Pianino Ehrbar Reparatur Dokumentation

Manchmal kommt man in einer Meinungsverschiedenheit gerade dann am besten voran, wenn man sie mal für einen Tag ruhen lässt. ;)
 
(...) wobei ich nochmals betone, dass ich eine wirkliche fachliche Kontroverse nicht ablehne.

ich hatte https://www.clavio.de/forum/179906-post241.html während ich meinen letzten Beitrag schrieb noch nicht gesehen - so kann eine fachliche Kontroverse ansetzen.

da momentan erst eine Seite ausführlich geurteilt hat, muss natürlich die andere Seite abgewartet werden; des weiteren ist zu bedenken, dass die kritisierte Dokumentation noch nicht vollständig ist.
 
b) sehr wichtig für gleichmässige Spielart ( Spielschwere ): das Abwiegen der Dämpfungstangenten und das Federnstellen auf gleichmässiges Gewicht .

Mal eine blöde Frage: wie macht man das korrekterweise? Ich mache das meist nach Gefühl und die meisten Kollegen die ich kenne machen das ebenfalls so. Aber das geht doch auch anders, bzw. gibt es doch ein festes Maß, je nach Hersteller. Auf manchen (zumeist älteren) Mechaniken sieht man einen diagonalen Bleistiftstrich auf den Dämpferarmen, der was mit dem Auswiegen zu tun hat. Aber was genau? Wo muss man das Gewicht platzieren, wie viel Gramm, bevor man die Püschel aufleimt.......??
 
ehrbar

Mal eine blöde Frage: wie macht man das korrekterweise? Ich mache das meist nach Gefühl und die meisten Kollegen die ich kenne machen das ebenfalls so. Aber das geht doch auch anders, bzw. gibt es doch ein festes Maß, je nach Hersteller. Auf manchen (zumeist älteren) Mechaniken sieht man einen diagonalen Bleistiftstrich auf den Dämpferarmen, der was mit dem Auswiegen zu tun hat. Aber was genau? Wo muss man das Gewicht platzieren, wie viel Gramm, bevor man die Püschel aufleimt.......??

es geschieht ähnlich wie das auswiegen der tasten .
man legt ein bleigew. mit dem vorgesehenen gewicht ,das erforderlich ist um die tangente langsam nach unten zu bewegen dirket neben die kapsel . demgemäss biegt man die feder auf stärkere oder schwächere spannung .
natürlich kann man es auch mit fingerdruck - gefühl machen - natürlich ist dies relativ ungenau .
 
a) Das in den Filmen hauptsächlich einfache Klaviermachertätigkeiten zu sehen sind, zeigt sehr deutlich ein Verantwortungsbewusstsein. So manchem ist bewusst, dass sich viele Leute die Filme ansehen und manche dann selber Hand anlegen. Wenn jetzt Tätigkeiten gezeigt werden die sehr hohes Fachwissen und Erfahrung voraussetzen, könnte das Probleme und Gefahren mit sich bringen. Einfach deshalb, weil nicht jeder Gedanke und jeder Blick des Fachmannes festgehalten werden würde und dem Laien das Wissen und die Fertigkeiten fehlen würden, diese Tätigkeiten nachzuahmen.

b) Aufgrund der Flecken wird Feuchte-Einwirkung mit möglichen Schäden an Metallteilen, wie den Saiten und den Hebegliedachsen diagnostiziert. Ob da Schäden bestehen(müssen) und ob diese nur durch Austausch behoben werden können, wäre interessant. Gibt es dazu eine einheitliche Meinung unter den Klaviermachern oder ist das ein Thema das öfters diskutiert wird?

c) Das gleiche gilt für den Unterschied der Wirkung zwischen Drappstoff und weißem Filz an der besprochenen Position sowie die Filzauswahl im allgemeinen.

d) Die Herangehensweise so wie die Durchführungsweise der verschiedenen Tätigkeiten ist unter den Fachleuten offenbar sehr verschieden. Es ist ein alter Beruf, in dem anscheinend mehrere verschiedene Arbeitsweisen entwickelt wurden. Wenn trotzdem die Klaviere gut und gut spielbar sind, so soll es jedem recht sein, der Freude an seinem Klavier hat.

Das sind jetzt vier Ansätze, wobei der vierte viele Details bietet, die nach meiner Meinung einer Diskussion würdig wären. Ob Michael das mit jemandem diskutieren will, der ihn persönlich, öffentlich beschimpft hat und mit allen möglichen Betitelungen stigmatisieren wollte, bleibt ihm überlassen.

