Danke Euch für die Rückmeldungen und "Likes"! :)
Eine Bemerkung von Gernot möchte ich kurz aufgreifen, weil ich diese nicht zum ersten Mal höre.
nur beim Choral ist mir die Agogik zu weit von meinem eigenen Choralempfinden entfernt.
Ein befreundeter Klavierspieler hat nämlich eine ähnliche Bemerkung zur Agogik in schärferer Form für die ganze Aufnahme (also nicht nur für den Choral) getroffen; er fand es unmöglich, solche schlichten Stücke derart mit Rubato zu überladen und außerdem fand er, dass das ganze sich "wie eine billige Chopin-Parodie" anhört (eine Freundschaft unter Amateurpianisten muss solch harsches Urteil wohl aushalten :D )
Das Argument, dass man (so genannte) schlichte Stücke auch schlicht spielen muss, ist ja weitverbreitet und wird oft nicht nur als Meinung, sondern quasi als Dogma verbreitet (das bezieht sich jetzt natürlich nicht auf Dich, Gernot, Du hast Dich ja explizit auf Dein eigenes Choralempfinden bezogen).
Aber besonders in solchen Stücken, die ja bewusst ein kindliches Gemüt ansprechen (bzw. im Falle von uns, dem Kindesalter Entwachsenen, zumindest Erinnerungen oder Empfindungen aus der Kindheit heraufbeschwören), mag ich dieser Mahnung zur Mäßigung nicht ganz folgen. Denn was gibt es Schwärmerisches als eine Kinderseele, für die z.B. der Knecht Ruprecht nicht eine niedliche Erzählung, sondern vielleicht wirklich noch etwas düster-gruseliges hat?
Was dem einen als angebrachte, maßvoll-noble Zurückhaltung oder berührende Schlichtheit der Interpretation erscheint (eine Meisterschaft hierin wird ja oft bei Rubinstein gerühmt), kann m.E. je nach Kontext auch als künstlich antrainiertes Zügeln des natürlichen Ausdrucks, als "erwachsene" Zurückhaltung und Mäßigung erscheinen, die doch gerade nicht angebracht sind, wenn es eben darum geht, der schwärmerischen Direktheit kindlicher Empfindungswelt Ausdruck zu geben....
Naja, ich weiß nicht, ob klar ist (bzw. überhaupt jemanden interessiert), was ich meine, aber ich finde die unterschiedlichen Auffassungen in dieser Agogik-Frage eigentlich ganz interessant... (und denke, dass es verschiedene Sichtweisen geben kann, die gleichberechtigt nebeneinander bestehen können)
P.S. Zu den Unebenheiten, von Fips zurecht angesprochen -- die lassen sich natürlich nicht mit Gelaber über agogische Gestaltung beiseite reden, sondern sind einfach nur ärgerlich, grrr... :-x