Olga Scheps - gereifter Shootingstar

Ich habe mir gerade das KlaKo in Auszügen angehört. Ganz ehrlich: ich finde es stinklangweilig. Es klingt für mich lieblos herunter gespielt ohne irgendwelche Höhepunkte.

Vergleicht man alleine die letzten Minuten des ersten Satzes mit Zimerman, so werden die Klassenunterschiede deutlich:


View: https://youtu.be/3ezgRIl_P6s


Bei Olga keine Akzentuierungen, keine Spannung....

Wenn es denn eine der jüngeren Damen sein soll, so steht sie ganz oben auf der Liste, alleine der Beginn des zweiten Satzes birgt eine ganz andere Melodieführung


View: https://youtu.be/CHJ_dl-ouTo


Und natürlich nicht zu vergessen einer der ganz großen unter den jungen:


View: https://youtu.be/_JuTkLQ8qu0


Auch von Sokolov gibt es eine Aufnahme:


View: https://youtu.be/U72SFliOgm0


Sind mir allesamt lieber als die Marketingerscheinung Olga....
 
Sind mir allesamt lieber als die Marketingerscheinung Olga....

Wenn die junge Dame kein Klavier spielen könnte, dann würde auch das beste Marketing nichts nutzen:idee:. Und eine Profimusikerin, die mit Sicherheit auch hart gearbeitet hat und arbeitet, als Marketingerscheinung abzutun, das finde ich schon ziemlich despektierlich.
Ich habe übrigens noch nicht viel von Olga Scheps gehört und gesehen, kann also kein Fan sein;-).
 
Ich mag ihre Bewegungen, ihr Gesicht, ihre Mimik, ihre ... Musik. Ich schaue ihr sehr gerne zu. Musik ist nicht nur Ton, sondern auch Bewegung und -- Stille -- vor dem Anklingen und nach dem Verhallen des Tones. Ich bin da voll subjektiv. Musik setzt sich für mich im nicht-tonalen Bereich fort. Ihre Bewegungen sind dazu stimmig. Ich kann diese Bewegungen in mir nachvollziehen. Sie sind in gewissem Sinne intim. Und, ja, ich liebe ihre Interpretationen von Chopin, ihre Ballade, das Chopin-Konzert... zu sehen und zu hören auf Youtube. Sie hat mich bezaubert. Ich gebe es gerne zu. Ich möchte auf eines ihrer Live-Konzerte, sobald als möglich.

Und andere Interpreten sind für mich auf diesem hohen Niveau nicht besser oder schlechter, sondern eben einfach nur anders. Sie lösen andere Gefühle aus. Warum muss ich das gegeneinander bewerten? Gute Weine vertragen sich, auch wenn sie nicht alle gleich schmecken, oder gerade deshalb.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann diese Bewegungen in mir nachvollziehen. Sie sind in gewissen Sinne intim.
Das hat mick oben angesprochen. Die modernen Mediensysteme rücken den Pianisten diesbezüglich wirklich auf die Pelle (=Haut) und zeigen den Ausdruck der Augen, die Bewegung der Hände usw.
Den einen lenkt es ab, der andere schwingt mit. Es löst auf jeden Fall Gefühle aus, die weit über das Hören und Genießen der Musik hinaus gehen. Der Pianist wird vom "Sklaven" zum "Interpreten" mit all seinen Fähigkeiten, mit seiner ganzen Person.
 
Ich stimme dem zu. Und die optische Nähe gefällt mir auch nicht bei jedem Interpreten, bei anderen aber schon.

Zum Beispiel Rubinstein kommt in jeder Hinsicht als "Aristrokrat der Musik" immer souverän auch in optischer Nähe zur Geltung und ich sehe ihn lieber wenn er spielt, als ihn "nur" zu hören. Oder ich schliesse die Augen. Oder ich sitze am Klavier, folge den Noten und versuche, als heimlicher Mitspieler seinen feinen Nuancierungen zu folgen.

