Mit 52 noch mal anfangen?

Wenn nicht jetzt und heute, wann dann - wieder anfangen?
Du machst Dir eine Freude, das ist doch was! Und professionell anhören muss es sich doch nicht unbedingt. Freude oder auch Spaß soll es machen. Ist doch völlig wurscht wenn man sich (des öfteren:D) mal verspielt. So what?
Aber... ein "weiter so" ist Stillstand. Langsam voran gehts auch ins Ziel - wie weit entfernt das auch sein mag.
Setz Dich nicht unter (Zeit-) Druck. Übe wann immer Du Lust und Laune hast, bloß keine feste Uhrzeit ansetzen.
Ich habe in diesem Jahr mit "Klavierspielen" begonnen und erst die 14te Unterrichtsstunde gehabt, und habe bereits viel gelernt/lernen dürfen.
Ich finde, das ist alles sehr spannend.
 
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Hallo zusammen!

Erstmal vielen Dank für die Ermunterungen. Teilweise haben mich Eure Kommentare sehr erheitert.

Weil es gefragt wurde: Ich habe mir vor 9 Jahren ein niegelnagelneues Klavier gekauft (Tetsch und May), also im Jahr 2000. Bis Frühjahr 2005 habe ich dann jeden Tag geübt, war richtig fleißig. Dann habe ich mir nach einem Sturz die Rippen gebrochen. Das hat mich monatelang schachmatt gestetzt mit viel Schmerzen. Und ich habe plötzlich Gelenkschmerzen bekommen, in den Fingern, in den Schultern. Es hat einige Zeit gedauert, bis das alles wieder in Ordnung war. An üben war jedenfalls erst mal nicht mehr zu denken. Und dann habe ich es ein wenig schleifen lassen.

Aber in letzter Zeit bin ich doch wieder ziemlich motiviert.
Ich möchte ja nicht immer nur die alten Stücke spielen. Deshalb habe ich mir Noten besorgt von Musik, die nicht allzu schnell ist und die mir gefällt (z.B. das Largo von Händel).
Ich versuche mich auch an Blues Stücken.

Es tut mir leid, gestern war nicht mein Tag. Und ausgerechnet an solch einem Tag schreibe ich etwas in einem Forum....:roll:

Ich bin jedenfalls wild entschlossen, weiter zu üben, denn es macht mir schon großen Spaß! Natürlich vor allem dann, wenn es so richtig gut "flutscht".
Und was meine "bessere Hälfte" anbelangt: Merkwürdigerweise hat er heute das Thema musizieren von sich aus angesprochen. Er würde auch gerne ein Instrument spielen. Ich habe ihm vorgeschlagen, es doch einfach mal zu probieren. Er ist skeptisch sich selbst gegenüber. Schaun mer mal.

Was ich merke, ist, dass mir mein allererster Unterricht aus der Kindheit noch immer im Kittel hängt. Ich habe wohl die Strenge verinnerlicht, ohne dass mir das bislang so richtig bewusst war. Aber ich arbeite dran.

Im Teeniealter hatte ich eine klavierspielende Freundin, mit der ich vierhändig spielte. Das war einfach nur Spaß, Spaß, Spaß !
Vor einiger Zeit sprach ich eine Frau an, von der ich weiss, dass sie ebenfalls spielt. Aber leider will sie nicht...

Ob's was bringt, mal einen Aushang in einem Geschäft zu machen? Einen Versuch wäre es wert...ich denke nur laut nach....

Jedenfalls helfen mir Eure Kommentare genau in die richtige Richtung !

LG
 
Zitat: "Mittlerweile habe ich: Eine tolerante Frau, die akzeptiert, dass sie erst an zweiter Stelle – nach meinem Klavier steht".... Lass sie das nicht wissen :D;)
 
Er würde auch gerne ein Instrument spielen. Ich habe ihm vorgeschlagen, es doch einfach mal zu probieren.
Hallo Juni,
meine Frau hat bis vor einem Jahr auch noch NIE an einem Klavier gesessen, allerdings spielte sie früher schon mal Zitter und die Violinnoten lesen.

Seit einem Jahr spielt sie auch im Selbstunterricht Klavier und macht gute Fortschritte. Für mich hat das den Vorteil, dass sie dadurch mehr Verständnis aufbringt, wenn ich mal übe und Stellen mehrfach wiederhole.

