Mit 52 noch mal anfangen?

J

Juni

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18. Juni 2009
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Hallo,

Ich (ver)zweifle an mir selbst.
Mit 8 Jahren fing ich an, Klavier zu spielen und hatte dann bis zum 16. Lebensjahr Unterricht. Durch bestimmte Umstände konnte ich dann aber nicht weiter machen.
Jedenfalls habe ich mir vor 9 Jahren (endlich hoffentlich seßhaft geworden) wieder ein Klavier gekauft. Anfangs ging ich mit großem Enthusiasmus an die Sache und habe alle die Stücke, die ich früher konnte, mir wieder erarbeitet.

Aber ich komme nicht weiter. Mir fehlt einfach zu viel, wie es mir scheint.
Ich kann nicht (und konnte es nie) vom Blatt spielen. No way. Ich muss alles einüben, bis es auswendig funktioniert.
Ich hatte damals eine sehr strenge Lehrerin von der Musikhochschule. Czerny, Bartok, Tonleitern, Fingerübungen usw. aber keine Stücke. Außerdem hat sie mich bei einem Fehler stets unterbrochen und ich musste von vorne anfangen. Das hängt mir bis heute nach. Ich kann Fehler nicht überspielen, bzw. nur, wenn ich mir das ganz fest vornehme.
Später habe ich die Lehrerin gewechselt und dann auch Stücke eingeübt (ausschl. Klassik).

Heute jedenfalls merke ich, dass es mir unendlich schwer fällt, neue Stücke zu lernen (dabei bin ich ansonsten wirklich nicht "auf den Kopf gefallen").

Und mittlerweile frage ich mich, ob das überhaupt noch Sinn macht, in meinem "hohen" Alter quasi wieder von fast vorne anzufangen. Oder überhaupt weiterzumachen.
Leider habe ich keinerlei positives feedback von meiner Umgebung. Mein Mann monierte, dass ich nicht in der Lage bin, zu improvisieren. Er versteht nicht, dass man ohne Technik bzw. Fingerfertigkeit nichts ausrichten kann (er spielt überhaupt kein Instrumernt). Und ich glaube, es geht ihm auf die Nerven, wenn er immer wieder die gleichen Sachen hört. Darum übe ich nur noch, wenn ich alleine bin.

Jedenfalls bin ich nun an einem Punkt, wo ich denke, ich lasse es lieber. Ich bin ein Diletant.
Weiter machen oder nicht - das ist hier die Frage.

Liebe Grüße
 
-

Ich sehe gerade, dass ich unter meinem Benutzernamen als Triangelspielerin bezeichnet werde. Keine Ahnung, wie das passiert ist, habe auch nicht gefunden, wo ich das ändern kann. Ich spiele Klavier (oder versuche es zumindest).
 
Kopf hoch!

Hallo Juni!
Erstmal herzlich willkommen hier im Forum!

Zu Deinem Trost: Wir haben hier alle mal als Triangelspieler/in angefangen. Der allmähliche Aufstieg zum Klaviergott hat nichts mit den pianistischen Fortschritten, sondern nur mit der Schreibfreude der Forumsteilnehmer zu tun.

Hier im Forum triffst Du viele Menschen, die zum Teil nach vielen Jahren und mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen wieder einsteigen. Und es gibt auch viele, die in Deinem Alter bei Null mit dem Klavierspiel beginnen - Das Alter sollte wirklich nicht das Problem sein.

Dinge zu reaktivieren, die wir als Kind/Jugendliche schon mal konnten, ist leichter, als dann Neuland zu beschreiten. Aber mit Geduld geht es.
Ich glaube, Dir fehlt vor allem die Motivation im Moment. Hast Du mal daran gedacht, wieder Unterricht zu nehmen? Blockaden, vor denen wir stehen, lassen sich alleine zumeist nur schwer knacken. Aber wenn jemand von aussen auf die Probleme schaut, ist der Lösungsweg vielleicht gar nicht so schwierig. Ausserdem gibt der Unterricht natürlich auch Motivation, auf ein Ziel hin zu üben. - Vielleicht hilft es zunächst auch, mal an einem Wochenendworkshop teilzunehmen. Im Internet wirst Du zu dem Thema bestimmt fündig.

