Pedal: Weg und Differenzierung?

Das Einfachste ist wirklich, nicht über Eventualitäten zu spekulieren, sondern sich das, was real existiert mit nüchternem Realismus anzuschauen...
Soweit ich es gemerkt habe, konzentrieren sich hier in clavio.de ja überdurchschnittlich viele gute und sehr gute und dementsprechend anspruchsvolle Spieler. Das verzerrt etwas die Wahrnehmung. Dadurch wird die Wahrnehmung der Realität vielleicht etwas verzerrt

Die Wahrnehmung ist sicherlich nicht verzerrt, aber sobald irgendwo "Digital" steht, gehen tausend rote Lampen an und die Leute fangen an, sich zu erinnern, über welche schlechten Eigenschaften von "Digital" sie schon gehört haben und übertragen das auf das jeweilige digitale Gerät. Mich wundert eigentlich, daß der Fingerhut (Digitalis) noch nicht verteufelt wurde. Dem gegenüber stehen einige wenige erfahrene Pianisten, die sich auch mit Digitalpianos auskennen und viele Klavieranfänger, die nichts anders zur Verfügung haben. Immerhin kann man durch gezielte Fragen einige Behauptungen ins Nirvana schießen und andere sind schlicht und einfach korrekt.

Im übrigen vermute ich, daß sich die Industrie einfach nach dem Markt richtet und versucht, gegenüber der Konkurrenz die Nase vorn zu haben. Die Pedalfunktion ist hier im Forum vielleicht vor einem Jahr das erste Mal ernsthaft diskutiert worden. Bis dahin ging es nur darum, ob Digitalpianos überhaupt Instrumente sind und wie lange es dauert, bis man durch deren Benutzung überhaupt kein musikalisches Empfinden mehr hat. Der Grund dafür ist natürlich die eingeschränkten Fähigkeiten von Digitalpianos zur klanglichen Differenzierung und das ist meiner Meinung nach immer noch der Haupt-Fokus der Hersteller.
 
Die Pianos wurden etwa um die Jahrhundertwende (1900) zum Industrieprodukt. Damals setzte die industrielle Massenfertigung ein.

Vorher waren sie nur wenigen Privilegierten und Talentierten vorbehalten.
Danach wurden sie zum Massenprodukt und Statussymbol.

Ich kann fast überhaupt nicht spielen und hab trotzdem ein ziemlich teures Digitalpiano, aber bei weitem nicht das teuerste.

Wäre die Geschichte oder meine Lebensgeschichte anders verlaufen, dann hätte ich vielleicht einen Müllereibetrieb und ein akustisches Piano oder ich hätte überhaupt nichts; auch kein Piano.

Wie willst du meine Wünsche und Bedürfnisse einschätzen?

Grüsse,

und mit Hoffnung auf ein gewisses Verständnis,

Peter
 
Wenn du meiner im Forum verteilten Geschichte auf die Spur kommst, wirst du feststellen, daß ich während der letzten zweieinhalb Jahre hauptsächlich mit einem der günstigsten Digitalpianos von Yamaha auskommen mußte. Ich weiß diese Instrumente als solche (!) zu schätzen, vertrete das auch öffentlich und habe mir damit vermutlich einige Digitalexorzisten zu Feinden gemacht. Deine Hoffnung kannst du also getrost aufgeben, man muß auch nicht hoffen, daß am nächsten Tag die Sonne aufgeht, es reicht zu hoffen, daß man das auch erlebt ;)
 
Ich weiß diese Instrumente als solche (!) zu schätzen, vertrete das auch öffentlich und habe mir damit vermutlich einige Digitalexorzisten zu Feinden gemacht.

:D "Digitalexorzisten"... ich krieg keine Luft mehr... :D Da werde ich wohl besser aufpassen was ich hier sage, sonst werden meinem Digi noch die Töne ausgetrieben.

Doch wenn ich´s recht bedenke, nun werde ich mich nun wohl erst recht öffentlich bekennen.

Beim CVP96 war es ganz einfach so, dass die Release Zeit sich verlängerte, wenn man das Pedal drückte, d.h. die Nachklingzeit des Klangs nach dem Loslassen der Taste verlängerte sich in Abhängigkeit von der Potentiometerspannung.

Ich glaube nicht, dass sich das großartig geändert hat, denn schließlich fragt der breite Markt wie beschrieben nicht danach.

