Qualität Bechstein Vario

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schepev

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18. Nov. 2014
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Hallo allerseits,

ich habe in diesem Forum viel herumgesucht, um Beiträge zu finden, die sich mit dem Stummschaltesystem von Bechstein befassen. Leider finde ich nur allgemeine Threads zur Stummschaltung, bei der beraten wird bezüglich der verschiedenen erhältlichen Systeme. Meist wird dort das System von Yamaha favorisiert und teils auch ausdrücklich gesagt, dass es dem Bechstein Vario System überlegen sei, allerdings vielfach, ohne dies dann näher zu begründen.

Meine Situation ist eine etwas andere: Ich habe schon ein ganz normales Bechstein Klavier zu Hause stehen, das ich vor ca. 8 Jahren ohne Stummschaltung gekauft habe. Damals dachte ich, dass es mir nichts ausmachen würde, mich (wegen der Mietwohnung, der Familie usw) beim Klavierspielen auf die nachbar- und kinderfreundlichen Zeiten zu beschränken. In der letzten Zeit ist meine Begeisterung für das Klavierspielen aber wieder sehr angewachsen, und ich bin dazu übergegangen, nicht nur - wie in den letzten Jahren - schon bekannte Stücke vor mir hin zu spielen, sondern ich habe wieder richtigen Ehrgeiz, neue Stücke einzuüben. Oft wäre dafür Zeit an den Abenden unter der Woche, aber da muss das akustische Klavier leider aus den genannten Gründen schweigen.

Deshalb überlege ich mir, das Klavier jetzt nachträglich mit dem Vario System ausstatten zu lassen, was nach Auskunft meines Klavierhändlers problemlos möglich wäre. Jetzt interessiert mich, ob es hier jemanden gibt, der schon fundierte Erfahrungen mit diesem System sammeln konnte. Wie gut (oder schlecht) ist es - insbesondere hinsichtlich des Klangs und des Anschlagverhaltens? Verändert es den Anschlag auch im akustischen Betrieb spürbar?

Ich wäre für jeden Erfahrungsbericht sehr dankbar!

Viele Grüße,
Volker
 
Ein eigenständiges Digitalpiano klingt besser, ist flexibler und wesentlich preisgünstiger als ein Nachrüstsystem für dein Klavier. Zudem kannst du auch ohne Kopfhörer darauf üben, ohne gleich deine Nachbarn zu nerven. Die Flexibilität ergibt sich natürlich daraus, daß du zwei völlig voneinander unabhängige Instrumente hast.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
1: Nicht einbauen lassen !
2: Bechstein-Klavier Bechstein-Klavier sein lassen!
3: Gutes Digital-Piano zusätzlich anschaffen!

Wer ein neues Klavier will, Silent braucht und mit dem Yamaha-Klang gut leben kann, dem kann man guten Gewissens zu einem Yamahas-Silent-Instrument raten. Alle anderen Silentsysteme sind brauchbar aber kein Vergnügen.

Deshalb siehe 3: !

Bei aller Liebe zu Bechstein, das Vario is nix.
 
Warum genau ist "das Vario nix"?
 
Vielen Dank schon einmal für die Antworten. Und wie man sieht, habe ich in meiner Frage vergessen, ein wichtiges Detail zu erwähnen: Für die Anschaffung eines zusätzlichen Digitalpianos, die ich sonst natürlich auch in Betracht gezogen hätte, fehlt absolut der Platz. Es geht für mich also eigentlich, da das Bechstein-Klavier wie gesagt schon da ist und ich mich auch auf keinen Fall davon trennen will, wirklich nur um die Alternative: Vario-System nachrüsten oder eben abends nicht spielen können.

Deshalb würde mich tatsächlich auch brennend interessieren: Warum "ist das Vario-System nix"!? Schlechter Klang!? Ansonsten technisch unausgereift!? Verändert es das akustische Klavier nachteilig!? Es muss doch konkrete Gründe dafür geben, wenn man hier so oft liest, dass von diesem System eher abgeraten wird!?
 
