... Mögt ihr Lang Lang...?

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Magst Du Lang Lang...?


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München Silvester 2002: Aufführung der Fledermaus. In der Pause stand ich mit meiner Freundin im Foyer und trank ein Bier (zugegebenermaßen aus der Flasche). Eine ältere Dame meinte mich darauf hinweisen zu müssen, dass Wein angemessener wäre, Bier könnten wir ja schließlich auch in … (den Namen habe ich vergessen, wahrscheinlich ein Asi-Stadtteil) trinken. Solche „feinen Herrschaften“ zu düpieren, dafür habe ich volles Verständnis.
Mir ist gerade aufgefallen: ich kenne ja die konkrete Situation gar nicht, die da war. Waren alle in Abendgarderobe? Das ganze Ambiente entsprechend edel eingerichtet? Wie laut haben die Leute gesprochen, war es voll gedrängt oder eher nicht, und so weiter...
Erst dann würde ich mir zutrauen, zu entscheiden, wo die Grenze des guten Geschmacks liegt. Also, wenn ich selbst dabei gewesen wäre. Eine zu große Diskrepanz zwischen eigenem Auftreten und Verhalten und der allgemeinen Situation drumherum kann schon als störend empfunden werden.
 
München Silvester 2002: Aufführung der Fledermaus. In der Pause stand ich mit meiner Freundin im Foyer und trank ein Bier (zugegebenermaßen aus der Flasche). Eine ältere Dame meinte mich darauf hinweisen zu müssen, dass Wein angemessener wäre
Leider habt ihr beide unrecht. Das einzige Getränk, das dramaturgisch zur Fledermaus passt, ist Champagner. Und den trinkt man besser nicht aus der Flasche, sonst kommt er zur Nase wieder raus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht noch ein, zwei Worte zu den vorigen Dingen...
(...)dass er nicht immer wirklich den Durchblick hat, meiner Meinung nach. Neben dem, dass das wahrscheinlich auf jeden Künstler zutrifft
Du schriebst hier, dass das wahrscheinlich auf jeden Künstler zutrifft, nicht immer den Durchblick zu haben, was man tut. Da würde ich noch gerne widersprechen: in der Weltklasse gibt es das wohl nicht mehr!
Jedenfalls nicht meiner Beobachtung nach. Vielleicht ist es geradezu eines der Qualitätsmerkmale der Weltklasse, dass die Interpretationen der Musiker eben nicht mehr "beliebig", oder irgendwelchem Zufall überlassen sind.
Und man kann auch davon ausgehen, dass die Interpretationen beim Autritt auch normalerweise genau so gelingen, wie sie sich das vorstellen.

Unsereins (damit meine ich z.B. die Leute hier im Forum) kann das natürlich schon passieren - dass wir etwas spielen, und eine Aufnahme davon hört sich dann beim Abhören anders an, als wir uns das eigentlich vorgestellt hatten. Die Weltelite hat all solche Probleme aber nicht mehr. Würde ich zumindest aufgrund der Erfahrungen sagen, die ich - hörenderweise - mit der Weltklasse gemacht habe.

Hier sprichst Du eine konkrete musikalische Gestaltung an:

Beispiel: Da ist eine Passage, die crescendiert und in einem plötzlichen pianissimo endet. Spielt man den Pianissimoton zu früh, kann er nicht wirken, nicht leuchten. Also setzt man ihn später, als das schiere Metrum es gestatten würde. Das muss aber im musikalischen Atem geschehen. L.L. dehnt diesen Moment der Spannung auf eine Weise aus, dass genau diese verloren geht.
Ob das jetzt so "passend" war oder nicht, könnte ich tatsächlich für mich nur entscheiden, indem ich diese Passage, vor allem auch auch im Kontext des gesamten Stückes, höre.
Dein angesprochener abrupter Wechsel von ff nach pp kann meiner Meinung nach auch musikalisch sehr wirkungsvoll sein. Vielleicht etwas ungewohnt, aber durchaus möglicherweise sehr faszinierend, und wirkungsvoll.