Was Deine Probleme bei der Erarbeitung neuer Stücke angeht: Hier im Forum gibt es etliche Fäden, in denen Übestrategien besprochen werden. Ich vermute mal, dass Du heute genau so übst, wie Du es als Kind mal gelernt hast (das habe ich beim Wiedereinstieg auch so gemacht). Eine Veränderung im Übeverhalten könnte sicher viel bringen.

Ich bin selber auch nur Wiedereinsteigerin. Es gibt aber etliche Klavierlehrer hier im Forum - die wirst Du beim Lesen schnell ausfindig machen - die hier ganz viele wichtige Anleitungen zusammengestellt haben.

Viel Spaß beim Lesen der Forumsbeiträge - und viel Freude am Klavier wünscht
Ibächlein

:klavier:
 
Ich sage dir etwas:

Es macht Sinn !
Du hast ca. 8 Jahre Klavier gelernt, das kann dir niemand mehr wegnehmen. Damit hast du schon mal eine sehr gute Basis.

Wenn du dir vorgenommen hast, wieder mit dem Klavierlernen anzufangen dann kannst du es auch und dann solltest du es auch konsequent tun.

Nimm dir einen guten Lehrer der auf dich und deine Wünsche eingeht, das ist in diesem Alter (bin fast genauso alt) sehr wichtig. Du brauchst den Lehrer auch schon wegen dem positiven feedback, er muss dich motivieren können.

Lass dir ein Silent-System ins Klavier einbauen oder kaufe dir noch ein gutes Digitalpiano
damit du ungestört übern kannst und auch nicht das Gefühl hast, deine Umgebung damit zu stören.

Du wirst dich fragen woher ich meine guten Ratschläge nehmen? – aus eigener Erfahrung.
Ich habe auch als Kind 10 Jahre lang Klavier gelernt, habe mich leider nie richtig in der Musik entwickelt, hab dann das Klavier verkauft und tümpelte Jahrzehnte lang mit dilettantischer Musik auf diversen elektronischen Orgeln herum.

Vor 2 Jahren machte es bei mit „klick“ ich wollte wieder Klavier lernen und mich dabei vor allem auf Boogie und Blues spezialisieren.

Mittlerweile habe ich:
...Einen hervorragenden jungen Lehrer, der selbst professionell Klavier spielt und für mich ein Vorbild darstellt.
...Ein gutes neuwertiges Klavier
...Ein gutes Digitalpiano mit Kopfhörern für die nächtlichen Übungsstunden wenn meine Familie schläft.
...Eine tolerante Frau, die akzeptiert, dass sie erst an zweiter Stelle – nach meinem Klavier steht ;-)
...Ein keines Repertoire das ich voll Stolz meinen Freunden und Bekannten vorspielen kann
...Die Fähigkeit Stücke auswendig zu spielen und teilweise schon zu Improvisieren.
...Unendliche Freude daran endlich mal aus einem Klavier brauchbare Töne hervorzubringen.
... wieder einen neuen Sinn des Lebens entdeckt.


Glaub mir, du kannst das auch .....

Lg
Robimarco
 
Liebe Juni,
das sieht mir hier wie nach einer Vorstellung aus. Daher wäre dieser Beitrag eher dort anzusiedeln.

Und dann lies mal in diesem Faden :
https://www.clavio.de/forum/forum-f...t-einsteigerin-kann-ich-von-mir-erwarten.html

und dann blätter mal in Ruhe die Seiten in der Vorstellungsrunde, die Seiten für Anfängerfragen wie auch die Themen unter Klavierspielen. Du wirst immer wieder auf Dein Probelm stoßen und erfahren, daß Dein Problem vieler ist und Dein Jahrgang xMal vertreten ist. Das ist schon mal eine große Portion Trost.
Es hat ein einen Sinn, daß Du musizierst. Dafür hast Du das Klavier und das Bedürfnis. Das "hohe" Alter gibt es im Prinzip heute nicht mehr. Wir sind alle so jung, wie wir uns fühlen (Wenn auch tausendmal gesagt, stimmt es trotzdem!!!)

