Samuel Feinberg 1890-1962

Lieber Rolf,

danke für die wunderbare Auflistung dieser Kleinode!!! Die Aufnahme der Sonate ist sowieso die Beste der Besten, finde ich!

Ich wusste aber nicht, dass er so schön Mozart spielt! Was hat er nur für einen Ton! Unglaublich!!! Was für ein Musiker!

Seine Sonaten höre ich mir später an. Wie findest du denn seine Kompositionen? Werden sie heute überhaupt noch gespielt? Sie sind natürlich, wie zu erwarten, ähnlich einfach wie Skrjabinsche Werke :mrgreen: , erinnern mich auch ein bisschen an Schostakowitsch, Skrjabin .... Grundsätzlich sind mir die Preludes in sich zu wenig abwechslungsreich, obwohl mir die Ideen sehr gut gefallen! Ich freu mich schon auf die Sonaten!

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich höre gerade die Skriabin-Mazurken an - wunderbar!!

Originalkompositionen habe ich noch nie gehört von ihm, aber ich habe eine sehr empfehlenswerte CD seiner Bach-Transkriptionen:
http://www.hyperion-records.co.uk/al.asp?al=CDA67468
Zitat von Hyperion:
Unfortunately his modernist compositional tendencies and the fact that he was Jewish led to his being sidelined within the Soviet regime, his ‘elitist’ music being rarely performed and his performing career constrained within the USSR. It is likely that his transcriptions were a creative response to the restrictions placed on his original music
 
Ich höre gerade die Skriabin-Mazurken an - wunderbar!!
und das sind sie in mehrfacher Hinsicht!

Die Mazurken op.3 von Skrjabin (1889!) sind eine würdige Chopinnachfolge, und das nicht in naiv fortsetzender, sondern in reflekierender Art und Weise: sie sind charmante Nostalgie - und damit echte Kleinode, sofern man sie zum klingen bringt (sie sind alles andere als schlicht, sondern harmonisch streckenweise sehr komplex)

Diesen Tonfall trifft Feinberg geradezu ideal: so sensibel und sentimentalisch, wie nur möglich, aber zugleich beweglich, damit keine falsche schwelgerische Sentimentalität entsteht - diese Gratwanderung, diese Balance in Klang und Tempo zählt zum schönsten, was es an Klavieraufnahmen gibt. Skrjabins E-Dur Mazurka von Feinberg, Chopins cis-Moll Mazurka (aus op.30) von Horowitz gespielt - unübertrefflich!!
 
Ganz hervorragend! Besten Dank!

Viele Grüße
Michael.
 
Zitat von Samuil Feinberg:
während des Übens ist unbedingt auf die Schönheit des Tons, auf die Zweckmäßigkeit, Geschmeidigkeit und völlige Lockerheit der Spielbewegungen zu achten.
(...)
oft scheint es dem Pianisten, als sei der vierte Finger nicht kräftig genug. Dann fängt er an, komplizierte Methoden zu ersinnen, um den ungeschicktesten aller Finger zu entwickeln. Ausgedehnten Übungen zur Kräftigung seines Anschlags folgen solche zur künstlichen Hebung und Spreizung. Die technischen Resultate sind bescheiden. Es stellt sich heraus, dass die ganze Schwierigkeit nur eine fiktive war. Es kommt einzig darauf an, das Gewicht des Armes rationell zu verteilen. Bei richtigem Anschlag, bei einer zweckmäßigen Bewegung der Hand wird es auch dem vierten Finger möglich, einen schönen Klang hervorzubringen.
und da hat Feinberg absolut recht - man hört es auch, wenn er spielt, wie recht er da hat!!!
 
Ach hör doch auf, Dreiklang, du weißt doch wann und wo der gelebt hat. ;)
 

tornado12,

gemach, so böse war das gar nicht gemeint...;)
Im Gegenteil, ich finde die Eigenschaft des Ohrs (Gehirns) absolut erstaunlich, auch aus einer verrauschten/verkratzten Aufnahme die "Virtuosität" und die "Klangqualität" vollkommen heraushören zu können (das Gehirn vermag in dieser Hinsicht wieder mal mehr als moderne Technik).