Das Servicemanual eines nagelneuen CVP ist, wie ich erfahren habe, so eine Art Geheimpapier. Vielleicht werde ich einfach mal die Lyra aufschrauben und nachsehen. Auch werde ich testen, ob sich außer Nachklingzeit sonst etwas klanglich ändert.
 
Das Servicemanual eines nagelneuen CVP ist, wie ich erfahren habe, so eine Art Geheimpapier. Vielleicht werde ich einfach mal die Lyra aufschrauben und nachsehen. Auch werde ich testen, ob sich außer Nachklingzeit sonst etwas klanglich ändert.

Da bin ich nicht ganz sicher. Yamaha ist einer der wenigen Hersteller, die ohne grosse Umstände Ersatteile und Servicemanuals an den Endkunden verkaufen. Das hab ich schon mehrfach erfahren.
Teilweise über Drittanbieter z.B. spezialisierte Serviceuntenehmen

Frag mal hier per Email nach:
http://www.schaltungsdienst.de/anleitungen.html
Oder hier:
http://www.yamaha-service.de/
Oder erkundige Dich hier:
www.cvpug.com Die Leute dort wissen evtl. sogar die Bezugsquelle und den Preis, das hab ich schon mehrfach gelesen.

Mein eigenes Manual hab ich online bestellt, es kostete 12,- $. Als ich es bekam als PDF Datei stellte ich aber fest, dass es wohl eine Raubkopie war, aber es reichte mir aus.
Die obigen Unternehmen sind seriös und verkaufen nur lizensiertes Material.

Grüsse,

Peter
 
@Guendola:

Keine Angst, hier kommt nicht meine Lebensgeschichte ;-)

Meine Grossmutter väterlicherseits hatte ein Klavier. Als ich heranwuchs, war sie bereits verstorben, aber das Klavier war noch da und stand in einem ungeheizten Nebenraum. Es wurde nie gestimmt und sehr bald spielte überhaupt niemand mehr drauf. Manchmal klimperte ich heimlich drauf rum, anfangs war das noch verboten. Als unsre Mühle pleite ging, war alles weg, auch die Notenbücher. Das ist in meiner frühen Jugend passiert.

Heute ist es so: Entweder ich habe ein digitales oder ich habe gar keins. Es ist für mich nur eine Spielerei.
Ich kann eine exquisite Antiquität auf der ich fast nie üben und spielen kann, nicht gebrauchen und mir nicht leisten, und auch kein gutes neues akustisches. Da ist mir mein Digi lieber und das ist in seinem Echtholzgehäuse sogar noch als Statussymbol brauchbar.
Und das ist auch kein Geschenk meiner Eltern, sondern selbst erspart und bezahlt und bevor ich es gekauft habe, habe ich fast ein Jahr rumgesucht und überlegt.
Das ist (meine) Realität.

Gäbe es nur liebevoll handgeschnitzte Instrumente heutzutage, dann gäbe es dieses Forum nicht oder es hätte höchstens 20 Mitglieder.
Und -ohne Dir damit zu nahetreten zu wollen- Du selber hättest u.U. auch kein Klavier, weder digital noch akustisch.

Die meisten der hier anwesenden Klavierlehrer -bauer -händler hätten dann einen anderen Job oder wären arbeitslos.
Dann würde ich keine Noten kopieren, aber auch keine kaufen.

Ich glaube aber, wenn man mal vernünftig überlegt, dass eigentlich niemand hier in eine solche "idyllische" Vergangenheit zurück will.

Grüsse,

Peter
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Die Pianos wurden etwa um die Jahrhundertwende (1900) zum Industrieprodukt. Damals setzte die industrielle Massenfertigung ein.

Vorher waren sie nur wenigen Privilegierten und Talentierten vorbehalten.
Danach wurden sie zum Massenprodukt und Statussymbol.

Gern vergesssen (oder verdrängt?) wird in diesem Forum gerne, welch elitären Charakter das Klavier lange hatte und dass weite Bevölkerungsschichten auf andere weise musizierten. Das Schifferklavier (Akkordeon), Zithern, Hackbretter, Gitarren waren preiswertere Alternativen, wählerisch konnte man da nicht sein. Man traf sich in Instrumentalkreisen um gemeinsam Musik zu machen, Musikvereine wurden gegründet und existieren auch heute noch. Und was in den Staaten aus der Mundharmonika herausgeholt wurde (das Instrument hat einen Tonvorrat von 20 Tönen, kaum modulierbar und nun wirklich keinen edlen Klang), da bleibt einem die Spucke weg.