Wenn Dein Mann moniert, dass Du nicht in der Lage bist, zu improvisieren, möchte er Dir bitte ein paar kreative Vorschläge geben, wie man ansetzen kann.
Er versteht nicht, dass man ohne Technik bzw. Fingerfertigkeit nichts ausrichten kann
Muß er auch nicht, aber vielleicht würde er gerne. Vielleicht ist er neidisch auf Deinen Mut und es kommt ihm vielleicht "zu hoch" vor. Und wenn es ihm auf die Nerven geht, nutze die Zeit, die Du hast zum Alleinspielen. Und vielleicht findest Du jemanden in Deinem Bekanntenkreis oder durch Aushang, mit dem Du Dein Interesse teilen kannst. Halte nur die Ohren offen.

Spiel, spiel - genieße Dein Spiel!

kulimanauke
 
Liebe Juni,

stelle Dir vor, Du könntest gar nicht denken, dass Du besser sein solltest als Du jetzt gerade bist.

Stelle Dir vor, Du könntest gar nicht denken, dass Du vom Blatt spielen können solltest!

Stelle Dir vor, Du könntest gar nicht denken, dass Du nicht "weiter" kommst.

Stelle Dir vor, Du könntest gar nicht denken, dass Dir zu viel fehlt.

Stelle Dir vor, Du könntest gar nicht denken, dass Dir die Unterbrechungen Deiner Lehrerin bei Fehlern bis heute nachhängen.

Stelle Dir vor, Du könntest gar nicht denken, dass es Dir "schwer fällt" neue Stücke zu lernen... (denn wo ist da der Vergleich? Mit wem vergleichst Du das?)

Stelle Dir vor, Du könntest gar nicht denken, dass Du Deinem Mann nicht auf die Nerven gehst mit Deinem Klavierspiel...


usw.

Du bist in einem Haufen von Glaubenssätzen gefangen und neue kommen immer mehr dazu: Du kannst nicht improvisieren (dafür fehlt Dir die Technik usw...). Woher auch immer solche Glaubenssätze kommen, auftauchen und sich Dir ins Hirn brennen: es sind nur einfach Glaubenssätze.

Du willst aufgeben? Dann gib auf. Du willst spielen? Dann spiele einfach, wie gut oder schlecht auch immer. Es gibt nur EINS was zählt: Deine Freude!

Frage: darfst Du Dir mit dem Klavier Freude bereiten? Darfst Du glücklich sein über Deine Töne?

Frage: Was macht Dich so unglücklich? Brauchst Du mehr Lob und Anerkennung von Deiner Umgebung? Wozu brauchst Du das? Reicht Dir Deine Freude über Dein Spiel nicht aus? Willst Du vielleicht für Dein Spiel geliebt werden?

Verstehe mich nicht falsch, diese Fragen musst Du hier nicht uns beantworten, sie sind vielleicht sehr intim. Mir ist nur wichtig einen Hemmungsmechanismus aufzuzeigen, die viele haben, eigentlich fast alle. Dieser Hemmungsmechanismus (psychologisch gesehen sind das Saboteure) wollen Dir die Freude am Spiel vermasseln!

Daher: wie würdest Du Dich fühlen, wenn Du aufhörst, Klavier zu spielen? Hast Du dann das Gefühl, "versagt" zu haben (das wäre schlecht und ein ewiger Quell von Gewissensbissen oder Minderwertigkeitsgefühlen). Oder wärest Du erleichtert, weil Du dann Deine Zeit mit freudigeren Dingen wie zB Gartenarbeit zubringen könntest?

Die Dinge sind eigentlich völlig einfach: wenn es Dir Spaß macht, dann spiele - was auch immer. Macht es Dir KEINEN Spass, so höre auf. Ohne Wenn und Aber.

In diesem Sinne

einen lieben Drücker

Viola
 
Danke

Danke für die Begrüßung und den Zuspruch!
Genau das fehlt mir. Mal hier und da ein Lob bzw. ein "weiter so"....

Klar, ich dachte auch schon daran, ein paar Übungsstunden zu nehmen. Aber das kann ich mir momentan nicht leisten, so ist das leider.

Dass es Wochenendworkshops gibt, wusste ich gar nicht. Es gibt hier in der Nähe eine Musikschule, da muss ich mich mal schlau machen (und sparen).

