen lassen, und das dauert eben, es ist nicht so sehr die reine Arbeitszeit.

LG

Pennacken
 

:D

Wenn ich SO einen Flügel hätte, würde ich das Zimmer erstmal lange, lange Zeit nicht mehr verlassen ;)

In diesem Zustand ist es halt der gealterte, "faltige" Flügel, aber ich finde auch, das sind Charakterfalten - also wenn der gute dann in perfektem Schwarz erstrahlt, ist es halt nicht mehr DIESER Flügel mit seiner eigenen Geschichte, sondern ein schwarzer Hochglanzflügel wie unzählige weitere...

Aber in beiden Fällen ist es ein klasse Instrument :)
 
Hallo Marco.
also ich würde die Oberfläche auch so belassen wie sie ist. Das verleiht deinem Flügel Würde. Gibt doch nichts Schlimmeres als Menschen (bevorzugt Frauen, noch), die sich, in die Jahre gekommen, die Gesichtshaut hinters Ohr nähen lassen. Ne, ne, auf die inneren Werte kommt es an :cool:.

Ich habe an meinem eigenen Flügel eine ganz interessante Erfahrung gemacht. Als er bei mir einzog und Michael ("Klaviermacher") sich seiner annahm, wollte ich auch etwas am Flügel putzen und ihn quasi mitstreicheln. Da habe ich mich über die Pedale und deren Gestänge hinter der Lyra hergemacht und das Messing schön poliert. Es hatte halt auch die übliche Patina. Naja, das Ergebnis fand ich ziemlich furchtbar, der neue Glanz passte überhaupt nicht zum Gesamtkunstwerk, es sah einfach irgendwie falsch aus. Deshalb blieben die Füßchenrollen und sonstige Scharniere von weiterer Polierpaste verschont. Nur der Blüthner-Schriftzug natürlich nicht ;) Also zum Glück sind die Pedale samt Gestänge nun schon wieder etwas nachgealtert und das Bild ist wieder rund.

In diesem Sinne, ich würde mir das Facelifting gut überlegen. Stell` doch mal ein Foto ein, auf dem man den Flügel ganz sehen kann, von diesen Dalli-Klick Aufnahmen kann man sich nur schwer ein Bild machen.

LG, Sesam
 
Hallo Marco,

wenn ich die Bilder sehe, verstehe ich Dich. Aber ich verstehe auch Philter und Sesam. Meine Frau hatte auch Bedenken, dass unser fast 100-jähriger Flügel seinen Charme verlieren würde, wenn er neu poliert ist. Das ist aber nicht der Fall.

Unserer ist so wie er ist einfach nur zum gern haben. Er sieht bei weiten noch nicht neu aus. Schon gar nicht wie ein heutiger nagelneuer Polyester-Flügel. Er steht einfach ein bisschen strahlender und fröhlicher da. Das gönne ich ihm gerne.

Liebe Grüße,
Mawima
 
@Sesam:

Ich würde das nicht mit Facelifting vergleichen, sondern mit Schuhe putzen. Meine alten Lieblingsschuhe putze ich ja trotzdem oder gerade deshalb, weil ich sie gern habe.

Bestätigen kann ich aber den Effekt des "Gesamtkunstwerkes". Wenn man an einem Eck angefangen hat, dann muss man es durchziehen. Ein bisschen aufpolieren nur an einem Detail, das passt nicht.

Bei mir war es anders herum. Ich habe den Schellack gemacht, dann haben die dunkelbraunen Messingteile nicht mehr gepasst. Jetzt habe ich einfach alles rundherum vom Dreck befreit und ein bisschen aufgefrischt. So passt alles wieder zusammen und ist in sich stimmig.

Liebe Grüße,
Mawima
 
Es weicht ein wenig vom Thema ab, wenn man über den Sinn und Nutzen des frisch Polierens geht, doch ich möchte an dieser Stelle meine kürzlich erworbenen Eindrücke schildern. Im Laden vom berühmt berüchtigten klavierretter steht ein winzig kleiner Stutzflügel. Als er bei uns einzog, sah er von außen aus wie tiefgefroren und wir rieben uns die Hände ob des wunderbaren Übungsobjektes zum Erlernen der Schellackpolitur. Vor ein paar Wochen begannen wir unter Anleitung des klaviermachers mit der Verschönerung des Flügels. Nun, nach ein paar Schichten (und einigen Fehlversuchen), strahlt er schon wieder ganz passabel. Fertig sind wir zwar noch nicht, doch es ist zu erkennen, wie er demnächst aussehen wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sein(e) zukünftige(r) Käufer(in) sich an diesem schön aufpolierten Instrument erfreuen wird, doch mein Eindruck hat sich im Laufe der Zeit ein bisschen getrübt. Die äußerliche Veränderung des Ist-Zustandes ist für mich persönlich eine Charakteränderung und ich vermisse ein wenig die "bemitleidenswerte" Oberfläche. Zwar bin ich stolz auf das bereits geschaffte, aber es ist nicht mehr der Flügel, der bei uns einzog.
Ähnliche Feststellung machte ich übrigens beim Flügel von Mawima. Dieser ist (wie vermutlich bekannt) ebenfalls durch die Räume des klavierretters geschlendert und wurde meine erste große Flügelliebe. Von innen perfekt und außen "benutzt" zog dieser in die weite Ferne, um im Wohnzimmer der Familie Mawima für Freude zu sorgen. Wie bereits erwähnt, hat er den Flügel von außen wieder aufgemöbelt und natürlich durften wir uns über Bilder des Schätzchens erfreuen. Ich stelle fest, es ist nunmehr lediglich ein ähnliches Abbild meiner großen Liebe.

P.S. Diesem Beitrag ist keinerlei Wertung hinzugefügt, ob das Aufpolieren alter Schellackoberflächen nun sinnvoll ist, oder nicht.
 
Ich würde das nicht mit Facelifting vergleichen, sondern mit Schuhe putzen. Meine alten Lieblingsschuhe putze ich ja trotzdem oder gerade deshalb, weil ich sie gern habe.

Auch auf einem alten Flügel mit viel Gebrauchsspuren, die von den -zig verbrachten Stunden daran erzählen, kann man Staub wischen. DAS würde ich mit Schuhe putzen vergleichen.

Mir geht es ebenso wie Sesam und anderen, dass ich befürchte, dass durch neuen Schellack der Flügel eher steril und uninteressant wird statt Geschichten erzählen kann. Genau wie ein altes faltiges Gesicht viel interessanter ist als ein facegeliftetes. Also, auch das alte faltige Gesicht darf gewaschen und geputzt sein!

Davon abgesehen gestehe ich, dass ich auch den S&S-Schriftzug meines alten Schätzchens vor fast 40 Jahren, als ich ihn bekam, auf Hochglanz poliert hatte... Mittlerweile lasse ich auch das.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
... trau dich ruhig... allerdings würde ich mich von der Vorstellung verabschieden, ein "absolut professionelles" Ergebnis zu erzielen. Für eine "perfekte" Schelllackoberfläche brauchst Du Jahre der Erfahrung. Aber trotzdem wird der Flügel bestimmt deutlich schöner, wenn die vorhandene Oberfläche aufpoliert wird... die durchscheinenden Stellen verschwinden... die Oberfläche wird deutlich schwärzer und bekommt wieder "Tiefe"... und es macht überhaupt nichts, wenn noch die Spuren der Geschichte, wie Riefen und Kratzer, zu sehen sind... denn die machen den Charme eines alten Instrumentes aus.
Mit ein paar Tagen Übung und - wenn möglich - fachkundiger Anleitung, bist du bestimmt in der Lage, das Unternehmen anzugehen, ohne Dich hinterher zu ärgern.
Viel Spaß dabei und LG
Georg
 
und es macht überhaupt nichts, wenn noch die Spuren der Geschichte, wie Riefen und Kratzer, zu sehen sind... denn die machen den Charme eines alten Instrumentes aus.

So was ist immer Ansichtssache. Mein Junius ist aufpoliert worden, mit all seinen alten Kitchen und Ecken. Im Laden viel mir das garnicht auf, da sah ich erst einmal nur ein hochglanzpoliertes Klavier. Heute steht das Klavier im Wohnzimmer, seitlich zum Lichteinfall und jedesmal, wenn ich auf das Klavier schaue, fallen mir diese "Zeichen der Zeit" auf und sie stören mich. So sehr, das ich schon fleissig übe mit Shellack, um irgendwann dieses Klavier wieder so erstrahlen zu lassen, wie es seinerzeit im Laden ausgesehen haben muss. :-)

Gruß Volker
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Auch auf einem alten Flügel mit viel Gebrauchsspuren, die von den -zig verbrachten Stunden daran erzählen, kann man Staub wischen. DAS würde ich mit Schuhe putzen vergleichen.

Das sehe ich auch so! Jeden Samstag, wenn Vati sein Auto wäscht, stehe ich mit dem Staubsauger vor meinem Flügel, schraube den weichen Bürstenvorsatz auf das Saugrohr und hauche damit über den Flügel und alle seine Teile. Hinterher gucke ich dann aus allen Winkeln und Perspektiven, ob sich noch ein Staubkorn irgendwo verkrochen hat, das wird dann gleich weggescheucht. Nach dieser Staubsauger-Zeremonie kommt der Poliervorgang: ich nehme ein ganz, ganz flauschiges Baumwolltüchlein und entferne damit etwaige Fettfinger klappen- oder deckelseits. Abschließend werden noch die Elfen auf Unreinheiten untersucht, damit ja nichts an ihrer wunderbaren Oberfläche kratzt.

Und jedesmal wieder stelle ich fest: es gibt doch nichts Schöneres als ein paar gepflegte Kratzer, Dellen und Kanten.

LG, Sesam
 

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