Neues Stück erlernen, wie geht ihr vor?

@Herzton , ich finde das gut.
Ich denke aber, dass man das nicht vergleichen kann.
Stell Dir vor, Du hast den Auftrag, in 4 Wochen ein Konzert zu geben und bekommst die Noten geschickt. Wie gehst Du vor? Wer ist der Dirigent? Das Orchester? Mit was muss ich rechnen? Was gibt es abzusprechen? ...
In so einer Liga gibt es doch sicher ganz andere Herausforderungen als das Aufleuchten erster eigener Klangvorstellungen (denk ich mir).
 
Hi,

ich finde das ist halt eine zusätzliche Variante im Übungs-Werkzeugkasten.

Ich glaube für mich ist diese Methode besonders am Ende um ein Stück zu festigen besonders gut, da es wahrscheinlich das mentale Spielen und die Klangvorstellung und den Abgleich damit stärkt.

Aber ich muß es erst mal ausprobieren. ;-)

Gruß
 
Du solltest dir von Anfang an selbst eine Klangvorstellung aufbauen, und zwar wenn möglich, aus dem Notentext heraus ohne Instrument - wenn das nicht geht, dann nimm das Instrument zu Hilfe.

Und verabschiedet euch von der Vorstellung, ihr könntet so ein Werk in 4 Wochen konzertreif spielen, außer das ihr zu der musikalischen Elite wie Lisitsa o.a. gehört.
 
Du solltest dir von Anfang an selbst eine Klangvorstellung aufbauen, und zwar wenn möglich, aus dem Notentext heraus ohne Instrument - wenn das nicht geht, dann nimm das Instrument zu Hilfe.

Wenn du und Herzton euch eure Klangvorstellung von einem zunächst völlig unbekanntem Stück selbst aufbaut, frag ich mich allerdings, wie wählt ihr eure Stücke aus? Denn offensichtlich nicht nach dem Motto, etwas zu hören und dann den Wunsch haben es selbst zu spielen.
 
@Peter, was sie im Video macht, ist für mich schlichtweg nicht möglich, da ich ihre Fähigkeiten nicht einmal ansatzweise habe. Da helfen weder Notentext noch Kopfhörer, denn was die Hände nicht hergeben, kann man eben nicht einfach mal so in drei Stunden abschrubben. Sie ist eben eine Spielerin, die alles kann, es gibt für sie keine Grenzen. Sie macht den ersten Durchgang in drei Stunden in einer ungeheuerlichen Geschwindigkeit und musikalischen Qualität - die muss ab Tag 2 eigentlich nur noch am Stück "feilen". Wie gesagt, für mich ohnehin nicht machbar.

@elli: Natürlich kenne ich vom hören - noch aus der Zeit, in der ich nicht aktiv spielte, sondern nur CDs hörte - viele Klavierstücke, sowie einige Symphonien und Opern!! Oft höre ich ein Stück nur ein einziges Mal (z. B. im Konzert) und weiß dann schon, dass ich es auch irgendwann werde spielen wollen.
Ansonsten wähle ich häufig "katalogartig": ich weiß, dass mir Musikstücke eines bestimmten Komponisten gefallen haben. Dann schaue ich nach dem Werkeverzeichnis (z. B. bei Wikipedia) und suche etwas heraus, das eine bestimmte Spieldauer hat. Und dann entdecke ich es ganz neu, wenn ich es noch nie gehört habe, wie jetzt gerade R. Schumanns Fantasie Op. 17, die ich vorher noch nie gehört hatte. Ich habe den Anspruch, an jedem Werk etwas Schönes zu finden.
Manchmal wähle ich Stücke auch nach technischen Notwendigkeiten. Das kann ich aus dem Notenbild ersehen, ob es zur Lösung eines bestimmten technischen Problems helfen wird.
Die dritte Variante ist, dass ich meinen Lehrer bitte, mir etwas zu geben, worauf er Lust hat und gleichzeitig meint, dass es mir nicht liegen wird. Ich sehe das durchaus als Herausforderung, auch solche Stücke bestmöglich zu gestalten und es stärkt unsere Verbindung.
Außerdem flattern bei mir zur Zeit von verschiedenen Seiten Geigenstücke rein, die ich in kurzer Zeit lernen und proben muss. Ob die mir gefallen oder nicht - die Frage stelle ich mir eben nicht. Jemand bittet darum und ich erfülle es (wenn ich kann).
Manchmal finde ich auch etwas mir Unbekanntes bei meinem Notenhändler. Ich wollte zum Beispiel mal etwas von Reger spielen und beim Notenhändler lagen so Variationen über ein Thema von Bach rum. Die habe ich dann meinem Lehrer gezeigt mit der Frage, ob er sie kenne. Er machte große Augen, klopfte mir auf die Schulter und sagte, dass sie meinen Notenschrank noch lange Zeit hüten werden. Man kann sich eben auch einmal vertun, wenn man nach Zufallsprinzip kauft.