Toll wäre es, wenn ich jemand fände, der mir Tipps geben könnte auf Tauschbasis. Es gibt Gebiete, da bin ich sehr fit (z.B. kochen, backen, Pralinenherstellung, kenne mich sehr gut mit Pflanzen, Heilkräutern und Pilzen aus, kann Webdesign und überhaupt Gestaltung am PC/Bildbearbeitung usw. usw. usw.)
Ich hätte da eine große Palette anzubieten. Nur, wie finde ich so jemanden?
Ich wohne auf dem Land. Es gibt in meinem ganzen Bekanntenkreis niemanden, der Klavier spielt, nur einige Gitarrenspieler. Klassische Musik ist bei all diesen Leuten leider nicht die favorisierte Musik. Schon eher Blues und Rock. Aber das ist so ein Männerklüngel, die wollen keine Frau dabei haben.

Ich bin schon seit Wochen hier im Forum dabei, mir die Beiträge durchzulesen. Jetzt erst habe ich mich getraut, einen eigenen Beitrag zu erstellen.

Ich stelle auch fest, dass meine Tagesform arg schwankt. An einem Tag klappt alles wie am Schnürchen und ich bin richtig happy, am nächsten Tag geht gar nichts. Das war früher definitiv nicht so.
Vor allem - wie kriege ich das mit dem Abbruch bei Fehlern weg? Da hat mir meine erste Lehrerin wirklich einen Bärendienst erwiesen.

LG
 
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hmmm... son trauriges Smilie... da helfen meine Fragen bestimmt nicht weiter...

Sorry.
 
Hi, Juni;

Die Gretchenfrage zuerst: Macht es Dir Freude? Wenn ja, sch... auf den Rest, bzw. die Anforderungen, die Du an Dich selbst stellst.

Aber ich komme nicht weiter. Mir fehlt einfach zu viel, wie es mir scheint.
Ich kann nicht (und konnte es nie) vom Blatt spielen. No way. Ich muss alles einüben, bis es auswendig funktioniert.
Ich auch. Aber: Man kann das lernen!!!! siehe entsprechende Beiträge. Ich mache gerade das gleiche durch.

Ich hatte damals eine sehr strenge Lehrerin von der Musikhochschule. Czerny, Bartok, Tonleitern, Fingerübungen usw. aber keine Stücke. Außerdem hat sie mich bei einem Fehler stets unterbrochen und ich musste von vorne anfangen. Das hängt mir bis heute nach. Ich kann Fehler nicht überspielen, bzw. nur, wenn ich mir das ganz fest vornehme.
Dann nimm Dir einfach fest vor, die Fehler zu überspielen :D - wo ist das Problem?

Heute jedenfalls merke ich, dass es mir unendlich schwer fällt, neue Stücke zu lernen (dabei bin ich ansonsten wirklich nicht "auf den Kopf gefallen").
Und mittlerweile frage ich mich, ob das überhaupt noch Sinn macht, in meinem "hohen" Alter quasi wieder von fast vorne anzufangen. Oder überhaupt weiterzumachen.

Ich habe mit 48 bei Null angefangen. Mein Schwiegervater hat mit 82 angefangen!!! Natülich dauert manches länger und 82-jährige Finger werden nie wieder so gelenkig wie die von 14-jährigen. Auch das Hirn muss erst mal "trainiert" werden - aber es ist das einzige Organ, das sich auch im Alter noch weiterentwickelt. Du wirst es merken! Hab einfach Geduld.

... und sag Deinem Mann schöne Grüße von mir: Wenn man seine Frau motiviert, ihr Selbstvertrauen gibt und sie in Hängephasen unterstützt, so wird sie das hundertfach "zurückzahlen!". Selbst keine Ahnung haben und noch zu demotivieren, ist wenig gentlemanlike.:twisted:
 
-

An Viola,

doch, Deine Fragen/Bemerkungen sind gut und berechtigt !
Stelle Dir vor, Du könntest gar nicht denken, dass es Dir "schwer fällt" neue Stücke zu lernen... (denn wo ist da der Vergleich? Mit wem vergleichst Du das?)
Der Vergleich ist mit mir selbst - früher und heute.

