Nochmal Auswendig lernen

Geli

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18. Sep. 2006
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Hallo liebe Musiker,
hat jemand vielleicht noch ein paar Tipps für "Gedächtnishilfen" beim Auswendiglernen? Ich hab mal was von roten Fähnchen, Smilies etc, gehört. Auch unerschiedliche Farbmarkierungen sollen helfen. Wie macht Ihr das?
Freue mich auf ein paar gute Hinweise!
LG
Geli
 
Hi Geli,

einfach vorstellen wie du rundum durch eine dir wohlbekannte Räumlichkeit blickst, z.B. Speisesaal und einfach den jeweiligen Gegenständen die Noten zuordnen.

Wenn du es dann wieder aus deinem Gedächtnis abrufen willst, stelle dir einfach wieder diesen visuellen "Rundgang" vor. 8-)

Gruß Mertin
 
Zerteile das Stück in ganz viele kleine Teilchen (die sich am besten überschneiden), einzeln.
Dann spielst du eben diese ein, zwei Takte, und machst dir genau bewusst, was du spielst: Also: Quarte rauf, sekunde rauf, dann links und rechts von den kleinen schwarzen zwillingen, dann den mittleren von den schwarzen drillingen, usw. usf. (ich will nicht wissen wie das jetzt klingen würde *g*)

du vergisst diese genauen Tonschritte später zwar teilweise wieder, hast aber trotzdem eine bessere Kenntnis des Stückes.

Ist aber recht aufwendig - doch produktiv!
 
Ich finde es am einfachsten, die Form des Stückes zu untersuchen und sich den Ablauf einzuprägen. Einmal grob, z.B. Teil A, Teil B, Teil A' (', weil etwas anders als A), dann eine sinnvolle Feineinteilung der einzelnen Abschnitte. Wenn es hilft, kann man die einzelnen Fragmente noch benennen, da würde ich aber lieber ausdrucksstarke Bezeichnungen nehmen als ausgerechnet Smileys oder die Einrichtung vom Speisesaal, z.B. "Teil A: Erste Melodie, erste Melodie anders, Zwischenteil 1, zweite Melodie, Zwischenteil 2, zweite Melodie anders, erste Melodie wie zu Anfang, alles wiederholen". Es ist dabei auch interessant, zu beobachten, mit wie wenig Grundmaterial Komponisten manchmal auskommen. Oft muß man nicht mal die Hälfte der Noten auswendig können, weil der Rest einfach aus versteckten Wiederholungen besteht ;) .
 
@Guendola
Das hat nichts mit einer Benennung zu tun, den die Visualisierung der Räumlichkeit erleichert einfach den logischen Denkprozess des Hirns, da dieser durch das Unterbewusstsein gestützt wird.

Um frei nach Kant zu sprechen: Das "Ich" durchs "Über-Ich" vitalsiert!
Oder nach Hornauer: Du bist nicht das Auto, auch nicht der Fahrer, auch nicht der der hinter dem Fahrer sitzt, nein du bist der "Knower"! :D

Gruß,
Mertin
 
@Garfinkel: Nennt sich übrigens Loci-Methode. Mich würde mal interessieren, wie erfolgreich man damit arbeiten kann.

Letztendlich wird die Methode wohl nur dazu dienen, das ganze wirklich sicher abzuspeichern, um es unbewusst schneller abrufen zu können. Oder soll man letztendlich seinen gedanklichen Raum weiter bewusst durchlaufen, um sich an die verschiedenen Abschnitte seines Stücks zu erinnern?

Ich merke mir primär die zu spielenden Tasten, Tastaturgedächtnis, geht letztendlich automatisch, wenn ich ein Stück in Abschnitte unterteilt spiele. Dazu versuche ich, soviel Theorie wie möglich zu nehmen (Dreiklänge, Tonleitern etc.).
 
Das sind ja schon mal eine Menge Tipps zum Probieren, vielen Dank.
In den letzten zwei Wochen habe ich ein sehr kurzes Stück auswendig gelernt, dabei habe ich versucht, Takt für Takt mit geschlossenen Augen nach Gehör nachzuspielen. Das hat jetzt den Effekt, daß ich das Stück zwar mit geschlossenen Augen spielen kann, wenn ich aber auf die Tasten sehe, komme ich ziemlich durcheinander. Außerdem finde ich natürlich bei einem "Hänger" die Stelle in den Noten nicht so schnell. Kann ja auch nicht im Sinne des Propheten sein:(
LG
Geli

PS: Das mit dem "Rundgang" klingt logisch, ich werd´s mal testen und Euch das Ergebnis wissen lassen!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ein Stück blind zu spielen ist vermutlich sehr förderlich für das Tastgefühl, weil man lernt, Entfernungen zu fühlen, Sprungweiten zu verinnerlichen. Zudem bekommen die Finger natürlich ein gutes Gefühl vom Aufbau der Klaviatur abseits vom visuellen Bild.

Das ist sicherlich eine gute Sache, ein Stück blind spielen zu können. Wobei das reine Fingergedächtnis bei einem Blackout wohl nicht mehr zu gebrauchen ist. Wenn du allerdings dazu noch das Tastaturgedächtnis nimmst, also dir bewusst machst, welche Tasten du zu spielen hast, sollte das schon mal ein wenig mehr Sicherheit beim Spiel bringen. ;)

Wenn du dazu noch alle paar Takte einen Einsprungpunkt einübst, dir also für bestimmte Stellen Fingersatz und Startnoten merkst (am besten die Noten wirklich als Notennamen und zusätzlich noch die zu spielenden Tasten), kannst du auch noch einem Rauswurf an einem dieser Punkte weiterspielen (oder zum letzten Punkt zurückspringen), falls du aktuell nicht mehr reinkommst.
 