Gruß Sebastian
 
Ich habe wohl die Strenge verinnerlicht, ohne dass mir das bislang so richtig bewusst war.
Nimm Dir dann vielleicht erst mal ganz "streng" vor, dass Du Dir beim Klavierspielen jemand vorstellst, dem Du jetzt mit der Musik etwas erzählst. Beim Vorlesen würdest Du auch nicht von vorne anfangen, wenn Du Dich mal an der einen oder anderen Stelle versprichst.
Ansonsten genieße jeden Moment, in der eine Stelle schön(er) oder besser klingt - aber das haben hier ja schon genug Ermunterer gesagt.
Viel Spaß!
cw4ever
(auch Wiedereinsteiger)

P.S.: Dein Mann darf doch aber nur dann wirklich mit Klavier anfangen, wenn er das Zweitinstrument beschafft;):D
 
Ob's was bringt, mal einen Aushang in einem Geschäft zu machen? Einen Versuch wäre es wert...ich denke nur laut nach....
Hier gibts eine Abteilung für sowas!

Oooch, wenn er ein gutes Keyboard mit ausreichend vielen Tasten und Anschlagsdynamik kauft, hätte ich überhaupt gar nix dagegen - Stichwort Mobilität.
Neee, um Himmels willen! Niemals Keyboard. Bitte: Digi oder Stagepiano. Keyboard ist ein völlig anderes Instrument...:D
 
Hallo Juni,
erstmal schätze Dich glücklich, daß Du als Kind schon so lange Klavier spielen durftest! Ich hatte leider nicht so verständige Eltern und trug meinen Wunsch, Klavier spielen zu lernen 60 Jahre mit mir herum. Erst dann war ich so weit, daß ich dachte, egal was noch dabei herauskommt, jetzt probier ich es einfach.
Als erstes kaufte ich mir zum vorhandenen Flügel ( auf dem mussten natürlich alle Kinder meine Kindheitsträume verwirklichen, was eben auch nicht geklappt hat, sie wolllten nämlich Zitat: " schon gerne Klavier spielen, aber mochten nicht üben!") ein E-Piano, damit meine armer Mann nicht total genervt sein würde. Also, alles immer schön zuerst auf dem E-Piano üben und wenn es einigermassen geht, dann ans Klavier! Noch besser wäre ein Klavier mit Silent Einrichtung, wegen der unterschiedlichen Tastatur, E-Piano geht leichter. Bei ebay gibt es immer günstige E-Pianos zu ersteigern.
Die Idee war wirklich sehr hilfreich, für mich selbst und auch für die Umgebung.
Laß Dich nicht verunsichern, es macht so viel Spaß! Ich bin total glücklich und übe wann immer ich Zeit habe, innerhalb von knapp 2 Jahren habe ich es immerhin schon zur Elise und Mozart Variationen und Beethoven Sonatinen gebracht.
Ich kann auch schlecht vom Blatt spielen aber dafür kann ich alles auswendig, wenn ich es kann, das finde ich total schön. Also, auch das ist kein Problem.
Ich habe mittlerweile die zweite Lehrerin, die erste nahm mich als "alte" Schülerin nicht besonders ernst, das hat frustriert, aber nun habe ich eine , die mich total motiviert und ich mache richtige Fortschritte. Auch ein wenig Druck, daß man weiss bis zu einem bestimmten Tag muß man das und das können schadet nicht, sonst findet man doch oft Dinge im Haushalt, die wichtiger sind als üben.
Viel Spaß beim Üben und laß Dich nicht verunsichern, Klavier spielen ist das schönste Hobby!
Lieben Gruß,
Mozarteum
 
Supermotivation

Liebe Juni,

stelle Dir vor, Du könntest gar nicht denken, dass Du besser sein solltest als Du jetzt gerade bist.
usw.

