Repertoirepflege

Sophia Ja

Sophia Ja

Dabei seit
18. Feb. 2022
Beiträge
6
Reaktionen
11
Hallo in die Runde,

ich habe im fortgeschrittenen Alter (50) vor 3 Jahren begonnen ohne jegliche Vorkenntnisse - allerdings mit KL - Klavier zu lernen. Mein täglicher Übeumfang beträgt mit Freude ca. 1h. Ich habe nunmehr ca. 20 kleine einfache Stücke (jeweils 1 Seite, max 30 Takte pro Stück) im Repertoire, die ich mir gern bewahren möchte. Ich merke aber, dass ich immer wieder erhebliche Probleme mit Stücken habe, die ich etwas länger (ca. 3-4 Wochen) nicht gespielt habe. Hänge dann an Stellen, die vorher prima funktionierten, manches fühlt sich auch gleich wie neu an. Meine Frage wäre: Ist das Repertoire zu groß, um es zu pflegen oder welches nette System der Repertoirepflege gibt es bei Euch?

Vielen Dank schon mal für die Antworten
Sophia
 
Hallo Sophia,

herzlich willkommen im Forum der Klavierverrückten.

Da ich inzwischen 73 bin lässt mein Gedächtnis noch mehr zu wünschen übrig. Deshalb pflege ich
mein Repertoire indem ich eine Liste meiner Stücke angelegt habe. Die Stücke die ich flüssig spielen kann werden bei mir ca. einmal pro Woche gespielt, diejenigen die noch nicht so gut sitzen alle 2 - 3 Tage, die ich noch üben muss täglich. Meistens spiele ich mich mit den Repertoire-Stücken warm danach geht es ans Üben.

Ich wünsche Dir viel Freude hier im Forum und am Klavier!

Ursula
 
Herzlich Willkommen im Forum Sophia! :musik064: :trinken321:
Einen besseren Rat als Ursula, @Boogieoma, gegeben hat, kann ich Dir kaum geben. Die Wiederholungen der Stücke, die Du schon kannst, sind ein gutes Fundament zum Aufstocken.
Viel Glück und Erfolg!
Klaus
 
Vielen Dank für den Tipp, doch wie viele Stücke hast Du, liebe Ursula, im "sicheren Repertoire" und gibt es Stücke, die dann irgendwann nicht mehr so flüssig laufen, wo einmal pro Woche eben nicht mehr ausreichend ist? Fände es irgendwie schade, Stücke zu verlernen, in die man viel Zeit und Mühe investiert hat. Aber diese Verluste muss ich wahrscheinlich lernen zu akzeptieren, dass man eben nicht alles bewahren kann. Irgendwann reicht die Übezeit dann ohnehin nicht mehr aus.
Sophia
 
Hallo Sophia,
auch ich fand es schade die mühsam geübten Stücke wieder zu vergessen, ich spiele nun fast 13 Jahre Klavier. So richtig fest im Repertoire habe ich ca. 40 - 50 Stücke, manche muss ich mir nochmals in die Übephase stecken. ich werde Dir nachher so einen Übeplan per PN schicken. Ich übe diejenigen Stücke die noch nicht richtig sitzen zuerst mehrmals täglich, dann jeden 2. Tag, usw bis ich sie im Langzeitgedächtnis habe (ähnlich wie beim Vokabellernen).
Viele Grüße
Ursula
 
Ich finde es nicht schlimm, wenn man Stücke vergisst. Ruhig liegenlassen (1 Jahr oder so), dann neu üben. Aber so neu wird dieses Üben nicht mehr, und zwischendurch ist mensch musikalisch weitergereift.

Eher passiert es, dass man selbstkritischer wird und selbst bei leichten Stücken plötzlich an Einzeltönen herumfeilt... was ich persönlich toll finde - bin allerdings auch der Typ, der sich ewig im Detail verliert und erst viiieel später das Stück tanzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Willkommen auch von mir.

