Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


  • Umfrageteilnehmer
    368
Ist jemand in Bayreuth?

Gleich gibt's übrigens auf 3sat die Bregenz Turandot.
 

Eigentlich die allermeiste Zeit im Jahr ...
Morgen geht der Trubel wieder los. Irgendwie sind alle Baustellen zugeschüttet oder mit Blumenkübeln verdeckt. Das große Festzelt hinter dem neuen Schloss steht auch schon, damit der Horst im Anschluß an die Premiere fleißig Hände schütteln kann. Wahnfried wird am Sonntag feierlich wiedereröffnet ....

Viele Grüße,
Kristian
 
Passend zu den Festspielen in Bayreuth präsentiere ich den Fliegenden Holländer:

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:-D
 
Falls jemand noch nicht Bescheid weiß, gleich gibt es beim Bayrischen Rundfunk den Livestream mit Tristan und Isolde vom Hügel. Im Fernsehen wird das Ganze dann morgen bei 3sat zu sehen sein. Allerdings dürften da die Pausen etwas kürzer sein. Aktuelle Außentemperaturen etwa 37 °C, die Besucher in der Scheune dürften also ordentlich gegart werden.
 
So, die erste Runde im Ring ist mit dem Rheingold vorüber. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Vorweg, ich habe ziemlich Glück mit dem Platz gehabt. Ein Bekannter, der die Scheune fast schon wie seine Westentasche kennt, lachte vor einiger Zeit nur laut auf, als er nach meinem Platz gefragt hatte. Reihe 30, er nennt sie Japanerreihe. Dort ist die Beinfreiheit etwas eingeschränkt, sprich wenn ich (1.81 m gross)
mein Gesäß kräftig gegen die eigene Rückenlehne drücke, passt zwischen meine Knie und die Rückenlehne der Vorderreihe etwa noch eine Briefmarke. Zum Glück hatte ich den Platz neben dem Durchgang, und der Nachbar kam nicht. Beim Schließen der Türen einen Platz nach links geruscht und volle Beinfreiheit genossen.

Die Musik war großartig, der Star der großen Show ist vor allem Kirill Petrenko, beim Applaus für ihn habe ich versucht, nicht an die marode Bausubstanz zu denken. Wenn das so weitergeht, dürfte der Hügel nach der Götterdämmerung beben. Ich fand besonders die Balance zwischen Sängern und Orchester prima, die Sänger durften singen und mussten nicht brüllen. Die Sängerinnen und Sänger haben mir durchweg sehr gut gefallen, ok, Textverständlichkeit ist bei Wagner oft so eine Sache. Besonders Albert Dohmen hat einen tollen Alberich gesungen, und John Daszak einen wirklich guten Loge.
Zur Inszenierung: Es ist jetzt die dritte Ring-Runde im dritten Jahr, da haben sich wohl alle Gemüter an der Castorf-Inszenierung abgeregt. Ich habe kein Rumgebuhe vernommen. Im einschlägigen Forum hat jemand ganz treffend geschrieben, die Frauen sind alle Schlampen, und die Männer wollen nur das eine. Die Rheintöchter bezirzen Alberich gar nicht zurückhaltend, und als zu Beginn der zweiten Szene Fricka erwacht und auf der Bettkante singt "Wotan, Gemahl erwache", vergnügt sich dieser daneben auf der Matratze mit Freya. So sind sie halt die Götter. Es ist halt einiger Klamauk dabei, aber irgendwie gestört hat es mich nicht.

Wenn es so weiter geht, wird es jedenfalls eine gelungene Woche.
 
Weiterhin viel Spaß und Hörgenuss und Grüße aus Bayreuth, wo ich auch mal wieder bin, allerdings nicht wegen der Festspiele.
 
Siegfried ist noch nicht vorrüber. Ansonsten: Versuche bei nächsten Mal Kategorie A3 und vergleiche die Akustik.

Mal sehen, ob die Krokodile immer noch die Gemüter so sehr erzürnen. Ich bin gespannt, ob die Menge an Klamauk dann den Nürnberger Siegfried überbietet.

Für A3 sollte ich langsam mal das Sparen anfangen, zumindest wenn es ein ganzer Ring werden soll. Aber zum Glück habe ich sehr geringe Reisekosten.
 
Am Samstag gab es dann die Walküre, leider hat es diesmal mit der Beinfreiheit nicht geklappt. Musikalisch fand ich es wieder hervorragend. Kwanchul Youn hat eine tollen Hunding gesungen, er ist für mich eine Idealbesetzung dieser Rolle. Anja Kampe und Johan Botha haben ein ganz tolles Wälsungenpaar gesungen. Wolfgang Koch hat die Wotanrolle sehr gut ausgefüllt, besonders den zornigen Wotan, der Brünnhilde bestraft. Nur im Schlussgesang, als die Wandlung zum liebenden Vater kommt, hat mir ein wenig Balsam in seiner Stimme gefehlt. Catherine Foster war eine erlebenswerte Brünnhilde. Den größten Applaus hat wieder Petrenko abgeräumt.

