Auswendig spielen
Die Loci-Methode ist eine Methode des Memorierens, das aus dem Schauspiel kommt, das Verknüpfen von Inhalten mit bestimmten Gegenständen im Raum, die dann der Reihe nach abgeklappert werden.
Kürzere Reihen können auf der „Körperliste“ abgelegt werden (nach Gregor Staub, Schweizer Gedächtnistrainer): Füße, Knie, Oberschenkel, Gesäß, Hüfte, Brust, Schulter, Hals, Gesicht, Haare (wenn man noch welche hat). – Das mache ich so, wenn ich beim Jonglieren mit drei Bällen keine Tricks vergessen will. Die Körperliste hat man immer dabei.
Über das auswendig Klavier spielen sind schon bestimmt meterweise Bücher geschrieben worden. Hier nur mal das, was für mich das Wichtigste war und ist:
Bei einem auswendig gespielten Stück sind drei Komponenten im Einsatz:
Das auditive Gedächtnis: die Erinnerung an die Melodie, den Klang, die Klangfarben usw. Beim Trällern eines Liedchens ist praktisch nur das auditive Gedächtnis in Aktion.
Das manuelle Gedächtnis: die Erinnerung an Handstellungen, an Fingersätze, an bestimmte Spannungen oder Vorspannungen im Spielapparat.
Das visuelle Gedächtnis: die Erinnerung an den Notentext, an Bezeichnungen in den Noten, an die Position bestimmter Stellen auf dem Notenblatt.
Diese drei Komponenten sind beim auswendig Spielen miteinander verknüpft.
Diese Verknüpfungen zum Teil absichtlich herzustellen und zu pflegen ist die Aufgabe einer gut ausgebildeten Auswendiglerntechnik.
Auditiv: das Stück möglichst oft hören als Aufnahme, vielleicht eine eigene nach-Noten-spiel-Aufnahme herstellen und beim Auto fahren hören usw.
Manuell: ein Stück, das auswendig gelernt werden soll, nicht einfach nur so durchholzen. Es könnten sich unmögliche Fingersätze einstellen und auch nach dem Umlernen auf günstige Fingersätze ihre verunsichernde Spuren im Gedächtnis hinterlassen. – Beim Inangriffnehmen des Stück unbedingt Zeit lassen, die individuell besten Fingersätze ausknobeln und diese nie mehr ändern. Sie sollen sich als solche im Gedächtnis festsetzen und zur Verknüpfung mit den anderen Spieleindrücken bereit stehen.
Visuell: bei mir am wenigsten entwickelt. Das kommt daher, dass ich fast nie Noten schreibe. Bei aktiven Komponisten vielleicht sehr stark entwickelt. – Die Musik hören und im Sessel notenlesend mithören. Oder auch nur mal die Noten lesen. Immer bei derselben Notenausgabe bleiben, damit die „Stelle rechts unten“ auch rechts unten bleibt, die Fingersätze und Eintragungen immer dieselben sind usw.
Auswendig-lern-Freak Walter