Pianistische Klanggestaltung (war Anschlag)

Es ist vielleicht etwas auf die Goldwaage gelegt, aber man sieht nicht, wie viele Jahre jemand schon gespielt hat, sondern - individuelle Faktoren wie Talent, Intelligenz, Qualität des Unterrichts, tägliche Überzeit, Übeeffizienz etc. mit einem Durchschnittslevel angenommen - wie viele Jahre er geübt hat.

Viele Faktoren spielen aber bei dieser Beurteilung eine Rolle, wie bereits gesagt wurde.
Die Lernkurve flacht umso mehr ab, je höher das Level ist, das man erreicht hat. Viele hören irgendwann mit Unterricht auf und spielen trotzdem weiter; sie üben aber nicht in dem Sinne, an etwas zu arbeiten, dass man noch nicht kann, sondern spielen weiter auf dem Level, auf dem sie sind. Ich kenne viele Freizeit- und Unterhaltungsmusiker, die diesem Typ entsprechen. Außerdem hat man, wenn man älter wird, oft nicht mehr in dem Umfang die zeitlichen und mentalen Resourcen, wie man sie vielleicht als Kind, jugendlicher oder junger Erwachsener hatte. Und umso flacher die Lernkurve ist, umso schwieriger ist es, diese mit einem Zeitverlauf zu verknüpfen.

Zu meiner eigenen Erfahrung: In meinem vier Jahren Klavierunterricht als Jugendlicher ging es sehr ordentlich voran und man konnte mir jedes Lernjahr deutlich ansehen oder anhören. Meine Geläufigkeit war am Ende bei etwa zwei, oft auch mehr Stunden täglicher Übezeit (in den ersten Jahren war es eher 1 Stunde täglich) auf einem Level, den ich heute nicht mehr habe, weil ich heute nur einen Bruchteil der damaligen Übezeit aufwende. Deutlicher wird dieser Aspekt noch bei einem Bläser, für dessen Ansatz er tätlich üben muss. So ähnlich sehe ich das beim Klavier auch.

Natürlich habe ich mich in den über zehn Jahren danach theoretisch um einiges weiter gebildet und der Anschlag ist - insbesondere durch ein paar Jahre Üben auf einem akustischen Instrument - feiner und weicher geworden, aber hier könnte man keinesfalls erkennen, ob sich das in 3, 10 oder 15 Jahren so entwickelt hat. Es ist so, dass ich etwa 1/2 Stunde täglich planmäßig üben (und nicht bloß spielen) muss, um ein aktuelles Level zu halten und etwa 1 Stunde, um spürbare Fortschritte zu machen.

LG
BP
 
Das glaube ich (beides!). Nun würde mich aber brennend interessieren, worin diese Technik besteht - falls du das mit ein paar Sätzen grob umreißen kannst? Ich habe kürzlich ein kurzes Buch gelesen und meine, dass die Technik darin vielleicht beschrieben wird (auch wenn es da um etwas ganz anderes geht). Aber erst einmal würde ich gerne von dir eine Antwort bekommen, wenn du eine geben kannst.

möchtegern hat ja schon das Wichtigste gesagt. Ich möchte einfach noch ein paar Gedanken nachliefern.

Da Karate (aber auch andere Kampfkunst) Techniken tendenziell gefährlich sind, schlägt man meistens gegen die Luft. Die Luft ist aber als Messpunkt für die Kraft eines Schlages ausgesprochen schlecht geeignet und die Fähigkeit zu erkennen, ob eine Technik wirklich kräftig war oder sich nur subjektiv kräftig anfühlt, kommt (oft) erst mit den Jahren. Da ist ein objektiver Erfolgsmesser (ein Brett das kaputt geht) sicher interessant :)

Zur Technik: Ich denke die Technik besteht daraus, dass man gelernt hat aus einem festen Stand auf einen Punkt Kraft zu geben. Das bedeutet Schwerpunkt, Muskelkoordination und Zielgenauigkeit müssen stimmen. Die psychische Komponente ist dabei, wie möchtegern hervorgehoben hat, auch nicht zu unterschätzen. Wenn Du glaubst Du kannst es nicht, kannst Du es nicht. Man kann es nicht "probieren" sondern nur machen, mit dem ein (Holz kaputt) oder anderen (Hand kaputt) Resultat.

Es gibt viele Arten Kampfkunst. Nicht alle erfordern eine Bruchtest oder Kampferfahrung. So lässt sich das mit der Verletzungsgefahr gut umgehen.
 
