Pedal: Weg und Differenzierung?

A

axl

Dabei seit
17. Nov. 2009
Beiträge
250
Reaktionen
0
Ich habe gerade ein Weihnachtsgeschenk "Der singende Klavierton oder Das "Wie" des Pedals" gelesen und werde nun vor dem Erlernen des Klavierspiels einige Jahre Pedalgebrauch studieren müssen. :rolleyes:

Spass beiseite. Als musikalisch momentan ausschließlich romantikbezogen interessiert, gilt dort der Leitsatz "Spiele grundsätzlich mit Haltepedal und subtrahiere resonanten Klang durch intelligente Nichtanwendung" Soweit, so gut.

Nun ist ja zwischen Pedal und Nicht-Pedal eine Menge Weg und Ton und mir tun sich als Digispieler diverse Fragen nach Praxis und Möglichkeiten der mechanischen Instrumente auf. Vorab: Ich kann bei meinem Digi das Heben der Dämpfer subjektiv fließend mit dem Pedal steuern, d.h. der Nachklang kann geformt werden.

Zunächst die Frage zum Haltepedalweg. Wo beginnt des Heben der Dämpfer akustisch, bei 100% Weg als Basis und wo endet der Effekt?

Ist der gesamte Vorgang eher linear oder mehr eine Kurve?

Ist dies bei allen mechanischen Instrumenten ähnlich oder eher sehr unterschiedlich?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hmm...keiner da, der die Geheimnisse seines Pedals preisgeben kann oder möchte?
 
Nun ist ja zwischen Pedal und Nicht-Pedal eine Menge Weg und Ton und mir tun sich als Digispieler diverse Fragen nach Praxis und Möglichkeiten der mechanischen Instrumente auf. Vorab: Ich kann bei meinem Digi das Heben der Dämpfer subjektiv fließend mit dem Pedal steuern, d.h. der Nachklang kann geformt werden.
Dann kann Dein Digi schon mehr, als meins mal konnte. Dort kannte das Pedal nämlich nur zwei Zustände. Vielleicht hätte ich es mal mit Pulsbreitenmodulation probieren sollen? :D

Was ein Digipedal sicher nicht simulieren kann, ist das Geräusch, das beim Aufprall der Dämpfer auf die Saiten entsteht, wenn man das Pedal schlagartig losläßt. Einige Stücke erfordern schnelle Pedalwechsel, bei denen dieser Effekt auftreten kann. Aber genau dieses Knallen der Dämpfer möchte man eigentlich nicht hören. Man braucht also etwas Übung am mechanischen Instrument, um diesen unerwünschten Nebeneffekt zu vermeiden.
Zunächst die Frage zum Haltepedalweg. Wo beginnt des Heben der Dämpfer akustisch, bei 100% Weg als Basis und wo endet der Effekt?

Ist dies bei allen mechanischen Instrumenten ähnlich oder eher sehr unterschiedlich?
Das ist alles eine Frage der Regulierung und bei jedem Instrument anders. Man kommt einfach nicht umhin, sich auf einem unbekannten Instrument einzuspielen. Es ist auch stark von der Raumakustik, der Hallcharakteristik, abhängig, wieviel Pedal man noch hinzugibt. Im Haus der Musik in Wien, im Innenhof, war der Hall nach oben derart ausgeprägt, daß man den Yamaha C3 dort fast ohne Pedal spielen konnte.
Ist der gesamte Vorgang eher linear oder mehr eine Kurve?
Ich glaube, mit dieser Frage gehst Du in die falsche Richtung. Willst Du Dein Pedalspiel nach mathematischen Kriterien programmieren? Meine KL sagt immer: das Pedal muß man mit den Ohren treten. Beim Pedalgebrauch hilft einfach nur hören, hören, hören.

Wenn Du Lust hast, laß uns doch mal treffen. Dann kannst Du ein mechanisches Pedal ausprobieren.
 
Was ein Digipedal sicher nicht simulieren kann, ist das Geräusch, das beim Aufprall der Dämpfer auf die Saiten entsteht, wenn man das Pedal schlagartig losläßt. Einige Stücke erfordern schnelle Pedalwechsel, bei denen dieser Effekt auftreten kann. Aber genau dieses Knallen der Dämpfer möchte man eigentlich nicht hören. Man braucht also etwas Übung am mechanischen Instrument, um diesen unerwünschten Nebeneffekt zu vermeiden.

