Musikausbildung in Deutschland

"Begabung" ist ein hierzulande "belastetes" Thema, deshalb ist es schwer vorurteilsfreies nicht-ideologisches zu diesem Thema zu finden.
Nehmen wir doch einfach unsere menschliche Vernunft zu Hilfe:
Niemand würde behaupten, dass alle Menschen gleich schnell laufen können und wenn ein Kind beachtenswert schnell läuft, hat es wahrscheinlich wochenlang mit seinen ehrgeizigen Eltern dafür geübt, um die anderen Eltern und Kinder herabzusetzten (überspitzt?) So ist das auch mit dem Denken - und anderen Begabungen - es gibt Menschen die können besonders schnell denken oder anderes sehr gut ausüben und das in allen Abstufungen von "Super schnel"l bis "etwas schneller" als andere. Das soziologische Problem (Neid) beginnt, wenn man die Menschen miteinander vergleicht und dann möglicherweise gekränkt ist/wird. Dann sollte man sich einfach etwas suchen, was man eben selbt sehr gut kann - statt zu jammern und andere, die was können "schlecht zu reden"

Jeder der schon mal Schüler/Studenten unterrichtet hat, erkennt sehr schnell es gibt immer Menschen, die bestimmte Dinge schneller erlernen als andere. Was ja garnicht ausschließt das die "Langsameren" auf anderen Gebieten eben auch die "Schnellen" sein können.
Die Lebenserfahrung zeigt: jemand der sich leich tut hat eine inere Affinität zu der Sache und kommt viel schneller, viel viel weiter- deshalb: ist eine Begabung da - reicht das noch nicht, wenn der Wille zum Erfolg zur Excellenz (Perfektion, Topleistung) fehlt. Kommt das aber dazu, dann sind beides die Voraussetzungen sehr sehr weit zu kommen.
Bei mäßiger Begabung kann man natürlich mit viel Üben auch sehr weit kommen aber man wird nicht zu den allerbesten, die es jemals gab gehören UND: dies merkt man selbst sehr schnell, wenn man ehrlich zu sich selbst ist - man muß dann selbst entscheiden was man tun sollte - dabeibleiben oder wechseln. (Übrigens die meisten sehr guten Leute halten sich häufig für unterdurchschnittlich, weil ihr Anspruch an sich selbst so immens hoch ist - dies wiederum weil es ihnen gegeben ist die Vielfalt der Möglichekeiten zu erkennen - eben durch ihre Befähigung - und zugleich ihre klienheit dazu.)


Nun zu den "selbsternannten" oder von anderen "ernannten" Genies - wen kümmert es, ob eine Clique jemanden hochjubelt, hochschreibt oder sonst wie zum Genius erklärt , wenn die Leistung mäßig ist. Ein kleines Geheimnis hierzu: Die Betroffenen wissen tief im Innersten selbst, dass sie Durchschnitt sind, und die Geschichte , zeigt mit den Jahren regelmäßig, wer wirklich die Brillianz hat.

Somit kann es z.B bei Kindern sein, dass die "Auserwählten" schlicht irgendwelche Vorgaben einer z.B. Provinz-Jury erfüllen - ob dass dann grosse Musikaität ist - sei dahingestellt.

Tolle Begabungen verraten sich ganz von selbst, jeder kann sie sofort erkennen, wenn er auf sein Herz horcht und das nötige Fachwissen hat. Oft treffen diese begabten Leute auf ein Umfeld, das es nicht immer gut mit ihnen meint. Es ist eben der Kampf des Lebens.

Also seid nett zu den Könnern und Begabten und seid Ihnen nicht neidisch.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Aus diesen Gedanken resultiert eine mögliche These, die erklärt, warum viel mehr Frauen Klavier studieren, aber mehr bekannte Pianisten männlich sind:
Ich unterstelle Männern einfach mal, dass sie weniger fleißig sind als Frauen und darum bei mangelnder Musikalität mangels der daraus resultierenden Lust gar nicht erst Klavier studieren. Wenn sie es also doch tun, sind sie im durchschnitt musikalischer als Frauen, die auch mit einer aus Fleiß und Ehrgeiz resultierenden Motivation studieren.
Ich hoffe, man kapiert, was ich sagen will.


Liebe Blüte,

ein Prof. von mir sagte zu diesem Thema, dass Frauen seiner Meinung nach viel musikalischer seien :D, aber dann so bescheuert wären und auf Familie machten, also Kinder bekämen....und dann ihre "(mögliche) Karriere" zurückstellten.

Ob das Erstere nun zutrifft, sei dahin gestellt. Ich glaube aber, dass tatsächlich ein Grund für die stärkere Präsenz von männlichen Pianisten darin liegt, dass sich das Herumreisen, 'Nicht zu Hause sein' etc. mehr mit ihrem Leben verbinden lässt. Es gibt zwar auch Frauen mit Kindern wie z.B. Argerich....., die dann aber so gut sind, dass sie nicht ständig Konzerte geben müssen. Die meisten aber sind auf Reisen und das ist sehr anstrengend und mit einer Familie schlecht kompatibel (es sei denn, man hätte einen netten Hausmann zu Hause :p oder entsprechende Kinderbetreuung).