Bei mir zu Hause steht (zur Zeit noch) ein W. Hoffmann V120 mit Vario-System.

Zum Nachrüsten: Wenn ich mich noch richtig erinnere, das Nachrüsten bei/durch Bechstein kostet (beim Klavier) um die EUR 2.800,- - allerdings im eigenen Werk, d.h. zzgl. Transportkosten dorthin und zurück. Muss man wissen, ob man sich das "gönnen" möchte.

Zum Vario selbst bzw. zur Auswirkung auf das Klavier: Ich selbst spiele noch nicht all zu lange (ca. netto 3/4 Jahr Unterricht, mit Üben in den Ferien sind's dann auch knapp 12 Monate). Trotzdem habe ich (für mich selbst) schon herausgefunden, dass das Spielgefühl auf meinem Klavier sich von dem auf einem anderen (nicht: Flügel) unterscheidet - und zwar m.E. nachteilig. Unterschied bei beiden Instrumenten war die eingebaute Silenteinrichtung. Ich bin kein Techniker, das können andere hier im Forum viel besser erklären, aber für mich ändert sich die Art und Weise wie ich eine Taste anzuschlagen habe (z.B. bei schnellen Wiederholungen des gleichen Tones ist mir aufgefgallen, dass ich bei meinem Klavier (mit Vario) die Taste nahezu bis zur Ausgangsstellung heraufkommen lassen muss, um den neuen Ton zu erzeugen. Bei einem anderen akkustischen Klavier (glaube es war ein Seiler (?) ohne Silent) ging das wesentlich besser.

Zum Vario-Klang: In gewissen Grenzen kann man selbst Einfluss auf den Klang nehmen (Euqalizer für Bässe/Höhen; Hall, Chor) bzw. man kann die Dynamik beeinflussen, indem man eine werksseitig vorgegebene Kurve auf dem Touchdisplay verändert (abspeichern danach nicht vergessen). Letzteres ist mir aber noch nicht zufriedenstellend gelungen. Im Ergebnis ist es für mich, nach langem Üben mit Vario, jedes Mal dann wie eine Überraschung, wenn ich zur KL komme und dort auf dem Flügel vorspiele (mal abgeshen jetzt von dem anderen Spielgefühl auf so einem Flügel). Mir persönlich fällt es schwer im Vario differenziert die Dynamiken herauszuaerbeiten. Es geht natürlich p und f. Aber Zwischenstufen fallen mir - im Gegensatz zum Üben auf dem akkustischen Klavier - schwer(er).

Zur Zeit suche ich daher eine Alternative - instrumentalisch (kleiner Flügel) als auch klanglisch (mit/ohne Silent). Wobei ich immer hin-und-her gerissen bin von den oben stehenden Statements, nämlich den Flügel nicht mit einem Silent zu "verunstalten". Ein zusätzliches, rein digitales Instrument war zunächst - trotz Platzprobleme angedacht - aber, ehrlichgesagt finde ich kein passendes (sollte ja nicht all zu teuer sein, wenn man hauptsächlich in einen Flügel investieren will - bei günstigeren Modellen ist die Gefahr, einen Kompromiß eingehen zu müssen, wieder größer). Nachdem ich letztens das Kawai CS-10 getestet hatte (Klang sehr schön, mit der Tastatur kam ich aber nicht klar), ist das Digi erst mal wieder vom Tisch. Andererseits macht das Silent natürlich sehr flexibel wann man denn Üben möchte... Die Suche geht derweil in Richtung Stutz-Flügel von Yamaha oder Kawai (jeweils mit Silent). Die Entscheidung bezgl. Silent ist aber noch völlig offen...
 