Liebe Viola,

gerade las ich Deinen Beitrag an Juni. Das ist wirklich eine Supermotivation - bist Du auch Psychologin? Mir ergeht es ja auch ein bisschen wie Juni - nur dass ich es nicht in Frage stelle, dass ich weiter Klavier lernen möchte. Nur verzweifle ich manchmal, weil es Stücke gibt, an denen ich -zig Stunden wochenlang wieder und wieder übe und sie einfach nicht hinbekomme (Bach). Und wenn ich im Klavierunterricht sitze, vermassle ich gleich alles, auch das, was ich daheim schon schön konnte. Ich habe den Klavierunterricht jetzt schon auf alle zwei Wochen gelegt, damit ich mehr Zeit zum Üben habe und mich nicht so gehetzt fühle - es geht mir besser damit, denn ich spiele ja genauso viel, und allein machts mir auch viel mehr Spaß - aber meine Verhaspelungen und Aussetzer im Unterricht sind nach wie vor da.
Du hast mir schon mal geschrieben, ich habe als Kind ein paar Jahre Klavier gelernt und nun vor einem Vierteljahr mit 57 wieder angefangen...
Liebe Grüße
Angelika
 
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Liebe Viola,

gerade las ich Deinen Beitrag an Juni. Das ist wirklich eine Supermotivation - bist Du auch Psychologin? Mir ergeht es ja auch ein bisschen wie Juni - nur dass ich es nicht in Frage stelle, dass ich weiter Klavier lernen möchte. Nur verzweifle ich manchmal, GS: weil es Stücke gibt, an denen ich -zig Stunden wochenlang wieder und wieder übe und sie einfach nicht hinbekomme (Bach). Und wenn ich im Klavierunterricht sitze, GS: vermassle ich gleich alles, auch das, was ich daheim schon schön konnte. Ich habe den Klavierunterricht jetzt schon auf alle zwei Wochen gelegt, damit ich mehr Zeit zum Üben habe und GS: mich nicht so gehetzt fühle - es geht mir besser damit, denn ich spiele ja genauso viel, GS: und allein machts mir auch viel mehr Spaß - GS: aber meine Verhaspelungen und Aussetzer im Unterricht sind nach wie vor da.
Du hast mir schon mal geschrieben, ich habe als Kind ein paar Jahre Klavier gelernt und nun vor einem Vierteljahr mit 57 wieder angefangen...
Liebe Grüße
Angelika


Nein, ich bin keine Psychologin, ich bin allerdings einigen Dingen auf der Spur, zB.: warum man nicht richtig spielen "darf" und sich mit Fehlern - unnötigen Fehlern - selbst Steine in den Weg legt. Überhaupt diese "Fehler", ich würde gerne wissen, wie Leute, die top sind, damit umgehen... ich habe mich irgendwann eimal entschlossen, nur Eigenkompositionen zu spielen, die kann ich nämlich fehlerfrei spielen. Als Hobby spiele ich Scarlatti und Bach. Das sind natürlich die beiden Skalpells des Klavierspiels, damit kann man fast jeden mental an seine Grenzen führen. Wenn ich heute Kollegen sehe, die weiterhin konzertieren und mir die genau anhöre, dann frage ich manchmal, warum ich seinerzeit mich für zu schlecht gehalten hatte um weiterhin zu spielen... was haben die für eine chuzbe, denke ich manchmal, oder sie denken, sie wären ECHT gut?!? Allerdings gibt es einige wirklich gute, aber auch die huddeln sich gelegentlich durch... why not, es kommt ja niemand dabei um.

Schau Dir einfach mal an, was Du über Dich schreibst, ich habe einfach mal einige GS eingesetzt für Glaubenssätze, die Du in Deinem Ego-Vorgarten züchtest. Ganz hübsch, diese Komination. Ich kenne sie auch ganz gut!

Nun, GS sind was sie sind, sie sind auch einfach da und können NICHT über Nacht weg gemacht werden. Jeder GS, den Du bekämpfst (KAMPF) läßt ihn wachsen. Somit scheint mir, hast Du hier eine fast buddhistische Aufgabe erhalten: Lieben, was IST und: Dir Deine GS vergeben oder anders: Dir Dein eigenes Denken über Dich selbst zu vergeben. Verzeihen ist auch gut. Kennst Du den Spruch, etwas ist "vergeben und vergessen"? Hört sich nach Kirche an ist aber nicht so.

Erfinde Dich einfach täglich selbst neu! Eine wunderbare Aufgabe!

Alles Liebe

Viola
 

Perfekt funktionieren oder Spaß haben

Liebe Viola,

ja, was macht man nun mit den GS? Meine Methode ist im Moment der Versuch, lockerzulassen, mir bewusst zu machen, dass ich Ende fünfzig bin, dieses ganze Neuentdecken des Klavierspiels FÜR MICH gefunden habe und höchstens mal im engeren Kreis vorspielen werde. Natürlich möchte ich ja meine Stückchen trotzdem einigermaßen perfekt hinbekommen. Aber vielleicht braucht das einfach doch noch mehr Zeit, ich bin schnell eingestiegen und es wird nicht genauso schnell weitergehen...