Sowas ähnliches stelle ich bei mir auch fest. Hänge an alten Stücken die ich einst im Dunkeln auswendig spielen konnte fest. Stolpere an Stellen die zuvor nie Probleme gemacht haben. Sitze manchmal davor und weiß, meine Hände haben das Ganze auswendig gespielt. Nun muss ich es neu lesen lernen und bin praktisch über Nacht zum Noten-Legastheniker geworden. :008:

Beginn vor drei Jahren als Vollanfänger mit 54 Jahren und leider sehr wenig musikalischem Talent. Dafür mit viel Begeisterung und auch großer Leidensfähigkeit.

Mein Lehrer, da hab ich ihn aber inzwischen schon durchschaut, konfrontiert mich gelegentlich mit den schon beiseite gelegten Stücken. Das ich da nicht jedesmal so jämmerlich rummurkse, nehme ich sie mir selbständig immer wieder mal vor. Fühle mich so einigermaßen für den Tag X vorbereitet.

Der Tip von @Boogieoma: Einspielen mit den Repertoirestücken hilft auf jeden Fall das eine oder andere Stück warm zu halten.
 
Danke @Simon_Pianist, das du mich damit bestätigst. :-).
Mach ich also einfach weiter wie bisher.
 
Naja - das meinte ich auf einer ganz generellen Ebene ;-) im Übeprozess kann man immer klüger werden. Wenn du also, wie du geschrieben hast, dazu tendierst, alte Fehler zu wiederholen oder neue einzuüben, solltest du dem auf den Grund gehen.
 
Vielen Dank an alle für die freundlichen, hilfreichen Tipps. Habe mir jetzt mal all meine Stücke auf Karteikarten geschrieben und sie nach meinen Stand nach Schulnoten bewertet. (eine "1" wollte ich mir aber noch nicht vergeben ;-) ). Versuche jetzt mal die gut bewerteten Stücke seltener und die schlechter bewertetenen öfter zu spielen und hoffe, dass die bislang nicht so flüssigen Stücke besser aber nicht die guten Dinge schlechter laufen.
 

Du könntest ja zusätzlich aus den 30 Stücken noch eine Auswahl treffen. Sicher hast Du da auch Favoriten, die Du besonders gerne spielst und deshalb ab und ab aufwärmst. Und je länger Du Klavier spielst, desto mehr Stücke wirst Du "im Repertoire" haben oder zumindest mal erarbeitet und dann weggelegt haben. Man muss nicht alles auf Knopfdruck "drauf" haben und sich mit diesem Unterfangen Stress machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sitze manchmal davor und weiß, meine Hände haben das Ganze auswendig gespielt.

Das wird der Grund sein.
Nicht du konntest das Stück auswendig, sondern du hast es dir nur ins Muskelgedächtnis trainiert.

Wenn du ein Stück lange behalten willst, musst du dafür sorgen, dass du es in- und auswendig wirklich kennst.
Das kannst du prüfen, indem du es absurd langsam oder anders phrasiert oder z.B. im Shuffle-Feel spielst.
Damit schaltest du das Muskelgedächtnis aus, und bist auf dich allein gestellt.

Wenn solche Spielereien klappen, hast du es wirklich intus.
 
Man könnte hier auch schreiben, was Josh Wright letztlich empfiehlt. Er sitzt sieben Minuten lang am Flügel, ohne eine Taste zu bewegen.

Ich starre nicht minutenlang auf ein Video, um Erfahrungen zu bekommen, die ich in wenigen Sekunden Lesen erfassen könnte.

Den Kommentaren entnehme ich, dass man die Stücke nicht gleich beim ersten Mal auf Recitalniveau hochüben soll, sondern nur auf ein angenehmes Level, evtl bei reduziertem Tempo. Den "Rest" zum Vorspielen (Aufnahme usw.) übe man wohl besser mit einem Lehrer.
 
Hallo Sophia,

toll, dass Du nach Möglichkeiten der Repertoirebildung fragst.
KL stürmen mit ihren Schülern meist nur nach vorne und erarbeiten Neues, und wieder Neues usw.
Irgendwann fragt sich der Schüler, was kann ich denn nun eigentlich?