Schade, dass es so abgelaufen ist. Ein erstes Detail wird schon besprochen, vielleicht entwickelt es sich doch noch in eine positive Richtung.

Grüße
Thomas

@rolf: Danke für die Richtungsgebung. Sie ist leider nur sehr langsam verstanden worden.
 
Hallo miteinander,

mit einigen Entsetzen habe ich heute die „Diskussion“ der letzten Tage in diesem Faden gelesen.
Als ich vor gut einem Jahr auf dieses Forum stieß – Anlaß war der bevorstehende Kauf eines gebrauchten Flügels mit diversen Macken – fühlte ich mich gut aufgehoben und war insbesondere von dem Umgangston angenehm berührt. Das blieb so, bis 90 Jahre Klavierbau und klaviermacherwien im Forum aufkreuzten. Ich bin mit fast 74 Jahren sicher einer ältesten im Forum und habe in den vergangenen Jahrzehnten einiges mitbekommen, nicht zuletzt in den vergangenen 15 Jahren über intensive Kontakte zur Baubranche – und da geht es wahrhaftig nicht zimperlich zu. Aber was sich sprachlich in den Beiträgen von 90 Jahre Klavierbau und klaviermacherwien abspielt, übersteigt das noch um Einiges. Ich würde allein wegen dieser sprachlichen Präsentation, unabhängig von der fachlichen Qualifikation, bei beiden weder ein Klavier kaufen, noch zur Reparatur geben.

Nun zu Michael: Eine sachliche Kritik sieht anders aus – wie ja bereits ausführlich bemerkt wurde. Ich habe den Eindruck, daß Michael mehr die Tendenz hat, Altes zu erhalten, wobei sicher der jeweilige Kundenwunsch eine Rolle spielt. Das mag auch damit zusammenhängen, daß er überwiegend beim Kunden arbeitet. Ich will hier nicht die „Wegwerfgesellschaft“ als Gegenposition aufbauen, aber beides – mehr oder weniger komplett erneuern oder alles was noch erhaltenswert ist, aufarbeiten – hat seine Vor-und Nachteile, und gerade alte Instrumente können so etwas von ihrem Charme (fisherman: ihrer Seele) behalten. Michael war inzwischen dreimal bei mir, hat meinen alten Ibach Flügel (den irgendein Vorbesitzer mehr schlecht als recht mit neuen Saiten und neuen Mechanikteilen versehen hat) wieder bestens gestimmt, reguliert und vor allem intoniert – aber eben auch nicht alle Probleme vollständig lösen können.

Die von 90 Jahre Klavierbau und klaviermacherwien im geübte Kritik hilft niemandem – sie führt allenfalls zu einer gewissen Verunsicherung. Zu seinem Klavierbetreuer muß man Vertrauen haben (wie zum Arzt oder der Autowerkstatt) und dieses Vertrauen hätte ich – nachdem, was ich bisher zu lesen bekommen habe, zu 90 Jahre Klavierbau und klaviermacherwien nicht.

LG

Pennacken
 
Die von 90 Jahre Klavierbau und klaviermacherwien im geübte Kritik hilft niemandem – sie führt allenfalls zu einer gewissen Verunsicherung. Zu seinem Klavierbetreuer muß man Vertrauen haben (wie zum Arzt oder der Autowerkstatt) und dieses Vertrauen hätte ich – nachdem, was ich bisher zu lesen bekommen habe, zu 90 Jahre Klavierbau und klaviermacherwien nicht.

Hallo Pennacken,

ich kann Deine Überlegungen und auch Deine Begründung nachvollziehen.

Wie es scheint, hat sich die Rauheit der Kontroverse (um es vorsichtig zu formulieren) gemildert, das ist begrüßenswert. Mit Deinem letzten Satz allerdings polarisierst Du - ich finde, dieser letzte Satz hätte nicht sein müssen. Womöglich driftet nun die Diskussion erneut in sowas wie "ja ja da sieht man´s, die Jünger halten zu ihrem Guru" oder so ab... was bzgl. des Austauschs betrüblich wäre.