Wie Du siehst, finde ich ja auch gleich die Erklärung und Entschuldigung für mein
"Nicht-perfekt-Funktionieren" selbst - und somit erfinde ich mich jetzt neu und übe nur noch so viel wie es mir Freude macht (das ist eh täglich!)und spiele, was mir Spaß macht. Mal sehen, was die KL dazu sagt :-))

Danke für die liebe Zuschrift.
Angelika
 
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Liebe Viola,

ja, was macht man nun mit den GS?

Einfach ignorieren, untersuchen und wegwerfen...

Meine Methode ist im Moment der Versuch, lockerzulassen, mir bewusst zu machen, dass ich Ende fünfzig bin,
Jede Person ist so alt wie sie sich fühlt, wenn Du Dich wie Ende 50 fühlen möchtest, dann ist das ok.

dieses ganze Neuentdecken des Klavierspiels FÜR MICH gefunden habe und höchstens mal im engeren Kreis vorspielen werde.
Soso, mache Dir klar, dass Du IMMER vorspielst: nämlich Dir selbst! Darüber hinaus gibt es kein wollen, müssen oder Ziel haben. Musik wird zu 99% in Gemeinschaft praktiziert. Dass Du da ein Instrument lernst an dem Du viel alleine unterwegs bist ist eben so, aber Musik führt überwiegend zur Gemeinschaft - in welcher Art auch immer. Natürlich ist diese meine Aussage ebenso ein GS, aber keiner, der einen quält.

Natürlich möchte ich ja meine Stückchen trotzdem einigermaßen perfekt hinbekommen.
Was ist das: perfekt hinbekommen? Hänschen klein dürfte für jeden gut machbar sein... doch ich weiß, das meinst Du nicht damit, Du meinst so ein kleiner Bach oder einen kleinen Blues oder so etwas. Nimm ein Stück, was zu diesem Anspruch passt, dann wird Dir das gelingen. Die anderen Stücke spiele einfach so für Dich.

Aber vielleicht braucht das einfach doch noch mehr Zeit,
Nein, Dein Anspruch muss verändert werden!

ich bin schnell eingestiegen und es wird nicht genauso schnell weitergehen...

Wer mal gesagt hat: "Aller Anfang ist schwer" hat den totalen Blödsinn geredet. Anfangen kann man alles, nur das Weitermachen oder sogar etwas zu Ende führen ist schwer!

Wie Du siehst, finde ich ja auch gleich die Erklärung und Entschuldigung für mein "Nicht-perfekt-Funktionieren" selbst
Wenn Du das brauchst...

- und somit erfinde ich mich jetzt neu und übe nur noch so viel wie es mir Freude macht (das ist eh täglich!)und spiele, was mir Spaß macht.

Hach, der erste vernünftige Satz!
Gratuliere!
O oh, Nachtigall ik hör dir trapsen...

schau mal, die Sache funktioniert so: Du bist Kunde, Deine KL muss liefern. Sie kann nichts "verlangen" von Dir!! Natürlich ist das eine Granwanderung, denn welcher Kunde weiß schon, warum er mit Tonleitern gequält werden soll. Ich behaupte: Tonleitern und Technikübungen kann man mal 3-6 Wochen machen. Wenn sie dann nicht klappen, dann muss das Thema vertagt werden. Außerdem mache ich solche Studien immer für die Kundschaft transparent (sofern sie Erwachsene sind) und erkläre, welche Fortschritte in welcher Zeit zu erwarten sind. Dann kann man das überblicken und auch schon mal eine Durststrecke in Kauf nehmen. Ich mache mich somit einvernehmlich zum selbstfordernden Arm der Kundin. Das ist für die meisten sehr angenehm und sie kommen schnell voran.

Alles Liebe

Viola
 
Lernen ist schwerer, macht aber mehr Spaß!

Liebe Viola, alles sehr überlegenswert, was Du schreibst. Aber ich halte den Satz "Jeder ist so alt wie er sich fühlt" wiederum für unsinnig. Ich fühle mich jung, wirke auch so, aber ich BIN nun mal 57 , und ich meine, da geht das Lernen halt etwas langsamer als mit 13, macht dafür aber wesentlich MEHR SPASS. Das meinte ich nur. Ansonsten hab ich damit kein Problem.
Ja, die Ansprüche werde ich verändern, und ich werde die Freude gewiss nicht verlieren. Mal sehen, ob ich am Montag die Klavierstrunde ohne Lampenfieber schaffe.
Liebe Grüße Angelika
 
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Ja, übe auf jedenfall weiter...