Schließe mich an: Ich habe das Bechstein Vario System auch bei meiner Flügelsuche ausprobiert und war nicht überzeugt. Die Auslösung der Tasten beim akkustischen Spiel ist wie bei den meisten Silentsystemen verändert. Das erschwert Repetitionen und gefühlvolles pp Spiel. Ich empfehle, es mal im Bechsteinzentrum bei zwei ansonsten identischen Instrumenten auszuprobieren. Wenn für ein stationäres Digi der Platz fehlt, empfehle ich ein Stagepiano. Ich habe mir zum nächtlichen Üben ein Kawai ES 100 angeschafft, Kosten EUR 649,- mit recht guter Tastatur/Anschlagdynamik und Klang. Zum üben völlig ausreichend. Man kann es bei Nichtgebrauch auf einem Schrank oder unter dem Bett verstauen und sogar mitnehmen, bzw. zum nächtlichen üben jeweils in ein Zimmer ausweichen, wo man niemanden stört. Dein schönes akkustisches Instrument kann unangetastet bleiben.
 
Hi, als Zweitgerät empfehle ich immer wieder gerne das hier. Kostet einiges, aber weniger als eine Nachrüstung des vorhandenen Klaviers. Ist wirklich sehr kompakt und in Hochglanzlack ein echter Hingucker. Zugeklappt sieht es auch, wie ein Beistelltisch (und nicht wie eine Bontempi-Heimorgel aus den 70ern). Wer Klavierlack nicht haben muss, kann noch mal 600 Euro sparen.

Ich besitze das Vorgängermodell, die Tastatur ist wirklich ok und der Klang über Kopfhörer auch. Es ist als Übeinstrument wirklich sehr gut brauchbar. Ich gehe fest davon aus, dass das aktuelle, hier verlinkte Modell deutlich besser ist, z. B. hat es jetzt die PHA-4 Tastatur und auch die Software ist anscheinend verbessert. Der Lautsprecherklang ist - der Größe entsprechend - lausig.

Klar braucht es extra Platz, wenn keiner da ist, ist vielleicht Silent die bessere Lösung. Aber dieses Gerät ist deutlich kompakter als die meisten anderen Digis, ohne dass man bei der Bespielbarkeit Kompromisse eingeht.
 
Ich habe ein Bechstein Imposant mit ab Werk eingebautem Vario. Für mich war es auch aus Platzgründen und diversen anderen Erwägungen die beste Lösung, und ich bin damit zufrieden. Da ich relativ laienhaft spiele, bzw. wenig Vergleichsmöglichkeiten habe, merke ich bei Ausschaltung des Varios keine störenden Einschränkungen (aber ich vertraue auf diejenigen, die sagen, dass es da eben doch einen Unterschied gibt).

Das eingeschaltete Vario klingt... bescheiden. Quäkend, blechern. Bei mir sind 5 verschiedene "Klaviersounds" einstellbar, die für mich alle gleich klingen. Nicht vergleichbar mit einem (mittelmäßigen) Digi.

Wenngleich ich mit meiner Variante soweit zufrieden bin und das System spätabends öfter nutze: Ich würde keinesfalls damit nachrüsten!
 
Würde ich auch sagen. Wenn überhaupt Stummschaltung, dann Yamaha oder Kawai. Und das bedingt dann wohl ein entsprechendes Klavier. Das, was andere Klavierhersteller im Angebot haben (sofern sie nicht wie Steinway mit Kawai zusammenarbeiten), dürfte sich wohl ungefähr auf der Stufe von Thomann/Hemingway DP-xx o. ä. befinden - zu einem sehr exklusiven Preis.
 
Das, was andere Klavierhersteller im Angebot haben (sofern sie nicht wie Steinway mit Kawai zusammenarbeiten), dürfte sich wohl ungefähr auf der Stufe von Thomann/Hemingway DP-xx o. ä. befinden - zu einem sehr exklusiven Preis.

Kawai beliefert Steinway nicht mit dem ATX-System - Steinway bietet das PianoDisc an und schenkt es bei Essex- und Boston-Klavieren seit über einem Jahr dazu.
 

Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Von PianoDisc gibt's auch Stummschaltsysteme...
 
Die Alleinstellung von Yamaha bei den Stummschalt-Systemen war (nach altem Stand, ich weiß nicht, ob der immer noch so gilt), dass mit der Stummschaltung und dem Hereinhängen der Filze auch die Auslösung parallel mitverstellt wird - das konnte nur Yamaha und kein anderer, bzw. die haben ein Patent darauf und kein anderer darf das (momentan - bis Patentablauf... hierzulande 17 Jahre?) nachbauen..

