Radiosongs ohne Noten und absolutes Gehör spielen?

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Janik

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Hallo.
Ist es möglich ohne das absolute Gehör ein Lied oder Stück vom Radio auf dem Klavier zu spielen?
Wenn ja, wie?
Könnt ihr mir ein paar Tipps geben?
 
Findet den Startton durch probieren heraus, für den Rest reicht ein sehr gut ausgebildetes relatives Gehör. :p

Also kurz: Gehörbildung ohne Ende, alle Intervalle singen und sehr schnell erkennen können und im Laufe der Zeit lernst du, ohne nachzudenken eine Melodie auf dem Klavier zu spielen, weil du die Intervalle unbewusst erkennst und deine Finger sie unbewusst spielen.
 
Aufnehmen und dann Stück für Stück durchgehen. Am besten konzentrierst du dich erstmal auf das, was dir am wesentlichsten erscheint, also bestimmte Riffs, die immer wiederkehren, den Refrain und so weiter. Mit etwas Übung geht es irgendwann recht leicht, vorausgesetzt, man kann gut genug spielen. Was man überhaupt nicht spielen könnte, kann man meistens auch nicht gut raushören.
 
in Jazzstücken erst das Stück mit Audacity verlangsamen, weil ich so schnell nicht hören kann ;)
Hilfreich beim Transskribieren ist auch die Frequenzanalyse von Audacity, um ein paar Töne / einen Akkord zu identifizieren: Passage mit der Maus markieren und Analyse/Frequenzanalyse aufrufen (Logfrequenz als x-Achse finde ich besser als Linearfrequenz): fährt man mit dem Mauscurser über die Frequenzspitzen werden unten die Töne, z.B. "C4#" angezeigt.
 
Frequenzanalyse... ich weiss nicht, dass muss auch ohne gehen.

Allerdings das Verlangsamen per Software bei Beibehaltung der Tonhöhe ist sicher eine gute Hilfe bei schnellen Stücken, hab ich bisher aber noch nicht probiert.

Also ich versuche erstmal die Melodie rauszuhören und danach den Bassverlauf, um das Fundament der Harmonie zu bekommen.
Danach die Füllstimmen.

Am besten mit einem MP3-Player, wo man immer nur ein paar Sekunden anhört, dann auf dem Klavier versucht den Kram nachzuspielen, wieder zurückspult, wieder anhören, nachspielen - eben eine Iteration, bis es stimmt.

Danach die nächste Sequenz. Und sich dann so durchhangeln.
 
Eine etwas andere Herangehensweise wäre noch, sich den ersten Ton rauszusuchen (am Klavier ausprobieren, welcher es ist) und dann frei nach Erinnerung erstmal die Melodie spielen. Und dann so langsam die restlichen Parts rausfinden und gegebenenfalls die Melodie korrigieren.

Ein ganz wesentlicher Bestandteil des Heraushörens ist, daß man begreift, was da musikalisch passiert. Dadurch bekommt man zwar nicht zwangsläufig die richtigen Töne aber man findet Töne, die richtig klingen. Und je nachdem, um was für Musik es sich da handelt, kann es am eigenen Klavier auf diese Art sogar besser klingen :)
 
Frequenzanalyse... ich weiss nicht, dass muss auch ohne gehen.
Geht's auch, muß es aber nicht, denn manchmal möchte man halt mit dem Transskribieren nicht so lange warten, bis die Gehörbildung und die Kenntnis der Harmonielehre ausreichend sind.

Die Technik mag dabei abschrecken, mich hat die Möglichkeit fasziniert :p - und sie war mir manchmal eine große Hilfe beim Identifizieren von mittleren Akkordtönen (beim höchsten und tiefsten klappt das Heraushören besser). Aber auch bei dieser Frequenzanalyse ist das Ergebnis nicht immer eindeutig und muß nochmal durch die auditive Qualitätskontrolle, wo's dann abgeglichen wird mit dem eigenen Verständnis von dem, was da musikalisch passiert, wie's Guendola nennt. Es ist also keine sture Technikgläubigkeit, eher sind's Anregungen / Vorschläge.

LG Manfred
 
Dieses "Hören" ist aber ohne ein entwickeltes Ohr, das in Akkorde hineinhören kann, also ohne ein wenig Gehörbildung relativ schwierig, würde ich sagen. Wobei das langfristig natürlich der sinnvollere Weg ist - aber wenn einem die Technik schon helfen kann, würde ich mich nicht unbedingt völlig dagegenstellen. :)
 
Dieses "Hören" ist aber ohne ein entwickeltes Ohr, das in Akkorde hineinhören kann, also ohne ein wenig Gehörbildung relativ schwierig, würde ich sagen. Wobei das langfristig natürlich der sinnvollere Weg ist - aber wenn einem die Technik schon helfen kann, würde ich mich nicht unbedingt völlig dagegenstellen. :)

Das unterstützt meine Behauptung, daß man am besten das raushören kann, was man auch spielen könnte ;)

Was die Technik betrifft, warum nicht? Wenn man es ohne macht, übt das zwar mehr aber es will ja nicht jeder dazulernen. Ich schreibe auch lieber Emails als Briefe. Da kann man zwar kein Parfum drübergießen aber das mache ich bei Briefen auch nicht. Technik ist in vielen Bereichen sehr praktisch ;)
 

Was die Technik betrifft, warum nicht? Wenn man es ohne macht, übt das zwar mehr aber es will ja nicht jeder dazulernen.
Nun seid man nicht so streng mit einem alten Mann! :rolleyes: Schließlich kommt's auch drauf an, _was_ man dazulernen möchte. Highspeed-Transscription steht da nicht an erster Stelle...