Und Du hast recht, auf bestimmte Art und Weise stehe ich mir selbst im Weg, manchmal.
Klar hätte ich mir gewünscht, dass mein Mann ein wenig mehr Verständnis zeigt.
Aber er kritisiert rum, ohne davon wirklich Ahnung zu haben. Ich fände es ja auch toll, wenn ich improvisieren könnte. Das geht aber nicht, und darum hatte ich mir das Ziel gesetzt, erst mal das, was ich im Prinzip kann, wirklich (wieder) gut zu können. Es ist halt allgemein schwierig, wenn in einer Partnerschaft einer ein Hobby hat, mit dem der andere nix anfangen kann.

Und das vom Blatt spielen - da bin ich ein wenig neidisch.
Meine Schwester, 12 Jahre jünger als ich, fing bereits durch mich mit 3 Jahren mit dem Klavierspiel an. Und hatte dann einen tollen Lehrer, mit einer ganz anderen Didaktik. Sie ist heute Organistin. Aber sie kann nahezu alles, was man ihr vor die Nase legt, vom Blatt abspielen. Einfach so. Da bin ich jedes Mal platt...(ich sehe sie nur selten).

Jedenfalls sind Deine Bedenkpunkte bzw. Glaubenssätze richtig.

Danke!
 
Vor allem - wie kriege ich das mit dem Abbruch bei Fehlern weg?
Ich habe dieses Problem auch. Ob man das alleine völlig abschaffen kann, weiß ich nicht, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es hilft, wenn noch jemand mitspielt, als Begleitung bspw. Dadurch ist man gezwungen, weiter zu spielen, denn der andere wartet i.d.R. nicht.
Wenn niemand sonst da ist, könnte man auch eine Begleitung von jmd. aufnehmen und du musst dann dazu spielen...
Aber gut, ist nur meine laienhafte Erfahrung. Die Klaviergötter hier haben sicher noch andere Rezepte.

Kopf hoch, und auf jeden Fall WEITER :trompete: Warum denn nicht....?
 

Der Vergleich ist mit mir selbst - früher und heute.

Hör damit auf. Jetzt ist JETZT.

Und Du hast recht, auf bestimmte Art und Weise stehe ich mir selbst im Weg, manchmal.
Glaubst Du.
Klar hätte ich mir gewünscht, dass mein Mann ein wenig mehr Verständnis zeigt.
Wozu das? Soll IHM das Freude machen, dass DU Klavier spielst? Hat er denn etwas dagegen, wenn er KEIN Verständnis zeigt? Was verlangst Du da von IHM? Meine Mutter hat auch kein Verständnis dafür WAS ich mir für ein Auto gekauft habe... hallo?!?

Aber er kritisiert rum, ohne davon wirklich Ahnung zu haben.
Vielleicht ist genau DAS sein Versuch, Anteilnahme zu zeigen? Und immerhin, er hat Ohren im Kopf, also nehme ich mal an dass er hören kann.

Ich fände es ja auch toll, wenn ich improvisieren könnte.
Das könntest Du, wenn Du es einfach tun würdest. Aufgabe: setze Dich ans Klavier, schlage 3 beliebige Töne an und horche hinein in den Klang, dann verändere einen beliebigen Ton in eine Richtung und höre Dir den neuen Klang an. Er MUSS Dir nicht gefallen, aber vielleicht tut er es. Tja, was machst Du nun? Du improvisierst! Du probierst aus, horchst hinein, gewinnst Erfahrung. Niemand steht morgends auf und KANN einfach so improvisieren... da steckt viel Probiererei dahinter.

Glaube das, wenn Du willst

und darum hatte ich mir das Ziel gesetzt, erst mal das, was ich im Prinzip kann, wirklich (wieder) gut zu können.
Kann man so machen.

Es ist halt allgemein schwierig, wenn in einer Partnerschaft einer ein Hobby hat, mit dem der andere nix anfangen kann.
Wenn Du das so glauben möchtest... ich kenne da andere Partnerschaften, wo der eine Joggen geht weil er das Wasser vom Wassersport des anderen nicht ab kann...

Und das vom Blatt spielen - da bin ich ein wenig neidisch.
Und was bringt Dir das?