Begabung und Nicht-Begabung ist vermutlich nach der Glockenkurve verteilt. Das heißt: Die allermeisten Leute haben eine durchschnittlich gute Anlage, die ergo durchschnittlich gutes Klavierspielen ermöglichen könnte [wenn gewisse andere Faktoren ebenfalls günstig stehen].


Du hast natürlich absolut Recht, wenn du die Rolle des Fleißes für Fortschritte betonst! Wobei ich es so formulieren würde, dass Fleiß jemanden an die eigenen Grenzen und vielleicht noch ein bisschen darüber bringen kann. Jeder kann also Klavier spielen lernen!

Nach meiner Erfahrung ist es aber nicht so, dass die allermeisten Leute eine durchschnittliche Anlage fürs Klavier spielen mitbringen. Im Gegenteil finde ich es (auch bei Schülern) immer wieder unglaublich, wie verschieden die Anlagen sind! Es gibt eine ungeheure Bandbreite, was auch daran liegt, dass Klavier spielen doch eine sehr komplexe Angelegenheit ist. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Rolle schon in der ersten Stunde die Persönlichkeit des Schülers
spielt. Wie man an Dinge herangeht, welches Durchhaltevermögen man hat, wieviel Geduld man mit sich selbst hat, welches Bild man von Leistung hat, wieviel Kreativität, Neugier und Phantasie man besitzt, ist neben den motorischen Aspekten, die gleichfalls vollkommen unterschiedlich sind (Lockerheit, Natürlichkeit der Bewegungen, .........) und dem inneren Bedürfnis, sich in Musik auszudrücken und auch ausdrücken zu können völlig unterschiedlich.

Ich würde also sagen, jeder kann schön Klavier spielen lernen! Jeder auf seine Weise und nicht so, dass andere ihn beneiden würden, sondern aus sich selbst heraus.

Was meint ihr denn zu meinem Eindruck, dass Asiaten insgesamt motorisch begabter sind als unsereins? Wobei es auch sehr gut sein könnte, dass dies so ist, weil sie eben extrem früh (mit drei/vier Jahren) anfangen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Und an eine typisch weibliche Biographie hast Du nicht gedacht? Ich habe eher die Erfahrung gemacht, daß klavierbegabte Jungs von den Eltern öfter behütet werden, die müssen sich um nichts mehr kümmern, dann, später tut es die Freundin oder Frau, ich habe selbst bei einer extrem guten und begabten Konzertpianistin studiert, die bereits mit 15 an der Hochschule für Musik aufgenommen wurde. Sie hatte eine glänzende Ausbildung, gewann Gran Prix und diverse Medalien bei verschiedenen Wettbewerben, nahm einige Platten auf, sie heiratete einen Pianisten, bekam ein Kind, hielt ihm den Rücken frei, unterrichtete und gab ab und an Konzerte in deutschen Kleinstädten. Er machte eine Riesenkarierre etc. etc. Das ganze spielte im 21. Jahrhundert, es war nicht sehr viel anders, als im 19. "Sie ist eine hervorragende Pianistin, aber sehr bescheiden", sagte unser Lehrstuhlinhaber.
 
Aber das ist doch nur so, weil die Frauen dazu erzogen werden wollen, für andere zurückzustehen.
 
Ok, an diese Erklärung habe ich noch nicht gedacht, aber sie wird wohl ein sehr entscheidender Faktor sein. Ich würde die Frauen, die Kind statt Karriere wählen, nicht bemitleiden, denn jede Frau hat ein Gehirn und kann somit selbst entscheiden, was sie tun oder lassen möchte ;)
Es gilt ja auch noch deutlich zu trennen zwischen guten Pianisten und bekannten Pianisten. Eine unbekannte, weil familienliebende Pianistin kann ja, wie oben beschrieben, durchaus gut sein. Nächste Frage: Warum sollte sie überhaupt herumreisen und Konzerte spielen? Die Frage meine ich ernst. Vielleicht hat nicht jeder das Bedürfnis, der ganzen Welt sein Innerstes nach außen zu kehren und dazu noch auf Qualitäten wie häuslichkeit und familie zu verzichten, wenn man auch zu Hause bleiben und trotzdem schön Klavierspielen kann.
Im Übrigen bietet diese Möglicheit auch eine Klavierprofessur, was wahrlich nicht das Schlechteste ist, und bei mir an der Hochschule sind immerhin drei von acht Professoren weiblich. So ein Posten würde mir duchaus völlig bis an mein Lebensende genügen :D
 
