Modulationen

Wow, ein dickes Dankeschön für diesen Beitrag :)

Es wird noch etwas dauern, bis ich die ganzen Informationen darin verdaut habe, aber ein paar Fragen hab ich jetzt schon:

1) Was genau meint der Begriff "diatonisch-variantische Modulation"?

der Begriff "diatonisch-variantische Modulation" meint die Einschließung der Moll-Subdominant-Gruppe mit ihren Akkorden bII (Neapolitaner), IV- und bVI in die diatonische Modulation.
Der Begriff diatonische Modulation ist, auch wenn J.Gedean da anderer Meinung ist, sehr passend, da der Drehpunktakkord sowohl diatonisch zur Ausgangs- als auch zur Zieltonart ist.

Hier näheres zur variantischen Modulation, wo man gut erkennen kann dass dabei, wie oben schon gesagt, die Entfernungen von 3 bis 6 Quinten gehen können.
Auch dies ist wieder mit System. Ich denke auch hier wird J.Gedan etwas dagegen haben. :rolleyes:
Mir persönlich als Improvisator, wo alles sofort abrufbereit sein muss, kommen solche Systematisierungen sehr entgegen. Wenn ich dagegen de la Motte lese, muss ich mich erst durch den ganzen Wulst von geschichtlichen und nicht-geschichtlichen Anekdoten und Sonstigem lesen, bevor ich an die Essenz komme - und die Essenz ist ja das eigentliche was für mich als Improvisator zählt.



2) Kannst du mir dazu ein Beispiel aufschreiben? Den Begriff "Leittoneinführung" verstehe ich so, dass der Leitton in der Ausgangstonart noch nicht vorhanden ist. Bspw. wenn man von C nach D will, hat man das cis noch nicht. Wie wird es eingeführt?

Die Terz der Zieldominante als Leitton:

Die Einführung der Terz der Zieldominante erfolgt durch den Ton der einen Halbton unter ihr liegt. Dieser bildet demzufolge eine kleine Sept zum Grundton der Zieltonika.
In der Ausgangskadenz wird somit ein Dreiklang angesteuert der in irgendeiner Stimme die kleine Septime der Zieltonika enthält.

Die Septime der Zieldominante als Leitton:

Die Einführung der Septime der Zieldominante erfolgt durch den Ton der einen Halbton über ihr liegt. Dieser bildet demzufolge einen Tritonus zum Grundton der Zieltonika.



Ich habe in Beitrag #7 eine tonzentrale Modulation aufgeschrieben. Ist die so korrekt?
Ich kann darin keine Rückung in einen übermäßigen Dreiklang erkennen :confused:

lg marcus

Bei einer Rückung muss nicht unbedingt ein übermäßiger Dreiklang involviert sein. Ich denke Deine Rückung vollzog sich vom E- zum Eo7.
 
Über Begriffsdefinitionen zu streiten, ist müßig, deswegen hatte ich oben mit Bedacht den Konjunktiv gewählt: "könnte" man den Begriff als Widerspruch in sich ansehen. Wenn jeder versteht, was eine "diatonische" und eine "diatonisch-variantische" Modulation sein sollen, ist es ja in Ordnung. Nur findet man, wie gesagt, nicht in allen Lehrbüchern dieselben Begriffe, und Malers Bezeichnung "funktionale" Modulation erscheint mir sinnvoller, zumal der Neapolitaner ja nun wahrlich nicht "diatonisch zur Ausgangs- als auch zur Zieltonart ist", denn er gehört nicht zum diatonischen Tonvorrat einer Tonart. Das kadenzierende Moll ist eh nicht mehr diatonisch.
Außerdem weiß ich nicht so recht, was mühsamer ist: Sich durch einen Wust von unterschiedlich Begriffen und Tabellen zu wühlen, oder durch einen Haufen Noten wie bspw. de la Mottes Beispiele oder besser noch aus dem eigenen Notenschrank. Ich lese lieber Noten und schau mir an, wie Komponisten es gemacht haben, als daß ich Tabellen auswendig lerne. Und das sage ich als jemand, der Musiktheorie nicht im mindesten scheut. Außerdem wette ich, um noch einmal Schubert zu zitieren: Als er sich in der Reprise der B-dur-Sonate ab Takt 235 über Ges-dur und fis-moll nach A-dur verloren hatte, hat er bestimmt nicht in irgendeine Modulationstabelle geschaut, wie er in Takt 254 wieder nach B-dur zurückfindet.
Ich würde auch eher dazu raten, alle Tabellen wegzuschmeißen und lieber selber zu denken, auch wenn man mit Sicherheit auf kaum noch einen Modulationspfad kommen kann, der nicht längst ausgetreten ist.
 
Ich werde euch auf jeden Fall wissen lassen, wie meine Modulationen bewertet wurden ;)
Habe mich gerade an dieses kleine Versprechen erinnert:

Die Aufgabe sah vor von Es-Dur nach D-Dur und von E-Dur nach Des-Dur zu modulieren.
Es->D: T S D T Dp(=s65)/ D7 Sp Dv T
Nach dem "/" habe ich die Funktionen in D-Dur angegeben
E->Des: T D T Dv /T Dp D64-53 T
Vom Dv nach T habe ich unabsichtlich eine Quintparallele eingebaut :rolleyes:

Für diese beiden Modulationen gab es insgesamt 7 von 10 Punkten.

Danke für ihre Hilfe bei der Vorbereitung!

lg marcus
 

Zurück
Top Bottom