Saugferkel's Sauereien

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Ich habe ja auch schon länger den Verdacht, dass sich Fazil Say hier als "Saugferkel - Der klimpernde Türke" einen Scherz mit uns im Forum erlaubt:idee::-D.
 
Ich habe ja auch schon länger den Verdacht, dass sich Fazil Say hier als "Saugferkel - Der klimpernde Türke" einen Scherz mit uns im Forum erlaubt:idee::-D.
Ich wünschte, dass es der einzige Unterschied wäre, dass er seine Narbe an der Oberlippe hat und ich an der rechten Hand. Als glückliches Kind spielt er ja seit seiner Kindheit.

Ich spreche deutsch aber besser als er. :-D
 
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Hallo @brennbaer,


Dann sah ich auf das Datum des Beitrags und stellte fest, dass Du zu diesem Zeitpunkt gerade mal ein halbes Jahr gespielt hattest.

Für Fantaisie Impromptu habe ich 4 Monate gebraucht, damit ich das ganze Stück auswendig im Kopf hatte. Vor FI habe ich Comptine d'un autre été, Für Elise, Nocturne 9/2 und ein Paar Kleinigkeiten gespielt. Einiges habe ich nicht zu Ende gebracht wie La Valse d'Amelie, Rondo Alla turca usw.



dass du 10.2015 mit dem Klavierspielen angefangen hast

Damals, als ich im Forum noch ein Frischling war, war's mir mit dem genauen Anfangszeitpunkt egal, drum schrieb ich hier und da ungenaue Zeiten rein, welche um einen Monat variierten. Es sorgte mehr für Skepsis. Da meine Frau mittlerweile die SMS (siehe Anhang) vom alten Besitzer des Klaviers aus ihrem Handy ausgegraben hat, kann ich genau sagen, dass ich seit November '15 spiele.


Innerhalb eines halben Jahres von Null auf Hundert den "Schopäng" auf diesem Niveau in die Tasten zu hauen, dabei gleichzeitig noch den Czerny bis Übung 35 meistern, und das alles mit nur einer Stunde Üben pro Tag erscheint mir allerdings wenig glaubhaft.

Am Anfang, als ich noch Fantaisie Impromptu übte, verbrachte ich an Samstagen teilweise 5 Stunden am Klavier. Nach dem die Nachbarin vor der Tür stand, zu sagen, dass sie den Fernseher nicht hören kann, war's das dann auch mit langer und lauter Übung am Klavier. Die eine Stunde im Durchschnitt rechnet sich eher über die ganze Woche verteilt und mit der Übung meine ich, was ich am Klavier, Digi und mittlerweile Flügel tue. Außerhalb dieser Zeiten, dass ich die Stücke, die ich spiele und lernen will, im Auto, draußen mit Kopfhörern usw. andauernd höre und unterwegs Fingerübungen mache, zähle ich nicht mit.


Am Armaturenbrett meines Autos klebt ein Zettel, dass ich Tonleiter spielen, Finger-, Triller-, Tremolo-usw.-übungen machen soll, damit ich es nicht vergesse. Alberti-Bässe zählen auch dazu. Wenn man die mitrechnet, dann übe ich mehr als 1 Stunde am Tag, das aber ohne Instrument.


Wie sehen, bzw. sahen denn Deine Übungssitzungen im Selbststudium aus. Mittlerweile scheinst Du ja auch Unterricht zu nehmen. Wie unterscheidet sich Dein Lernen mit Lehrer vom vorherigen Lernen im Alleingang?

Es unterscheidet sich noch nicht ganz viel. Meine Lehrerin hat etwas Zeit gebraucht, mich besser einschätzen zu können. Denn, wenn Du zur Vorstellung mit Op. 66 und Op. 72 von Chopin kommst, geht sie zuerst davon aus, dass du die Basis hast, die ich aber nicht habe. Sie merkte erst im Laufe der Unterrichtsstunden, dass ich falsche Hand- und unnötige Gelenkbewegungen mache, außerdem mit viel Hektik spiele.


Sie meinte, dass ich eher "aus den Fingern" spielen soll. Damit wird gemeint, glaube ich, ungefähr so wie der Krystian Zimerman spielt. Das brachte mich indem Sinne so weiter, dass ich nun etwas flüssiger spielen kann. (Siehe den Schluß der Einspielung Nocturne No. 20) Das habe ich vorher nie so hingekriegt. Ich mache nun so viel wie nötig diese Bewegungen. (Auch verbesserungsbedürftig.)


Meine Notenlese-Geschwindigkeit gefällt ihr nicht, ihrer Meinung nach führt es auch dazu, weil ich mir Töne, Akkorde und Läufe gut merken kann, dass ich beim Auswendig-Spielen weniger auf die Noten schaue, die dynamischen Angaben und Phrasierungen missachte, außerdem mir viele Noten falsch merke. Da ich nach dem Auswendig-Lernen nicht drauf schaue, tue ich diese auch nicht korrigieren, was genau zutrifft. (Siehe Einspielungen Nocturne Op. 72 und Op.9 No.1) Da sind ein Haufen von falschen Noten drin. Hochgeladen hatte ich die Videos vor dem Unterricht, ohne Korrektur.


Nun will sie zuerst meine Notenlese-Fähigkeit verbessern. Technisch findet sie mich gut, Läufe funktionieren nicht schlecht aber verbesserungswürdig. Drum will sie mit mir am Anfang die technisch nicht anspruchsvollen Stücke erarbeiten, damit ich einiges von den Noten besser verstehen und umsetzen kann. Drum fingen wir miteinander an mit kleinen Sonatinen von Clementi.


Da ich in den Ferienzeiten keinen Unterricht habe, habe ich auf eigene Faust mit dem Nocturne Op. 27 No. 2 angefangen. Diesmal versuche ich alles wie im Blatt zu lernen und zu spielen. Mir gefällt die Einspielung von Rubinstein sehr.


Vorher habe ich so geübt, wie im letzten Beispiel mit dem Nocturne. Ich habe mir ein Stück ausgesucht und es vor mich hin geübt. Zig Mal gehört, nötige Bewegungen unterwegs gemacht, diese am Klavier (Digi) auf die Tasten gebracht und es ging.


Jedenfalls drängen sich mir 3 Gedanken auf:

1.: entweder es kommt eines Tages der große Knall und Du zeigst uns mit einem "Ätsch-bätsch, reingelegt" die lange Nase

Das habe ich nicht nötig.


oder

2.: oder wir haben es hier mit einem besonderen Naturtalent zu tun.

In dem Fall müsste man allerdings nachträglich Deinen Eltern eine "links und eine rechts" geben, dass sie Dein offensichtliches Talent nicht erkannt und gefördert haben.

Musikunterricht war meinen Eltern einfach zu teuer. Ich kann Dir nicht sagen, wieviel es in der Türkei zu der damaligen Zeit kostete. Ich kannte die Unterrichtsvarianten nicht mal, also Einzelunterricht, Gruppenunterricht usw.


Weil nun jeder weiß, dass ich Türke bin erzähle ich eine kleine Geschichte aus meiner Kindheit:


Ich ging zum Vorbereitungskurs für die Aufnahmeprüfung zum Gymnasium in Altunizade (İstanbul) als ich in der Grundschule (İlkokul) war. An den Tagen nach dem Kurs sah ich ein Plakat, dass in "Altunizade Kültür Merkezi" (Kulturzentrum Altunizade) ein Klavier-Gruppenunterricht organisiert wird und das zu einem richtig günstigen Preis. Nach Hause gegangen, drum geweint, dass ich dorthin will, weil es ja auch günstig ist und ich sowieso nach Altunizade gehe, also es werden auch keine extra Fahrtkosten entstehen.


Schön und gut, wir gingen dorthin mit der Mutter, in einem großen Raum waren wir glaube ich 30 Kinder. Vielleicht mehr oder weniger, weiß nicht mehr.


Der alte russische Klavierlehrer, mit einer Glatze aber langem Pferdeschwanz brachte uns allen eine Seite Noten, nur für die RH. Ich kann mich nicht richtig daran erinnern, welche diese Stücke waren. Ich glaube, das K265 von Mozart war dabei, das kennen und singen wir Türkische Kinder in der Schule als "Daha dün annemizin kollarında yaşarken." Die kannte ich aber vom Gehör bereits und nachdem ich 3-4 Stücke eines nach dem Anderen von den Noten gespielt habe, während die anderen noch beim Ersten kämpften, fragte der russische Lehrer, ob wir ihn nach dem Gruppenunterricht zu Hause besuchen würden.


