Mondscheinsonate

Ich finde, der erste Satz wird oft und gerade von Hobby-Musikern zu langsam gespielt. Beethoven schreibt Alla Breve vor, man zählt in einem Takt also 1-2. Also einen langsamen Puls spüren, aber in Halben zählen :) Dann wird es auch nicht so schleppen

lg marcus

Meinst du, dass dies ein ordentliches Tempo ist?

http://www.youtube.com/watch?v=3TIN955FYeg

Ich finde, langsamer hört sich besser an. Zu schnell gespielt, kommen die Emos nicht so richtig rüber.
 
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Meinst du, dass dies ein ordentliches Tempo ist?

http://www.youtube.com/watch?v=3TIN955FYeg

Ich finde, langsamer hört sich besser an. Zu schnell gespielt, kommen die Emos nicht so richtig rüber.
Ich finde ja :)

Ich wende mich mit meiner Einschätzung vor allem gegen Tempi, die in diese Richtung gehen: http://www.youtube.com/watch?v=Scyg84anFsI

In dem Video, das du verlinkt hast, ist von Anfang an der Fluss spürbar.

lg marcus
 
muss da nicht eine Kindersicherung dran?:confused::oops:

Ab sofort darf die Mondscheinsonate nur noch erst ab 18 Jahre gespielt werden.

genau!!

auch das betrachten und hören inzestuöser (Ring) und libertinistischer (Rigoletto) Opern sollte nur bei nachgewiesener Volljährigkeit gestattet sein.

erlaubt hingegen sind Vorabendserien und holländische Ferieninseln, denn die kommen ganz gut ohne Mondscheinsonaten zurecht ;) :D
 
muss da nicht eine Kindersicherung dran?:confused::oops:

Ab sofort darf die Mondscheinsonate nur noch erst ab 18 Jahre gespielt werden.

Angesichts dessen, was seit einiger Zeit im Namen des Kinderschutzes unternommen wird pladiere ich dringend für eine

Erwachsenensicherung

Wer mit 14 Jahren ein Chopinnocturne spielen will ist auch reif für dieses Gedicht.
 
Du meinst Erwachsenensicherung = https://www.knast.net/article.html?id=3976 ????


Gerade gefunden, ne, is dat schööööööööööööööööön.

Frosch im Mondschein

Pock de sitt in Maanschin un singt so schön,
Pock sitt in Maanschin, dat Gras is grön!
Morgen kumt de Hadbar mit lange Been,
Wadt rum int Water bet anne Kneen:
Pock sitt in Maanschin, dat Gras is grön,
Pock sitt in Maanschin un singt so schön!

(http://www.gedichte.xbib.de/_Frosch_gedicht.htm)

Frosch sitzt im Mondenschein und singt so schön,
Frosch sitzt im Mondenschein, das Gras ist grün!
Morgen kommt der Storch mit langen Beinen,
Watet herum im Wasser bis an die Knie:
Frosch sitzt im Mondenschein, das Gras ist grün,
Frosch sitzt im Mondenschein und singt so schön!
 
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Hallo,

ja - ja, das unendliche Thema "Clair de lune". Das ist seit der Namensvergabe durch Ludwig Rellstab, der sich an eine winterliche Bootsfahrt auf dem Vierwaldstätter See erinnert fühlte, ein absoluter Dauerbrenner, der die Fantasie der Zuhörer in einem ganz besonderen Maße anregt und vielfachen Niederschlag in der Literatur und auch bildender Kunst gefunden hat.

So sagt man ja, dass die Klavierschülerin (Gräfin Guicciardi), der Beethoven damals als 17-Jährige diese Sonate widmete, auch Adressatin des rätselhaften "Briefes an die unsterbliche Geliebte" gewesen sein "soll", den man in Beethovens Nachlass fand.

Es ist also an dieser Stelle der Spekulationen und der "Interpretationen" kein Ende ...

Ich habe übrigens eine Ausgabe des ersten Satzes von Clayderman gefunden, deren Vortragsanweisung "Adagio legatissimo" lautet. Dadurch jedoch, dass jede Menge Achtel-Triolen auftauchen, ist man faktisch gezwungen, das Stück niemals in zu langsamen Tempo zu spielen. Also ich brauche für den Satz etwa 3:45 - knapp 4 Minuten und orientiere mich in etwa an dem Vortragstempo, das Wilhelm Kempff auf einer alten Aufnahme, die ich besitze, verwendet.