Von den hier im Forum teilnehmenden Klavierbauern/stimmern hat bisher keiner an einem meiner drei Flügeln gearbeitet - diese werden von Fachleuten des Herstellers betreut. Aber ich habe Klaviermacher - Michael - beim Forumtreffen in Mainz (Klimperlines 50. Geburtstag) kennen gelernt. Er hatte dort den etwas abgenutzten Steinway Flügel sozusagen mit Bordmitteln besser spielbar gemacht, eine in der Kürze der Zeit (geschwind vor Ort) beachtliche Leistung.

Ich erzähle das, um vorab den Poltereien von 90 jahre den Wind aus den Segeln zu nehmen: mit Sicherheit kann hier nicht von Sektiererei oder unreflektierter Fangemeinde die Rede sein!

Meiner Ansicht nach sollte ein Faden wie dieser auch nicht dem Zweck unterworfen werden, dass ein fachlicher Zwist einzig dazu dient, X ist besser als Y zu propagieren - vielmehr finde ich unabhängig von Personen und eventueller Konurrenz, dass es um die Sache gehen soll. Und da finde ich nun Michaels offene Art, eine heikle Arbeit (das alte Klavier, das sicher kein Spitzeninstument war) für alle peu a peu zu dokumentieren sehr interessant. Wenn sich daraus ein Anlaß für Verbesserungsvorschläge, für Begründungen, für rein fachliche Kontroversen, für alternative Vorgehensweisen ergibt, dann hätte dieser Faden ein tolles Ziel erreicht.

Gruß, Rolf
 
ehrbar

Hallo Pennacken,

ich kann Deine Überlegungen und auch Deine Begründung nachvollziehen.

Wie es scheint, hat sich die Rauheit der Kontroverse (um es vorsichtig zu formulieren) gemildert, das ist begrüßenswert. Mit Deinem letzten Satz allerdings polarisierst Du - ich finde, dieser letzte Satz hätte nicht sein müssen. Womöglich driftet nun die Diskussion erneut in sowas wie "ja ja da sieht man´s, die Jünger halten zu ihrem Guru" oder so ab... was bzgl. des Austauschs betrüblich wäre.

Von den hier im Forum teilnehmenden Klavierbauern/stimmern hat bisher keiner an einem meiner drei Flügeln gearbeitet - diese werden von Fachleuten des Herstellers betreut. Aber ich habe Klaviermacher - Michael - beim Forumtreffen in Mainz (Klimperlines 50. Geburtstag) kennen gelernt. Er hatte dort den etwas abgenutzten Steinway Flügel sozusagen mit Bordmitteln besser spielbar gemacht, eine in der Kürze der Zeit (geschwind vor Ort) beachtliche Leistung.

Ich erzähle das, um vorab den Poltereien von 90 jahre den Wind aus den Segeln zu nehmen: mit Sicherheit kann hier nicht von Sektiererei oder unreflektierter Fangemeinde die Rede sein!

Meiner Ansicht nach sollte ein Faden wie dieser auch nicht dem Zweck unterworfen werden, dass ein fachlicher Zwist einzig dazu dient, X ist besser als Y zu propagieren - vielmehr finde ich unabhängig von Personen und eventueller Konurrenz, dass es um die Sache gehen soll. Und da finde ich nun Michaels offene Art, eine heikle Arbeit (das alte Klavier, das sicher kein Spitzeninstument war) für alle peu a peu zu dokumentieren sehr interessant. Wenn sich daraus ein Anlaß für Verbesserungsvorschläge, für Begründungen, für rein fachliche Kontroversen, für alternative Vorgehensweisen ergibt, dann hätte dieser Faden ein tolles Ziel erreicht.

Gruß, Rolf

Ehrbar war in Österreich und auch international gesehen eine absolute Spitzenmarke , ohneweiters Bösendorfer ebenbürtig . Die Instrumente von Ehrbar waren im 19 Jhdt. technisch - konstruktiv um Einiges fortschrittlicher als z.B. Bö . Selbst Steinway persönlich hat anlässlich der Weltausstellung in Paris die Klaviere v. Ehrbar bzw. dessen Inhaber - Friedrich Ehrbar - besonders herausgestellt .
Das " reparierete " Modell ist ein Erstklassklavier , wie sie heute wenige finden werden
 
Ehrbar war in Österreich und auch international gesehen eine absolute Spitzenmarke , ohneweiters Bösendorfer ebenbürtig . Die Instrumente von Ehrbar waren im 19 Jhdt. technisch - konstruktiv um Einiges fortschrittlicher als z.B. Bö . Selbst Steinway persönlich hat anlässlich der Weltausstellung in Paris die Klaviere v. Ehrbar bzw. dessen Inhaber - Friedrich Ehrbar - besonders herausgestellt .
Das " reparierete " Modell ist ein Erstklassklavier , wie sie heute wenige finden werden

Ich nehme an, dass mit Klavier das aufrecht stehende Instrument im Gegensatz zum Flügel gemeint ist - ein Instrument, das zur Hausmusik geeignet ist und im Konzertsaal keine Verbreitung gefunden hat.