Bei Olga ist das eine ganz andere Welt und ich will sie nicht vergleichen. Sie ist für mein Empfinden auf ihre eigene Weise gross. Sie muss sich nicht verstecken. Diese Intimität im Ausdruck und in der Bewegung führt dem Betrachter Olgas innere Welt vor Augen und Olga nimmt -- zum Glück n o c h nicht -- zu viel Rücksicht auf die Medien, die sie in die Welt hinaus transponieren.

Nun liegt Schönheit im Auge des Betrachters und man mag schnell ein Urteil fällen. Ich mochte ursprünglich auch Glenn Gould nicht mit seinen Bewegungen. Sein ständiges Mitsummen nervte mich trotz exzellenter Bach-Umsetzung. Irgendwann habe ich das aber als individuellen Ausdruck und als sein "Gesamtkunstwerk" akzeptiert. Plötzlich machte es mir Spass, ihm zuzusehen und selbst sein Summen mit einzubeziehen. Ich konnte ihn verstehen. Danach konnte ich es geniessen.

Meiner Meinung nach wird zu schnell verurteilt und überhaupt beurteilt. Die Frage ist doch, auf welcher Ebene des Wissens und der Erfahrung wird ein solches Urteil gefällt? Und wenn schon, sollte man sich bemühen, vor allem die positiven Seiten hervorzuheben. Alle diese Künstler haben ihr Leben der Musik gewidmet. Dem allein gebührt höchster Respekt.

Für die überwiegende Mehrheit der Zuhörer -- ob nun mit oder ohne geschultem Ohr -- ist Olga Scheps eine Bereicherung. Und ich schliesse mich dem ausdrücklich an. Ich höre und sehe auch andere Interpreten. Ich versuche, ihre Musk in mir klingen zu lassen, den Interpreten zu verstehen, ohne gleich mit einem vorschnellen Urteil daher zu kommen.

Olga hat auf besondere Weise Frédéric Chopin und seine Zeit mit ihren Ballsälen und Salons in mir heraufbeschworen. Ich träumte, er würde ihr posthum noch eine fünfte Ballade dichten. Wer weiss schon, was im Himmel so alles vor sich geht? ) Was könnte reicher und schöner sein?
 
Es kann sich ja jeder selbst ein Bild machen. Die Meinungen im Forum sind subjektiv gesehen völlig irrelevant.

Das hier finde ich nicht schlecht gelungen (da hat sie gar keine Zeit und Muße mit ihrem Oberkörper ausladende Bewegungen durchzuführen. Nur ihr begleitendes Kopfnicken geht da noch):


View: https://www.youtube.com/watch?v=E1kM2fV9eCI


Ich weiß nicht, das klingt für mich völlig seelenlos. Ich tue ihr ja vielleicgt völlig unrecht. Sie ist ja auch bei weitem nicht die Einzige. Auch bei Yuja Wang denke ich immer. Schön Roboter - aber es berührt eben nicht die Seele. Gilt aber auch für viele der heutigen Pianisten im heutigen Pianistenmassenmarkt.

Es scheint einfach nochmal, eine weitere Stufe des Talents zu geben, So dass einfach der Anschlag so ist, dass es direkt die Seele, das Herz anspricht. Es gibt anscheinend Menschen, die haben dieses Talent und die meisten einfach nicht. Dies kann man anscheinend auch nicht erlernen.
 
Ich weiß nicht, das klingt für mich völlig seelenlos.
.

Das finde ich zwar nicht, aber ich frage mich, wie Menschen Dinge so unterschiedlich wahrnehmen können ))).

Das Thema unterschiedlicher Wahrnehmungen, vor allem wenn es um Musik und künstlerische Gestaltung geht, scheint interessant für sich genommen. Ich finde Olga alles andere als roboterhaft, eher würde das nach meiner Empfindung für Yuja Wang zutreffen. Da erscheint mir alles nur technisch perfekt und ich könnte dem Beitrag zustimmen. Aber Olga Scheps? ). Und so werden andere Zuhörer wieder ganz anders empfinden.