Auf jeden Fall gehen die Emotionen (und die langen Achtel-Ketten), insbesondere des Schlussteiles mit den schön vereisten Moll-Klängen überhaupt nicht auf den Zuhörer über, wenn man das Stück "zu schleichend" spielt (wie in dem obigen Video mit den Kerzen zu sehen)

Ich habe entdeckt, dass man gerade die langen Achtel-Ketten des Schlussteiles (ab dem polyphonen Beginn, in dem die Melodie zwischen Ober- und Unterstimme wechselt), sowieso im Phrasenspiel (also gedanklich zusammenhängend, fließend, weich, zärtlich und berührend, aber niemals trödelig) ausführen muss, um eine richtig schöne Wirkung zu bekommen.

Ich spüre das immer daran, dass mich bei diesen "schön vereisten Moll-Klängen" mitunter sogar ein leichtes Frösteln überkommt. Außerdem stelle ich mir eine tief verschneite und vereiste Landschaft vor, auf die fahles Mondlicht fällt. Wer diese Szenerie vor Augen hat, der weiß, dass Objekte, die am Tage von der Sonne angestrahlt werden, ein ganz anderes Schattenbild werfen, als wenn sie vom Mond beschienen werden. Ich denke dann immer daran, diese Kontraste oder Schlagschatten (insbesondere im Phrasenspiel-Teil) durch dezente Dynamik- wechsel als Wechsel von Hell nach Dunkel abzubilden. Die damit zu erzielende Wirkung finde ich persönlich verblüffend.

Man sieht, auch einem recht einfachen Schinken, wie diesem Sonatensatz, kann man experimentell so Einiges an zusätzlicher Wirkung entlocken, wenn man sich gedanklich darauf einläßt und versucht, das "Gemälde" vor dem inneren Auge statt in Farben in Töne zu fassen.

Schönen Tag wünscht Razo!
 
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Man sieht, auch einem recht einfachen Schinken, wie diesem Sonatensatz, kann man experimentell so Einiges an zusätzlicher Wirkung entlocken, wenn man sich gedanklich darauf einläßt und versucht, das "Gemälde" vor dem inneren Auge statt in Farben in Töne zu fassen.

Hallo,

ein schöner Effekt, der allerdings in manchen Ausgaben durch crescendo-Gabeln vorgeschrieben ist, ist in der Coda des 1. Satzes (Melodiestimme in der linken Hand) folgender:
- beim ersten mal Melodie l.H. die auf- und absteigenden Triolen (r.H.) deutlich crescendo und diminuendo, die Melodie gleichbleibend piano;
- beim zweiten mal genau umgekehrt (die Triolen gleichbleibend, die l. Daumenmelodie zur Dominante hin cresc., dann dim.)

Des weiteren ist, wie in der Ausgabe von Claudio Arrau nachgewiesen, dass hier manches Crescendo (welches in ein p mündet) nicht nach landläufiger Spielweise ausgeführt werden sollte (cresc. zum piano), sondern dass das p ein "subito piano" meint, also ein plötzliches (fast erschreckendes) piano nach einem quasi abbrechenden Crescendo. (also man macht crescendo, aber nicht zu einem Klanghöhepunkt hin - stattdessen kommt das plötzliche piano)

Sehr expressiv und eindrucksvoll ist die h-Moll / H-Dur Stelle mit den schmerzlichen Dissonanzen zw. Melodie und Achteltriolen (kl. None, gr. Septime), welche sich später in cis-Moll / Cis-Dur wiederholt - - beide Stellen bingen diesen expressiven Moment zwiefach:
- - in h-Moll / H-Dur erstes mal sehr leise, zweites mal lauter
- - in cis-Moll / Cis-Dur genau umgekehrt (Echowirkung)
wenn man das macht, so ist die Wirkung auf den Hörer überraschend (er erwartet ja, dass man in cis dieselbe Gestaltung (erst pp, dnn p) bringt, aber stattdessen wird durch die Echowirkung diese Stelle noch trauriger/resignierter)

Zu empfehlen ist, die allerletzten sechs Triolenachtel legato ppp aber ohne Pedal zu spielen.

