Vanessa
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Stimmt! Ich habe auch schon von einem Elternteil gehört: „Hauptsache es macht ihm/ihr Spaß. Er/Sie soll ja kein Pianist werden“.l
Mit „Spaß“ war dann verbunden, nicht üben zu müssen, weil das dem Kind keinen Spaß gemacht hat .
Diesen Satz habe ich in Gesprächen mit anderen Eltern auch schon mehrfach gehört, es ist fast so etwas wie ein Standardspruch. Auch unter erwachsenen Anhängern hört man das. Wie wenn jeder, der übt, zwangsläufig zum Pianisten würde bzw. keinen Spaß hätte. Das wollen die alles aber gar nicht durchdenken, sonst müssten sie ja ihre Grundeinstellung ändern.
Diese Erziehungsberechtigten (sie heißen leider nicht "Erziehungsverpflichtete") nehmen sich wenig Zeit für ihre Kinder. Sie werden wegen des Anspruchsdenkens der Eltern zum Musikunterricht geschickt. Das Essen bekommen die Kinder vom Lieferdienst oder sie stecken Fertiggerichte in Mikrowelle oder Backofen. Bei den kleineren Kindern kommt eine Betreuungsperson ins Haus, die Kinder ab 10 Jahre werden von den Eltern aus gehobenen Kreisen sich selber überlassen.
Bedauerlicherweise sind auch mir mehrere Fälle bekannt, in denen das so läuft. Gerade auch mit der Betreuungsperson bei den jüngeren.
Aus dem Laienchorwesen kenne ich vergleichbare Einstellungen. Bei geringem Leistungswillen eines Gesangvereins wird man als musikalisch ambitionierter Chorleiter ausgebremst mit der Aussage, man habe es nicht mit Profis, sondern mit Freizeitsängern zu tun. Die Vorstände solcher Vereine organisieren lieber Ausflüge statt sich mit Aktivitäten zur Entwicklung der künstlerischen Qualitäten zu befassen. Allerdings habe ich es auch schon erlebt, dass sich solche Einstellungen innerhalb gewisser Grenzen auch ändern können. Denn besser zu werden oder Wohlwollen fachkundiger Experten wahrzunehmen - auch das kann die Motivation fördern und einen gewissen Leistungswillen fördern. Gut und erfolgreich sein macht übrigens auch Spaß - beispielsweise das Wissen, dass das am Ort Geleistete andernorts nicht möglich wäre.
Genau! Ich erlebe das in unserem Kirchenchor genau so. Da sind offenbar genug ambitionierte Sänger drin (als Rentner oft in mehreren Chören), sodass die ambitionierte Chorleiterin nicht ausgebremst wird.
Dass man lieber Ausflüge macht statt Sangesleistung zu erbringen, kenne ich aber von den vielen Männergesangvereinen meiner Kindheit (mein Vater hat zwei geleitet) durchaus. Heute gibt es viele dieser Vereine leider nicht mehr. Es freut mich zu lesen, dass so ein Verein in den letzten Monaten ein halbes Dutzend neuer Mitglieder aufnehmen konnte. Ich höre sie einfach immer gern, die Männergesangvereine.