... Mögt ihr Lang Lang...?

  • Ersteller des Themas Dreiklang
  • Erstellungsdatum

Magst Du Lang Lang...?


  • Umfrageteilnehmer
    256
und einige greifen zum Popcorn. Das ist weder gut für deren Figur noch für die Nerven der Involvierten.
:lol: :idee: :super:
Das kann man aber nun wirklich niemand hier persönlich anlasten, Clavio ist insgesamt nicht gut für die Figur. Hält einen nur vom Sport ab.
Gibts hier eigentlich schon einen Sportfaden? :denken:
Ob man mehr Kalorien verbrennt, wenn man sich so dynamisch am Klavier bewegt wie LangLang?
 
(Ergänzung: ja, war es. Google "Jazz Lang Lang", und dann siehe YouTube)
 
Welche allerlei Beklopptheiten meinst du. Den Nacktauftritt halte ich ebenfalls für überflüssig, aber ansonsten fällt mir nichts ein.
Nun, heute ist das nicht mehr bekloppt, aber meine Mutter erzählte mir von einem Konzert - damals war ich angeblich noch zu klein, um mitzugehen... -, in dem es im Programm mehrere Stücke von Bach ausgewiesen waren. Offensichtlich ärgerte Gulda sich ein wenig über das Nerzmantelpublikum oder er hatte einfach Lust auf etwas Anderes und spielte nicht Bach. Er improvisierte ein wenig herum und das Publikum wurde allmählich nervös, statt sich einfach zu freuen, dass da oben einfach ein Musiker sass, der Musik machte.
Nach einer Weile brach er dann sein Spiel ab mit der Bemerkung: Jetzt spiele ich Bach.
Und dann folgte wohl zunächst mal sehr strenge Musik.
Er war ein enfant terrible, dass dem Publikum nicht nach dem Mund ging.
 
Für mich äußerst unsympathisch, wenn der Künstler sich "über das Publikum" stellt, und es respektlos behandelt. Das Publikum zahlt, erwartet natürlich, und freut sich darauf, dass das Programm gespielt wird. Hätte er sich sowas in der Anfangszeit erlaubt, wer weiß, ob er so erfolgreich geworden wäre. Und da setzt wieder das respektlose Verhalten ein: Ich bin bekannt und berühmt, darf mich also aufführen wie ich will.
Wenn ich sehen will, wie jemand rumimprovisiert, gehe ich in ein Konzert von Keith Jarrett. Nicht in ein Bach-Konzert. :003:
 
Offensichtlich ärgerte Gulda sich ein wenig über das Nerzmantelpublikum oder er hatte einfach Lust auf etwas Anderes und spielte nicht Bach.
Naja, sehr professionell ist das ja nicht.
Zumal man, vor allem 'damals', davon ausgehen konnte und musste, dass ein nicht unerheblicher Anteil des Klassikkonzert-Klientels aus ebendiesen Nerzträgerinnen und "Nerzträgerinnen-Finanziers" besteht.
Er improvisierte ein wenig herum und das Publikum wurde allmählich nervös, statt sich einfach zu freuen, dass da oben einfach ein Musiker sass, der Musik machte.
Hm..., ich weiß nicht, ich weiß nicht..., ob ich mich "einfach freuen" würde, wenn ich mir für teuer Geld Karten für z.B. ein Rolling Stones Konzert kaufen würde (nicht, dass ich das tun würde) und die alten Herren würden anstelle ihrer eigenen Hits plötzlich deutsche Schlager zum besten geben.
 

Gulda hatte dasselbe Grundproblem wie Oscar Wilde. Er verachtete seine Zielgruppe und damit seine Geldquelle.
 
Also "wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass?"

Hätt' er halt auf'm Bau oder am Fließband malochen sollen.
 
Er verachtete seine Zielgruppe und damit seine Geldquelle.
@brennbaer
Zumindest auf'm Bau kann dir das auch so gehen.
Am Fließband stand ich noch nie, aber ich kann mich recht gut dran erinnern, wie mein Opa (Maurer, Polier) und seine Kumpels über "Bauherren und Architekten" sprachen.
Es ist in beiden Bereichen egal ... du lieferst ab, und wirst bezahlt ... was man vom Geldgeber oder dem Publikum hält ist absolut unerheblich, bzw. spielt halt für die Arbeit keine besondere Rolle.
Man sollte aber schon das spielen, was vereinbart war ... ansonsten könnte der Auftraggeber seinerseits die Zahlung verweigern.
Für die eigene Zufriedenheit .... es macht einfach keinen Spass, ständig für "blöde Idioten" spielen zu müssen ... oder für "Ignoranten".
Dieses Theater findet numal im Kopf statt ... nur im Kopf.

Ich hatte neulich auch mal wieder ein Kneipenkonzert ... und ich merke bei solchen Gelegenheiten immer wieder, wie ungern ich gegen diese Bierseelige Lärmwand anspiele. Macht man die Musik lauter, werden auch die Gespräche lauter geführt - eine Lärmspirale - und wenn man in diese nicht einsteigen will, beschweren sich die wenigen wirklich interessierten darüber, dass die Musik das Gelaber nicht übertönt hat.
Es ist Schade für die Musiker und Schade für die Wenigen, die tatsächlich wegen der Live-Musik da sind.
 
Gulda verachtete nicht seine Zielgruppe, sondern den verstaubten Klassik-Betrieb, in dem nicht das Feuer weitergegeben, sondern die Asche angebetet wird.

München Silvester 2002: Aufführung der Fledermaus. In der Pause stand ich mit meiner Freundin im Foyer und trank ein Bier (zugegebenermaßen aus der Flasche). Eine ältere Dame meinte mich darauf hinweisen zu müssen, dass Wein angemessener wäre, Bier könnten wir ja schließlich auch in … (den Namen habe ich vergessen, wahrscheinlich ein Asi-Stadtteil) trinken. Solche „feinen Herrschaften“ zu düpieren, dafür habe ich volles Verständnis.
 
Eine ältere Dame meinte mich darauf hinweisen zu müssen, dass Wein angemessener wäre, Bier könnten wir ja schließlich auch in … (den Namen habe ich vergessen, wahrscheinlich ein Asi-Stadtteil) trinken.

Dafür habe ich immer ein freundliches "Zur Kenntnis genommen." auf den Lippen und setzte - was auch ich immer gerade mache - fort.#

Grüße
Häretiker
 
Wie oft habe ich von deutschen Klavierlehrern und -innen gehört, dass Klavierspieler aus einem anderen Kulturkreis ( in den 60ern fast bis heute ein beliebtes Totschlagargument) könnten unsere europäische Musik, die Klassik schon gar nicht, authentisch interpretierten. Als dann bei Wettbewerben asiatische junge Pianist-en innen sich pianistisch hervortaten, wurde gerne gesagt, das sei ausschließlich eine ausgefeiltere Technik durch Drill etc.
Hätte nicht gedacht, dass heute noch, um es höflich auszudrücken: detart übersichtliche Unreflektiertheit geäußert wird.
Ja, es geht immer noch um Lang Lang, der, wie ich zu erkennen meine, sich gegenüber früherer Art der Darbietung heute viel mehr in der Tiefe seiner Interpretation aufhält, was mich bei seinen Goldberg Variationen von Joh.Seb. Bach und R.Schumanns Arabesque besonders berührt hat.

Passend dazu gibt es hier einen Fred:

Grüße
Häretiker
 

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom