Mögt Ihr die historische Aufführungspraxis?

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Pianojayjay

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Mich würde einmal interessieren, wie Ihr zu der historischen Aufführungspraxis steht. Also Bach auf Cembalo, Beethoven auf Hammerflügel usw. Habt Ihr es selber schon mal probiert? Oder hört Ihr es gerne/überwiegend?
 
Auch wenn es authentisch ist auf historischen Instrumenten zu musizieren, der Klang moderner Flügel ist schlicht und einfach viel perfekter und schöner.
Das Grammophon und Schellackplatten haben ja auch ausgedient.

Deshalb ziehe ich Konzerte mit Steinways und Co. vor. Das gilt natürlich nicht für alte Meisterstücke aus dem Bereich Violine und Cello.
 
Wenn der Saal schlicht zu groß für das (meist leisere historische) Instrument ist, finde ich es vor allem anstrengend (Beispiel: Mozarts Walter-Flügel im großen Saal des Mozarteums). Ich dachte immer nur "der arme Herr Schiff - wie schön muss das erst auf einem gscheiten Flügel klingen?"

Die "Lieder ohne Worte" am historischen Graf-Flügel fand ich allerdings sehr passend und stimmungsvoll.
 
Mich würde einmal interessieren, wie Ihr zu der historischen Aufführungspraxis steht. Also Bach auf Cembalo, Beethoven auf Hammerflügel usw. Habt Ihr es selber schon mal probiert? Oder hört Ihr es gerne/überwiegend?
Ich habe ein paar nachmodellierte historische Instrumente in Pianoteq und verwende sie hin und wieder mal gern. Mein Amateurgeklimper hat aber nichts mit "historischer Aufführungspraxis" zu tun. ;-)
 
Als ich beim ersten Treffen in Wien im Museum und bei Bernhard Balasz zum ersten Mal auf Hammerflügeln aus dem 19. Jh. spielen durfte, war das für mich eine wahre Offenbarung. Ich finde, jeder Pianist, der Chopin spielt, sollte einmal auf einem Flügel der damaligen Zeit gespielt haben. Dasselbe gilt natürlich auch für Mozart, Beethoven, Schubert und andere, aber besonders für Chopin.
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, wie Chopin in dieses Instrument hineinkomponiert hat. Verzierungen, Etüden, seine Fingersätze ergaben plötzlich viel mehr Sinn als vorher (und das will schon was heißen!). Ich mag auch sehr gerne den Klang dieser späten Hammerflügel. Sie klingen zwar weniger laut, dafür aber viel lebendiger.
Alles vorher ist für mich eher Spielerei und erlaubt nur wenig zufriedenstellendes Musizieren, weil die Instrumente zu leise sind und zu wenig Gestaltungsmöglichkeit bieten - Spaß macht es dennoch, darauf zu spielen und ist wie gesagt lehrreich.
Dem Cembalo als eigenem Instrument konnte ich bisher noch nicht so viel abgewinnen. Das scheppert mir zu sehr.

Grundsätzlich bevorzuge ich dauerhaft auch einen modernen Flügel. Trotzdem würde ich mir, wenn Geld und Platz keine Rolle spielten, irgendwann einen Pleyel-Flügel aus den 1840er Jahren neben meinen Steinway stellen... :D
 
Auch wenn es authentisch ist auf historischen Instrumenten zu musizieren, der Klang moderner Flügel ist schlicht und einfach viel perfekter und schöner.
Das Grammophon und Schellackplatten haben ja auch ausgedient.

Deshalb ziehe ich Konzerte mit Steinways und Co. vor. Das gilt natürlich nicht für alte Meisterstücke aus dem Bereich Violine und Cello.

perfekter?????:denken:somit haben Chopin, Schumann, Papa Liszt u.a. nicht perfekt gespielt, oder verstehe ich dies falsch?:-(
Was die Schellackplatten betrifft, die sind wieder am kommen, weil sie besser als CDs sind
http://www.huffingtonpost.de/mario-...atten-einfach-besser-klingen_b_6774478.html;-)
 
ich finde es sehr interessant die Musik so zu hören, wie sie auch vom Urheber gehört wurde. Problematisch allerdings, wenn historische Instrumente auch altersschwach sind. Das steht manchmal dem Hörgenuss etwas im Weg (obwohl man sich auch daran gewöhnt) Das würde dann bedeuten, dass man Nachbauten der Originalinstrumente benutzen müsste, um einen guten Klang zu haben. Dann ist es ja eigentlich wieder nicht historisch...
 
Eine Schallplatte klingt nur beim ersten Abspielen halbwegs gut, bei jedem weiteren Mal immer schlechter.

Also spielt man die Schallplatte einmal ab, macht eine Aufnahme davon und brennt diese auf CD. Anschließend reproduziert der CD-Abspieler diesen (natürlich durch die mechanische Abtastung bedingten imperfekten) Klang absolut identisch bei jedem weiteren Abspielen.