Du fragst nach Rat?

Nimm Deine Lieblingsstücke und kopiere sie, stecke sie in Klarsichthüllen und sammle sie in einem Ringbuch (mit vier Ringen :-) ) und pflege sie gut, dann wird das gute Stück im Laufe der Zeit dicker - und Du hast vor Dir, was Du kannst.

Kopien und Klarsichthüllen deshalb, weil die Klavierhefte oder Klavierschulen mal wechseln und dann sind die Lieblingsstücke wieder weg. Es wird im Laufe der Zeit immer umständlicher, das alte Lieblingstück XY im alten Klavierbuch wieder aufzuschlagen - und der Stoß der Klavierhefte auf dem Instrument wächst unaufhörlich.

Gliedere Deine kurzen Ein-Seiten-Stück in Gruppen zu zwei oder drei, die irgendwie zusammen passen, vielleicht schnell(Dur)-langsam(Parallel-Moll)-schnell(Dur) zum hintereinander weg spielen. So verinnerlichst Du die Stücke eher (und verlängerst automatisch Deine Übezeit).

Spielst Du irgendwo mal vor? Dann würden sich solche Lieblingsstückgruppen als Vorspielnummern anbieten.

Steht irgendwo ein Klavier: "Du spielst Klavier? Spiele uns doch mal was vor!" - Dann ist ein Lieblingsstück gefragt, und sei es auch nur eine einfache Etüde. (Auswendig natürlich! ;-)) Daraufhin darfst Du gerne sagen: "Ich kann zur Zeit nur das". :heilig:

Scarlatti hatte seine einsätzigen Sonaten zu Zweiergruppen zusammengestellt, die Sonatensätze der Wiener Kassik sind fast immer mehrere Stücke, die als Gruppe zusammen gehören.
Neuaufbau und Museumspflege müssen sich in Deiner "Arbeit" natürlich gesund ergänzen. :super:

Diese Art des Repertoireaufbaus betreibe ich schon seit Jahrzehnten, meine Stücke sind die üblichen und unüblichen Werke der Klavierliteratur, mein "Ringbuch" ist auf mehrere dicke Ordner angewachsen. Ich lerne meine Stücke fürs Konzert auswendig und habe auf dem Instrument immer nur ein einfaches Ringbuch mit den aktuellen Stücken liegen.

Ich will mit meiner Arbeitsweise nicht angeben, aber diese Art der Repertoirebildung geht wirklich auf jedem Niveau.

Gutes Gelingen!

Walter
 
Man könnte hier auch schreiben, was Josh Wright letztlich empfiehlt. Er sitzt sieben Minuten lang am Flügel, ohne eine Taste zu bewegen.

Ich starre nicht minutenlang auf ein Video, um Erfahrungen zu bekommen, die ich in wenigen Sekunden Lesen erfassen könnte.

Den Kommentaren entnehme ich, dass man die Stücke nicht gleich beim ersten Mal auf Recitalniveau hochüben soll, sondern nur auf ein angenehmes Level, evtl bei reduziertem Tempo. Den "Rest" zum Vorspielen (Aufnahme usw.) übe man wohl besser mit einem Lehrer.
Das Video habe ich heute Morgen beim Frühstück geschaut, bzw. gehört, mich wiedererkannt und bin befreit und mit neuer Erkenntnis daraus hervorgegangen! In den Kommentaren, die ich nicht gelesen habe, steht offenbar der Knackpunkt „loslassen“ nicht drin 😉
 
Wahrscheinlich verfälschende Kurzform: "Verschwende Deine Zeit nicht mit Repertoire-Pflege".
Er bezieht sich auf Erwachsene und die Message ist vertrauensvoll loslassen, neugierig nach vorn schauen, und wenn man die älteren Stücke gereift wieder aufnimmt, kann man sie neu entdecken und verbessern. Das Gegenteil wäre zu versuchen, die Stücke eingefroren zu konservieren, auf ihre Kosten (Qualität) und auf die Kosten neuer Erfahrungen (Zeit) hin.
 

Zurück
Top Bottom