Mir scheint die wahrnehmungs-psychologische Dimension in dieser und anderen Diskussionen wert, darauf näher einzugehen, allerdings wohl weniger in diesem Thread. Vielleicht kann man da Grundmuster feststellen, Divergenzen und Übereinstimmungen, Fragen danach, woran man eigentlich sein eigenes Empfinden fest macht. Warum klingen die gleichen Töne für den einen roboterhaft, für den anderen voller Seele, für den dritten sind sie langweilig und für den vierten geradezu eine Abschreckung...? Was hat das mit dem Interpreten zu tun, der Art der Musik, dem Instrument, der Umgebung und der eigenen Psyche?

Der Zuhörer reproduziert das Gehörte auf seine ihm eigene Weise. Er erschafft das Werk in seinem Geiste ja ebenfalls immer wieder neu. Die Wahrnehmung spielt uns dann manchmal einen Streich.

So hat sich die werte Olga diesem Feuer unterschiedlicher Wahrnehmungen unterzogen. Ich weiss nicht, ob man Künstler dafür beneiden soll oder bedauern muss.
 

Was soll man dazu sagen?

"Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden." (Wilhelm Busch)

Das Thema der subjektiven Wahrnehmung ist unendlich. Selbst bei der gleichen Person können Musikstücke zu verschiedenen Zeiten / in verschiedenen Lebensphasen gehört unterschiedliche Gefühle auslösen. Mal zu Tränen gerührt, mal unbeteiligt. Alles möglich.

"... künstlerische Ausdrucksform der Seele empfunden und löst verschiedenste Emotionen aus"

http://www.medicoconsult.de/musik_und_gehirn/

ad Olga Scheps: Da sie hier als "Gereifter Shooting Star" angepriesen wird, reizt das vielleicht den einen oder anderen ihr verbal eins überzubraten. Da wird dann in den Krümeln gesucht.

Mal anders gefragt: Gibt es eine Rangliste der Pianisten? (wie bei bestseller oder songs)
 
Zuletzt bearbeitet:
@ehenkes Das Busch-Zitat ist sehr lustig und treffend. )

Wenn Leute ihre Meinung von "politischen" Erwägungen abhängig machen und ihr Urteil darauf aufbauend kund tun, dann ist das in dieser Szene nicht fair, meiner Meinung nach. Es wäre dann höchst unqualifiziert und diente einem vorgeschobenen Zweck.

Ja, Wertschätzung (Wertschätzung eines Künstlers, einer Darbietung) muss man sich erarbeiten. Ein Michelangelo für 450 Millionen Dollar muss mir nicht gefallen. Das Gemälde vom Jesus hat aber offenbar einer anderen Person so gefallen, dass diese bereit war, das Geld auf den Tisch zu legen. Wertschätzung hat auch mit dem Wissen um die Sache zu tun, mit der Zeit, die man ernsthaft mit einem Thema verbrachte. So spielen Geist und Gefühl, Wissen und Erfahrung Hand in Hand, und möglichst auch eigenes Können.

Und richtig, wir vergassen noch den Einfluss von Kultur zu erwähnen, wenn es um individuelle Wahrnehmung geht.. (Die meisten Menschen können mit klassischen indischen Ragas nicht viel anfangen, aber es fehlt einfach nur die intensive Beschäftigung mit auch solcher Musik. Umgekehrt mag es indischen Musikern mit unserer Musik gehen. Das Gehör dafür ist nicht geschult. Das Wissen ist nicht vorhanden. Dort wird die Tonleiter dann in 22 Töne unterteilt, nicht "nur" in zwölf, und es gibt sieben Haupttöne. Leider kenn das Klavier nur "unsere" Töne.)