Wenn die Hersteller wollten, könnten sie wahrscheinlich auch diesen Effekt sampeln. Ich bin zufrieden, dass sie es nicht getan haben. :D

Das ist alles eine Frage der Regulierung und bei jedem Instrument anders. Man kommt einfach nicht umhin, sich auf einem unbekannten Instrument einzuspielen.

Habe ich befürchtet. Ist wohl wie beim Führerscheinanfänger und der Kupplung.

Ich glaube, mit dieser Frage gehst Du in die falsche Richtung. Willst Du Dein Pedalspiel nach mathematischen Kriterien programmieren?

Nö. Es hatte mich interessiert, wann das Einsetzen des Effektes in Bezug auf den mechanischen Weg beginnt und ob die dann möglichen Verlängerungen des Tones linear im Verhältnis zum Weg sind, oder ob z.B. nach einem relativ späten Freigeben für die Tonlängensteuerung nur noch ein minimaler Weg zur Verfügung steht.

Meine KL sagt immer: das Pedal muß man mit den Ohren treten.

Damit hätte ich anatomische Probleme... :D

Beim Pedalgebrauch hilft einfach nur hören, hören, hören.

So versuche ich es momentan.

Wenn Du Lust hast, laß uns doch mal treffen. Dann kannst Du ein mechanisches Pedal ausprobieren.

Hans, ich danke dir für dein Angebot. Da werde ich mich demnächst per PN bei dir melden.
 
Wenn die Hersteller wollten, könnten sie wahrscheinlich auch diesen Effekt sampeln. Ich bin zufrieden, dass sie es nicht getan haben. :D
Bist Du wirklich froh, daß es diese Eigenschaften beim Digi nicht gibt? Mir ging es genau umgekeht. Ein Flügel hat so viele mechanische Eigenschaften, die beim Digi einfach nicht abgebildet werden können, daß ich mich damals am Unterrichtsflügel immer sehr hilflos gefühlt habe. Allein Druckpunkt und Auslösung sind solch essentielle Eigenschaften, an die man sich gewöhnen muß.

Nicht weniger interessant sind verschiedene (Ver-)Stimmungen und mechanische Unzulänglichkeiten, die sich im Laufe der Zeit von allein einstellen und dann wieder nach einem Klaviermacher verlangen. ;)

All diese Eigenschaften verlangen dem Pianisten Adaptionsfähigkeit ab. Ein Digi, das seine Stimmung in Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit ändert und sich innerhalb von 6 Monaten zunehmend verstimmt, wäre gar nicht so doof.
 
Bist Du wirklich froh, daß es diese Eigenschaften beim Digi nicht gibt?

Einige ja, einige nein. Ich hätte gerne einen echten, aber wartungsfreien, sich nie verstimmenden Flügel mit Kopfhöreranschluß und dem Platzbedarf eines Digis.

Nicht weniger interessant sind verschiedene (Ver-)Stimmungen und mechanische Unzulänglichkeiten, die sich im Laufe der Zeit von allein einstellen und dann wieder nach einem Klaviermacher verlangen. ;)

Also das gehört zu den Eigenschaften auf die ich verzichten kann. Ein Instrument, dass sich in dem Moment anfängt zu verstimmen, in dem der Stimmer seine Arbeit beendet hat, hat wirklich nichts Positives. Weil es nicht zu umgehen ist, gehört es dazu. Aber es gehört definitiv in die Abteilung Bug, not Feature.


Ein Digi, das seine Stimmung in Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit ändert und sich innerhalb von 6 Monaten zunehmend verstimmt, wäre gar nicht so doof.

Das kaufen nur Analogies auf Entzug. :D
 
Ja- das Pedal-

ich hatte am Anfang auch große Mühe damit.
Nun läuft es quasi nebenher. Ich spiele auch rein nach Gefühl und Gehör.
Im Unterricht wird über das Pedal eig. fast gar nicht gesprochen, wenn ich mir das so überlege.....

Aber sicher gibt es mehr Möglichkeiten des Einsatzes, die ich hoffentlich mit der Zeit erlenen werde.