Interntional spielte Ehrbar in der 2. Hälfte des 19. Jh. keine große Rolle, allerdings teilte Ehrbar sich den Titel des österr. Hoflieferanten mit Bösendorfer, zudem fanden im Ehrbar Saal beachtliche Konzerte in der belle epoche statt (u.a. eine Mahler Uraufführung) - man sagt nichts falsches, wenn man feststellt, dass Ehrbar in Österreich ein ernstzunehmender Konkurrent von Bösendorfer war. Johannes Brahms, in Wien kein seltener Gast, empfahl Streicher oder Bösendorfer (Brief an Fr. Gernsheim 1870), Clara Schumann dokumentierte nebenbei die Dominanz von Bechstein, Blüthner, Steinway (Tagebuch London, 1888 ), Eduard Hanslick beschreibt die "Invasion" der Steinways sehr amüsant (musikalisches Skizzenbuch 1888 ) ; Artur Rubinstein berichtet im ersten band seiner Autobiografie von der Dominanz und Präsenz von Bechstein und Steinway (meine jungen Jahre) - interessant, dass dieser schon in jungen Jahren nicht nur europaweit tätige Musiker von Bösendorfer nie gehört hatte und sich ärgerte, dass es in Wien auf einem solchen statt dem vertraglich zugesicherten Bechstein spielen sollte.

Die großen Konzertsäle waren im späten 19. Jh. von Bechstein, Steinway, Blühtner dominiert, was auch durch vereinzelte Qualitätserfolge anderer Hersteller nie ernsthaft in Frage gestellt wurde.

Ob es sinnvoll ist, bei einem Pianino von einem Erstklassinstrument zu reden, wird sicherlich aus klavierbauerischer und klavierspielender Perspektive unterschiedlich wahrgenommen: für letztere ist die Wirksamkeit und Verlässlichkeit in großen Räumen relevant.
 
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Hallo Rolf,

@lMit Deinem letzten Satz allerdings polarisierst Du - ich finde, dieser letzte Satz hätte nicht sein müssen.

War auch nicht beabsichtigt, ich wollte nur darauf hinweisen, daß man durch eine unseriös und ruppig wirkende Argumentation Vertrauen verspielen kann.

Ist natürlich auch schwer: Wenn zwei Fachleute verschiedener Meinung sind, für einen Laien nachvollziehbar zu argumentieren.

LG

Pennacken
 
Nochmal eine Frage, jetzt mehr zum Inhalt: Wenn Michael wirklich soviel Murks macht, wieso hat das eigentlich bisher niemand bemerkt? Der Faden - abgesehen von seinen anderen Videos - ist ja schon etwas älter!

LG

Pennacken

Da nicht alle Arbeitsschritte in den Filmen gezeigt werden, wurde angenommen, dass die nicht gefilmten Tätigkeiten nicht gemacht worden wären. (z.B. Austausch der Achsen)

Es wurde behauptet, wenn man den Stiel in den Kopf leimt, kann der Winkel nicht stimmen. Dazu müsse man den Kopf auf den Stiel leimen. Da jedoch der Winkel des neuen und des alten Hammers gleich sind, gibt es anscheinend mehrere Wege die zum Ziel führen.

Es ist in den Filmen nicht ersichtlich, dass Michael Probehämmer gemacht hat. Ich halte es aber für möglich, dass er sich diesen Arbeitsschritt ersparen konnte, weil er die alten Teile zur Verfügung hatte. Er brauchte nur prüfen ob die alten und die neuen gleich sind. Dazu hatte er die Hammernüsse, die Köpfe, den Winkel, die Gesamtlänge vom Hammernussschraube bis Anschlagspunkt und vielleicht noch andere hier nicht aufgezählte Messwerte und Teile, als Anhaltspunkte und Vergleichsmöglichkeit.

