Pianino Ehrbar Reparatur Dokumentation

Hallo James, das freut mich :-)

..und weil es Dir und anderen gut gefällt hab ich heute gleich noch ein Video upgeloaded. Es ist der Teil, wo die Hebeglieder bearbeitet werden.
Zuerst werden die alten Filze entfernt. Als nächstes kommen die Sattelpolsterunterfilze dran und der dickere Drappstoff. Danach werden die Fängerfilze in schönem Blau montiert. (weil es das Forenvolk entschieden hat :p )

..und hier ist es!
http://www.youtube.com/watch?v=HkWjCoDyaXo

LG
Michael
 
Hallo Michael,
Vielen Dank für die Nächsten Videos. Ist ja hier eine komplette Serie...es macht immer wieder Spaß dies zu sehen und man lernt wirklich viel dazu. :)
Ich spreche dir wie James auch großes Lob aus. ;)
LG
Sven
 
Hallo Michael,

Wieder einmal sehr einleuchtend: dadurch, dass du das zweite Ende vom Unterfilz und das erste Ende vom Drappstoff in einem Arbeitsgang verklebst, wird ein Arbeitsgang erspart! (Und die Finger bleiben sauberer, weil man immer ein trockenes Ende vom Filz zum Anfassen hat...)

Mich interessiert der Sinn der doppelten Befilzung. Bei meinem Ibach z.B. sind nur einfache Filze verklebt. Ist die doppelte Befilzung sozusagen die Luxusausführung, und hat etwa damit zu tun, dass der Drappstoff "frei" auf dem Unterfilz laufen kann, um somit den Aufprall der Piloten auf den Sattel besser dämpfen / abfedern kann als ein einfacher Filz es könnte? (Ähnlich wie auch an der Hammernuss unter dem Leder ein Unterfilz verklebt ist, auf dem das Leder unverklebt verläuft.)

Oder ist der Drappstoff schlicht beständiger gegen Reibung als normaler Filz, während der Unterfilz die eigentliche "Federarbeit" leistet?

Bei meinem Zimmermann z.B. sind die Sattel/Sättel unbefilzt (graphitiertes Holz), während auf den Piloten eine (einzelne) Scheibe Druckstoff verklebt ist. Mir scheint, es gibt hier viele Varianten...

Herzlichen Gruß,
Mark
[EDIT P.S.: das Blau finde ich schaurig... :rolleyes: Es lebe die Demokratie. ;) ]
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Mark,

Ja, es gibt wirklich viele Varianten. Der Drappstoff ist stabiler als normaler Filz und wird in jedem moderneren Flügel als Sattelpolster eingebaut - auch teilweise mit Unterfilz. Der Unterfilz der Hebeglieder beim Ehrbar Klavier soll tatsächlich ein wenig abfedern und weicheres Spielgefühl vermitteln.

Sven, ja das ist eine komplette Serie - sie zeigt die gesamte Reparatur im Zeitraffer ;-) Für mich ist es ein Spaß und ich lerne für mein größtes Projekt.

LG
Michael
 
Hallo Tastenscherge,

Die Videodokus sind zum einen für interessierte Klavierspieler und zum anderen für Techniker, damit sie sehen wie andere Kollegen arbeiten. Ich denke jeder lernt das ein oder andere dazu. Auch ich sehe bei Kollegen immer wieder was neues, das ich verwenden kann.

Was ich noch vor habe, werde ich nicht billig Preis geben, aber es ist was Großes! :p Die Videos müssen dazu aber noch besser werden und vielleicht stelle ich mehrere Videocameras in der Werkstatt auf - um aus verschiedenen Blickwinkeln auf das Werkstück zu kommen.

LG
Michael
P.S.: Ich habe nie erfahren, ob Dir das "Stecherleiste garnieren" Video weiter geholfen hat. Ein kurzer Bericht würde mich freuen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hammerköpfe erneuern

In folgendem Video seht Ihr wie neue Hämmer ins Klavier kommen. :)

Die Arbeit besteht aus: Hammerstiele abklingen, verpackte Hammerköpfe (Abel) her richten, Stiellänge vermessen, vorintonieren der neuen Hämmer, Hämmer abziehen und glätten, Stiele rollen, Stiele kerben, Hämmer mit Stielen verleimen, Stiele auf Länge bringen, Unteres Ende der Stiele rollen (riffeln), Hämmer in Nüsse stecken, Winkel tragen, Stiele auf Choir feilen, Hämmer abnehmen, Spreizenhämmer in die Nuss verleimen, alle Stielenden feilen, Hämmer einleimen.

Viel Spaß beim Gucken!

http://www.youtube.com/watch?v=KmosHq9w_cE

LG
Michael
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich weiß nicht genau, ob das das Abklingen der Stiele ist, aber warum lässt du sie ganz am Anfang fallen und ordnest sie dann? Hat jeder Stiel unterschiedliche Qualitäten, welche sich für Bass oder Diskant besser eignen?

Freu mich schon auf die weiteren Videos!