Ok, an diese Erklärung habe ich noch nicht gedacht, aber sie wird wohl ein sehr entscheidender Faktor sein. Ich würde die Frauen, die Kind statt Karriere wählen, nicht bemitleiden, denn jede Frau hat ein Gehirn und kann somit selbst entscheiden, was sie tun oder lassen möchte ;)
Es gilt ja auch noch deutlich zu trennen zwischen guten Pianisten und bekannten Pianisten. Eine unbekannte, weil familienliebende Pianistin kann ja, wie oben beschrieben, durchaus gut sein. Nächste Frage: Warum sollte sie überhaupt herumreisen und Konzerte spielen? Die Frage meine ich ernst. Vielleicht hat nicht jeder das Bedürfnis, der ganzen Welt sein Innerstes nach außen zu kehren und dazu noch auf Qualitäten wie häuslichkeit und familie zu verzichten, wenn man auch zu Hause bleiben und trotzdem schön Klavierspielen kann.
Im Übrigen bietet diese Möglicheit auch eine Klavierprofessur, was wahrlich nicht das Schlechteste ist, und bei mir an der Hochschule sind immerhin drei von acht Professoren weiblich. So ein Posten würde mir duchaus völlig bis an mein Lebensende genügen :D

Liebe Blüte,

so sehe ich das auch und ich hoffe nicht, dass mein obiger Beitrag "mitleidsvoll" rübergekommen ist.

Ich z.B. weiß ganz genau, warum ich so unterrichte und lebe, wie ich eben lebe. :D Das hat durchaus viel, wenn nicht alles :D, mit Selbstbestimmung zu tun.

Liebe Grüße

chiarina
 
Sie hatte eine glänzende Ausbildung, gewann Gran Prix und diverse Medalien bei verschiedenen Wettbewerben, nahm einige Platten auf, sie heiratete einen Pianisten, bekam ein Kind, hielt ihm den Rücken frei, unterrichtete und gab ab und an Konzerte in deutschen Kleinstädten.

Es hätte ihr in der modernen Zeit absolut freigestanden, sich einen Mann zu suchen, der die Hausmann-Rolle für sie übernimmt bzw. zumindest so wenig arbeitet, daß er IHR den Rücken freihalten kann.

Das dies nicht geschah, machen wir uns doch nichts vor, liegt nicht etwa an der Erziehung der Frau oder daran, daß der Feminismus noch nicht erfolgreich war oder an was für Blabla auch immer; es liegt schlicht und einfach daran, daß Frauen Männer, die ihnen karriere- /geld-mäßig "unterlegen" sind, nicht attraktiv finden und deswegen solch ein Mann für sie nicht in Frage kommt. Peng, aus.

LG,
Hasenbein
 
Liebe Chiarina, bitte nimm's mir nicht übel, aber genau das kenne ich auch allzu gut: Werden Frauen mit ihnen nicht so genehmen Wahrheiten konfrontiert, so versuchen sie, die Situation durch ihrer Ansicht nach coole Sprüche zu kaschieren. So nach dem Motto: "Lieber Mann, wie uncharmant, auf die schnöde Realität hinzuweisen... das wollen wir doch nicht, laß uns mal lieber wieder lustig sein!"

LG,
Hasenbein
 
Oh, Du stehst auf schnöde Wahrheiten? Dann lass Dir gesagt sein, die schnöde Wahrheit ist, dass viele Frauen sich klein machen weil die wenigsten Männer überlegende Frauen verkraften.
 
Liebe Chiarina, bitte nimm's mir nicht übel, aber genau das kenne ich auch allzu gut: Werden Frauen mit ihnen nicht so genehmen Wahrheiten konfrontiert, so versuchen sie, die Situation durch ihrer Ansicht nach coole Sprüche zu kaschieren. So nach dem Motto: "Lieber Mann, wie uncharmant, auf die schnöde Realität hinzuweisen... das wollen wir doch nicht, laß uns mal lieber wieder lustig sein!"


Lieber hasenbein,

ich nehm's dir kein bisschen übel!!! Ich befürchte, ich find's eher lustig! :D Wenn coole Sprüche ein Zeichen von "Kaschierung" einer Situation und Vermeidung/Ablenkung von unangenehmen Wahrheiten wären, könnte man aber ausgerechnet bei dir gewaltig ins Psychologisieren kommen. :p (bitte auch nicht übel nehmen :kuss: )

Ich mag einfach Verallgemeinerungen nicht. Es gibt sicher solche Frauen, die du beschreibst. Aber in meinem Umfeld z.B. ist das keineswegs so. Meine beiden Schwager sind Hausmänner und gar nicht mehr "berufstätig", wenn man es so nennen will. Meine Schwägerin hat genau den gleichen Job wie ihr Mann. Nach meiner Erfahrung sucht eine Frau eher eine adäquate Partnerschaft, vor allem die Frauen, die selbst mit ihrem Beruf Geld verdienen. In einem hast du sicher Recht, wobei ich mich in dem Umfeld nicht auskenne: Frauen in hoher Position haben manchmal Probleme, einen Partner zu finden. Das liegt aber auch an den Männern, die sich ihr eher unterlegen fühlen. Was Rollenverständnis etc. angeht, sind beide Geschlechter durchaus noch auf dem Weg, würde ich sagen.

Liebe Grüße

chiarina
 


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