Gleich am Zentrum in Altunizade wohnte er im Erdgeschoss, hatte einen Flügel zu Hause. Ich weiß nicht, was für einer der Flügel war. Er fragte mich, ob ich was vorspielen wollte. Ich habe "Samanyolu" beidhändig vorgespielt, was ich vom Gehör lernte. Mit der LH habe ich einfach den Walzer-Rhythmus gehalten und mit der RH die Melodie gespielt.


Rhythmus mit der LH zu halten wollte ich auch selber als Kind. Das machte das Keyboard eigentlich selber. Ich hätte aber nicht sagen können, dass ich es selber gespielt habe, wenn die Hälfte das Keyboard tun würde, drum wollte ich den Rhythmus auch selber halten und von dem Motiv des Klangs des Walzer-Rhythmus aus dem Keyboard habe ich selber gefunden, wie ich es tun musste.


Es hörte sich ungefähr so an:


https://soundcloud.com/user-318816702/samanyolu-beispiel


Nachdem ich das dort vorgespielt habe, fragte er, ob ich es selber lernte, danach schlug der alte Lehrer meiner Mutter vor, mich zu unterrichten, ohne Entgelt. Dafür verlangte er, meine schulische Ausbildung eher in die Richtung zu drehen, dass ich Musik studiere und die ganze Zeit jeden Tag mehrere Stunden am Tag wird er mich begleiten und unterrichten. Er gebe auch in Russland große Konzerte und könne sich recht gut vorstellen, mich auf die Bühne zu bringen.


Meine Mutter sagte ihm, sie überlegt sich das.


Nachdem wir die Wohnung verließen, sagte mir meine Mutter: "Ist er verrückt oder was? Von was wirst du leben, wenn du keinen Beruf hast? Wirst du auf den Hochzeiten spielen und die Leute um Geld betteln? Vergiss es. Spiele es weiter als Hobby, das kannst du ja gut."


Danach sah ich weder diesen Lehrer noch bekam Unterricht. Ich klimperte weiterhin sporadisch und autodidaktisch vor mich hin. Irgendwann gingen die Tasten ja eh komplett kaputt.


Im Kindesalter hört man ja auf seine Eltern. :-)
 

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In dem Fall müsste man allerdings nachträglich Deinen Eltern eine "links und eine rechts" geben, dass sie Dein offensichtliches Talent nicht erkannt und gefördert haben.

So sehe ich das auch. (Damit meine bzw. sage ich nicht, dass ich talentiert bin.)


Ich wünschte, ich hätte zumindest vor 10 Jahren ein Klavier bekommen, um die Lust auf die Tasten wiederzufinden.


Und so toll kann Dein Musikuntericht auch nicht gewesen sein, wenn Dein(e) Lehrer seinerzeit dieses m.M.n. außergewöhnliche Talent nicht erkannt und alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um Dich in dieser Richtung bestmmöglich zu fördern.

Dafür gebührt den Lehrern ehrlich gesagt nicht nur eine links und rechts, sondern mindestens 5 oder 6.

Sogar alle Nachbarn und Bekannten sagten damals immer, dass ich gefördert werden müsste. Meine Eltern waren stolz, ein Kind zu haben, das ihnen das gewünschte Lied schwuppdiwupp vom Gehör spielen konnte. Mehr war leider nicht drin. Auf Hochzeiten und Pinknick-Treffen habe ich die Leute glücklich gemacht mit meinem Spielen und Singen.


Chopin nach 6 Monaten auf diesem natürlich nicht perfekten, aber sehr beachtlichen Niveau ist NICHT durchschnittlich und nicht der Regelfall.

Durch solche Aussagen könnte sich so mancher wirklich normal durchschnittlich begabte Schüler verhöhnt vorkommen (so nach dem Motto: wenn Nocturne Op.9 No.2 oder Fantaisie Impromptu Durchschnitt ist, muss ich aber einen ganz schön unterdurchschnittliche Niete sein), auch wenn dies mit Sicherheit nicht in Deiner Absicht liegt.