Alles Liebe
 
Sehr schön. 2 Sachen sind mir aufgefallen:
1. du intonierst vor, ohne die Hämmer gehört zu haben? Waren die so fühlbar hart? Macht es nicht mehr Sinn, erst mal zu horchen?
2. Beim Einleimen in die Nuss kontrollierst du mit dem Richtscheit oben an den Hämmern, aber nicht unten an den Gegenfängern. Warum?

Und mir ist noch aufgefallen, dass beim Einleimen in die Nuss die Mechanik nicht an der Stütze verschraubt war. Das kann nach hinten los gehen, wenn da Spiel ist ;)
 
Danke, es war wieder spannend bei der Arbeit zuzusehen. Da ist jetzt in kurzer Zeit viel geschehen.

Im großen und ganzen habe ich den Eindruck, dass diese Arbeitsschritte eine sehr schöne Tätigkeit darstellen. Sauber, ruhig, im Warmen, fast wie basteln mit Matador. (Allerdings durfte ich da nie leimen.) Nur - das Malträtieren der Hammerköpfe mit dem Dreizack sieht nicht so friedlich aus. :) (Ok, sie werden ja am Ende gebügelt.)

Bei 2:30 zeigt sich wofür der Punkt auf der Saite gut ist, der beim Zerlegen (Teil 2 - 0:20) gemacht wurde. Bei 4:30 dachte ich: "die Hammerköpfe sind sehr schlampig gebohrt worden." Aber inzwischen ist mir klar geworden, dass die Löcher ja gar nicht mittig und gerade sein sollen.

Ist die Tätigkeit von 6:12 - 6:39 das "Stiele kerben"? Und wofür ist das gut?

Grüße
Thomas
 

Hallo,

Zu den Fragen:

@silversilv3r - Jeder Stiel hat einen Eigenklang. Es gibt solche mit hohen Frequenzen und welche, die dunkler klingen. Ich teile sie in drei Sektoren. Man hört beim Anschlag eines Tones immer den Stiel mit - daher ist es wichtig (vor allem im Diskant) dass kein dunkler Stiel dabei ist. Der Ton tanzt sonst aus der Reihe. :-)

@Tastenscherge Ist leider nicht am Video drauf, dass ich Probeköpfe aufstecke um anzuhören, wie der Hammer klingt bevor ich vorintoniere. Je Spreize zwei Hämmer und nach ein paar Stichen prüfe ich. Die Summe, auf die ich kam (die Menge der Stiche) hat mich auch überrascht. Zur Auswahl hatte ich einen zweiten Satz Hämmer von Renner, der war noch härter an den Wangen. Bei der Arbeit kann man mit Fingerdruck schön prüfen wie elastisch der Hammer geworden ist. Die zweite Frage, warum ich nicht die Fängerlinie prüfe ist einfach zu beantworten. Der Hammerstiel hat in der Nuss nach hinten und vorne kein Spiel, sondern nur seitlich, wo ich auf Choir gefeilt habe. Die Linie passt von daher, außer es wäre die Hammernussbohrung von Renner unpräzise, ist aber nicht der Fall.
Achso, die Mechanik sitzt auch sonst fest in der Stütze (in dieser) und würde sogar pedalisieren aushalten ohne sich zu bewegen ;-)

@thomas1966 Stiele kerben hat zwei Funktionen. Erstens werden die Stiele von der Holzmaserung gekennzeichnet, damit beim Einleimen alle Jahresringe stehend sind. Zweitens bringt die Kerbe überschüssigen Leim nach oben, wenn man den Stiel mit dem Hammer einschlägt.

Danke für Euer aller Interesse!
Gerne beantworte ich noch weitere Fragen. Ist mir lieber so als vorher schon einen Roman zu schreiben :D

LG
Michael
 
Hallo Michael,

Soweit ich sehen kann, stichst du beim Vorintonieren manchmal (beim ersten Durchgang?) fast im rechten Winkel in den Filz, und manchmal (beim letzten Durchgang?) eher schräg von oben nach unten, also eher parallel zum Kern. Hat der Winkel des Stichs einen Einfluss?

Und das Bügeln/Plätten erscheint mir relativ leicht. Es dient vermutlich nur dazu, eine glatte, schöne Oberfläche zu erzielen - nicht aber etwa, den Hammerkopf strukturell (klanglich) zu ändern?

Tolles Kino, vielen Dank!

Mark
 
Hat der Winkel des Stichs einen Einfluss?
Ja, der Winkel hat Einfluss :p
Es gibt auch Techniken, wo von der Seite in den Filz gestochen wird. Alles bitte nicht zum Nachahmen. Schnell ist großes Unheil angerichtet und dann hilft kein guter Doktor mehr um es zu reparieren.:(

Und das Bügeln/Plätten erscheint mir relativ leicht. Es dient vermutlich nur dazu, eine glatte, schöne Oberfläche zu erzielen - nicht aber etwa, den Hammerkopf strukturell (klanglich) zu ändern?
So ist es! es geht um die glatte Oberfläche.:)

LG
Michael
 
Danke für das Video! Sehr interessant und lehrreich. Viele ausgezeichnet gefilmte Momente , die inspirieren. Hoffentlich kommt bald die Fortsetzung.
 