Es gibt sehr viele sehr feine Gestaltungsmöglichkeiten in diesem Adagio - ich halte es nach wie vor für einen sehr expressiven Satz, keineswegs ausgelutscht oder abgenutzt. Schon allein der Beginn mit den absteigenden Bässen ist ein Paradigma, unvergeßlich! Ebenso die geniale Schichtung von einer Trauermarschmelodie, dem ruhig fließenden Harmonieband der Triolen und den unbeirrbaren tiefen Bässen, und jedesmal ist der Höhepunkt des Satzes (die aufwärts laufenden Triolen über dem Orgelpunkt gis) eine beonders rührende Stelle.

Für mich ist dieser Satz kein Kerzenschein-Notturno im Sinne von sentimentalem Kitsch.

Gruß, Rolf
 

Habt ihr gewusst, dass sich András Schiff strikt weigert, von Mondschein-Sonate zu reden? Laut ihm habe das Stück nichts mit dem Mondscheinlicht gemeinsam, dieser Beiname wurde der Sonate auch erst später erteilt. Beethoven hat davon wahrscheinlich nichts mehr mitbekommen.

Als Interpretationsansatz finde ich folgenden Vortrag von Schiff sehr interessant: Schiff on Beethoven - Piano sonata in C-sharp minor, opus 27 no. 2 ('Moonlight')

Noch interessanter finde ich, daß er sich strikt weigert, im ersten Satz das Pedal loszulassen.

Was meint ihr?
 
Selbstverständlich steht in den Noten des Stücks dick und fett geschrieben, daß man das Pedal nicht loslassen soll (bzw. besser gesagt: keinerlei Dämpfer verwenden soll).

Nur ist es Quatsch, das auf einem modernen Flügel so zu spielen.

Denn Beethoven hat das für damalige Klaviere geschrieben, die einen viel kürzeren "Sustain" hatten, weswegen der "Matsch", der in Schiffs Beispiel insbesondere im Bassbereich sehr störend auftritt, gar nicht passierte.

Hätte er einen modernen Flügel gehabt, hätte er mit Sicherheit nicht die "ohne Dämpfer"-Anweisung drübergeschrieben, das ist ganz klar.

LG,
Hasenbein
 
..und seinen Broadwood-Flügel hat er ja zur Zeit der Mondscheinsonate glaub ich noch nicht gehabt..

-LG-
 
Hätte er einen modernen Flügel gehabt, hätte er mit Sicherheit nicht die "ohne Dämpfer"-Anweisung drübergeschrieben, das ist ganz klar.

bist du da ganz sicher? ich meine, bist du ganz sicher zu wissen, dass man auf Klavieren von 1800/01 keinerlei Pedalwechsel benötigte??... ich wäre da an deiner Stelle lieber etwas vorsichtiger, denn es gibt Instrumente aus dieser Zeit ;) und auf denen baut man Bockmist, wenn man keinerlei Pedalwechsel macht :D

die oft gestellte und zumeist unglücklich doktrinär beantwortete Frage nach Beethovens gelegentlich absonderlich erscheinenden Pedalanweisungen sollte ganz anders betrachtet werden:
- welche Pedalnotation war üblich bzw. gab es eine (womöglich genormte)?
- wann (!) hatte Beethoven was für Notationsweisen fürs Pedal verwendet?
- kann man für verschiedene Zeiten Unterschiede bei Beethoven feststellen?

(da ich keinen Bock auf eine lange Vorlesung habe in aller Kürze)
um 1800 und davor gab es weder eine einheitliche noch eine genormte Notation für Pedalgebrauch, im Sinne des damaligen (nicht des heutigen!) Sprachgebrauchs war der Pedaleinsatz eine Geschmackssache. Beethoven schreibt sprachlich, nicht mittels Kürzeln bzw. Sonderzeichen, vor, den kompletten ersten Satz von op.27,2 senza sordini, also ungedämpft zu spielen - damit will er vermeiden, dass aus eventuellen interpretatorischen Geschmacksgründen Abschnitte ohne Pedalwirkung gespielt werden: es geht ihm also darum, dass das Pedal permanent in diesem Satz verwendet wird. Daraus fälschlich zu schließen, es solle keine Pedalwechsel bei Harmoniewechseln geben, bedeutet, Beethoven zu einem Esel zu machen - davon ist abzuraten. Warum aber wird immer wieder blindwütig solcher Unsinn probiert oder diskutiert? Weil man schlau und findig entdeckt hat, dass der wüste Ludwig im langsamen Satz seines c-Moll Klavierkonzerts dasselbe hinschrieb, diesmal allerdings mittels "Ped." und "*": das Ped. am Beginn des Satzes, das * am Ende. Das Konzert entstand 1800-03, also zur selben Zeit wie die Mondscheinsonate. Auch hier gilt das vorige: er will, dass der gesamte Satz (auch da, wo man das vielleicht wegen staccati, vielleicht aus anderen Geschmacksgründen nicht täte) auf jeden Fall überall MIT PEDAL gespielt wird - und er geht davon aus, dass niemand Esel genug ist, Harmoniewechsel zu übersehen :D