Im Gegensatz zur musikalischen Darbietung fand ich die Inszenierung weniger überzeugend. Ich konnte kaum bis keine Personenregie erkennen. Mit der positiven Ausnahme von Anja Kampe als Sieglinde haben die anderen Darsteller eher statisch gewirkt. Provozierend könnte ich sagen, eine konzertante Aufführung vor dem spektakulären Bühnenbild wäre kaum anders ausgefallen. Ob das geplant war, oder Castorf nichts anderes eingefallen ist, kann ich nicht sagen.

Ziemlich gestört haben mich diesmal die Videoprojektionen, die Castorf wohl im allgemeinen gerne einsetzt. Die Szenerie wird dann direkt mit Kameras aufgenommen und ist dann im Detail auf verschiedenen Flächen zu sehen. Damit kann er die Handlung teilweise in Bühnenbereiche verlegen, die vom Publikum nicht direkt gesehen werden kann. Wenn die Walküren am Beginn des dritten Aktes zusammenkommen, läuft dauernd ein Kameramann zwischen ihnen hin und her, um die Gesichter zu filmen. Das macht die Choreographie für mich kaputt.

Bis auf eine skurrile Szene gab es aber keine wirklichen Entgleisungen. Diese Szene ist am Beginn der Todesverkündigung. Siegmund (Botha) irrt umher und entdeckt an der Ölförderanlage ein Fahrrad lehnen. Er faßt es und kurz an. Zum einen das Fahrrad an dieser Stelle und noch viel mehr der entstehende Gedanke, dass gerade Botha sich darauf setzen könnte, sind schon seltsam.

Hier gibt es ein paar Bilder von der Walküre:
http://www.br.de/radio/br-klassik/s...-walkuere-bayreuther-festspiele-2015-100.html
http://www.br.de/radio/br-klassik/themen/bayreuther-festspiele-walkuere102.html
 
Zuletzt bearbeitet:

Gestern war dann der Siegfried dran. Wetter hat ausgehalten, erst gegen Ende der zweiten Pause setzte der kräftige Regen ein. Diesmal hatte ich es auch am Vormittag zum inszenierungsbezogen Einführungsvortrag von Sven Friedrich, dem Leiter des Richard-Wagner-Musuems geschafft. Die provokanten Punkte der Inszenierung von Castorf sind ja alle längst bekannt, der von GeraldF oben
angekündigte Gebuhe kam exakt wie das morgendliche Glockenläuten vom Kirchturm. Das ging aber schnell im überschaumenden Applaus unter. Ich selbst fand den Siegfried sensationell. Im völligen Gegensatz zur Walküre wurde hier auch seitens der Darsteller gespielt, da kam nie Langeweile auf dem engen Sitz auf. Stefan Vinke hat einen igroßartigen Siegfried mit einer Kondition gesungen, die wohl noch für einen weiteren Akt gereicht hätte. Andreas Conrad war als Mime ein würdiger Gegenspieler. Wolfgang Koch hat mir als Wotan hier besser gefallen als im Siegfried, Catherine Foster fand ich als Brünnhilde wirklich gut. Und wieder war Petrenko am Pult der Mann des Abends.

Bei all der verbreiteten Kritik fand ich die Inszenierung gar nicht so schlimm. In meinen Augen war der Nürnberger Siegfried deutlich trashiger. Ein Punkt, der manchen wohl missfallen hat, ist der Sex auf der Bühne und natürlich die Krokodile. Die haben aber auch Spaß miteinander und jedes Jahr wird die Anzahl kleiner Krokodile auf der Bühne immer mehr. Sven Friedrich hat so schön gesagt, wenn man sich daran stört, sollte man immer daran denken, das es die Grundlage unser aller Seins ist. Und wenn man die Verwandschaftsbeziehungen sich anschaut, hat ja gerade Wotan seine Gene weit verteilt. Die wesentliche Umdeutung geschieht in der Inszenierung in der Figur des Waldvögeleins. Das ist hier nämlich ein Geschöpf, das sehr direkt Kontakt mit Siegfried sucht, Wenn Siegfried im Waldweben singt " Verstünd' ich sein süßes Stammeln" geht es hier um andere Sachen, als nur die Sprache des Vogels zu verstehen. Letztendlich fährt Siegfried nicht unerfahren zum Brünnhildenstein.