Musik kommt selbst unter widrigsten Umständen noch aus den Instrumenten, ich finde Digitalpianos sind zu gut, als dass man sie pauschal abstempeln könnte. Aber sind wir nicht alle ein bisschen Snobs?

Digitus ist übrigens lateinisch und heißt Finger :-) Insofern spielen alle digital :-)
 
Und was in den Staaten aus der Mundharmonika herausgeholt wurde (das Instrument hat einen Tonvorrat von 20 Tönen, kaum modulierbar und nun wirklich keinen edlen Klang), da bleibt einem die Spucke weg.

Musik kommt selbst unter widrigsten Umständen noch aus den Instrumenten, ich finde Digitalpianos sind zu gut, als dass man sie pauschal abstempeln könnte. Aber sind wir nicht alle ein bisschen Snobs?

Digitus ist übrigens lateinisch und heißt Finger :-) Insofern spielen alle digital :-)

Unter widrigen Umständen hab ich auch mal versucht, Gitarre zu lernen. Ich bin jedoch -leider- alles andere als ein Naturtalent, damit hatte ich wenig Erfolg.
Mittlerweile hab ich in einem Gitarrenportal ein paar Artikel über Harmonielehre durchgelesen, und dort wurde geschrieben, dass man bestimmte Dinge besser auf dem Piano ausprobiert, weil das dort einfacher sei. (Ich habe sowieso schon lange keine Gitarre mehr)

Wenn man kein intuitives Verständnis für musikalische Zusammenhänge hat, aber sich das erarbeiten will, dann ist man mit dem Piano am besten dran.
Und die digitalen Features wie Recorder usw. sind für mich unverzichtbar geworden. Ich benutze auch etliche andere Features, die jedoch hier kein Thema sein sollen, weil das Keyboardfunktionen sind, die mein Piano auch hat.

Grüsse,

Peter
 
Also nochmal zurück zum eigentlichen Thema:

Die Pedalfunktion hab ich heute nochmal sehr detailliert ausprobiert (am Kawai CP136) Darauf kam ich, nachdem mir der besondere Klang eines MIDI Files, in dem viel Halbpedal drin ist, aufgefallen war.

Das kontinuierliche Pedal ist beim Digi tatsächlich eine musikalisch sinnvolle Sache, denn bevor der Nachklang sich stark verlängert, setzen schon die Sustainresonanzen ein. D.h. man kann den klang tatsächlich damit modulieren und sehr schöne Effekte damit erzielen. Ob das genauso ist wie beim echten Piano, weiss ich nicht, aber der Effekt ist sehr schön.

Das hatte ich bisher nicht bemerkt, weil bei meinem Piano der Hubweg, auf dem diese Veränderung geschieht, so kurz ist, dass man das nur merkt, wenn man sehr sorgsam darauf achtet. Das geht beim Spielen nur schwer.

Ich hab nun langfristig vor, mir ein Stück harten Schaumgummi oder Zellkautschuk oder eine Ventilfeder genau passend zuzuschneiden, und das ins Pedal einzubauen, damit man den Einsatzpunkt fühlt, wie beim richtigen Piano.

Peter
 
Ideal wäre es vielleicht, soetwas so zu konstruieren, dass es einstellbar ist, und nicht eingebaut werden muss, sondern unter das Pedal gestellt werden kann.

Das könnte man dann -natürlich mit Garantie und Rückgaberecht- bei Ebay vermarkten, weil anscheinend alle Digis dieses Problem haben...
;-)

Peter
 

Ideal wäre es vielleicht, soetwas so zu konstruieren, dass es einstellbar ist, und nicht eingebaut werden muss, sondern unter das Pedal gestellt werden kann.

Das könnte man dann -natürlich mit Garantie und Rückgaberecht- bei Ebay vermarkten, weil anscheinend alle Digis dieses Problem haben...
;-)

Peter

Du bist handwerklich begabt >>> Du konstruierst und baust es.
Ich bin betriebswirtschaftlich begabt >>> Ich vermarkte es für uns mit meiner Firma.

:D
 
Du bist handwerklich begabt >>> Du konstruierst und baust es.
Ich bin betriebswirtschaftlich begabt >>> Ich vermarkte es für uns mit meiner Firma.

:D
Wenn die Firma sich an den Prototyp- und Entwicklungs- und Gewährleistungskosten zumindest angemessen beteiligt....

Ich hab ne andere Idee: Ich bau nur den Prototyp und lass es patentieren und verkaufe die nichtexklusive Lizenz :D

Peter
 

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