Da er in den Filmen nicht gezeigt hat, wie er den alten und den neuen Hammerkopf vergleicht und was er alles misst und einstellt, wurde behauptet er hätte das nicht gemacht und könne das gar nicht. Welche Möglichkeiten es noch gibt, auf das richtige Ergebnis zu kommen wissen die Fachleute besser, als wir Laien. Und welche Möglichkeit Michael für seine Arbeit gewählt hat, geht aus den Filmen nicht eindeutig hervor.

Kritisiert wird: „Der Weg den Michael gewählt haben könnte, könnte den Nachteil haben, dass er die Mechanik und die Dämpfung neuerlich einstellen müsse, was als nicht fachgerecht gelte."

Ebenso wird behauptet, dass vom wirtschaftlichen Standpunkt aus, eine neue Mechanik billiger wäre, als die alte wieder aufzubereiten. Da es aber noch andere Standpunkte als den wirtschaftlichen gibt, gibt es auch hier mehrere Möglichkeiten einen Weg zu wählen.

Grüße
Thomas

PS: Es besteht auch die Möglichkeit, dass es eine andere Motivation für die Beschimpfungen und die Aufzählung von möglichen Mängeln gibt, als die technischen Grundlagen.
 
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GfK nach B. Rosenberg

Nachdem der Faden soviel Aufmerksamkeit auf sich zieht, melde ich mich zu Wort und empfehle mal die Technik der gewaltfreien Kommunikation anzuwenden, denn ich fühle mich hier nicht mehr wohl. Das ist schade, denn mir hat dieses Forum eigentlich mal imponiert wegen des netten Umgangstons, der vielen informativen Beiträge und der netten Unterhaltung. Ich möchte, daß das so bleibt.

Der eine oder andere sollte sich mal hier darüber informieren: http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation

Ein Beispiel in Kürze:
Grundmodell in einem Beispiel

Gewaltfreie Kommunikation versus lebensentfremdende Kommunikation am Beispiel einer schmutzigen WG-Küche.

Situation

Konkrete Handlungen, die wir beobachten und die unser Wohlbefinden beeinträchtigen.

* „In der letzten Woche hast du dein Geschirr dreimal nach dem Essen auf die Spüle gestellt und es stand dort jeweils bis zum Morgen. Dann habe ich es abgespült“


Beobachtung und Bewertung werden vermischt, Personifizierung

* „Du verhältst dich in der Küche total schlampig!“


Gefühl
Die Gefühle werden mit dem in Verbindung gebracht, was wir beobachten.

* „Ich bin sauer“


Keine Erläuterung über Zusammenhang der Situation mit dem Gefühl, sondern: Eine Interpretation wird als Gefühl geäußert. Schuldzuweisungen, Vorwürfe, Pauschalierungen.

* „Ich fühle mich provoziert, es ist dir total egal, dass hier so ein Dreck ist“

Bedürfnis
Bedürfnisse, aus denen Gefühle entstehen, werden betrachtet und mitgeteilt.

* „da ich, wenn ich in das Haus komme, eine Ordnung vorfinden möchte, die mir ein Entspannen möglich macht.“


Das Bedürfnis wird nicht (klar) geäußert, stattdessen wird der andere moralisch verurteilt.

* „Du bist ein Schlamper“

Bitte
Um eine konkrete Handlung wird gebeten – auch Nichterfüllung ist in Ordnung.

* „Sage mir bitte, ob du bereit bist, dein Geschirr gleich nach dem Essen abzuspülen oder gemeinsam mit mir nach einem Weg zu suchen, wie unser beider Bedürfnis nach Ordnung erfüllt werden kann.“


Es wird eine Forderung gestellt. Bei Nichtbeachten drohen Sanktionen.

* „Wenn in zwei Wochen nicht sauber ist, dann schmeiß' ich dein Geschirr weg!“

Ich empfehle, sich die Sätze mal laut vorzusprechen und zu fühlen, was Sprache anrichten kann.

Gruß Leonie :evil:
 
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Das schwehlt schon lange.
Siehe die Threads "klavierüberarbeitung, leider...", "Der Billig-China...", etc.
 
Manno, ich hab doch auch nicht geschrieben, dass Du Dumpingpreise machst, sondern das M. das so empfunden haben könnte...
 
Ist Micha nicht alt genug selbst zu erklären wie er was aufgefasst bzw. gemeint hat?
 