Das Bühnenbild mit dem sozialistischen Mount Rushmore und dem Alexanderplatz auf der anderen Seite der Drehbühne wirkt sehr eindrucksvoll, hier ein paar Bilder vom letzten Jahr:
http://www.br.de/radio/br-klassik/themen/bayreuther-festspiele-siegfried104.html
 
oh ja, ein würdiger Salminen-Nachfolger - er hat übrigens in der Scheune auch schon einen tollen Marke gesungen - - und Botha ist wirklich ein prima Siegmund schon seit längerem)

Den Gurnemanz hat Kwanchul Youn ja auch schon großartig gesungen. Bei Bothas Sangesleistung sehe ich gerne über seine wenig ausgeprägten Schauspielansätze hinweg, wir hatten das Thema ja weiter oben schon. Koch war jetzt auch nicht der ausgeprägte Darsteller. Das sorgte dann doch für viel Bewegungsarmut in der Walküre. Schade, denn sonst wäre das wirklich ganz großes Kino gewesen. Aber die Messlatte liegt hier sehr hoch. Musikalisch ist dieser Ring meiner Meinung nach ganz große Klasse.
 
Am Mittwoch gab es dann mit der Götterdämmerung den Endspurt der letzten Ringrunde. Für mich war es auch diesmal ein großartiges musikalisches Erlebnis. Da fühlt man sich auf dieser legendären Bestuhlung gar nicht so unbequem, Die Leistungen der Sängerinnen und Sänger waren wieder durch die Bank sehr gut. Insbesondere Stephen Milling hat einen tollen Hagen mit einer finsteren Stimme gesungen, und vor seiner Statur dürften sich wohl alle fürchten. Petrenko hat den berechtigten gewaltigen Applaus zu seinem Abschied bekommen, schade nur, dass sich das Orchester nicht auch gezeigt hat.

Hier die Bilder vom früheren Jahr, die Rollen von Siegfreid und Hagen waren dieses Jahr mit Vinke und
Milling neu besetzt:

http://www.br.de/radio/br-klassik/themen/bayreuther-festspiele-goetterdaemmerung106.html

Das Bühnenbild wirkte wieder gewaltig. Der Bühnenbildner Aleksander Denic ist ja mehrfach dafür ausgezeichnet worden. Gerade im Siegfried und in der Walküre war Schwindelfreiheit für einige Darsteller ja nötig. Mir hat die Inszenierung im Großen und Ganzen gut gefallen. Echter Trash war nicht dabei. Nur ein einer zentralen Stelle zeigt Castorf allen die Harke. Als Siegfried von Hagen grobschlächtig erschlagen im Staub eines Berliner Hinterhofs liegt, folgt kein Trauerzug zur Trauermusik. Vielmehr ist oberhalb eine Videoprojektion zu sehen, bei der Hagen alleine durch einen Wald läuft. Angeblich kann Castorf sich mit der Figur des Hagen identifizieren und killt so auf seine Weise ein wenig den Abend. Da ist es am besten, die fünf Minuten mal die Augen zu schließen und nur zu hören. Es ist für mich durch den ganzen Ring auszumachen, dass die Inszenierung immer dann kräftig gegensteuert, wenn die Gefahr besteht, sich der Musik vollends hinzugeben. Auf diese Weise wird eine Idealisierung der ganzen Show vermieden.

Karten habe ich jetzt mal für den Parsifal und Holländer fürs nächste Jahr bestellt. Mal sehen ob es klappt.
 
Da hilft nur selbst die Meinung zu bilden.

Na, da schaun wir halt mal am Sonntag. Es klingt so, als ob zum Trash jetzt noch künstlich die Tagespolitik auf die Bühne bemüht wird, aber bisher war es in der Wirklichkeit doch immer nur halb so schlimm wie in den Kritiken angekündigt. Die von den BR-Kritikern beschworenen "trostlosen" Plastikflaschenhalden im Rheingold waren dank toller Lichtregie dann doch eher ein Augenschmaus, und ich habe mich gefragt, ob der oder die einfach die Brille daheim gelassen hatte. Musikalisch scheint es ja, wie bisher, sehr ordentlich zu sein. Und daß das Orchester zu laut sei, sollte mich wundern, es war ja gerade Boschs Devise, lieber eine durchsichtigen als einen bombastischen Wagner zu liefern. Ich freu mich jedenfalls auf Sonntag.
 
Auf die Musik bin ich auch schon gespannt. Den Plastikflaschenberg im Rheingold hatte ich ebenfalls eher als gelungene Deko für Lichteffekte in Erinnerung, und nicht als Kennzeichen der großen Ökokatastrophe. Laut der Kritiken scheint Schmiedleitner wieder eine gute Personenregie gelungen zu sein. Das deutet auf einen unterhaltsamen Abend hin. Meiner Meinung ist gerade die Darstellung der Charaktere, auch wenn es manchmal durchaus krass ist, ein echter Pluspunkt des Nürnberger Ringes.
 
Ich mag Oper überhaupt nicht!
Schau dir doch mal die verzerrten Gesichter der Sänger, -innen an.
Ich mag Florian Silbereisen und Helene Fischer. Die haben was drauf und singen entspannt.

Gruß
altermann
 

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