Ich fühlte mich zunächst auch sehr allein gelassen mit der Pedalbedienung. Dann hieß es, zunächst soll das Pedal ganz durchgetreten werden, was ich schrecklich fand. Habe also alles über Bord geschmissen und mich auch eigene Faust mit dem Fuß an die Dosierung rangetastet.

Meiner Meinung nach bietet das Digi keinerlei Möglichkeiten zum Erlernen der Pedalbenutzung. Ich mag das Digipiano ünerhaupt nicht mehr, seit Flügel hier wohnt.

LG
VP
 
Meiner Meinung nach bietet das Digi keinerlei Möglichkeiten zum Erlernen der Pedalbenutzung. Ich mag das Digipiano ünerhaupt nicht mehr, seit Flügel hier wohnt.

Das würde mir mit einem Flügel sicher genau so ergehen. Die Möglichkeiten beim Digi das Pedalspiel zu erlernen sind genau so "gut" wie die Möglichkeiten den Tastaturanschlag zu erlernen. Es ist eben ein Kompromiss.
 
Einige ja, einige nein. Ich hätte gerne einen echten, aber wartungsfreien, sich nie verstimmenden Flügel mit Kopfhöreranschluß und dem Platzbedarf eines Digis.
Ach was bin ich froh, daß es sowas nie geben wird. Das mit dem Kopfhörer ist kaum ein Vorteil. Es fehlt der Körperschall. Da spielt man auf einem Instrument, das (sich) gar nicht bewegt. Ein Flügel bebt, wenn ihn man richtig bearbeitet, was für eine Wonne. Und was den Platzbedarf betrifft: auf einem Flügel vergißt man das Üben nicht - er steht immer im Weg. :)

Also das gehört zu den Eigenschaften auf die ich verzichten kann. Ein Instrument, dass sich in dem Moment anfängt zu verstimmen, in dem der Stimmer seine Arbeit beendet hat, hat wirklich nichts Positives. Weil es nicht zu umgehen ist, gehört es dazu. Aber es gehört definitiv in die Abteilung Bug, not Feature.
Eine Frage der Sichtweise. Was die Hersteller von Digis gerne als Bug verkaufen, ist im Grunde genommen das Feature schlechthin. Ein Instrument, das in ständigem Anpassungsprozeß an seine sich ändernden Umgebungsbedingungen ist, klingt auch immer ein bißchen anders. Langeweile ausgeschlossen sozusagen. Auf meinem Digi hab ich mir manchmal gedacht, wenn ich ein Stück zweimal hintereinander gespielt habe, daß es zweimal gleich klang. Die Klangvariationsmöglichkeiten auf einem Flügel sind so enorm (oder meine Fähigkeiten, ein Stück genau so zu spielen, wie ich es mir vorstelle, so schlecht :D), daß mir das auf einem Flügel noch nie passiert ist.
Im Unterricht wird über das Pedal eig. fast gar nicht gesprochen, wenn ich mir das so überlege.....
Ja, das Pedal ist so selbstverständlich, daß man wenig darüber spricht. Manchmal erwähnt meine KL, daß an einer bestimmten Stelle mein Pedalgebrauch nicht so richtig paßt. Dann fühle ich mich überführt. Zuhause in Ruhe darauf geachtet, hat sie aber bisher immer richtig gelegen.
Meiner Meinung nach bietet das Digi keinerlei Möglichkeiten zum Erlernen der Pedalbenutzung. Ich mag das Digipiano überhaupt nicht mehr, seit Flügel hier wohnt.
Kann ich beides genau so unterschreiben. Beim Flügel findet durch Pedalbenutzung eine komplexe Vermischung von Klängen statt, die auch Dissonanzen einschließt, wenn die Stimmung nicht mehr perfekt ist. Sowas muß man hören und dann irgendwie kreativ damit umgehen. Wie soll man sowas auf einem Digi üben, wenn es gar nicht beabsichtigt ist, die eigenwilligen Seiten eines Flügels mit zu simulieren?
 