Als Kind musste ich hässliche Volks- und Tanz-Musik spielen. Hier das Beispiel. Ich hätte meine Zeit gerne mit der klassischen Musik verbracht, wenn ich es mit meinem jetzigen Wissensstand betrachte. Die hatte ich aber in meiner Umgebung nicht. Sowas wie diese türkische Tanzmusik spiele ich immer noch übrigens an meinem Flügel zum Spaß. :-)


Ob es ein Regelfall ist oder nicht, das kann ich nicht beurteilen. Ich werde froh und glücklich sein, wenn ich in weniger als 10 Jahren die Stücke von Chopin und Liszt in akzeptabler Qualität spielen kann.


Aber das klingt schon so ein bißchen nach "fishing for compliments"

Das habe ich wie gesagt nicht nötig.


3.: Du bist tatsächlich doch nur durchschnittlich begabt, hast aber, wie auch immer, den "heiligen Gral" des effizienten und effektiven Klavierlernens entdeckt und führst gerade Jahrhunderte der althergebrachten Klavierpädagogik ad absurdum.

Ich bin nicht in der Lage dazu etwas zu sagen. Ich lerne es, wie ich es für richtig halte. Deutsch habe ich auch so gelernt, spreche seit fast 9 Jahren. Der Unterschied liegt darin, dass ich Deutsch mit Unterricht gelernt habe. :-)
 
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Hi saugferkel,
herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Dass du als "KlimpernderTürke" eine dementsprechende Herkunft hast, war mir ja schon klar. Ich war aber davon ausgegangen, dass Du in D aufgewachsen bist oder gar geboren wurdest.
Nach Deiner Schilderung ist jetzt aber nachvollziehbar, warum Du seinerzeit nicht entsprechend gefördert wurdest.
Wenn ich es richtig verstehe, bist Du vor ca. 10 Jahren nach D gekommen, hast also Deine ersten 24/25 in der Türkei verbracht.
Wenn ich mir vorstelle, wie weit die Türkei noch in den 80er und 90er Jahren Deutschland hinterherhinkte (in den vergangen rund 10 Jahren hat sich dort ja enorm viel getan, die Türkei schien in vielen Belangen auf einem guten Weg zu sein, wobei es nun aktuell leider so aussieht, als würden etliche Schritte rückwärts gegangen), ist es nur allzu leicht zu verstehen, dass sich die Eltern einen "richtigen Beruf mit sicherer Zukunft" für das Kind vorstellten und wünschten.
Mal ganz davon abgesehen, dass man sich dort zu der Zeit nicht so mir nichts, dir nichts selbst ein einfaches Keyboard leisten, geschweige denn ein Klavier in die Bude stellen konnte.
Ich denke selbst hier in Deutschland wäre es nicht so selbstverständlich gewesen, die Eltern davon zu überzeugen, eine derart unsichere Richtung einzuschlagen.
Da heißt es dann lieber: "Lern' erst mal was Anständiges!, die Kunst kannst Du ja als Hobby machen."
Diese Sicht auf die Dinge ist ja, wenn man realistisch ist, auch irgendwie nachvollziehbar.
Man muss sich schon dessen bewusst sein, dass man selbst mit einem außerordentlichen Talent nicht unbedingt groß rauskommt.
(Kleine Anekdote am Rande: in den frühen 80ern lernte ich einen jungen Amerikaner kennen, der als vielfacher Preisträger diverser Klavierwettbewerbe in de USA mit einem Stipendium für ein Musikstudium nach Deutschland gekommen war. Nun, das Schicksal wollte es damals, dass er den damaligen neuen Star am Klavierhimmel, Dimitri Sgouros, kennenlernte. Nach dieser Begegnung hatte es sich für den Jungen mit der Musikerkarriere. Völlig frustriert von der Erkenntnis, dass egal, wie sehr er sich anstrengen würde, er niemals an Sgouros' Niveau heranreichen würde, hing er den Wunsch, professioneller Musiker zu werden an den Nagel und fing stattdessen ein Informatikstudium an. Wenn ich mich an das kleine Privatkonzert zurückerinnere, dass er damals einem Freund und mir gegeben hatte, kriege ich heute noch eine Gänsehaut. Tja, und trotz seines weit überdurchschnittlichen Talents war ihm wohl klar geworden, dass er selbst damit nur einer von den "unter ferner laufenden" Pianisten werden würde.)