Meine Schwester, 12 Jahre jünger als ich, fing bereits durch mich mit 3 Jahren mit dem Klavierspiel an. Und hatte dann einen tollen Lehrer, mit einer ganz anderen Didaktik. Sie ist heute Organistin. Aber sie kann nahezu alles, was man ihr vor die Nase legt, vom Blatt abspielen. Einfach so. Da bin ich jedes Mal platt...(ich sehe sie nur selten).
Welche Freude! Mein Bruder hat im übrigen Informatik studiert, spielt heute Chopinetuden als Hobby und hat jede Menge Knete als Informatiker... ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, jetzt habe ich kein Hobby mehr, und nicht so viel Geld wie mein Bruder heul...

Jedenfalls sind Deine Bedenkpunkte bzw. Glaubenssätze richtig.
Ja, gut, dass das bei Dir nicht in den falschen Hals kommt, ich will Dich ja gar nicht persönlich kritisieren. Es ist halt gesellschaftlich bedingt gerne so, dass man gerne irgend welche URSACHEN sucht, warum dies oder das... bla bla bla. Damit verteilt man aber nur die SCHULD auf etwas oder jemand! zB Dein Mann ist da sehr gefährdet, weil Du das Gefühl hast... er würde (Glaubenssätze hier bitte einfügen...). Also würde er SCHULD sein wenn Du zB die Lust verlörest usw. DAS bringt dann wirklich Spannung in die Beziehung (vielleicht ist diese Spannung ja schon da?) und DANN wird es wirklich ein Problem mit den "verschiedenen Hobbys". Dabei ist die Haltung Deines Mannes (vielleicht) nur Deine Idee von seiner Haltung (Männer reden ja nicht gerne... hihi und wir Frauen sind geübt im Rätselraten ...)

Unsere Biomaschinen funktionieren eben so, dass der Verstand mit diversen Glaubenssätzen aufwartet und uns damit manipuliert. Doch wir können die Verantwortung übernehmen, wenn wir aufhören, anderen oder irgend wem oder was die "Schuld" für etwas zu geben. Noch besser wäre es, sogar keine Ansprüche zu stellen, dann hättest Du genug Talent, genug Beweglichkeit, genug Lerneifer, genug gute Lehrer usw und Du würdest einfach vor lauter Freude SPIELEN! Jetzt erweckst Du den Eindruck, dass Du "nicht genug Talent, nicht genug Beweglichkeit der Finger, nicht genug Blattleskünste nicht genug Improvisationstalentusw" besitzt. Böse Defizite, SIE sind Schuld, dass Du kein Klavier mehr spielst und böse Schwester, die einem da ungeniert vormacht, wie man mit gutem Lehrer, viel Talent und und und einfach genial ist. (hihi, ich werde ironisch, bitte sieh es mir nach, aber ich überzeichne mal die Situation um die Richtung auf zu weisen). Ach ja, und böder Mann, der da genervt ist und Dich nicht so pampert wie Du meinst, dass er Dich pampern sollte!
Eine erwachsene Schülerin von mir spielte schon leidlich Beethovensonaten. Sie war genial. Dann gab ich ihr mal was Leichtes zwischendurch, auch weil sie Französin war: Yann Tiersen. In der nächsten Woche erzählte sie mir ganz fröhlich, dass ihr Mann zum ersten Mal seit 3 Jahren die Zeitung herabsinken ließ und meinte: Ahh, so langsam hört sich Dein Klavierspiel ja schon richtig schön an! Meine Schülerin erzählte mir das ganz belustigt, also nicht so, als ob sie jemals erwartet hätte, dass er sich irgend wann mal irgend wie zu ihrem Spiel äußern würde. Als Hubschrauberpilot sind seine Ohren andere Sounds gewöhnt...


Tipp:
Werde einfach glücklich mit dem was JETZT IST! Das wünsche ich Dir von ganzem Herzen!

Ebenfalls Danke!!

Alles Liebe

Viola
 
Besser als Viola kann man das nicht zusammenfassen! Prima.
 
Hi Juni,

nimm's mir nicht übel, aber du bist ja ganz schön miesepetrig dir selbst gegenüber. :) Was du schreibst, liest sich nach einem klassischen Fall von deinem "inneren Kritiker", der viel zu laut ist. (Ich habe mal nach diesem Begriff gegoogelt, da gibt's viel Interessantes zu lesen). Es gelingt ihm ja prächtig, dir deinen Spaß am Klavierspielen richtig zu vermasseln.

