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... den hab ich gestern aufgenommen! Wenn ihr wollt könnt ihr ja reinschauen:
View: https://www.youtube.com/watch?v=-73o-wFW16k
Edit: Noch ein paar Worte zu Komponist und Werk (für die, die ihn nicht kennen, und meinen Beitrag zu Henri Dutilleux nicht gelesen haben)
Henri Dutilleux wurde 1916 im französischen Angers geboren, und kann zusammen mit dem 8 Jahre älteren Olivier Messiaen und dem 9 Jahre jüngeren Pierre Boulez, zu den bedeutendsten französischen Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezählt werden. Dass sein Name weniger bekannt als die Namen der beiden vorgenannten ist, lieg keinesfalls an der Qualität seiner Musik sondern eher an seinem extremen Perfektionismus: Sein "reifes" Werk umfasst nur knapp 30 Werke.
Henri Dutilleux arbeitete sehr langsam und gründlich. So benötigte er für die Fertigstellung des für Anne Sophie Mutter komponierten Nocturnes "Sur le même accord" für Violine und Orchesters 15 Jahre. Und das für 9 Minuten Musik. Henri Dutilleux sagte dazu:
Doch die Arbeit sollte sich lohnen. Messiaen kommentierte beispielsweise, dass jedes seiner Werke ein "Meisterwerk" sei und Anne Sophie Mutter bezeichnete ihn vor seinem Tod als den größten lebenden Komponisten.
Wenn es drei Adjektive gebe, mit der ich Henri Dutilleuxs Musik beschreiben würde, wären diese: Extrem farbig, kaleidoskophaft und voller Kreativität. Außerdem ist die Musik viel tiefgründiger, als man es auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde. Henri Dutilleux sagte:
Ob er seine Wahrheit gefunden hat kann ich nicht sagen, aber zumindest ist seine Musik so tiefgründig, aussagekräftig, feinfühlig und ausgetüftelt, wie sie bei diesem Anspruch nur sein kann.
Seine 1948 entstandene, dreisätzige Klaviersonate komponierte er für seine Frau Genevieve Joy und war, nachdem Dutilleux bereits den Rompreis gewonnen hatte und über 10 Jahre als Komponist aktiv war, das erste Werk, welches seinen Ansprüchen genügte und er somit als "Opus 1" in seinen Werkekanon aufnahm.
Der erste Satz, welchen ich hier aufgenommen habe, ist für mich der tiefgründigste Satz der Sonate. Er ist ganz klassisch der Sonatenform nachempfunden (wobei die Durchführung nur sehr entfernt etwas mit dem vorher vorgestellten Material zu tun hat) und ist manisch, düster, verspielt, kaleidoskopartig und sehr farbig (um ein paar Adjektive zu bemühen).
Die Exposition wird von einer manischen Toccata gebildet, die vorsichtig beginnt und sich immer weiter steigert. Eine uni-sono Achtelkette (in der mir leider ein paar falsche Töne reingerutscht sind ) leitet zum zweiten Thema über, welches zunächst stampfend vorgestellt wird, immer weiter variiert wird, dann bis zur völligen Auflösung dekonstruiert wird und schließlich mit einer rasanten Triolenkette in den Mittelteil des Satzes übergeht. Der Mittelteil beginnt mit einem langsamen, freien, kadenzartigen Einschub der in einer traumartigen "Tango-Passage" mündet, welche allmählich immer weiter gesteigert wird und schließlich in einen düsteren, stampfenden Marsch übergeht. Mit einem farbigen Wirbelspiel wird der Marsch schließlich ausgeblendet und zur Reprise übergeleitet. In der Reprise passiert zunächst nicht mehr als in der Exposition. Doch am Ende des zweiten Themas wird die im ersten Satz unterbrochene Steigerung weiter fortgeführt und endet in einer wilden, zweiseitigen "Tutti-Passage", in der zuletzt an Bartok erinnernde Oktavläufe die Dekonstruierung des Themas vollenden und am absoluten Höhepunkt in eine zweiseitige Coda übergehen. In dieser Coda verdichtet Dutilleux das thematische Material der Sonate nochmals extrem, wobei dieses durch sich rasch abwechselnde Charaktere und ein durchgängiges stringendo erreicht wird. Nota bene: Dutilleux bezeichnete diesen Schlussteil mal in einem ca. 50 Jahre später geführten Interview als einen Abschnitt, den er noch immer sehr mag.
Mehr Worte zur gesamten Sonate werde ich hoffentlich entweder noch im oben angesprochenen Faden verlieren, oder wenn ich sie mal (hoffentlich bald) komplett aufnehme. Bis dahin kann ich euch mit dieser sehr schönen Besprechung der Sonate vertrösten:
Hier gibt es übrigens noch einen sehr schönen Satz über die Sonate im speziellen und Dutilleux im allgemeinen (auch wenn dieser Satz eher zu dem zweiten oder dritten Satz der Sonate passt):
Liebe Grüße,
Daniel
View: https://www.youtube.com/watch?v=-73o-wFW16k
Edit: Noch ein paar Worte zu Komponist und Werk (für die, die ihn nicht kennen, und meinen Beitrag zu Henri Dutilleux nicht gelesen haben)
Henri Dutilleux wurde 1916 im französischen Angers geboren, und kann zusammen mit dem 8 Jahre älteren Olivier Messiaen und dem 9 Jahre jüngeren Pierre Boulez, zu den bedeutendsten französischen Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezählt werden. Dass sein Name weniger bekannt als die Namen der beiden vorgenannten ist, lieg keinesfalls an der Qualität seiner Musik sondern eher an seinem extremen Perfektionismus: Sein "reifes" Werk umfasst nur knapp 30 Werke.