Dein Fall ist schon definitiv traurig, da Du offensichtlich mehrmals "hier" gerufen haben musst, als das Talent verteilt wurde.
Natürlich lässt sich heute nicht sagen, was aus Dir geworden wäre, wenn Du die bestmögliche Förderung erfahren hättest, es ist auch müßig, such darüber den Kopf zu zerbrechen.

Hier übrigens ein gutgemeinter Rat von einem Abi: stell Dein Licht nicht unter den Scheffel!
Du kannst doch nicht allen Ernstes meinen, dass der russische Professor angeboten hätte, dich kostenlos (da kann ich deine Eltern allerdings nicht verstehen, es hätte sie ja nichts gekostet) zu unterrichten, wenn er nicht ein besonderes Potential in Dir gesehen hätte.
Außerdem zeigen doch schon deine Ausführungen, wie dein gesamtes Umfeld erkannte, dass Du etwas Besonderes hast und wie leicht es Dir als Kind, und auch heute, ohne jegliche Ausbildung in dieser Richtung fiel und fällt, Musik nach Gehör nachzuspielen. Das, was du da schilderst, ist mit Sicherheit nichts, wozu das Durchschnittskind zu tun in der Lage ist.
Und lies Dir doch die diversen Beiträge im Forum durch, wo Mitglieder mit jahrelangem Unterricht teilweise frustrierte Beiträge verfassen, weil sie irgendwie nicht vorankommen. Da lese ich teilweise von Problemen, mit denen Du Dich anscheinend selbst als Anfänger nicht herumschlagen musst.
Außerdem scheinst Du das beneidenswerte Glück zu haben, Noten recht gut memorieren zu können. (Am Ende bist du auch noch Eidetiker... ;-) )
Nein, nein, Du hast da schon etwas Besonderes, nichts, was man lapidar abtun sollte. Das zuzugeben und auch für dich zu akzeptieren, Deine Bescheidenheit ehrt Dich ja, hat nichts mit Eitelkeit zu tun.
Und nochmals nein: diese Stücke nach 5 bis 6 Monaten auf dem von Dir gezeigten Niveau zu spielen ist mit Sicherheit nicht der Regelfall.
Das lässt sich alleine schon aus den dadurch ausgelösten Diskussionen und vielfach geäußerten Zweifeln schließen.
Also: etwas mehr Selbstbewusstsein diesbezüglich würde Dir gar nicht mal so schlecht stehen :-)
Ich wäre jedenfalls stolz wie Bolle, wenn ich von mir sagen könnte, dass ich so eine besondere Gabe habe.


Ich muss jetzt aber nochmal nachfragen: ich habe Dich jetzt so verstanden, dass Du nie Zeit mit "Anfängermaterial" "verplempert" hast, sondern direkt mit dem "richtigen Stoff" losgelegt hast.
Das ist doch richtig?

Und um es besser einschätzen zu können: kannst Du Angaben dazu machen, wieviel Prozent Deiner Übezeit am Instrument reine Technikübungen (Tonleitern, Triller, etc) ausmachen und wieviel das Üben am eigentlichen Stück?
 
Hi saugferkel,
herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Dass du als "KlimpernderTürke" eine dementsprechende Herkunft hast, war mir ja schon klar. Ich war aber davon ausgegangen, dass Du in D aufgewachsen bist oder gar geboren wurdest.
Nach Deiner Schilderung ist jetzt aber nachvollziehbar, warum Du seinerzeit nicht entsprechend gefördert wurdest.
Wenn ich es richtig verstehe, bist Du vor ca. 10 Jahren nach D gekommen, hast also Deine ersten 24/25 in der Türkei verbracht.
Hallo @brennbaer Abi, :-)

ja, so ist es gewesen. Ich habe 1,5 Monate vor meiner Einreise nach Deutschland angefangen, von Null auf deutsch zu lernen.

die Türkei schien in vielen Belangen auf einem guten Weg zu sein, wobei es nun aktuell leider so aussieht, als würden etliche Schritte rückwärts gegangen
Die Entwicklung erschien nur den Außenstehenden gut. Die dort lebenden Türken, die der anderen politischen Ansicht sind, ahnten das bereits, wie es sich entwickeln würde. So ist es auch geworden. Also, keine Überraschung.