Die Pedalfunktion bei Digitalpianos ist leider kastriert. Es gibt zwar im Midi-Standard 128 Abstufungen aber bis vor kurzem hatten die meisten Pedale nur an und aus, auch beim "Verständnis" von Midi-Daten (Halb- oder Viertelpedal wird bei meinem jedenfalls ignoriert, wenn es per Midi angesteuert wird). Neuerdings können sie auch Halbpedal, meines allerdings noch nicht. Angesichts immer leistungsfähigerer Chips sollte das eigentlich kein Problem sein aber vermutlich muß die gesamte Soundproduktion neu durchdacht werden, denn die Dämpfung der Töne ist ja bei allen unterschiedlich effektiv, was mit zu den interessantesten Möglichkeiten des Pedals gehört.

Wenn man akkustische Instrumente gewöhnt ist, dann ist das Pedal eines Digitalpianos in der Tat schrecklich gewöhnungsbedürftig. Aber wenn es nur darum geht, die Grundidee des Haltepedals zu lernen, reicht es schon aus. Wenn man auf ein Klavier oder Flügel umsteigt, sollte man sich sowieso viel Zeit nehmen, um die Möglichkeiten dort auszuprobieren. Ob das Pedal noch dazu kommt oder nicht, fällt dann kaum noch ins Gewicht. Es ist so ähnlich, wie vom automatischen auf Schaltgetriebe umzusteigen.
 

Hey axl!

Mein Übeinstrument ist auch ein Digitales. Und meine Beobachtung ist, dass ich beim Digi das Pedal häufiger einsetzen muss, als beim normalen Klavier. Insofern hilft wirklich nur hören, hören, hören :-)
 
Zunächst die Frage zum Haltepedalweg. Wo beginnt des Heben der Dämpfer akustisch, bei 100% Weg als Basis und wo endet der Effekt?

Das ist Einstellungssache und bei den mechanischen Instrument unterschiedlich. Auch ist die Weg und somit die Übersetzung und auch der Kraftbedarf unterschiedlich. Der Effekt endet, wenn selbst die schwingende Saite den Dämpfer nicht mehr berühren kann.

Eins haben aber alle gemeinsam, Du kannst den Druckpunkt wo die Dämpfer anfangen sich von den Saiten zu heben spüren, da Du ab da mehr Kraft benötigst.

Das musst Du bei einem E-Piano durch hören ersetzen. Ob man an einem E-Piano das Pedalspiel ausreichend erlernen kann, hängt sicherlich von den Ansprüchen ab, die aber schon sehr hoch sein müssten um es an einem solchen Instrument nicht erlernen zu können.

Ich bin mir aber sicher, dass Du, wenn Du mal z.B. an einem Flügel spielst, Dich ganz schön umstellen müsstest, wenn Du das Pedal gefühlvoll nutzen wolltest.

Ich hoffe, das hilft Dir etwas weiter.


___________________
Axels
 
Hallo,

Zunächst die Frage zum Haltepedalweg. Wo beginnt des Heben der Dämpfer akustisch, bei 100% Weg als Basis und wo endet der Effekt?

Man kann sich das Programm "MIDI-OX" besorgen. Es ist kostenlos, aber sehr gut. Wenn man das Piano per MIDI an den Rechner anschliesst, dann kann man damit die MIDI Events beobachen, also auch die Sustain Control-Befehle.

Bei meinem 10 Jahre alten CVP96 setzte das Pedal etwa bei 50% Pedalweg mit 64 ein und war bei etwa 90% mit dem Wert 127 vollständig aktiviert. (Midi Werte unter 64 bedeuten "kein Sustain")

Der Verlauf ist linear.

Beim Kawai CP136 setzt das Pedal auch bei etwa 50% ein, der Bereich ist aber viel kürzer, und zwar so kurz, dass man auch unter Beobachtung des MIDI Monitors nur schwer eine Zwischenstufe stabil halten kann.
Bei Kawai gibts nur 8 Stufen, d.h. die "Kurve" ist eine Treppe, das reicht aber aus.
Leider kann man deshalb aber das Pedal nicht zur Pitchbend oder Aftertouch Steuerung gebrauchen. (glaube ich)

Eines meiner nächsten Projekte ist es, das Pedal so umzubauen, dass der gesamte Hubweg des Pedals ausgenutzt werden kann ;-)
Wegen der fehlenden taktilen Rückmeldung wäre das beim Digi viel sinnvoller.

Manchmal glaube ich, die Entwickler, die sowas konstruieren, folgen blind den Vorgaben der Marketing Abteilung und machen sich gar keine Gedanken über den Sinn und Zweck und realen Nutzwert. Oder sie haben nur Stroh im Kopf...