Oh, das freut mich, dass es einen neuen Zuseher gibt. Herzlich Willkommen - Klavierlehrer!

Mal sehen wann ich das nächste Video hoch lade...
So viel Neues wie in diesem Hammer-Teil wird nicht mehr zu sehen sein am Ehrbar Klavier ;-) Als nächstes werden die Hebeglieder wieder dran montiert und die Klaviaturfilze bzw. die Tastengarnierungen erneuert. Aber von solchen Arbeiten gibt es schon Videos auf meinem Kanal. Schön langsam muss ich mir Gedanken machen, wie ich mich selbst noch überbieten kann. :D

Fragt sich eigentlich niemand, warum ich die Hämmer aufstecke und wieder abmontiere um sie dann erst zu leimen? Nur soviel - das war kein versehen... :p

LG
Michael
 
...
Fragt sich eigentlich niemand, warum ich die Hämmer aufstecke und wieder abmontiere um sie dann erst zu leimen? Nur soviel - das war kein versehen... :p

LG
Michael

mögliche Gründe:
  • Die Hammernussstellung wird dadurch geprüft und eventuell durch Papierbeilagen korrigiert.
  • Das Stiele auf Choir feilen wäre sonst zu ungenau.
  • Eventuelle Fehler in der Länge können vor dem Leimen besser korrigiert werden.
  • Die Klangprobe um richtig vor-intonieren zu können erfordert wahrscheinlich ebenso das Aufstecken.
Stimmt davon etwas?

Grüße
Thomas
 
Ich vermute Thomas' ersten Punkt.

Gesetzt, die Hämmer wären schon verleimt und man trägt nun den Winkel und stellt fest, es muss ein Papierstreifen unter eine Kapsel geklebt werden. Dann wäre dieser Hammerkopf nicht mehr parallel zu den anderen, bzw. würde nicht mehr alle drei Saiten gleich treffen. Man müsste nun den Stiel erhitzen (brennen) und verdrehen, bis der Hammer wieder gerade steht - extra Arbeit.

Stimmt's?
 
Nun die Auflösung! :-)

1. Wenn ich den Hammer stumpf in die Nuss leime (also ohne ein seitliches Spiel zu feilen, dass genau abgestimmt wird auf das nötige Maß) schlägt der Hammer oft nicht an der richtigen Stelle an. Das könnte man hinterher korrigieren indem man die Kapsel etwas seitlich schiebt bzw. verdreht und fest schraubt. Der Nachteil dabei... Zum einen hält es an der neuen Position nicht gerne und lange, da auch Spannung aufgebaut wird und zum anderen trifft die Stoßzunge das Hammernussleder nicht exakt flächig, so dass eine seitliche Beanspruchung entsteht. Auch optisch sieht es mitunter furchtbar aus (die Abstände der Hammernüsse).

2. Wird erst nach dem Leimen "Winkel getragen" bzw. "Schieberpapier geklebt" würden die Hämmer nicht mehr parallel stehen. OK - mit gutem Auge lässt sich beim Leimen auch eine verkantete Kapsel bereinigen, indem man den Hammer schon leicht schräg einleimt - aber so präzise ist das nicht. Nach dem Winkeltragen müsste meist doch mit Feuer nachgeholfen werden. :rolleyes: Ein gewisses Risiko bliebe dabei insoferne bestehen, dass sich der Stiel im Laufe der Jahre (durch Luftfeuchtigkeitseinflüsse) wieder zurück bewegt.

Aus diesem Grunde stecke ich die Hämmer auf, mache all die Feinarbeiten und entferne sie dann wieder. Danach kann ich exakt arbeiten und verleime die Hämmer genau auf Choir.

Die Hammernüsse sitzen gerade mit gleichmäßigem Spiel zueinander und schön mittig. Die Hämmer sind gleich nach dem Leimen an der richtigen Position und ich muss hinterher nur ganz, ganz wenig nachjustieren. :cool:

Wenn man sich manche Klaviere so anguckt, gibt es leider nicht viele, die diese Arbeiten ähnlich aufwendig ausführen. Am eindrucksvollsten in der Genauigkeit finde ich die älteren Schiedmayer Klaviere. Die Hämmer schlagen auch nach Jahrzehnten exakt mittig aufs Choir und die Abstände passen. Keine verdrehten Stiele oder zusammen gewanderten Hämmer zu bemerken...

LG
Michael
 
Schön langsam muss ich mir Gedanken machen, wie ich mich selbst noch überbieten kann.

Du spielst auf dem fertigen Klavier vierhändig mit dir selbst (Überlagerung von zwei Videoaufnahmen). Wäre das was? Micha².

Es ist wie immer sehr schön und auch lehrreich, dir bei der Arbeit zuzusehen. Aus deinen Kommentaren erkennt man, dass du dir über alles genau Gedanken gemacht hast und nichts "einfach so" machst. Gefällt mir. Ich bin schon gespannt, wie das Klavier klingen wird.
 

Zurück
Top Bottom