Mal ganz davon abgesehen, dass man sich dort zu der Zeit nicht so mir nichts, dir nichts selbst ein einfaches Keyboard leisten, geschweige denn ein Klavier in die Bude stellen konnte.
Da hat sich auch nichts geändert. 100 Jahre alte, heruntergekommene Klaviere, die man in Deutschland gegen Kaugummi über eBay-Kleinanzeigen verschenkt, lassen sich in der Türkei für 4000 TL (umgerechnet 1000€) verkaufen. Es wäre für mich fast undenkbar, ein ordentliches Klavier zu besitzen.

Natürlich lässt sich heute nicht sagen, was aus Dir geworden wäre, wenn Du die bestmögliche Förderung erfahren hättest, es ist auch müßig, such darüber den Kopf zu zerbrechen.
Das tue ich ja auch nicht. Obwohl ich ab und zu schon drüber nachdenke, was aus mir geworden wäre, wenn ich doch bei dem Russen mitgemacht hätte, bin ich heute nur deswegen traurig, dass ich vor einpaar Jahren anfangen könnte, wenn ich früher einem Klavier begegnet wäre. Ansonsten bin ich froh, dass ich meine Familie mit meinem Beruf ernähren kann.

(da kann ich deine Eltern allerdings nicht verstehen, es hätte sie ja nichts gekostet)
Meiner Mutter hat die Idee "musikalische Ausbildung und Studium an der Musikhochschule" statt sichere Ausbildung mir mehr Job-Chancen nicht geschmeckt. Nun bin ich Tierarzt, das ist in den Augen der Eltern sicherer als die andere Ausbildung für den kleinen Buben.

Also: etwas mehr Selbstbewusstsein diesbezüglich würde Dir gar nicht mal so schlecht stehen
Ich danke Dir für Deine netten Worte. :-)

Ich wäre jedenfalls stolz wie Bolle, wenn ich von mir sagen könnte, dass ich so eine besondere Gabe habe.
Ich bin eigentlich nicht unzufrieden mit dem, was ich jetzt habe. Werde aber glücklicher, wenn ich die 1. Ballade von Chopin zu Ende gelernt habe und vorspielreif spielen kann.

Ich muss jetzt aber nochmal nachfragen: ich habe Dich jetzt so verstanden, dass Du nie Zeit mit "Anfängermaterial" "verplempert" hast, sondern direkt mit dem "richtigen Stoff" losgelegt hast.
Das ist doch richtig?
Ja, genau so ist es.

Und um es besser einschätzen zu können: kannst Du Angaben dazu machen, wieviel Prozent Deiner Übezeit am Instrument reine Technikübungen (Tonleitern, Triller, etc) ausmachen und wieviel das Üben am eigentlichen Stück?
Technikübungen, Tonleiter, Triller usw. machen nicht mal 10% des Gesamtaufwandes aus. Sie sind auch teilweise in den Stücken drin, daher lerne/übe ich sie beim Erlernen eines Stückes mit. Die benötigte Tonleiter spiele ich meistens vor dem Stück einmal hoch und runter, damit ich mir die schwarzen Tasten merke. :-)Dur- und Moll-Tonleiter kann ich vom Gehör spielen, wenn ich eine nicht kenne. Für die Technikübungen habe ich ja beim Autofahren und draußen viel Zeit.

In der Hälfte der 1. Ballade z.B. muss man beim Greifen der Oktave mit 4-5 kurz trillern. (Siehe Anhang) Das übte ich z.B. immer unterwegs. Auch allein 4-5 Triller ohne Oktave zu greifen mit beiden Händen übe ich meistens nicht am Klavier. In einpaar Tagen funktioniert dann die Stelle und diese Beweglichkeit bleibt mir erhalten.
 

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Nee, ich meinte "weder noch". Habe bei Saugferkel halt immer nur gehört und nix gelesen. :-)
 

@saugferkel, ich finde es toll, dass Du so ein wenig "aus Deinem Leben" geplaudert hast. Hab' ich gerne gelesen!
 
Liebes Ferkelchen,
ich finde, du hast einen tollen Beruf gewählt. Und da du in sehr absehbarer Zeit sicherlich all deine Lieblingsstücke spielen können wirst, ist doch eigentlich alles spitze.
Was gibt es Besseres als auf diese Art Musik zu machen? Ohne Stress, Geldnot und nervige Schüler.
Liebe Grüße,
NaMu
 
oder wir haben es hier mit einem besonderen Naturtalent zu tun

Ohne jeden Zweifel.