Ein gutes neues Jahr wünscht

Peter
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo, man kann sich das Programm "MIDI-OX" besorgen. Es ist kostenlos, aber sehr gut. Wenn man das Piano per MIDI an den Rechner anschliesst, dann kann man damit die MIDI Events beobachen, also auch die Sustain Control-Befehle.

Probiere ich mal aus.

Bei meinem 10 Jahre alten CVP96 setzte das Pedal etwa bei 50% Pedalweg mit 64 ein und war bei etwa 90% mit dem Wert 127 vollständig aktiviert. (Midi Werte unter 64 bedeuten "kein Sustain")

Der Verlauf ist linear.

Ich meinte eigentlich wie es bei den mechanischen Instrumenten ist...

Leider kann man deshalb aber das Pedal nicht zur Pitchbend oder Aftertouch Steuerung gebrauchen. (glaube ich)

Bei mir kann man alles zuweisen.

Eines meiner nächsten Projekte ist es, das Pedal so umzubauen, dass der gesamte Hubweg des Pedals ausgenutzt werden kann. Wegen der fehlenden taktilen Rückmeldung wäre das beim Digi viel sinnvoller.

Wenn du Erfolg hast, berichte bitte.

Manchmal glaube ich, die Entwickler, die sowas konstruieren, folgen blind den Vorgaben der Marketing Abteilung und machen sich gar keine Gedanken über den Sinn und Zweck und realen Nutzwert.

So wird es auch tatsächlich sein.
 
Manchmal glaube ich, die Entwickler, die sowas konstruieren, folgen blind den Vorgaben der Marketing Abteilung und machen sich gar keine Gedanken über den Sinn und Zweck und realen Nutzwert. Oder sie haben nur Stroh im Kopf...

Liest du gerne Dilbert?

Nehmen wir mal an, das Pedal am Digitalpiano würde tatsächlich 128 Abstufungen haben. Sobald der Schwellenwert erreicht ist, würde die Dämpferwirkung schrittweise nachlassen und die Hüllkurve jedes betroffenen Tons müßte so angepaßt werden, daß es der Wirkung bei einem akkustischen Instrument gleicht. Das ist in den MIDI-Chips der Instrumente sicherlich noch nicht implementiert, man bräuchte allermindestens neue Firmware, wenn nicht sogar neue Chips. Dazu braucht man aber Entwickler, und die sind vermutlich nach wie vor intensiv damit beschäftigt, die Klangsynthese zu verbessern - also das, was außer dem Auslösen des Tons passiert, wie z.B. Resonanzverhalten. Der "Feind der Neuerungen" ist also eher die Finanzabteilung, die sich ja in der Tat eher wenig mit musikalischen Fragen beschäftigt. Ich bin sicher, die Marketingabteilung wäre froh, neue Munition für Werbekampagnen zu bekommen, dann müßten sie Halbpedal nicht mehr als revolutionäre Neuerung verkaufen (was es ja sowieso nicht mehr ist) sondern könnten tatsächlich mal von einem Fortschritt berichten.
 
Hallo Guendola,

Jaaa...

Nehmen wir mal an, das Pedal am Digitalpiano würde tatsächlich 128 Abstufungen haben.

Zu meinem alten CVP96 hatte ich das Servicemanual mit allen Schaltbildern.
Im Pedal ist ein Potentiometer eingebaut. Die Spannung wird an einen AD-Port am Prozessor geführt und (vermutlich) 128 stufig in digitale Werte umgewandelt. Was der Prozessor dann weiter damit macht wird nur noch per Software bestimmt.

Beim CVP96 war es ganz einfach so, dass die Release Zeit sich verlängerte, wenn man das Pedal drückte, d.h. die Nachklingzeit des Klangs nach dem Loslassen der Taste verlängerte sich in Abhängigkeit von der Potentiometerspannung.
Das ist technisch nicht komplizierter als das Pitchbend Rad an einem Keyboard; das funktioniert oft genauso.

Heutzutage (das Gerät wurde vor 10 oder 11 Jahren gebaut) hat jeder Single Chip Prozessor gleich mehrere solche Ports, die sind ganz billig.
Wie sowas heutzutage soundmässig umgesetzt wird, weiss ich nicht; ich glaub jedoch kaum, dass da viel mehr passiert.
Gewöhnlich gibt es sowas erst ab einer gewissen Preisklasse. Vor 10 Jahren gab es das nur in der Oberklasse.