und warum braucht man eine große theatralische Geste, wenn man diese wunderbar schlichte Aria beginnen will?
Vielleicht will man ja andeuten: jetzt kommt etwas besonderes, und wunderschönes. Ist ein Pianist gezwungen, sich immer so zu verhalten, als hätte er einen Spazierstock verschluckt? Dazu fällt mir gerade Gould ein, der ebenfalls einer meiner großen großen Pianisten-Favoriten ist.
Solcherlei Dinge sind meines Erachtens für den Zuhörer immer eine reine Geschmackssache. Soweit es mich angeht, "passen" all diese Dinge immer gut bis sehr gut bei Lang Lang. Zumindest bei den Aufnahmen von ihm, die ich auch mag. Die anderen interessieren mich nicht, und zu diesen bilde ich mir keine Meinung.

Ganz generell (!) muss man etwas vorsichtig sein, wenn man die Musikalität von Pianisten, Dirigenten, Violinisten usw. der Weltklasse beurteilen will.
Wenn man der Meinung ist, dass hier etwas nicht stimmt, oder dort was nicht stimmt, oder dieses oder jenes Detail keine gute Lösung ist/war:
Bitte nicht vergessen, wen ihr hier beurteilt.

Es ist mehr as logisch, anzunehmen, dass Musiker der Weltklasse eben auch über Weltklasse-Musikalität verfügen.
Und bevor man sich allzu leichtfertig fragt, wieso denn hier oder dort etwas "falsch" gemacht wurde: sollte man sich fragen, ob man denn selbst über eine ausreichend hoch entwickelte Musikalität verfügt, um das überhaupt beurteilen zu können. Oder ob man da vielleicht noch ein Stück Entwicklung vor sich hat.

Auf gut Deutsch: etwas Demut und Vorsicht ist bei solchen Dingen nie verkehrt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und man kann auch davon ausgehen, dass die Interpretationen beim Autritt auch normalerweise genau so gelingen, wie sie sich das vorstellen.
Das ist ganz sicher nicht so. Es gibt gute und weniger gute Abende - eine Tatsache, die dir jeder konzertierende Künstler bestätigen wird. Nur wird der Großteil des Publikums einen schlechten Abend nicht unbedingt als solchen erkennen, weil die Qualität in der Regel nicht unter ein immer noch hochprofessionelles Niveau sinkt.

Und bevor man sich allzu leichtfertig fragt, wieso denn hier oder dort etwas "falsch" gemacht wurde: sollte man sich fragen, ob man denn selbst über eine ausreichend hoch entwickelte Musikalität verfügt, um das überhaupt beurteilen zu können. Oder ob man da vielleicht noch ein Stück Entwicklung vor sich hat.
Gilt das nicht genau so, wenn man von etwas begeistert ist? Vielleicht reicht die eigene Musikalität gar nicht aus, um die Mängel einer Interpretation auf hohem Grundniveau zu erkennen?
 
Hm - und auch DAS kann doch keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben? Was ist dann mit denjenigen, die einfach NUR Lang Lang gerne mögen, und keinen anderen Pianisten? Geht das nicht auch...?
Natürlich geht das. Jeder so wie er mag.
Da kommt keiner von der Geschmackspolizei und verdonnert denjenigen zu 30 Stunden Horowitz/Argerich/Wang/Rubinstein/Trifonov/uswusf.
 
Dein angesprochener abrupter Wechsel von ff nach pp kann meiner Meinung nach auch musikalisch sehr wirkungsvoll sein
Selbstverständlich kann es das. Darum ging es nicht, sondern darum, wie man mit einem solchen Wechsel umgeht.
Vielleicht will man ja andeuten: jetzt kommt etwas besonderes, und wunderschönes. Ist ein Pianist gezwungen, sich immer so zu verhalten, als hätte er einen Spazierstock verschluckt?
In keinem Fall soll man einen Spazierstock verschlucken.
Ich erkläre es anders: Da ist ein Orchester und es soll einen ganz zarten, filigranen, duftigen Satz spielen. Jetzt stell Dir vor, der Dirigent hebt zum Auftakt die Arme in einem Schwung und mit einem Ausdruck, als würde der Walkürenritt losgehen.
So etwas macht Lang Lang.
Und natürlich ist jede Interpretation subjektiv. Egal, ob vom Anfänger oder Weltklassekünstler. Und es ist völlig natürlich, dass der eine mal an der einen und die andere mal an der anderen Stelle nicht genau den Durchblick hat. Wir sind alle Menschen und das ist völlig normal.
Wobei man über den Begriff "Durchblick" natürlich ebenso trefflich diskutieren könnte.
Schlussendlich sucht man als Hörerlein das aus, was einemer am nächsten steht und wo man sich am leichtesten hineinhören kann.
 