später dann setzte Beethoven Ped. und * für absichtliche besondere Pedaleffekte, berühmt sind die Exempel aus dem Finale der Waldsteinsonate, aus op.106 und op.111. Nebenbei: die Waldstein kann man mit Beethovens radikaler Pedalforderung klangschön und unmatschig realisieren, es wird aber selten gemacht.

Beethoven war gezwungen, mit Pedalbezeichnungen (wie notiert mans am sinnvollsten und kürzesten) zu experimentieren - und wir machen einen Fehler, wenn wir glauben, unsere heutige Notationsweise sei damals schon in Gebrauch gewesen, und zwar so, wie wir sie heute verstehen. Eigentlich ganz einfach (andernorts wird sowas als historisch-kritisch bezeichnet) Und so finden wir zu verschiedenen Schaffensperioden bei ihm auch verschiedene Notationen. Und Beethoven war nicht der einzige, der sich mit Pedalbezeichnungen bzw. Notation plagte: Schumann z.B. schrieb "col Ped." oder auch nur "Pedal" und meinte damit dasselbe wie Beethoven in op.27,2, Liszt schrieb "verständiger Pedalgebrauch wird vorausgesetzt", Chopin verwendete konsequent "Ped. *" (allerdings heißt das nicht, dass man bei Chopin ohne Pedal spielen muß, wo diese Zeichen fehlen) - erst Bartok erfand Klammern, mit denen sich exakt visualisieren ließ, wann das Tonhaltepedal getreten und wann losgelassen wird.

Ergo: wer den ersten Satz op.27,2 oder den zweiten Satz op.37 ohne Pedalwechsel spielt, der beweist nicht, dass Beethoven ein Esel war, sondern demonstriert die eigenen langen grauen Ohren :D
 
Hallo allerseits...
Ich habe mal eine grundsätzliche Frage zur Mondscheinsonate. Und zwar höre ich immer wieder wie schwer dieses Stück zu spielen sei. Also ich spiele knapp ein Jahr lang und kann des erstn Satz recht gut und den zweiten so lala... (mit dem dritten werde ich mich beschäftigen wenn ich Zeit habe).

WOW, nach nur einem Jahr, Respekt....!

Ich "übe" jetzt im dritten Jahr und mir gefällt dieses Werk so sehr, das ich es auch spielen möchte. Ich kaufe mir also die Noten, vor ein paar Wochen, und schlage sie auf....

2 Tage später habe ich diese Noten in die unterste Schublade gepackt und mich damit abgefunden, das ich wohl nie über das Klimpern hinauskommen werde. Für mich war das schon sehr. sehr anspruchsvoll, was da notiert ist.


Grüße Volker
 
Vielen Dank für Eure Antworten.

Seht es mir nach, wenn ich skeptisch bleibe. Wenn ich selbst auf derartige Ideen gekommen wäre, würde ich mich angesichts der geballten Kompetenz, die einem hier entgegenschlägt, vielleicht leichter tun, das Ganze als große Eselei abzutun.

Nun bin ich aber durch die Anmerkungen von Schiff im Beiheft zu den Aufnahmen des Wohltemperierten Klaviers darauf gekommen, wo er eigentlich ein paar Worte über den Pedalgebrauch bei Bach verliert und dabei in einem kleinen Exkurs auf Beethoven Op. 27/2 eingeht.

Er schreibt dort:
Zitat von András Schiff:
Man könnte nun annehmen, dass Pianisten die Vorschriften von Komponisten befolgen; Beethoven war ja doch ein ganz anständiger Musiker und wusste, was er wollte. Schön wäre es, aber nein, ungefähr neunundneunzig Prozent der Interpreten ignorieren die Instruktionen des Schöpfers und wechseln bei jeder neuen Harmonie fleißig das Pedal.
Da hab' ich mich nun gefragt, ob er nun meint, daß man eben nicht bei allen Harmoniewechseln das Pedal wechseln soll, sondern nur manchmal, oder ob der wirklich meint, von Anfang bis zum Ende. Hab' ich also gegoogelt (und dabei u.A. diesen uralten Faden rausgekramt). Als ich dann herausgefunden hatte, daß er tatsächlich meint, man solle das Pedal von vorne bis hinten halten, also, wie's oben drüber steht "senza sordini", hab' ich's einfach mal ausprobiert. Vielleicht liegt's an meiner mangelnden Musiklaität oder einem generelleh Hange zu Eseleien, aber -wie soll ich sagen- ich kann folgendes durchaus nachvollziehen:
Zitat von András Schiff:
Die Wirkung ist zauberhaft; die verschiedenen Harmonien klingen zusammen in neuartigen, bis dahin nie gehörten Sonoritäten.

Selbstverständlich steht in den Noten des Stücks dick und fett geschrieben, daß man das Pedal nicht loslassen soll (bzw. besser gesagt: keinerlei Dämpfer verwenden soll).

Nur ist es Quatsch, das auf einem modernen Flügel so zu spielen.

Denn Beethoven hat das für damalige Klaviere geschrieben, die einen viel kürzeren "Sustain" hatten, weswegen der "Matsch", der in Schiffs Beispiel insbesondere im Bassbereich sehr störend auftritt, gar nicht passierte.

Hätte er einen modernen Flügel gehabt, hätte er mit Sicherheit nicht die "ohne Dämpfer"-Anweisung drübergeschrieben, das ist ganz klar.

Als sei Ihm diese Argumentation schon öfters untergekommen, schreibt Schiff -fast pampig-
Zitat von András Schiff:
Haben diese Leute auf Beethovens Broadwood-Fortepiano gespielt? Nein, sie haben es weder gehört, noch gesehen, trotzdem wissen sie alles besser. Ich bin in der sonderbaren Lage, dass ich sagen kann, darauf gespielt und damit Aufnahmen gemacht zu haben. Der Ton, die Lautstärke, die Mechanik mögen verschieden sein, aber das ändert nichts an der Aktualität der musikalischen Idee. Eine Dissonanz bleibt eine Dissonanz, bei allen Instrumenten.

Andererseits, ...

..und seinen Broadwood-Flügel hat er ja zur Zeit der Mondscheinsonate glaub ich noch nicht gehabt..

Hier steht, daß Beethoven den Broadwood 1817 bekam, also lange nach Fertigstellung dieser Sonate.

Ich kann mir aber kaum vorstellen, daß auf anderen Instrumenten dieser Zeit nichts verschwimmt, wenn man den Pedalwechsel weglässt:

bist du da ganz sicher? ich meine, bist du ganz sicher zu wissen, dass man auf Klavieren von 1800/01 keinerlei Pedalwechsel benötigte??... ich wäre da an deiner Stelle lieber etwas vorsichtiger, denn es gibt Instrumente aus dieser Zeit ;) und auf denen baut man Bockmist, wenn man keinerlei Pedalwechsel macht :D

Beethoven schreibt sprachlich, nicht mittels Kürzeln bzw. Sonderzeichen, vor, den kompletten ersten Satz von op.27,2 senza sordini, also ungedämpft zu spielen
Ja, keine Kürzel, keine kryptischen unklaren Sonderzeichen, sondern klare deutliche Worte.
Zitat von Beethoven:
- damit will er vermeiden, dass aus eventuellen interpretatorischen Geschmacksgründen Abschnitte ohne Pedalwirkung gespielt werden: es geht ihm also darum, dass das Pedal permanent in diesem Satz verwendet wird. Daraus fälschlich zu schließen, es solle keine Pedalwechsel bei Harmoniewechseln geben, bedeutet, Beethoven zu einem Esel zu machen - davon ist abzuraten.
Da fällt mir ein interessantes Zitat ein:
...hm... ich finde ja, wer rot schreibt und hinterher greint, er habe grün gemeint, hat keine Ursache sich zu beklagen, dass alle rot verstanden haben ;)
Ich würde ja verstehen, daß man die wörtliche Interprätation von "senza sordini" ablehnt und sich Geschichten ausdenkt, wieso das so nicht sein muß, nicht sein kann, nicht sein darf, wenn, ja wenn es ohne Dämpfung einfach scheiße klingen würde.