Hallo Juni,
danke für diese Offenheit. Übe auf jedenfall weiter, lass doch die andern
reden. Ein Partner sollte fördern und unterstützen, doch andere kann man nicht ändern... willst du denn frei spielen oder lieber klassische Werke nach Noten? Macht ja beides Freude.

Wie alt bist du in 5 Jahren, wenn du nicht weiter machst?
Ja, genauso alt, als wenn du weiterübst... als spiel auf jeden Fall weiter und in 5 Jahren wirst du über die heutigen Zweifel und Hürden lächeln...

Wenn du das Gefühl hast, dass du steckenbleibst, dann nimm dir einen persönlichen Lehrer an deine Seite. Einen, der dir genau da weiterhilft, wo du gerade bist, wo es klemmt und den du magst. Er bringt dich nicht nur an den Tasten weiter, sondern gibt dir auch seelisch Kraft und Freude. Klavier spielen hat doch auch eine seelisch heilende Wirkung.

Bleibe auf jeden Fall dabei. Wie ich deinen Zeilen entnehmen kann, kommt das Klavier sowieso immer wieder zu dir zurück :-) Das Künstlerkind in dir will es wohl und braucht es wohl auch - ich kenne das aus eigner Erfahrung.

Alles Gute
Kat
 
Hallo liebe Juni,
ich kann dem, was Viola so toll geschrieben hat, nichts mehr hinzufügen.
Ich kann dir nur raten, nicht aufzugeben!!! Ich habe auch mit ca. 8 Jahren mit dem Klavierspielen angefangen und nach 6 Jahren habe ich wieder aufgehört. Über 40 Jahre war dann totale Pause. Vor zwei Jahren (mit 56) habe ich wieder mit Klavierunterricht angefangen und schon eine Menge dazugelernt. Das Wichtigste ist aber die Freude an der ganzen Sache und die kann mir niemand nehmen (dir wohl auch nicht). Das Klavierspielen ist für mich ein sehr wichtiger Bestandteil in meinem Leben geworden.

Dein Problem mit dem fehlerlosen Spielen kenne ich auch. Mein Klavierlehrer hat mir hier schon klargemacht, dass es in der Musik primär nicht um das richtige Notenspielen geht. Es geht um das Musikmachen, darum, Gefühle durch Musik auszudrücken, Spaß an der Musik zu haben.

Also, lass dich nicht unterkriegen.

Liebe Grüße
 
Hallo,

Nochmal Danke für all die Aufmunterungen und interessanten Gedanken!

Ich bin derzeit wieder ganz gut drin, in der Überei. Ich bin halt ehrgeizig, habe ich gemerkt. Manche Stücke will ich spielen können, unbedingt.

Demnächst werde ich bei einer Veranstaltung ein kleines Stück spielen, nämlich "Summertime" von Gershwin. Ich kann's noch nicht. Die Noten sehen sooo einfach aus, aber der Teufel steckt im Detail. Aber ich krieg das schon hin, hoffe ich. Ich arbeite dran. Außerdem wird dann noch jemand dazu singen.
Das einzig Blöde daran ist, dass ich das auf einem geliehen E-Piano spielen werde, und das ist schon etwas betagt. Also muss ich mich auch noch mit den technischen Macken arrangieren.
Oder ist es normal, dass bei einem E-Piano (habe gar keine Erfahrungen damit) die höheren Töne relativ zu den tieferen Tönen viel leiser sind? Jedenfalls muss ich ganz schön "draufhauen", damit die rechte Hand klanglich herauskommt.

Viola:
Wenn ich heute Kollegen sehe, die weiterhin konzertieren und mir die genau anhöre, dann frage ich manchmal, warum ich seinerzeit mich für zu schlecht gehalten hatte um weiterhin zu spielen... was haben die für eine chuzbe, denke ich manchmal, oder sie denken, sie wären ECHT gut?!? Allerdings gibt es einige wirklich gute, aber auch die huddeln sich gelegentlich durch... why not, es kommt ja niemand dabei um.