Mit einer solchen CD kann man anschließend sehr unterhaltsame Blindtests machen. ;-)
 
ich finde es sehr interessant die Musik so zu hören, wie sie auch vom Urheber gehört wurde. Problematisch allerdings, wenn historische Instrumente auch altersschwach sind. Das steht manchmal dem Hörgenuss etwas im Weg (obwohl man sich auch daran gewöhnt) Das würde dann bedeuten, dass man Nachbauten der Originalinstrumente benutzen müsste, um einen guten Klang zu haben. Dann ist es ja eigentlich wieder nicht historisch...
altersschwach? dass man Nachbauten der Originalinstrument benutzen muss :lol::lol::lol:das klingt gut!:lol:
 
Hören: ja, interessant, manchmal toll, manchmal weniger. Sehr raumabhängig. Konserve: meist unbefriedigend.
Spielen: Supergeil. Da wird einem manches klar, wie Stilblüte ja schon schrieb, Zusätzliche historische Instrumente für den Heimgebrauch - das wärs!
 

perfekter?????:denken:somit haben Chopin, Schumann, Papa Liszt u.a. nicht perfekt gespielt, oder verstehe ich dies falsch?:-(
@Destenay du missverstehst da gleich mehreres:
1. davon, wie Chopin und Liszt spielen konnten, war nicht die Rede (Schumann lassen wir wegen seiner lädierten Hand außen vor)
2. "Papa Liszt" hatte spätestens Ende 40er Jahre des 19. Jhs. Instrumente zur Verfügung, die sich nur sehr gering von unseren heutigen unterscheiden - in der Zeit davor hatte er in seinen Konzerten die weniger robusten Kisten ganz gerne demoliert, was da sogar zu seinem Markenzeichen wurde - ab 1850 demolierte aber weder Liszt noch einer seiner Schüler irgendeinen Konzertflügel: dann ab da hielten die das aus.
3. 1856 spielte Hans von Bülow die Uraufführung der Lisztschen h-Moll Sonate auf dem ersten Bechstein Konzertflügel, ohne dass dieser kaputt ging, und das, obwohl die Sonate einige sehr rabiate Stellen hat - Instrumente von Bechstein aus dieser Zeit gibt es noch (und sie klingen und spielen sich beinahe wie moderne Flügel)
4. spätestens seit Berlioz einzigartiger Sinfonie war das Orchester riesengroß und entsprechend lärmig: es hieße, Komponisten wie Liszt, Brahms, Saint-Saens usw. für Idioten zu halten, wenn an annehmen würde, sie hätten ihre Klavierkonzerte mit dem großen Orchester für leise Klaviere komponiert :lol::drink:
5. Beethoven war stets unzufrieden mit den Instrumenten, auf denen er spielte (und er hat genügend davon ramponiert)
6. Chopin wechselte ständig zwischen Erard, Pleyel und Broadwood... man kann nachlesen, warum

historische Instrumente und Beethovensonaten - wann wurde die Hammerklaviersonate uraufgeführt?

Experimente mit uralten Klapperkisten und Nachbauten, die etwas robuster sind, haben ihren eigenen Reiz - aber 100% historisch/historistisch korrekt sind sie allesamt nicht. Man sollte diese für die Entwicklung des Klaviers hochinteressanten Entwicklungsstufen nicht überbewerten.
 
Bei McNultys Nachbauten kann man in der Tat schwach werden. Da bleibt einem nur: eifrig Lotto spielen.
Aber die restaurierten Schätzchen von Edwin Beunk sind auch nicht zu verachten ...
Zwar ist anzunehmen, dass ein pleyel Nachbau teurer ist, aber die früheren Instrumente bewegen sich auf (Neu-) Preisniveau deutscher Salonflügel von 30.000 bis 72.000. Letzteres entspricht z. B. ungefähr dem Listenpreis für einen Steinway M.
 
Vom historischen Aspekt her interessant. "Mal anhören" - auf jeden Fall. Hat was!

Artefakte früherer Epochen haben für mich einen eigenen Zauber. Die Pianos "aus der Zeit" klingen irgendwie rührend dürftig. Wenn ich alles hätte, was ich mir wünschen würde, und dann immer noch nicht wüsste, wohin mit der Kohle, wäre ein Pleyel aus den 1830ern/40ern tatsächlich eine Option.

Irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass die Tasten etwas schmaler waren (vielleicht weil sie noch nicht normiert waren?) DAS wiederum ist voll gemein. :teufel: Die Noten blieben die gleichen, aber die arme (weibliche) Hand muss heutige Dezimen greifen. :zunge:




Recht sinnvoll hingegen finde ich, für z. B. Händels Messiah kein volles Wagnerorchester aufmarschieren zu lassen, nur damit das "Hallelujah" die Wände zum Wackeln bringt. Für barocke/frühklassische Werke finde ich eine angemessene Reduktion des Klangkörpers wünschenswert.
 
perfekter?????:denken:somit haben Chopin, Schumann, Papa Liszt u.a. nicht perfekt gespielt, oder verstehe ich dies falsch?:-(
Was die Schellackplatten betrifft, die sind wieder am kommen, weil sie besser als CDs sind
http://www.huffingtonpost.de/mario-...atten-einfach-besser-klingen_b_6774478.html;-)
Das ist ein Missverständnis. :-(Mit perfekterem Klang meinte ich natürlich nicht die Spielkunst der Chopins, Schumanns und Liszts, sondern den "grundlegenden" Klang der Instrumente selbst, der ja auch heute noch sehr variiert, basierend auf Verarbeitung und Technik. Heute ist es mit einem Spitzenflügel sicher auch einfacher einen schönen Klang im Sinne der Darbietung zu erzielen. Leider gibt es von den Herren ja keine Aufnahmen, ich denke aber, dass sie mit heutigen top Instrumenten noch mehr brillieren würden, als sie es zu ihrer Zeit ohnehin schon getan haben. :-)
 

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