Für viele Leute, möglicherweise insbesondere Fachleute, ist es vielleicht ein Rätsel, wie ich so eine Reparatur machen kann, ohne die verschiedenen Maße zu nehmen. Ich bitte um Verständnis, dass manches "Betriebsgeheimnis" nicht offengelegt werden kann und somit manches zwangsläufig ungeklärt bleiben muss.

Eines vorweg - die drei wichtigsten Werkzeuge für mein Handeln sind neben der jahrzehntelangen Erfahrung im Klavierbau das Auge, das Ohr und das Gefühl für den Anschlag. Vielen vorgefertigten Maßwerkzeugen im Klavierbau liegt eines oder mehrere dieser Sinnesorgane zugrunde. Das Maßwerkzeug ist dann lediglich das Hilfsmittel, oder: hart ausgedrückt - die Krücke.

Wenn man nur auf Hilfsmittel vertraut negiert (bzw. verlernt) man die Fähigkeit zu spüren, sehen und zu hören. Diese Fähigkeit wird dann entweder erst gar nicht erlernt oder verkümmert mit der Zeit. (Jeder Arzt, Chiropraktiker und viele andere Berufe werden dies gerne bestätigen!)

Wenn jemand diese Sinne noch nicht ausgebildet hat oder nicht perfekt beherrscht, ist ein Hilfsmittel unumgänglich und natürlich auch äußerst wichtig. Es gehört auch bei mir zur Gewohnheit, die gespürten, gesehenen und gehörten Gegebenheiten nachträglich einer Überprüfung und nötigenfalls einer Korrektur zu unterziehen, um sich zu überprüfen und die Sinneswahrnehmung weiter zu schulen und zu verbessern. Es gibt Tastentiefgangklötze, Halbtonklötze, Steigmaß, Abfangmaß, Auslösemaß, Geradelegeleiste, verschiedene Gewichte usw. – meine Kunden kennen dieses Arsenal an Messwerkzeugen zur Genüge. In einem Video, das ja nicht zu Lehrzwecken gemacht wurde, sind sie nicht zwingend notwendig, genausowenig wie sie zwingend notwendig sind, um zu erkennen ob und in welcher Stärke es einer Korrektur bedarf. Immer vorausgesetzt, die Sinne sind trainiert, geschärft und der Klaviermacher hellwach.

Ich werde nun auf einige Vorwürfe etwas eingehen und wenn etwas nicht verstanden wird, möge man mir nachsehen, dass ich mehr Ahnung vom Klavier als von genauem Ausdruck habe.

Vor der Instandsetzung eines solchen Klavieres wird zunächst einmal der IST-Zustand fest gehalten. Bei dieser Bestandsaufnahme kann ich das fertig renovierte Instrument zu 95% erahnen. Warum ich das kann, weiß ich nicht.

Natürlich erkenne ich dabei- wie jeder andere Kollege - alle vorangegangenen Reparaturen (bereits abgezogene Hämmer etc.). Einen Umbau bzw. Verstellung der original gesetzten Mechanikbolzen gab es an dem Ehrbar-Klavier nicht! Eine Bearbeitung hingegen gab es - länger zurückliegend, bei der die Stockflecken freigelegt wurden. Es dauert nach meiner Beobachtung nicht zwingend viele Jahre in denen ein Klavier sehr feucht stehen muss, manchmal genügen nur mehrere Wochen in etwas feuchterer Umgebung (über 55%), z.B. ein Wasserrohrbruch, um den Prozess der Stockfleckenbildung zu starten (hellgelblich). Wikipedia schreibt dazu: Die Entstehung der Stockflecken ist nicht abschließend geklärt.

Die Hammerkopfgröße kann ziemlich genau festgestellt werden, auch wenn der Filz schon abgezogen wurde - Ein einziger Blick auf den alten Kopf ermöglicht einem Fachmann, dies abzuschätzen.

Im ersten Schritt der Arbeit in der Werkstatt vermesse ich alle Teile - selbst das vorgefertigte Steigmaß halte ich an, um exakt zu bleiben und stelle fest, welches Material ich bestellen muss. Hier wollte ich Originalteile verwenden und bekam mit den Hammernüssen von Renner und den genau passenden Kapseln dies auch geliefert. Diese passen hoch präzise! Daher war keine Änderung erforderlich.