Ja, das mit der "chuzbe"... Ich bekomme einen neuen Nachbarn. Der ist Schlagersänger (Hitparade der Volksmusik und so). Er hat ein Keyboard, auf dem er die Tonfolgen der Schlagermelodien mit der rechten Hand spielt. Mehr kann er nicht. Aber er tritt oft auf und hat keinerlei Selbstzweifel. Er lebt sogar davon.
Das würde ich mich nieee, niemals trauen.

Aber es ist schon so: Wenn man ein Stück gut beherrscht, fängt in meinen Augen/Ohren das spielen an. Dann stellt sich das Glück ein.:-D
Also wenn ich ein Stück mit geschlossenen Augen mir selbst vorspiele, also mit "müheloser Mühe", dann ist das einfach nur schön.

LG
 
Da sprichst Du einen interessanten Punkt an, den man auch in der Klassik findet, leider vieeel zu wenig: die Beschränkung auf das, was man wirklich gut kann. Irgend eine Pianistin, deren Namen mir leider gerade nicht einfallen will, hat keine Oktaven greifen können, jedenfalls nicht wirklich, und hat sich auf Literatur von Mozart glaube ich spezialisiert, da sie diese Musik einfach liebte. Mit dieser Spezialisierung erreichte sie Weltruhm. Auch Monk konnte nichts anderes als Monk spielen... die Beatles blieben auch bei ihren Leisten - sie wären doch nie auf die Idee gekommen klassische Gitarrenkonzerte zu geben (was nicht bedeutet, dass sie sich nicht auch mit diesem Material beschäftigt haben und es studiert haben).

Das versuche ich meinen SchülerInnen immer zu vermitteln: dass sich der eigene Anspruch mit dem eigenen Können decken muss! Ganz einfach und doch so schwer... denn die Gesellschaft in Form von Klavierlehrern, Freunden usw arbeitet da völlig dagegen. Nie ist etwas gut genug und wenn man super schön improvisiert hat dann wird eine Bachfuge verlangt und wenn man eine Fuge vorgespielt hat, dann wird eine fetzige Jazzimprovisation gewünscht...

Schon merkwürdig, so als ob es nicht ausreichend wäre einfach Musik zu machen, irgend wie, wie es einem gefällt...

;)

Alles Liebe

Viola
 
Das würde ich mich nieee, niemals trauen.
warum nicht? was geht kaputt dabei? In ein paar Jahren kann sich sowieso niemand mehr genau daran erinnern - ergo, was soll's..!?
Zitat von Viola:
Das versuche ich meinen SchülerInnen immer zu vermitteln: dass sich der eigene Anspruch mit dem eigenen Können decken muss! Ganz einfach und doch so schwer... denn die Gesellschaft in Form von Klavierlehrern, Freunden usw arbeitet da völlig dagegen. Nie ist etwas gut genug
sehr gut gesagt, unterschreibe ich sofort und gilt leider für alle Bereiche unserer (Leistungs-)Gesellschaft
 
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Viola:
die Beschränkung auf das, was man wirklich gut kann.

Also ich finde, so "beschränkt" sollte man dann doch nicht sein. Man entwickelt sich doch ständig weiter. Herausforderungen (natürlich individuell machbare) haben ihren Reiz.
Aber alles hat Grenzen. Ich liebe Liszt. Aber das werde ich nie spielen können. Der Mann muss wahre Pranken gehabt haben! Mehr wie eine Oktave spannen meine Hände nicht. Ich habe mal gelesen, dass es früher sogenannte "Damenpianos" gab. Dort waren die Tasten schmaler.

ozzy66:
was geht kaputt dabei? In ein paar Jahren kann sich sowieso niemand mehr genau daran erinnern - ergo, was soll's..!?
"kaputt" geht dabei nix....
Aber mit dem sich erinnern oder nicht erinnern - also ich erinnere mich schon an bestimmte musizierende Personen, bis zurück in meine Kindheit. Ein Onkel von mir spielte Geige. Ich hörte ihn im Alter von vielleicht vier Jahren. Ich erinnere das bis heute. Oder wie meine Klavierlehrereinnen spielten, das werde ich nie vergessen. Ich war immer ganz wild auf die seltenen Momente, wenn sie selbst in die Tasten griffen. Das hat mich immer wie elektrisiert.

Wenn ich einen Film gucke, ertappe ich mich dabei, wie sich mein Gehirn mit der Hintergrundmusik beschäftigt, anstatt mit der Handlung des Films.

LG
 

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