Eine Rangliste von Pianisten habe ich noch nirgendwo gesehen. Man könnte höchstens eine erstellen, die nach Verkauf von CDs oder ähnlichen Dingen abgeleitet wird. Aber dem Musiker und der Musik wird man mit Ranglisten nicht gerecht. Ich finde, man sollte Pianisten zuerst einmal mit aller Offenheit begegnen, ihre ausserordentliche Leistung in jedem Falle würdigen (wer wird schon Konzert-Pianist?) und sich selbst fragen, was und warum eine Interpretation berührt, gefällt oder auch weniger zusagt.

Ich finde, dass immer Respekt vorhanden sein sollte und die Würdigung einer solchen Leistung an vorderster Stelle steht, unabhängig davon, ob man "Krümel" findet oder nicht.

Und in diesem Thread geht mein Votum an Olga. Ich denke, ich könnte das begründen, wenn dazu die Zeit bliebe. Deswegen muss mir nicht jede Einspielung von ihr gefallen. Es könnte auch nur ein Abschnitt sein, der mir etwas zu sagen hat. So what?

Grosse Pianisten sind eher rar gesäht und wir können alle froh sein, dass es sie noch gibt. Ich finde Olga aussergewöhnlich und ich hoffe, dass sie noch eine grosse Karriere vor sich hat. (Ich hoffe genauso für andere... wünsche mir viele...)
 
Wieviele aktive Konzert-Pianisten gibt es weltweit zur Zeit? Ist der Begriff Konzert-Pianist geschützt?
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Pianisten
10.000 oder mehr?

Wieviel schließen alleine in Deutschland jährlich ab?
Wieviele Klavierwettbewerbe etc. etc ?

Konzertpianist sagt doch gar nichts mehr aus, wie Großmeister im Schach...zwischen der Spitze und einem Wald und Wiesen Großmeister liegen Welten.
 
Konzertpianist sagt doch gar nichts mehr aus, wie Großmeister im Schach...zwischen der Spitze und einem Wald und Wiesen Großmeister liegen Welten.
Bei den Schach-GM gibt es eine offiziell geführte Liste:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Schachgroßmeister

Du hast recht. Die Entwicklung bei den Schach-GM ist stark anwachsend. Man kann sie nicht mehr aufzählen. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/5c/Anzahl_Schach-Großmeister.svg/600px-Anzahl_Schach-Großmeister.svg.png

Gibt es etwas Vergleichbares bei den Konzertpianisten in Deutschland und/oder weltweit? Kann man den Titel Konzertpianist verlieren?
 
Konzertpianist kann sich jeder nennen. Das echte Zertifikat, welches man an der Uni erlangen kann heißt "Meisterklassendiplom", "Solistendiplom", "Konzertexamen" oder so ähnlich. Das einzig schwierige daran ist, die Aufnahmeprüfung zu bestehen. Ist das geschafft, hat man (quasi) auch den Abschluss. Dafür hat die es aber wirklich in sich, da viele Bewerber, strenge Kriterien und sehr wenig Plätze.
In manchen Ländern, z.B. den USA, gibt es auch künstlerisch-wissenschaftliche Doktortitel (während man hier z.B. nur in Musikwissenschaft, Musikpädagogik und dergleichen promovieren kann).
Auf Professuren bewirbt man sich, oder man wird berufen.
 
Die Weltstar- Pianistin Olga Scheps ist gerade in Tel Aviv und wird dort an mehreren Abenden das erste Klavierkonzert von Franz Liszt spielen.
Das Konzert wird auch live übertragen werden und wer Interesse hat, kann es sich hier in drei Tagen ansehen. Vorsicht, das Konzert beginnt bereits um 18 Uhr (deutscher Zeit!):



Viele Grüße, Mario
 
Zuletzt bearbeitet:

Ähnliche Themen

Clavio
Antworten
0
Aufrufe
206
Clavio
Clavio

Zurück
Top Bottom