Programmatische Klaviermusik

Zitat aus Musiklexikon: Die Suche nach historischer Legitimation im Zeichen des Historismus übertrug den Begriff auf ältere Musik: Als programmatische Stücke im weitesten Sinn
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@rolf, wenn die Definition im Musiklexikon nicht stimmt …. dann berichtige sie.
was soll ich da korrigieren? ;-) ich kann bestenfalls dich bitten, genauer zu lesen, was du zitierst - oder befinden wir heute uns im Historismus des 19. Jhs. und suchen nach historischer Legitimation?
 
Was ist Programm-Musik? Ja, da streiten etliche Musikwissenschaftler darüber …. es kann sogar jede Musik irgendwie nach Programm strukturiert werden …. und somit eine Programm-Musik sein könnte. Spass bei Seite … in der Regel erzählt Programm-Musik eine Geschichte, Dichtungen, Bewegungsabläufe, Naturvorgänge, Stimmungen etc. also aussermusikalische Inhalte.
Im Anschluss an diese Ausführungen nennst Du "Die Moldau" als Beispiel. Andere Beispiele sind ebenfalls genannt worden - ich habe auf die "Alpensinfonie" verwiesen. Auffallende Konstante: es handelt sich stets um Orchesterwerke, nicht um Klaviermusik. In einem Faden mit der Überschrift "Programmatische Klaviermusik" würde ich eher mit einer Auflistung von Klavierwerken rechnen, in denen entweder das "Programm" im Notentext verbalisiert wird oder auf eine andere Art und Weise eine möglichst plausible Wechselbeziehung zwischen Programmatik und Komposition hergestellt wird.

Warum gibt es zahlreiche Beispiele von Orchesterwerken, während kaum Klavierwerke existieren, die man als programmatisch im gleichen Sinne bezeichnen kann? Weil die charakteristischen Orchesterfarben auf dem Klavier so nicht zur Verfügung stehen, diese aber für entsprechende Klangereignisse und Effekte benötigt würden? Etwa so wie eine unkolorierte Kohlezeichnung oder ein Holzschnitt nicht dazu dienen können, Farbinformationen zu übermitteln?

Dann liefe es auf eher wenige Beispiele wie das von mir erwähnte "La Valse" von Ravel hinaus, bei dem so bildhaft musiziert wird, dass man ohne weiteres dazu ein aussagekräftiges Programm formulieren und dieses in den Notentext einschreiben könnte.

Ein ganz konkretes Beispiel gefällig?:
https://de.wikipedia.org/wiki/Aufforderung_zum_Tanz_(Weber)
Ich erinnere mich an eine ältere Peters-Ausgabe, in der dieses "Programm" im Notentext berücksichtigt ist. Andere Beispiele kenne ich aus dem Genre der Salonmusik und aus Notenausgaben mit didaktischem Anspruch, wenn man mit außermusikalischen Mitteln Musik noch lebendiger vermitteln will. Nicht immer gelingt dieses Vorhaben allerdings überzeugend.

LG von Rheinkultur
 
Tja …. Programm in der Musik nachträglich zu erklären ist immer problematisch. Somit hat L. Bernstein recht, Musik braucht kein Programm, sie ist selbst ein Programm. Eine aussermusikalische Handlung mit einem Instrument dargestellt «wie z.B. ein Gewitter» durch schnelle Noten auf der G-Seite ist für mich programmatisch (von Komponist was aussermusikalisches darstellt). Es muss nicht immer eine grosse Handlung mit vielen blaba dazu geschrieben bzw. oder dem Komposition zugedacht werden (dazu haben wir andere künstlerische Gattung z.B. Oper).

Die Definitionen der Programmmusik sind so breit gestreut und verwirrend …. somit gebe ich auf, mich da weiter zu äussern. Ich nehme an, @rolf hat hier bessere Definition wie man eine Programmmusik auf Anhieb erkennt. Somit stelle ich eine einfache Frage: ist Beethovens 9 Sinfonie Programmmusik oder die Dvoraks 9te? Ich würde sagen Ja, denn er hat «Die neue Welt» musikalisch in aller Farbigkeit beschrieben ….. ähnlich wie Smetana die Moldau musikalisch dargestellt hat. Oder sind die vier Jahreszeiten von Vivaldi eine Programmmusik nur wenn man alle 4 Sätze spielt, dagegen ein einzelner Satz nicht?

Für @Stillblüte ist «La Barque sur l’ocean» eine Programmmusik, für die anderen halt nicht, für mich dagegen ja. U.U. liege ich total falsch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann man eines der berühmtesten Klavierwerke mit dem illustrativen Titel "Flohwalzer" nicht auch programmatisch sehen:konfus:;-)? Dieses Thema zeigt mal wieder, dass Musik ne verdammt ernste Angelegenheit ist:idee::-).
 
Dann liefe es auf eher wenige Beispiele wie das von mir erwähnte "La Valse" von Ravel hinaus, bei dem so bildhaft musiziert wird, dass man ohne weiteres dazu ein aussagekräftiges Programm formulieren und dieses in den Notentext einschreiben könnte.
@Rheinkultur leider oder lästigerweise hat Ravel kein Programm zu "La Valse" mitgeteilt, insofern ist es müßig, eines da hinein zu geheimnisen :-) übrigens gibt es zahlreiche (oftmals im Detail skurrile) Versuche, der Lisztschen h-Moll Sonate ein Programm zu unterjubeln :-D

Webers Aufforderung zum Tanz und Konzertstück f-Moll sind wegen ihres dezidierten außermusikalischen Bezugs sicherlich Vorläufer, Anregungen zu dem, was dann deutlich später mit Berlioz und Liszt beginnt, aber ganz andere Ursachen und Verfahrensweisen hat. (dass z.B. Les Preludes und Le Coucou und Gnomenreigen nicht (und zwar bei weitem nicht!) dasselbe sind, ist dir klar)

Tatsächliche Programmmusik innerhalb der Klaviermusik gibt es eher wenig: Liszts Tanz in der Dorfschenke, Mussorgskis Bilder einer Ausstellung, in schon ironisch gebrochener Weise Ravels Gaspard de la Nuit.
 

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