Es gibt viele Arten Kampfkunst. Nicht alle erfordern eine Bruchtest oder Kampferfahrung. So lässt sich das mit der Verletzungsgefahr gut umgehen.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass es Kampfkunst mit akzeptablem Verletzungsrisiko gibt. Beim Judo wird bestimmt ab und zu ein Arm ausgekugelt oder irgendetwas geprellt...
Ne Freundin von mir hat sich sogar mal beim Fußball (!) den Finger gebrochen (!), weil ihr jemand dagegengeschossen hat. Nichts ist unmöglich :D
Als allerdings meine Kinder-Freundin mir mal sagte, beim Klavierspielen könnte man sich genauso leicht die Finger brechen wie beim Handball, ließ sie sich tatsächlich nicht vom Gegenteil überzeugen...
 
Ich stelle mir Kampfsport sogar wesentlich verletzungsärmer als Tennis, Fußball, Handball usw. vor. Bei den "Ballsportarten" sind gebrochene Füße und Hände, verletzte Sehnen, Muskeln und Gelenke Alltag (kennt jeder, der in entsprechenden Sportarten agiert hat) und die haben oft nicht mal was mit falscher Technik zu tun sondern einfach mit Pech.
 
Sowas würde ich auch nie spielen. Vermisse ich auch nicht. Die einzigen Bälle die ich mag sind Federbälle (für Federball, nicht Badminton) und Tischtennisbälle. Also die, die schön leicht sind :super:
Gegen Mozartkugeln hab ich auch nichts:lol::-D
Übrigens sagte mir mal meine Cellolehrerin, dass viele Cellisten gut im Tischtennis sind - um mal wieder die Brücke zum Thema zu kriegen. Ist halt alles dieselbe Technik. Körpergefühl.
 
dann ist Handball sicher gefährlicher für einen Pianisten als Kampfsport.

Gerade Handball würde ich als DEN "Kampfsport" unter den Ballsportarten bezeichnen. Viele austrainierte Boliden auf kleinem Spielfeld, schneller Boden, hohes Tempo, blitzschnelle Richtungswechsel, Tor"schüsse" aus allen Lagen ... und die gegnerische Mannschaft will ja auch mal den Ball haben... ;-)

Im Vergleich zu Handball ist Fußball auf einem riesigen grasbewachsenen Acker, wo man sich bei gegenseitiger Antipathie auch mal aus dem Weg gehen kann, ein behäbiger Altherrensport. :lol:

Ausnahmen eher selten. In Erinnerung habe ich z. B. das Spiel bei der Euro 1996 Portugal gegen Kroatien, letztere Mannschaft augenscheinlich anknüpfend an bewährte Taktiken der kurz zuvor von militärischem Erfolg gekrönten Operation Oluja. :-D

Zur Erinnerung eine künstlerische Umsetzung dieser legendären Begegnung:




@Stilblüte
Danke für die Erläuterungen. Ich habe sie erst jetzt gesehen, weil ich nicht markiert war. Hatte mittlerweile eigenständig recherchiert und war überrascht, dass mir diese "Technik" (eigentlich eher ein mentales Methodenarsenal) aus dem Sport bekannt ist. Wusste aber nicht, dass die teilweise ulkige Bildsprache ("Atme tief durch die Ferse aus und lass Dein Brustbein lächeln") einen konkreten "wissenschaftlichen" Hintergrund hat.

Die schönste Metapher, die ich auf Clavio kennengelernt habe und sicher ewig in Erinnerung behalte, ist der "Krake" von @rolf . :super:
 
und dann ist Handball sicher gefährlicher für einen Pianisten als Kampfsport.

Ich erinnere mich an ein Konzert des Jugendorchesters, in dem unsere Söhne mitspielten. Einer der beiden wollte unbedingt vorher noch das Handballspiel seines Vereins mitmachen. Ich hatte das richtige Vorgefühl und riet dringend ab. Aber die Ratschläge von Müttern sind ab einem gewissen Alter ja sowieso sowas von ätzend. Sein Stuhl bei den Geigen blieb dann leer .... Peinlicherweise spielte er relativ weit vorne.
(Wobei ich sagen muss: Die meisten Verletzungen haben wir nicht im Handball erlebt, sondern - auf der Skipiste, auf der Schwimmbadrutsche, dem Sprungbrett ...)
 