Die Dämpfertangenten hatten ebenfalls das gleiche Maß, obwohl sie etwas anders ausgeführt sind. Die Madenschrauben standen im Mittel, so dass man sie hinaus oder hinein schrauben könnte. Die alten Hebeglieder jedoch hatte mein Lieferant nicht. Somit blieb nur, ÄHNLICHE Hebeglieder zu bestellen. Weil aber die Grundsubstanz bis auf den argen Mottenbefall gut war, entschied ich mich aber, die alten zu restaurieren. Die Spiralfedern hatten keinen Rost oder Schäden.

Und die "beanstandeten" Rückholfedern an Hebegliedern? Die gibt es bei einem Pianino überhaupt nicht!

Nachgeachst habe ich trotzdem wegen der präzisen Spielart. Natürlich verwende ich keinen Filz als Hebegliedpolster, sondern Drappstoff!

Ich bestellte zwei Sätze Hammerköpfe - einen von Renner und einen von Abel, steckte drei Hämmer (aus jeder Spreize einen) in die neuen Stiele mit Hammernuß und hörte mir an, welchem Hammerkopf ich den Vorzug geben werde - natürlich mit Probeintonierung. Leider hatte der neue Renner-Hammerkopf (bei diesem Klavier) im Vergleich nicht überzeugt. Selbstverständlich wurde dieser Abschnitt mit den Altteilen zur "Nachbar-Orientierung" abgeglichen.

Die Bohrung des Stielwinkels und Position war bei beiden Hammerkopfsätzen gleich - und zwar um eine Spur zu viel. Bei jedem Klaviermodell ist dieser Winkel je nach Mechanikstellung und Hammernuß etwas verschieden. An den alten Köpfen und deren tiefen Rillen kann man erkennen, ob er wirklich korrekt vermessen wurde. Das war bei diesem Ehrbar (natürlich) der Fall. Kein Grund also, dies zu ändern.

Ich verarbeite den Stielwinkel (Einstielen) auf das erforderliche Maß der alten Köpfe durch Biegen. Die verdeckte Hand im Video lässt es erahnen (kein optimaler Blickwinkel).

Warum ich nicht neue Saiten in das Klavier montiere? Ganz einfach: es ist nicht zwingend erforderlich.

Mir ist klar, dass neue Saiten noch um eine Nuance besser klingen würden - aber der Mehraufwand überstiege die Ergebnisverbesserung und eine weitere zwingend technische Notwendigkeit, wie z.B. lockere Stimmnägel oder Resonanzbodenrisse, gab es dafür nicht.

Die Erklärung, es handele sich um 6% trockenes Holz, war nicht korrekt von mir. Es hätte genügt zu sagen es ist trocken (nämlich nachgemessene 8%)! Bei der Vehemenz, der mir Dinge unterstellt werden ist mir das raus gerutscht. Sorry.

Für alle Zweifler, ob das Klavier wegen meiner "Pfuscherei" ;-) in Kürze kaputt geht - nein wird es nicht! Auch in zehn Jahren nicht. Zusätzlich erhält es einen Dampp-Chaser, damit es auch in Zukunft so bleibt, wie der Kunde das möchte: Ein hervorragendes altes Klavier mit Seele.

Zum Abschluss noch eine kleine Zusammenfassung: Es gibt durchaus verständliche Bestrebungen der Klavierindustrie, alles mit Zahlen und Messwerten zu erfassen. Dies erleichtert die Produktion und ermöglicht es, mithilfe vieler Normen und Standards Klaviere auch von angelernten Hilfskräften bauen zu lassen. Dass dies aber eben nicht sooo einfach geht, zeigt sich bei den großen Produktionen auf der Welt tagtäglich. Nur dort nämlich, wo die "weichen Fähigkeiten" in ausreichendem Maß vorhanden sind und die Sinne jenseits von Maßblatt und Schublehre geschärft sind, entstehen Instrumente, die sich deutlich von der Massenware abheben.

In meinen Videos geht es um das Vermitteln dieser "unnützen" Bastelei - um das, was eben nicht Standard-Reparaturschema ist. Vielleicht auch das, was kaum noch einer macht. Was aber - in meinen Augen und Ohren - Klang & Seele ausmacht.

LG
Michael
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
alle Jahre wieder...

Ist euch schon mal aufgefallen, dass die Stimmung immer kurz vor Weihnachten so gereizt ist?
 
Nicht bei allen ... liebe 8F&2D. Und das hier war etwas "härter". Aber sonst: Hast Du recht. In diesem Sinne: Friede den Menschen auf Erden.
 

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