Henri Dutilleux arbeitete sehr langsam und gründlich. So benötigte er für die Fertigstellung des für Anne Sophie Mutter komponierten Nocturnes "Sur le même accord" für Violine und Orchesters 15 Jahre. Und das für 9 Minuten Musik. Henri Dutilleux sagte dazu:
Ich zweifle ständig an meiner
Arbeit. Deswegen überarbeite ich sie so oft. Gleichzeitig
bedauere ich, nicht produktiver zu sein
Doch die Arbeit sollte sich lohnen. Messiaen kommentierte beispielsweise, dass jedes seiner Werke ein "Meisterwerk" sei und Anne Sophie Mutter bezeichnete ihn vor seinem Tod als den größten lebenden Komponisten.
Wenn es drei Adjektive gebe, mit der ich Henri Dutilleuxs Musik beschreiben würde, wären diese: Extrem farbig, kaleidoskophaft und voller Kreativität. Außerdem ist die Musik viel tiefgründiger, als man es auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde. Henri Dutilleux sagte:
Auf der andern Seite gibt es für jeden jungen Komponisten auf der ganzen Welt den Moment, in dem er sozusagen seinen Vater töten muss. Mag sein, dass ich das nicht gründlich genug getan habe. Pierre Boulez hat das sehr gewissenhaft erledigt. Aber vielleicht liegt es gerade daran, dass meine Musik für das Publikum zugänglicher ist. Doch mir geht es nie darum, verständlich zu sein. Ich suche meine absolute Wahrheit.
Ob er seine Wahrheit gefunden hat kann ich nicht sagen, aber zumindest ist seine Musik so tiefgründig, aussagekräftig, feinfühlig und ausgetüftelt, wie sie bei diesem Anspruch nur sein kann.
Seine 1948 entstandene, dreisätzige Klaviersonate komponierte er für seine Frau Genevieve Joy und war, nachdem Dutilleux bereits den Rompreis gewonnen hatte und über 10 Jahre als Komponist aktiv war, das erste Werk, welches seinen Ansprüchen genügte und er somit als "Opus 1" in seinen Werkekanon aufnahm.
Der erste Satz, welchen ich hier aufgenommen habe, ist für mich der tiefgründigste Satz der Sonate. Er ist ganz klassisch der Sonatenform nachempfunden (wobei die Durchführung nur sehr entfernt etwas mit dem vorher vorgestellten Material zu tun hat) und ist manisch, düster, verspielt, kaleidoskopartig und sehr farbig (um ein paar Adjektive zu bemühen).
Die Exposition wird von einer manischen Toccata gebildet, die vorsichtig beginnt und sich immer weiter steigert. Eine uni-sono Achtelkette (in der mir leider ein paar falsche Töne reingerutscht sind ) leitet zum zweiten Thema über, welches zunächst stampfend vorgestellt wird, immer weiter variiert wird, dann bis zur völligen Auflösung dekonstruiert wird und schließlich mit einer rasanten Triolenkette in den Mittelteil des Satzes übergeht. Der Mittelteil beginnt mit einem langsamen, freien, kadenzartigen Einschub der in einer traumartigen "Tango-Passage" mündet, welche allmählich immer weiter gesteigert wird und schließlich in einen düsteren, stampfenden Marsch übergeht. Mit einem farbigen Wirbelspiel wird der Marsch schließlich ausgeblendet und zur Reprise übergeleitet. In der Reprise passiert zunächst nicht mehr als in der Exposition. Doch am Ende des zweiten Themas wird die im ersten Satz unterbrochene Steigerung weiter fortgeführt und endet in einer wilden, zweiseitigen "Tutti-Passage", in der zuletzt an Bartok erinnernde Oktavläufe die Dekonstruierung des Themas vollenden und am absoluten Höhepunkt in eine zweiseitige Coda übergehen. In dieser Coda verdichtet Dutilleux das thematische Material der Sonate nochmals extrem, wobei dieses durch sich rasch abwechselnde Charaktere und ein durchgängiges stringendo erreicht wird. Nota bene: Dutilleux bezeichnete diesen Schlussteil mal in einem ca. 50 Jahre später geführten Interview als einen Abschnitt, den er noch immer sehr mag.
Mehr Worte zur gesamten Sonate werde ich hoffentlich entweder noch im oben angesprochenen Faden verlieren, oder wenn ich sie mal (hoffentlich bald) komplett aufnehme. Bis dahin kann ich euch mit dieser sehr schönen Besprechung der Sonate vertrösten:
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Hier gibt es übrigens noch einen sehr schönen Satz über die Sonate im speziellen und Dutilleux im allgemeinen (auch wenn dieser Satz eher zu dem zweiten oder dritten Satz der Sonate passt):
It’s almost as if Dutilleux likes to transport us to these wild colorful worlds, then yank us out of them so they feel like dreams that never happened.
Liebe Grüße,
Daniel
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