@Guendola
Das hat nichts mit einer Benennung zu tun, den die Visualisierung der Räumlichkeit erleichert einfach den logischen Denkprozess des Hirns, da dieser durch das Unterbewusstsein gestützt wird.

Um frei nach Kant zu sprechen: Das "Ich" durchs "Über-Ich" vitalsiert!
Oder nach Hornauer: Du bist nicht das Auto, auch nicht der Fahrer, auch nicht der der hinter dem Fahrer sitzt, nein du bist der "Knower"! :D

Gruß,
Mertin

Mag schon sein, aber auf meine Art schafft man sich einen musikalischen Raum, möbliert mit Musikfragmenten. Beim Spielen an einen Speisesaal zu denken würde meine Musik ja automatisch aromatisieren, das will ich nicht. Außerdem, wie sollte ich mir das Vorstellen? Erstmal den Salat spielen, die Suppe, dann Fisch - vorsichtig mit den Gräten (Fingersatz!), dann Fleisch und zum Schluß ein bischen Wackelpudding mit Vanillesoße? Die Frage ist ernst gemeint, auch wenn es ein wenig albern klingt.

Ich denke, man muß sich davon befreien, immer alles in Worte fassen zu wollen. Musik besteht nicht aus Worten, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne.
 
Ich meinte das Möbiliar, Bilder und alles weitere, natürlch auch Tokio Hotel CDs und die graue Literatur!
 
@Guendola: Es geht nur darum, in einem bekannten Raum Plätze zu finden, die markant sind und diesen dann gedankliche Dinge zuzuordnen. Dann kann man den Raum gedanklich abschreiten und erinnert sich automatisch an die zugeordneten Dinge. Man verbindet die Assoziation und den Platz in seinem Raum aber nicht wirklich miteinander.

http://de.wikipedia.org/wiki/Loci-Methode
 

Auswendig spielen

Die Loci-Methode ist eine Methode des Memorierens, das aus dem Schauspiel kommt, das Verknüpfen von Inhalten mit bestimmten Gegenständen im Raum, die dann der Reihe nach abgeklappert werden.
Kürzere Reihen können auf der „Körperliste“ abgelegt werden (nach Gregor Staub, Schweizer Gedächtnistrainer): Füße, Knie, Oberschenkel, Gesäß, Hüfte, Brust, Schulter, Hals, Gesicht, Haare (wenn man noch welche hat). – Das mache ich so, wenn ich beim Jonglieren mit drei Bällen keine Tricks vergessen will. Die Körperliste hat man immer dabei.
Über das auswendig Klavier spielen sind schon bestimmt meterweise Bücher geschrieben worden. Hier nur mal das, was für mich das Wichtigste war und ist:
Bei einem auswendig gespielten Stück sind drei Komponenten im Einsatz:
Das auditive Gedächtnis: die Erinnerung an die Melodie, den Klang, die Klangfarben usw. Beim Trällern eines Liedchens ist praktisch nur das auditive Gedächtnis in Aktion.
Das manuelle Gedächtnis: die Erinnerung an Handstellungen, an Fingersätze, an bestimmte Spannungen oder Vorspannungen im Spielapparat.
Das visuelle Gedächtnis: die Erinnerung an den Notentext, an Bezeichnungen in den Noten, an die Position bestimmter Stellen auf dem Notenblatt.
Diese drei Komponenten sind beim auswendig Spielen miteinander verknüpft.

Diese Verknüpfungen zum Teil absichtlich herzustellen und zu pflegen ist die Aufgabe einer gut ausgebildeten Auswendiglerntechnik.
Auditiv: das Stück möglichst oft hören als Aufnahme, vielleicht eine eigene nach-Noten-spiel-Aufnahme herstellen und beim Auto fahren hören usw.
Manuell: ein Stück, das auswendig gelernt werden soll, nicht einfach nur so durchholzen. Es könnten sich unmögliche Fingersätze einstellen und auch nach dem Umlernen auf günstige Fingersätze ihre verunsichernde Spuren im Gedächtnis hinterlassen. – Beim Inangriffnehmen des Stück unbedingt Zeit lassen, die individuell besten Fingersätze ausknobeln und diese nie mehr ändern. Sie sollen sich als solche im Gedächtnis festsetzen und zur Verknüpfung mit den anderen Spieleindrücken bereit stehen.
Visuell: bei mir am wenigsten entwickelt. Das kommt daher, dass ich fast nie Noten schreibe. Bei aktiven Komponisten vielleicht sehr stark entwickelt. – Die Musik hören und im Sessel notenlesend mithören. Oder auch nur mal die Noten lesen. Immer bei derselben Notenausgabe bleiben, damit die „Stelle rechts unten“ auch rechts unten bleibt, die Fingersätze und Eintragungen immer dieselben sind usw.

Auswendig-lern-Freak Walter
 
Auswendig lernen, auswendig spielen

Was ich im vorstehenden Beitrag eingentlich noch unterbringen wollte.
Das menschliche Gehirn ist so großartig gemacht:
Je mehr man hineinstopft, um so mehr geht hinein. Und das Ganze ist auch noch gesund und lebensverlängernd!

Darüber staune ich immer wieder!
Walter
 
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