Das ist ganz sicher nicht so. Es gibt gute und weniger gute Abende - eine Tatsache, die dir jeder konzertierende Künstler bestätigen wird. Nur wird der Großteil des Publikums einen schlechten Abend nicht unbedingt als solchen erkennen, weil die Qualität in der Regel nicht unter ein immer noch hochprofessionelles Niveau sinkt.
Ja, das leuchtet ein...
Gilt das nicht genau so, wenn man von etwas begeistert ist?
Auf jeden Fall - Begeisterung kann ebenfalls das objektive Urteilsvermögen trüben.
Vielleicht reicht die eigene Musikalität gar nicht aus, um die Mängel einer Interpretation auf hohem Grundniveau zu erkennen?
Das erinnert mich an eine der ersten Sinnkrisen in meiner eigenen musikalischen Entwicklung, das war in der Jugend:
da dirigiert jetzt der berühmte <Name einsetzen> die Sinfonie von <berühmten Komponisten einsetzen>.
=> das MUSS mir doch jetzt gefallen? Das ist doch Qualität??

In meiner weiteren musikalischen Entwicklung bzw. der Entwicklung meiner Musikalität wurden mir dann zum Glück einige Dinge etwas klarer...

Schlussendlich sucht man als Hörerlein das aus, was einemer am nächsten steht und wo man sich am leichtesten hineinhören kann.
:super: - was im Grunde ein schönes Schlusswort ist.
 

Da würde ich noch gerne widersprechen: in der Weltklasse gibt es das wohl nicht mehr!

Da würde ich nicht, sondern ich widerspreche.

Es gibt gute und weniger gute Abende - eine Tatsache, die dir jeder konzertierende Künstler bestätigen wird
denn
Wir sind alle Menschen und das ist völlig normal.

Das muss ich wiederholen, denn Du, @Dreiklang, hast meiner Wahrnehmung nach teilweise einen verstellten Blick auf die Dinge.

Unsereins (damit meine ich z.B. die Leute hier im Forum) kann das natürlich schon passieren - dass wir etwas spielen, und eine Aufnahme davon hört sich dann beim Abhören anders an, als wir uns das eigentlich vorgestellt hatten.

Die „Leute im Forum“ sind einerseits „unserereins“, also die Hobbypianisten, die mit Leidenschaft und Hingabe spielen und üben. Wir erfreuen uns aber auch der Anwesenheit und helfenden Unterstützung der studierenden und studierten Fachleute wie Klavierprofessoren, Konzertpianisten (mindestens einer von Weltruhm) und Klavierlehrern (der Einfachheit halber Generisches Maskulinum).

Auf gut Deutsch: etwas Demut und Vorsicht ist bei solchen Dingen nie verkehrt.
:idee: ;-)

was im Grunde ein schönes Schlusswort ist.

Aber vermutlich nicht zu Lang Lang.
 
@Marlene
deine Zitat-Links führen zu mehrere Jahre alten Beiträgen, die nichts mit den zitierten Ausschnitten zu tun haben, u.A. zu einem der zahlreichen berühmt-berüchtigten selbstverliebten Monologe von @Dreiklang , in diesem Fall zum Thema Adipositas und Corona im Bereich "Medizin und Gesundheit"
Irgendwas scheint beim Zitieren schiefgelaufen zu sein.
 
deine Zitat-Links führen zu mehrere Jahre alten Beiträgen

Meinen Beitrag von heute früh kannst Du nicht meinen, denn was ich dort zitiert habe, wurde am Mittwoch und gestern geschrieben.

Irgendwas scheint beim Zitieren schiefgelaufen zu sein.

Mir erschließt sich nicht, was Dich zu dieser Annahme veranlasst hat, @brennbaer.
:konfus:
 

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