@saugferkel
Je mehr ich von Dir erfahre, desto tiefer ziehe ich meinen Hut. :blume:


Trotzdem glaube ich, dass Deine Mutter hinsichtlich der Berufswahl richtig lag. Lieber ein grundsolider Beruf plus hobbymäßig richtig toll klavierspielen können als "gezwungen" zu sein, davon zu leben. ;-)
 
@saugferkel, ich finde es toll, dass Du so ein wenig "aus Deinem Leben" geplaudert hast. Hab' ich gerne gelesen!
:-)

Liebes Ferkelchen,
ich finde, du hast einen tollen Beruf gewählt. Und da du in sehr absehbarer Zeit sicherlich all deine Lieblingsstücke spielen können wirst, ist doch eigentlich alles spitze.
Was gibt es Besseres als auf diese Art Musik zu machen? Ohne Stress, Geldnot und nervige Schüler.
Liebe Grüße,
NaMu
Ich hoffe, das werde ich schaffen können, NaMu. Danke.

Mit der Art des Musizierens hast Du aber recht. Ich hätte es nur noch länger in meinem bisherigen Leben gehabt.

Je mehr ich von Dir erfahre, desto tiefer ziehe ich meinen Hut.
Das freut mich sehr, Barratt. Danke schön.:-)

Trotzdem glaube ich, dass Deine Mutter hinsichtlich der Berufswahl richtig lag. Lieber ein grundsolider Beruf plus hobbymäßig richtig toll klavierspielen können als "gezwungen" zu sein, davon zu leben. ;-)
Da hast Du auch recht. Ich hätte auch meine Bedenken, wenn mir mein Kind sowas gesagt hätte, seine gesamte Laufbahn zu ändern. Ob ich genauso wie meine Mutter reagiert hätte, weiß ich leider nicht. Zumindest hätte ich Wege gesucht zum regelmäßigen Unterricht.

Diese Woche war wieder eine schlechte Woche, was das Klavier anbelangt, wegen viel Arbeit. Nun muss ich es am WE nachholen. :-)
 
Zum Thema Musik als Beruf:
da weiß ich auch nicht so richtig, was ich darüber denken soll
Einerseits denke ich mir, dass jemand, egal wie naturbegabt er ist, nicht dermaßen für die Musik brennt und sich nichts anderes vorstellen kann, außer sich den ganzen Tag mit Musik zu beschäftigen, wahrscheinlich nicht genug Audauer und Leidensfähigkeit mitbringt, um diesen steinigen Weg kompromisslos zu beschreiten.
Wenn die Glut der Leidenschaft nur schwach glimmt und vom Leuchtfeuer des sicheren Berufshafens überstrahlt wird (uiuiu, klingt das herrlich schwülstig... ;-) ) ist man vermutlich wirklich besser damit beraten, die Musik "nur" als Hobby zu betreiben.
Das ist jetzt nicht negativ von mir gemeint.
Und wenn man den Weg geht, weil das innere Feuer lodert, ist ja trotzdem nicht gesagt dass man damit auf einen grünen Zweig kommt.

Und auf der anderen Seite gibt es natürlich auch diejenigen, die nachdem sie einen "anständigen Beruf" erlernt und ausgeübt haben, erst später als Quereinsteiger ihr Hobby zum Beruf machen.
Wobei ich diese Zeitgenossen rein vom Gefühl her eher in den Bereich der landläufig "U-Musik" genannten Abteilung verorten würde.
Ich weiß nicht, ob es viele klassische Musiker gibt, die vom Metzgergesellen umgesattelt haben.... ;-)
 
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Wenn alle Eltern so ticken würden, gäbe es bald keine Musiker mehr. :-(

Du weißt genau, wie heikel diese Laufbahn ist. ;-)
(zumal wenn von daheim kein Background gegeben ist)

Gerade als Pianist. Einmal auf ner gefrorenen Pfütze ausgerutscht, blöde Fraktur - das kanns dann schon gewesen sein. Von den Unwägbarkeiten einer "echten Karriere" ganz abgesehen. Man ist nie der Einzige auf der Welt, der gut Klavier spielen kann.
 

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