Bei Kawai ist das Pedal 8 stufig. Von der Pedaleinheit gehen ziemlich viele Leitungen zum Spieltisch. Deshalb vermute ich, dass Kawai aus Kosten- oder aus Zuverlässigkeitsgründen im Sustain-Pedal eine 3 Bit Codescheibe (Graycode) eingebaut hat, die in den teueren Modellen sogar optisch abgetastet wird. D.h. man verwendet kein Potentiometer. Hätte ich das Servicemanual, dann wüsste ich es sogar genau. ;-)


Grüsse,

Peter
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Sorry, ich hatte falsch formuliert! Es sollte heißen "nehmen wir an ... die Pedalfunktion ...", nicht "das Pedal".
 
Das Einfachste ist wirklich, nicht über Eventualitäten zu spekulieren, sondern sich das, was real existiert mit nüchternem Realismus anzuschauen.

Technisch ist es heutzutage kein Problem und auch nicht teuer, die Pedalstellung hochaufgelöst zu erfassen.
Eine andere Sache ist, welcher Sound daraus erzeugt wird.
Da liegt in der Tat das Problem. Soweit ich es bisher gehört habe, wird nur die Releasezeit verlängert. Immerhin kann man damit schonmal einiges erreichen.

Die subtilen Tonveränderungen, die beim realen Piano bei Halbpedal entstehen, kann man bestimmt nicht vollständig nachahmen.
Ich denke, dass ein Durchschnittskäufer das nicht bemerkt, aber auch nicht braucht. Wer das wirklich braucht, der kommt ohne ein akustisches Piano nicht zum Ziel.

Die Werbung stellt das natürlich in euphemistischer Weise anders dar; davon darf man sich nicht irritieren lassen.

Der grösste Mangel ist jedoch meiner Ansicht nach der, dass man beim digitalen "kontinuierlichen" Pedal keine taktile Rückmeldung über die Dämpferposition bekommt, und dass deshalb bei Digis dieser Effekt mitunter -oder besser gesagt meistens- schwer zu steuern ist.

Das wird offenbar von allen Fachzeitschriften,Entwicklern,Testern usw. vollständig ignoriert bzw. verschwiegen.

Ich glaube, dass man bei meinem Kawai diesen Effekt überhaupt nicht gezielt steuern kann, weil der Hub zu kurz ist und weil man es im Fuss nicht fühlt.

Sowas wird von der Werbung natürlich verschwiegen, wenn eine Positionserfassung im Pedal eingebaut ist, dann steht in der Werbung "Halbpedal" oder kontinuierliches Pedal, ganz egal, ob man dieses in der Realität nun sinnvoll benutzen kann oder nicht.

Ich denke, die euphemistische Werbesprache und Vernebelungsinformation der Fachzeitschriften ist hier das Hauptproblem.

Das man ein akustisches Piano nicht zu 100% nachbilden kann, sollte jedem vernünftig denkenden Menschen klar sein, dass man andererseits es soweit nachbilden kann, dass 80-95% aller "normalen" Anwender damit zufrieden sein könnten; sollte allerdings ebenfalls klar sein.
Und dass man zusätzliche Features im digitalen hat, die ein akustisches nicht bieten kann, sollte ebenfalls klar sein.
Es sollte auch klar sein, dass sogar (semi)professionelle Anwender, die haupsächlich U-Musik spielen, unter Umständen Effekte wie Chorus, Kompression, verschiedene Klangcharakteristiken usw. tatsächlich brauchen und daher mit einem digitalen u.U. besser bedient sind.

Soweit ich es gemerkt habe, konzentrieren sich hier in clavio.de ja überdurchschnittlich viele gute und sehr gute und dementsprechend anspruchsvolle Spieler. Das verzerrt etwas die Wahrnehmung. Dadurch wird die Wahrnehmung der Realität vielleicht etwas verzerrt ;-)

Grüsse,

Peter

P.S. Man bedenke: Nur 0.001% (oder so ähnlich) aller guten Klavierspieler werden Konzertpianisten, oder wollen es werden. ;-)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Zurück
Top Bottom