Wozu vom Blatt spielen? Wozu neue Stücke im Eiltempo lernen? Wozu wie ein Profi improvisieren? Man improvisiert zwar scheinbar aus dem Stegreif, aber macht es nur gut, nachdem man es sehr viel geübt hat. ;) Wozu fehlerlos spielen bzw. dich bei Fehlern mit Spielabbruch bestrafen? Wer verlangt das alles von dir? Ich wiederhole: Wer verlangt das alles von dir? Wer sagt dir, was du wann und wie erreichen musst? Und warum muss dein Mann und sonstiges Umfeld das mittragen und toll finden was du machst? Ist doch egal. Tu es doch einfach für dich selbst.

Darum also meine simplen Ratschläge (mehr habe ich nicht auf Lager):

Sei lieb zu dir selbst. Alles was geht ist gut! Es ist doch wunderbar, dass du so eine langjährige Klaviererfahrung und -leidenschaft hast.

Pass auf wo der innere Kritiker wieder herumnörgelt, und sage ihm immer wieder, dass er/sie seine dämliche Klappe halten soll.

Wenn du Fehler überspielst, grinse dabei (deinen Kritiker an). Bei mir hilft's jedenfalls. :)

Übrigens heißt Dilettantismus nicht nur, dass man ein Laie oder Amateur ist, sondern dilettare heißt auf italienisch "sich erfreuen". In diesem Sinne ist es doch eine prima Sache, ein Dilettant zu sein. Mehr werde ich nie mehr, und du sicher auch nicht. ;)

Viel Spaß beim Klavierspielen wünscht dir

Pipgen
 
Leider habe ich keinerlei positives feedback von meiner Umgebung. Mein Mann monierte, dass ich nicht in der Lage bin, zu improvisieren. Er versteht nicht, dass man ohne Technik bzw. Fingerfertigkeit nichts ausrichten kann (er spielt überhaupt kein Instrumernt). Und ich glaube, es geht ihm auf die Nerven, wenn er immer wieder die gleichen Sachen hört. Darum übe ich nur noch, wenn ich alleine bin.

Liebe Grüße

Liebe Juni,

zwar hast du schon zahlreiche Antworten erhalten, aber dennoch fühle ich mich angesprochen und berufen, zu deinem Anliegen noch meinen Senf dazuzugeben.

Ich bin nur einige Jährchen jünger als du und in einer ähnlichen Situation. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich in Kindheit/Jugend nicht die Möglichkeit hatte, Klavierspielen zu lernen, sondern nur klassische Gitarre möglich war. Daher fing ich in den Vierzigern als Spätanfänger neu mit Klavier an. Gleichzeitig mit meiner jüngsten Tochter (vor zwei Jahren), die wenn ich es jetzt so vergleiche, alles viel voraussetzungsloser, unkomplizierter und leichter lernt.

Meine Erfahrung ist: sich in erster Linie nicht durch Kommentare von Lebenspartnern, die überhaupt kein Instrument spielen (und wahrscheinlich auch nicht singen, zumindest in keinem Chor) entmutigen lassen! Mir ging es ähnlich wie dir. Als ich etwa 7 Monate Klavierunterricht hinter mir hatte, fragte meine bessere Hälfte auch, warum ich nicht mindestens eine Stunde aus dem Stegreif Stücke spielen könnte....

Das hat mir aber nicht wirklich was ausgemacht, sondern ich habe nur den Kopf geschüttelt und gegrinst und ziehe seitdem beim Üben auf meinem Digi die Kopfhörer an. Aus solchen unqualifizierten Bemerkungen solltest du wirklich keine Selbstzweifel entwickeln. Ich habe meinem Mann z.B. entgegnet, dass ich ihn ja auch nicht frage, warum er bei seinen zahlreichen Marathonläufen nicht den ersten (oder einen der ersten) Plätze in seiner Altersgruppe belegt.

Hobby ist und bleibt Hobby und soll Freude bereiten und keinen Stress machen!

Natürlich spielst du weiterhin Klavier und wenn dein Mann das wirklich nicht versteht, dass deine Töne noch nicht jederzeit aufnahmereif durch das Haus/die Wohnung perlen, dann zieht er eben im Zweifel die Kopfhörer (in der Funktion von Ohrenschützern) an!!!