Ich hab damals hin und herüberlegt, ob ich meinen ursprünglichen Kommentar schreiben sollte, oder nicht. Hab es dann doch getan - weil eine moderne Aufnahme mit guter Technik für mich eben doch etwas anderes ist, als eine alte, bei ansonsten vergleichbarer Virtuosität des Künstlers.

Ohne jemand damit in seiner künstlerischen Leistung schmälern zu wollen, und schon gar nicht posthum.

Schönen Gruß, Dreiklang
 
weil eine moderne Aufnahme mit guter Technik für mich eben doch etwas anderes ist, als eine alte, bei ansonsten vergleichbarer Virtuosität des Künstlers.
na ja, besonders groß ist die Auswahl moderner Aufnahmen der fünften Sonate von Skrjabin leider nicht, jedenfalls nicht solcher, die sich mit Feinbergs live Aufnahme vergleichen lassen - da bleibt leider nicht viel anderes übrig, als ein paar Mängel der Aufnahmetechnik in Kauf zu nehmen
 
Hallo rolf,

was hälst du von Hamelins Aufnahme der Sonaten?
 
Herzlichen Dank Euch beiden, Rolf und Tornado,

daß Ihr auf Samuel Feinberg aufmerksam macht. Aber der biographische Abriß
von Christophe Sirodeau enthält zwei schwer erträgliche Euphemismen.

Was der Biograph als "Affäre Tuchatschewski" verharmlost, war die willkürliche Verhaftung
und Ermordung Tuchatschewskis. Und Feinbergs Kompositionslehrer, Freund und Mentor
Nikolai Zhiliajew wurde nicht inhaftiert, sondern ebenfalls von Tschekisten ermordet.

In einem (sowjet)russischen Text wären die Euphemismen verständlich.
In einem 2003 von einem westlichen Autor verfaßten Text sind sie verwunderlich.
 
das ist ärgerlich - - war Feinberg irgendwie aktiv in stalinistische Verbrechen verwickelt?

Völlig undenkbar.

Du meinst: als Opfer?

Er war doppelt gefährdet: als Jude und als des "Formalismus" verdächtiger Bourgeois.
Seine Reputation als Pianist und Pädagoge hat wohl das Ärgste verhindert.
Vielleicht haben auch ehemalige seiner Schüler in leitenden Funktionen ihn geschützt.
 
Völlig undenkbar.

Du meinst: als Opfer?

Er war doppelt gefährdet: als Jude und als des "Formalismus" verdächtiger Bourgeois.
Seine Reputation als Pianist und Pädagoge hat wohl das Ärgste verhindert.
Vielleicht haben auch ehemalige seiner Schüler in leitenden Funktionen ihn geschützt.

Lieber Gomez,
das zu lesen freut mich sehr!
Deinen Einwand bzgl. der sicher nicht optimalen online-Biografie hätte man so lesen können, als sei dort was bzgl. Feinberg verharmlost oder verschwiegen - aber das ist allerspätestens jetzt nicht mehr möglich.
Wie gefallen Dir die Kompositionen dieses "Skrjabinisten"?
herzliche Grüße,
Rolf
 
Lieber Rolf,

...hätte man so lesen können, als sei dort was bzgl. Feinberg verharmlost oder verschwiegen

das hat mit Feinberg überhaupt nichts zu tun, außer daß auch er
ein potentielles Opfer von Stalins Hetzmeute gewesen sein dürfte.

Christophe Sirodeaus Wortwahl ist einfach infam: Tuchatschewski-Affäre,
Inhaftierung Zhiliajews - in beiden Fällen eine Umschreibung für simplen Mord.
Wie kommt ein Autor aus dem freien Westen im Jahr 2003 zu dieser Wortwahl?
Meine Vermutung: Er hat aus einer älteren sowjetischen Quelle abgeschrieben,
die den Sachverhalt nicht präziser benennen durfte.


Wie gefallen Dir die Kompositionen dieses "Skrjabinisten"?

Bei aller Abhängigkeit von Skrjabin ist ein eigener,
nur schwer zu beschreibender Tonfall aus seiner Musik herauszuhören.
Gegenüber dem Ekstatischen bei Skrjabin wahrt sie eine gewisse Zurückhaltung.
Vielleicht ist das das Anrührende in Feinbergs Musik?

Herzliche Grüße,

Gomez

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