Aber egal, nur: ihr macht euch vielleicht eine falsche Vorstellung von dem, was die Frequenzanalyse von audacity kann (fisherman z.B.: "elektronisches "Wie-auch-immer-Abtasten" stelle ich mir nicht vor, sondern liebevolle Ohrenarbeit"). Die FA analysiert keinen stream/Tonfluß sondern nur einen einzelnen Klang (meist < 1 sec) und stellt den quantitativen Anteil der in ihm enthaltenen Frequenzen dar. Einen umgekehrten Dreiklang krieg ich auch per Ohr noch hin, nur ob das "da-ist-noch-irgendwas" jetzt die 13 oder die #13 ist - da kann die FA helfen; vielleicht auch anderen (die erfahrenere Stilblüte: "Manche Basstöne sind leider nicht ganz einfach zu deuten wenn die Rechte was lautes draufknallt, weil die Aufnahme ein bisschen "schwammig" ist,...").

"Wozu? Wenn du den Ton hörst und dir innerlich vorstellst und dann am Klavier schaust, welcher das ist, dann ist es doch viel einfacher! " Ne Ubik, meine Transskriptionsumgebung der kurzen Wege war: in einem PC-Fenster die verlangsamte MP3 in Audacity für die Detailarbeit, im anderen Fenster das Notationsprogramm (Melody Assistant) mit zu füllendem Klaviersystem und nochmal dem importierten MP3-Stream als Audiospur für die Übersicht und auf den Knien die Tischhupe von ALDI, ohne Anschlagsdynamik aber leise genug für > 23:00 Uhr ;)

Und sportliche Bedenken wegen unerlaubter Hilfsmittel habe ich schon gar nicht: schließlich habe ich selbst mal eine FA programmiert (da ging's aber um die spektrale Zusammensetzung von Straßenunebenheiten, etwas "geringfügig" anderem...).

Jeder so wie er mag, denke ich. Nur ist's gut, von allen Möglichkeiten, die man hat, zu wissen. Allein so war mein Hinweis gemeint, optimale Lehrpläne für Pianisten gehen mich nix an :D .

LG Manfred
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Viele typische Popmelodien muss man sich doch gar nicht heraushören. Sie sind ja eigentlich schon im Kopf. Oft kann man sie flöten oder singen, nur die Ausdrucksform Klavier klappt eben noch nicht.
Man fängt also mit irgendeinem Ton an und probiert - am besten in einer Tonart in der man sich besonders sicher fühlt. So arbeitet man sich Ton für Ton vor. Man kann ja später noch alles transponieren. Wichtig ist, ein Gefühl für Intervalle zu bekommen. Das kann man auch mit entsprechender Gehörschulung forcieren.
Bei den Harmonien kann man sich, besonders am Anfang, auf theoretische Kenntnise verlassen.
Beispiele: Die meisten Songs beginnen und enden auf der Tonika, 2-5-1- Verbindungen, Leittöne, typische Akkorderweiterungen (7/9etc.). Im Laufe der Zeit bekommt man ein Gehör für Akkorde und Akkordverbindungen. Dafür ist es hilfreich immer auch mit Harmonien und Stimmführung zu experimentieren. In vielen Fällen ist es auch praktisch nur auf den Bass zu hören. Der ist häufig auch Grundton des Akkordes. (Dazu sollte man dann doch in der Original Tonart sein).
 
Weiß noch als ich damals mit Gitarre angefangen habe, da war ich ständig auf der Suche nach Liedern mit Akkorden drüber geschrieben. Das Gehör war einfach noch nicht gut genug ausgebildet, um die Töne selbst zu finden. Außerdem muss sich das Griffbrett oder die Klaviatur im Kopf verinnerlichen, so dass, wenn man einen Ton anspielt und dann z. B. 3 Halbtöne höher geht bereits ohne Anschlag den zu erwartenden Ton im Ohr hat. Improvisieren hilft sehr gut um das Gehör auszubilden. Weg vom sturen Blick aufs Notenblatt.
Dann passiert das irgendwann von ganz allein.
Bei schwierigen Passagen nehme ich mir Wavelab, entsprechende Stelle markiert, Zeitkorrektur auf meinetwegen 50 % und dann als Loop abspielen.
 

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