Aber genau das tut es in meinen Ohren nicht. Im Gegenteil: Der verschwimmende neblige Untergrund, über dem von unterschiedlichen Farben der Harmonienfolge angeleuchtet, die Melodie dahinschwebt, das trifft, das, was ich mir bei deiser Musik vorstelle durchaus.

Vielleicht stimmt ja was mit meinen Ohren nicht. Oder mit meinem Geschmack.

Aber es soll ja schon vorgekommen sein, daß sich die größte Eselei hinterher doch als ganz brauchbar herausgestellt hat.
 
Ich würde ja verstehen, daß man die wörtliche Interprätation von "senza sordini" ablehnt und sich Geschichten ausdenkt, wieso das so nicht sein muß, nicht sein kann, nicht sein darf, wenn, ja wenn es ohne Dämpfung einfach scheiße klingen würde.

Aber genau das tut es in meinen Ohren nicht. Im Gegenteil: Der verschwimmende neblige Untergrund, über dem von unterschiedlichen Farben der Harmonienfolge angeleuchtet, die Melodie dahinschwebt, das trifft, das, was ich mir bei deiser Musik vorstelle durchaus.

Vielleicht stimmt ja was mit meinen Ohren nicht. Oder mit meinem Geschmack.
niemand geringeres als Claudio Arrau hat sich darüber in seiner Edition der Beethovensonaten Gedanken gemacht: er hat das "subito piano" in op.27,2 eingeführt UND (das wird für dich nun interessant) als Herausgeber die Spielanweisung "legatissimo" (das bedeutet bei den Dreiklangbrechungen: halten, überbinden) hinzugefügt (darauf sind auch seine Fingersätze abgestimmt)

Aber schau: es gibt keinen zwingenden Grund, einem Komponisten und Klaviervirtuosen wie Beethoven mangelnde Praxisnähe zu unterstellen, denn auch die Instrumente, die er vor dem bekannten Broedwoodflügel hatte, verfügten über Tonhaltepedale und deren Wirkung verschwand nicht sofort! "senza sordini" heißt "ohne Dämpfer", aber es bedeutet nicht "vermatsche alles" - Beethoven konnte seinerzeit extrem gut Klavier spielen, die Wahrscheinlichkeit, dass er krassen Unsinn fürs Klavier schreibt, ist gar zu gering; in diesem Sinn bedeutet senza sordini soviel wie "mit ständigem Pedalgebrauch", und siehe da: dann mascht nichts :):)
...wenn du nun noch bedenkst, dass das aufsetzen der Dämpfer bei Pedalwechsel nahezu keine Zeit verbraucht (gerade in langsamen Sachen), dann ist doch hofentlich alles klar. (entre nous: die letzten Achtel vor den Schlußakkorden klingen heute legato ohne Pedal besser)
 
noch eine kleine Anmerkung: was sollte an den langsamen Sätzen aus op.27,2 und op.37 so extrem anders sein als in anderen Beethovenschen langsamen Sätzen, dass just in diesen beiden Beispielen das Pedal restlos alles vermischen soll????? ;);)
 
: was sollte an den langsamen Sätzen aus op.27,2 und op.37 so extrem anders sein als in anderen Beethovenschen langsamen Sätzen,


Ooooooch, da könnt ich Dir Geschichten erzählen - ua. die von Theodor Kramer:





Einmal, wann leise den Regen es treibt durch die Gassen
und die Laternen die zottigen Steige verlassen,
fänd ich mir gern einen schweigsamen Gast auf dem Strich,
einen, der schlechter daran ist und ärmer als ich.
Still würd ich ihn in die billige Herberge führen,
heimlich bezahln für den Schlüssel - er würd es kaum spüren -,
drückte die knarrende Tür sacht auf ins Quartier,
holte von unten uns Kuttelfleck dann und ein Bier.
Still würd vom blechernen Tisch ich die Brotkrümel fegen
und mich im Finstern ganz leise ins Bett zu ihm legen,
herzte ihn, daß mir sein Samen im Schoß überränn,
herzte ihn, daß er ganz leise zu weinen begänn.
Nähm seine salzigen Wangen mir zwischen die Brüste,
bis daß er schliefe; und morgens, bevor er es wüßte,
wär ich gegangen und ließe zurück einen Schein ...
Kühl sind die Nächte, es könnte leicht morgen schon sein.



 

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