Liebe Grüße

Debbie digitalis
 
Hallo Juni,

scheint so, als ob's zu spät ist, deine Frage: ob anfangen? Hast es ja schon längst getan! (und herzlichen Glückwunsch dazu und überhaupt willkommen hier!)

Ich hätte Dir liebend gerne das geschrieben, was Viola schon schrieb. Aber die ist jünger als ich und wir älteren halt etwas langsamer. :D

Ich habe das nicht verstanden:
Jedenfalls habe ich mir vor 9 Jahren (endlich hoffentlich seßhaft geworden) wieder ein Klavier gekauft. Anfangs ging ich mit großem Enthusiasmus an die Sache und habe alle die Stücke, die ich früher konnte, mir wieder erarbeitet.
Hast Du jetzt oder vor neun Jahren wieder angefangen? Oder zuerst vor neun Jahren und jetzt wieder?

Ist aber auch egal. Hauptsache, dass es Dir Spaß macht bzw. wenn dem Widerstände entgegenstehen, dass Du sie überwindest. Es scheint, als ob die Widerstände weniger pianistischer Natur sind, aber dazu haben andere schon mehr geschrieben.

Hast Du denn schon die Musik gefunden, die Dir Spaß macht (machen würde, wenn Du weiter in diese Richtung gehst)? Muss ja nicht Klassik sein, gibt z.B. schöne Barmusik (einen Whiskey für Deinen Mann - darf er nur trinken wenn er Dein Üben erträgt :p), Improvisieren ist auch nett, braucht aber ein kleines bißchen Repertoire aus dieser Richtung (z.B. Blues, Barmusik, ...) und Verliebtheit in Klänge und die Freiheit zum Ausprobieren.

Wie wär's mit "Meditatives Klavierspiel"? (gibt's als Buch, find ich einen schönes Einstieg in Improvisation)

Lehrer(in) ist natürlich hilfreich, meine KL ist nicht so streng, hat aufgegeben, mich nach irgendeinem Plan zu unterrichten, aber hat ein offenes Ohr für meine Ideen und Erlebnisberichte ("mein Klavier und ich") und kann meine Fragen beantworten und stützt so meine Motivation.

Achte auf die Freude, die Dir das Klavierspiel schenken kann!

Stuemperle
 
Hallo, noch ein Tipp wegen Lehrer: Ich würde versuchen, einen Lehrer zu bekommen, der dir evtl. nur alle 2-3 Wochen mal eine Stunde gibt. Wird der Abstand zu groß, verpufft der Lerneffekt wahrscheinlich, aber du wirst dann schon nach einiger Zeit die für dich optimalen Unterrichtsintervalle finden.
 
Weiter machen oder nicht - das ist hier die Frage.
Hallo Juni,
auf alle Fälle weiter machen!!! :o

Ich bin 63, begann mit 9 und hatte auch ca. 8 Jahre Unterricht. Dann hab ich nur noch gelegentlich gespielt und muss jetzt auch alle meine "alten" Stücke neu einlernen. Kann nur ein paar Stücke auswendig. Neue Stücke lerne ich ebenfalls sehr langsam, aber es wird immer besser.

Von einem Ehepartner, der selbst kein Instrument spielt sollte man sich gar nichts rein reden lassen, weil ihm hier die Urteilsfähigkeit fehlt. Ev. kannst du ihn selbst dazu animieren ein Instrument, wenn möglich Klavier zu lernen.

Es gilt: Weiter machen!!! :-D

Gruß Sebastian
 
Hallo,

ohne auf die anderen Beiträge einzugehen bzw. sie genau gelesen zu haben:


Übe etwas, das Du verbessern willst.

Wenn Du vernünftig übst, wirst Du einen Fortschritt machen dahingehend machen.

Gefällt Dir das und Du bist zufrieden, kannst Du Dich weiter schrittweise verbessern, mit kleinen Zielen.

Weitere Gedanken dazu halte ich für überflüssig.

Macht es Dir Spass, hat es Sinn.

Macht Dir das keinen Spass, ist es m.M.n. verschwendete (und noch dazu freie) Lebenszeit, also würde ich es lassen.

Ein guter und ehrlicher Lehrer wäre natürlich hilfreich dabei.
 

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