Du siehst, ich bin eigentlich nicht besonders wählerisch, denn ich finde das Besondere in den meisten Stücken. Da ich Zeit habe bis ich sterbe, werde ich bis dahin so viel lernen und spielen, wie ich kann. So einfach ist das.
 
Eine Klangvorstellung aufbauen, und zwar wenn möglich, aus dem Notentext heraus ohne Instrument

@Joh, das finde ich schon richtig und ist sicher das Ideal. So gehen zum Beispiel gute Dirigenten vor. Ich müsste dazu die verschiedenen Stimmen ohne Instrument (innerlich) singen oder sogar solfeggieren und sie im Kopf zusammensetzen. Ich habe zwar ein gutes relatives Gehör und kann korrekt singen. Trotzdem ist dieses Vorgehen bei komplexen Klavierstücken für mich sehr zeitaufwändig, wenn ich ein Stück wirklich noch nie gehört habe. Da ist für mich doch die Methode, das Notenbild - auch im verlangsamten Tempo - erst einmal in die Tastatur zu hacken, einfach Zeit sparender.
 
@Lustknabe, was soll eigentlich Deine Signatur bedeuten??
 
Achso das:-D

Da ging es um das Fortissimo und da fiel die Aussage, dass jene Person die ff Passagen regelrecht genoss. Also quasi das anschlagen des ff und die damit verbundene spielerische ruhe :-)

LG lustknabe
 

Du siehst, ich bin eigentlich nicht besonders wählerisch, denn ich finde das Besondere in den meisten Stücken.
Nach Deiner Beschreibung bin ich ja froh, dass ich mich nur selten an eine neues Stück machen brauche, weil ich erstens wenig Zeit zum Üben habe und zweitens sehr lange brauche, bis ich durch ein Stück "durch" bin und Bedarf an einem neuen entwickle.

Ich hab übrigens gerade versucht, am 4. Satz von Beethovens f-Moll-Sonate mir schon mal die Tonarten und Harmonien klarzumachen und auch in die Noten reinzuschreiben, so wie Shoko das vorgemacht hat und wie Du es ja anscheinend auch machst (wir sprachen darüber in Rheinsberg). Mann, ist das mühsam, wen man keine Ahnung hat. Vermutlich ist auch so eine Beethoven-Sonate nicht gerade ideal, um das zu üben, aber da bräuchte ich es halt gerade mal.

Und zum Thema: Eine Klangvorstellung aus den Noten zu entwickeln, liegt jenseits meiner Vorstellungskraft. Ich brauch das Klavier dazu. Beim Spielen habe ich aber schon diese Klangvorstellung. Allerdings reichen auch meine audiomotorischen Fähigkeiten nicht ansatzweise so weit, dass mir die Klangvorstellung beim finden der richtigen Tasten helfen würde.
 
Wenn du und Herzton euch eure Klangvorstellung von einem zunächst völlig unbekanntem Stück selbst aufbaut, frag ich mich allerdings, wie wählt ihr eure Stücke aus? Denn offensichtlich nicht nach dem Motto, etwas zu hören und dann den Wunsch haben es selbst zu spielen.

Ich habe nichts von "völlig unbekannt" geschrieben. Heutzutage lässt es sich (fast) nicht vermeiden, das man die Stücke, die man übt, schon mal gehört hat. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Die Methode von Lisitsa ist jedoch für euch (und auch für mich) nicht empfehlenswert aus verschiedenen Gründen.

Lisitsa hat, da sie in jungen Jahren sehr viel und richtig geübt hat, diverse Verknüpfungen im Gehirn aufgebaut, die von uns wohl keiner so hat. Dadurch ist sie wie gesagt, in der Lage, Zusammenhänge sofort zu erfassen, während sie vom Blatt spielt und muss sich keine längeren Gedanken machen, wie das Stück aufgebaut ist, wie die Harmonien sind und wie sie technische Probleme umsetzt. Die Methode (wenn ich sie anwende) würde mich total überfordern - allenfalls trainiere ich dabei mein motorisches Gedächtnis, weiß aber gar nicht genau, was ich da eigentlich spiele.
Deshalb rate ich wie bereits gesagt dazu, ein Stück ersteinmal in Ruhe und langsam zu analysieren.

LG, Joh
 
Hallo zusammen

Wie geht ihr vor, wenn Ihr ein neues "langes" Stück lernt? Teilt ihr euch das Werk in kleine Teile ein, und lernt zunächst jeden einzeln? Oder übt ihr gleich das komplette Werk z.B. einzeln?