Gerade Handball würde ich als DEN "Kampfsport" unter den Ballsportarten bezeichnen. Viele austrainierte Boliden auf kleinem Spielfeld, schneller Boden, hohes Tempo, blitzschnelle Richtungswechsel, Tor"schüsse" aus allen Lagen ... und die gegnerische Mannschaft will ja auch mal den Ball haben... ;-)

Im Vergleich zu Handball ist Fußball auf einem riesigen grasbewachsenen Acker, wo man sich bei gegenseitiger Antipathie auch mal aus dem Weg gehen kann, ein behäbiger Altherrensport. :lol:

Ausnahmen eher selten. In Erinnerung habe ich z. B. das Spiel bei der Euro 1996 Portugal gegen Kroatien, letztere Mannschaft augenscheinlich anknüpfend an bewährte Taktiken der kurz zuvor von militärischem Erfolg gekrönten Operation Oluja. :-D

.......

ich erinnere mich (nicht sehr gerne) an unseren Schulsport. Ich hasste Mannschaftsspiele mit körperlichem Feindkontakt. Da ich damals noch der kleinste und schmächtigste in der Mannschaft war, wurde ich beim Handball als Kreisläufer eingesetzt. Die Herrschaften Verteidiger schubbsten und stießen mich umher und manchmal fühlte ich mich wie die Kugel beim Flippern.

Trotzdem glaube ich (ohne es definitiv zu wissen), dass es nicht sehr viel Unterschied zwischen Handball und Fußball gibt, was das Verletzungsrisiko anbelangt. Ein behäbiger Altherrensport im Vergleich zu Handball scheint mir der Fußball nicht zu sein, wenn ich mich an die Verletzungen z.B. von Bastian Schweinsteiger oder Ewald Lienen erinnere. Andererseits sehe ich auch immer noch Joe Deckarm vor mir, als er damals seine Verletzung erlitt.

Als ich dann meine Ausbildung zum Skilehrer begann, durfte ich erfahren, dass dies mit die verletzungsreichste Sportart sei.
Das konnte ich auch teilweise empirisch bestätigen. ;-) Wobei ich zur Ehrenrettung des Skisports sagen muss, dass manches auf simplem Übermut beruhte. Man fährt z.B. nicht eine völlig vereiste Langkofel-Scharte runter oder meint, man könne im Mai noch bis ins Tal abfahren, wenn man nur von einem kleinen Schneeteppich zum anderen springt. :blöd: Ich könnte auch zum Unfall von Michael Schumacher etwas sagen, aber das verkneife ich mir besser.

Jedenfalls kann ich (aber nur zu bestimmten Situationen) die Sprüche nachvollziehen, die besagen:
"Sport ist Mord"
und
"treibe Sport oder bleib gesund".
Ansonsten bin ich mir ganz sicher, dass Sport, vernünftig und ohne Übertreibung ausgeübt, eine feine Sache ist und sowohl körperlich, als auch seelisch-geistig eindeutig ein Gewinn ist.
 
Hier gibt es sogar Skilehrer. :super:
 

Da ich damals noch der kleinste und schmächtigste in der Mannschaft war, wurde ich beim Handball als Kreisläufer eingesetzt. Die Herrschaften Verteidiger schubbsten und stießen mich umher und manchmal fühlte ich mich wie die Kugel beim Flippern.

Sohnemann war auch Kreisläufer (der zweite war Torwart). Ich nannte das immer "Boxen und Ringen am Kreis".
 
Ich bin Gemeindemeister im Ein-Hand-Bananen-Queressen.
Das können nur ganz wenige! :-D
Was ist das denn? Klingt nach etwas, das ich unbedingt üben sollte!

Schifahren - ich wurde in der Siebenten und Achten zum Schifahren nach Radstadt abtransportiert (Schultradition). Fazit: Schifahren und Schlittenfahren macht wahnsinnig viel Spaß. Leider ist es 1. umständlich 2. teuer und 3. lebensgefährlich, ich glaube da such ich mir lieber drei schöne Dinge fürs Leben, wovon eine umständlich, eine teuer und eine lebensgefährlich ist. Hab ich dreimal so viel Spaß... :lol:
Also ohne Witz: Jedes Mal, und auch in den Jahren davor und danach, haben sich immer Schüler schwere Verletzungen zugezogen. Ein gebrochenes Bein, eine gerissene Sehne... Ich glaub, einmal ist sogar einer auf den Kopf gefallen. Mich hat's auch ab und zu hart zerbröselt, zum Glück ist nichts passiert. Jedenfalls haben sie vorsorglich immer einen Arzt mitgenommen, das spricht ja für sich.
 

stell Dir einen Maiskolben vor, den Du an einem Ende waagrecht vor Deine Futterluke in der Hand hältst. Dann beginnst Du am anderen, freien Ende verdammt schnell, den Maiskolben zu essen. So musst Du es dann mit der Banane auch machen. Während Du isst, schiebst Du die Banane mit der Hand immer weiter nach. In etwa vergleichbar mit dem Schlitten einer Schreibmaschine. Uuups, so ein Gerät kennst Du wahrscheinlich nur noch vom Hörensagen.
Anyway: vergiss vorher nicht, die Banane zu schälen. ;-):lol:
 

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