Nun las ich aber vor einiger Zeit, dass Yamaha dieses System, das erst nur in die eigenen Instrumente eingebaut wurde, auch an anderere Klavierhersteller lizensierte bzw. ihnen Yamaha-Mechaniken verkaufte.

Was hat es mit der Auslösung an normalen Klavieren auf sich? Schlecht eingestellte Systeme haben eine Auslösung von ca. 3 Millimetern oder gar mehr, dass die Hammerbewegung vor dem Saitenanschlag entkoppelt wird und mit der mitgegebenen Impuls-Energie in den letzten Millimetern vor den Saiten auf "Freiflug" geht. Damit ist der Hammer - wegen der Entkopplung - nicht mehr vom Spieler kontrollierbar, entweder hat er seine Flug-Energie, oder er hat sie nicht. Damit wird sehr leises Spiel, pp oder ppp, bei großem Auslöseweg nicht mehr gut steuerbar. Man strebt bei der Regulierung eine Auslösung von 2 oder 1.5 oder gar nur 1 Millimeter an, wobei 1 mm Auslösung schon sehr ambitioniert ist und mit Temperatur- und Feuchtigkeitswechseln Probleme machen kann. Mit sehr wenig Auslöseweg ist der Hammer bis unmittelbar vor den Saiten beeinflussbar bzw. kann noch Energie vom Finger mitbekommen.

Soweit das normale Klavier.

Nun die Anforderung, mit Filzvorhang bei der Stummschaltung: Wenn Platz sein muss für den Filzvorhang, müssen die Hämmer weiter weg von den Saiten sein als nur 1.5 oder 1 Millimeter... Und damit wird bei allen anderen Klavieren erforderlich, auch die Auslösung so groß zu stellen, dass es im Stummschaltbetreib auch noch funktioniert - was dann das "normale " Spiel - ohne Moderator, Filzvorhang - behindert, weil die Auslösung viel zu groß steht. Und nur die Yamaha-Mechanik führt das nach. Bleibt aber die Auslösung zu eng stehen, dann ist im Spiel mir Moderator der Hammer PLUS Filzvorhang an den Saiten "festgeklemmt", also eben nicht ausgelöst. Das funktioniert gar nicht. ...
 
Ich hab mir gerade in mein Zweitklavier von MIcha einen Moderator einbauen lassen. Ehrlich gesagt, merke ich da keinen großen Unterschied.

Man kann ok darauf spielen, und im Vergleich zu meinem Flügel war es vorher und nachher bescheiden. Bei einem Flügel hätte ich viel mehr Bedenken, ein Silent einzubauen, als bei einem Klavier, das von seinem Anschlagsverhalten ja Systembedingt sowieso subobptimal ist.

LG

SSS
 
Vielen Dank für die informativen Antworten! Tatsächlich war ich jetzt auch mal in einem Bechstein-Laden und habe das Vario-System ausprobieren können. Ich fand den Klang - wie andere hier auch - ziemlich bescheiden, hätte wirklich gedacht, dass Digitalklaviere heutzutage schon deutlich näher an den echten Klavierklang herankommen (tun einige wahrscheinlich auch, aber anscheinend nicht das Vario-System). Und mir ging es im Übrigen genau wie ChristineK: die verschiedenen einstellbaren Piano-Sounds unterschieden sich in meinem Ohren nur minimal und änderten nichts am grundsätzlich sehr bescheidenen Klangbild. Wenn man dann auch noch berücksichtigt, dass man für diesen eher mauen Klang den mechanischen Anschlag des Klaviers nachteilig verändern muss, steht damit für mich bis aus Weiteres erst einmal fest, dass ich mein schönes Bechstein-Klavier nicht antaste, sondern die Finger vom Vario-System lassen werde.

Nochmal danke an alle, war sehr hilfreich!
 

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