Ich habe jetzt das Buch von Charles Cooke, "Playing the Piano for Pleasure" gekauft und tw. auch bereits gelesen. Der Autor war ein Journalist des New Yorker und übte täglich eine Stunde am Klavier. In dem Buch berichtet er über seine Erfahrungen und empfiehlt folgendes: zunächst das Stück einmal vom Blatt so langsam wie nötig spielen. Dabei die schwierigen Passagen identifizieren und anstreichen. Diese Passagen zusammen mit ein paar Noten davor und danach als "Nahtstellen" so lange üben, bis man sie wirklich gut kann. Er empfiehlt 20-25 Wiederholungen pro Tag. Wenn man diese Schwierigkeiten gemeistert hat, kann man daran gehen, das restliche Stück zu lernen.

M.E. ist diese Vorgehensweise allerdings hauptsächlich für eher kurze Stücke zu empfehlen, bei einer Beethoven-Sonate wird man nicht umhin kommen, die Sätze in kleinere Häppchen zu teilen.

Das ist eine Vorgangsweise, die der Autor für Amateure mit begrenzter Übungszeit empfiehlt. Für Profis schaut das natürlich ganz anders aus. Ich selber habe es noch nicht ausprobiert, da ich das Buch erst kurze Zeit besitze und noch nicht einmal ganz durchgearbeitet habe.
 
...In dem Buch berichtet er über seine Erfahrungen und empfiehlt folgendes: zunächst das Stück einmal vom Blatt so langsam wie nötig spielen. Dabei die schwierigen Passagen identifizieren und anstreichen. Diese Passagen zusammen mit ein paar Noten davor und danach als "Nahtstellen" so lange üben, bis man sie wirklich gut kann. Er empfiehlt 20-25 Wiederholungen pro Tag. Wenn man diese Schwierigkeiten gemeistert hat, kann man daran gehen, das restliche Stück zu lernen.

Also, diese Methode würde ich nie machen. Denn so zerhackt man das Stück von Anfang an, übt schwierige Stellen rein in technischer HInsicht ohne Zusammenhang, noch ohne die musikalische Idee, die einen doch gereizt hat, gerade dieses Stück zu spielen, selbst zu spielen.

Ich fange immer von vorn an, und arbeite im Vorfeld sinnvoll festgelegte Phrasen, Teile sozusagen ab. Es kann sein, dass ein besonders schwieriger Part, dann erstmal übersprungen wird - also ich mache sozusagen das Gegenteil von deinem Buchschreiber, ich arbeite von vorne nach hinten, lasse vielleicht besonders kniffliges erstmal aus (überlege vielleicht Schritte als Vorübungen....ec. aber parallel), und gehe die Schwierigkeiten als letztes an. Dann hat man auch den richtigen Ansporn dazu, da ja ansonsten das Stück schon steht. Umgekehrt hat man doch gleich seinen Elan verausgabt, wenn man an gesonderten Knackpunkten vorab sich abmüht und ganz vergisst, wieso man das Stück ausgewählt hatte.

Und die Empfehlung einer bestimmten Anzahl von Wiederholungen ist auch prekär....obwohl ich meiner Tochter immer so "Aufträge" erteile, die arbeitet sich gerne übersichtlich die tägliche Übungszeit ab. Wenn ich ihr sage, mach mal bis es sitzt - macht sie 2-3mal ......Manche schwören auch auf begrenzte Zeit für ein bestimmtes Übeprojekt - mir ist das aber alles zu festgelegt, mal mach ich mehr, mal weniger :-D
 
Denn so zerhackt man das Stück von Anfang an, übt schwierige Stellen rein in technischer HInsicht ohne Zusammenhang, noch ohne die musikalische Idee
Warum? Wenn man es anfangs langsam durchspielt und sich dann schwierige Passagen auswählt (inkl. Phrase davor und danach) hat man doch den Zusammenhang im Kopf und kann entsprechend üben.
Genau so gibt es ja den Tipp, von hinten nach vorne zu üben oder vertikal zu splitten. Dabei verliert man doch auch nicht den musikalischen Zusammenhang.

Bei einem Stück was ich gerade einübe wird es sogar ausdrücklich vom Komponisten empfohlen, die schwierigen Stellen zuerst zu üben.
 
Das ist eine Vorgangsweise, die der Autor für Amateure mit begrenzter Übungszeit empfiehlt.

Welche Vorgangsweise bevorzugt denn der Autor bezüglich links und rechts zusammenspielen? Bei begrenzter Übezeit kann ja nur die Empfehlung lauten, sobald rechts und links durchschaut und mit idealen Fingersätzen versehen sind, sofort mit beiden Händen - denn sonst liegt die eine Hand ja tatenlos rum und verbummelt kostbare Zeit.......:müde::-D
 

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