Mazeppa nach 3 Jahren - Wo stehe ich?

Harte Kritik. An der Gestaltung werde ich arbeiten, und an der Präzision auch, soweit möglich.
Ich benutze ausschließlich das rechte Pedal, und ich denke, mit dem linken ließen sich direkt große Fortschritte erzielen bzgl. der Dynamik.

Das ist keine harte Kritik, sondern ganz normale konstruktive Kritik. Du bist talentiert und ambitioniert. Dementsprechend wirst/solltest du Unterricht auf hohem Niveau erhalten - und da ist der Umgangston oft rauh, darauf solltest du dich einstellen und noch viel härtere Kritik als diese als Anregung und nicht Gesamtverurteilung interpretieren.

Ich war mal auf einem Meisterkurs, auf dem ein 13jähriger (später Halbfinalist beim Chopin-Wettbewerb, also "nicht ganz schlecht") etwas unordentlich geübt hat und von der Professorin vor Publikum derartig zusammengestaucht wurde, dass er zusammengezuckt ist, als hätte er Angst, geschlagen zu werden.

Also ganz wichtig ist, ein dickes Fell anzugewöhnen und harte Kritik trotzdem annehmen, zumindest so lange etwas Konstruktives enthalten ist. Es gibt hier im Forum allerdings auch durchaus kompetente Leute, die meist nur schlechte Leistungen abwerten wollen, sich im bereich "gute Leistung mit Mängeln", mittlere Leistungen oder was auch immer aber auffallend zurückhalten. Sollte da dennoch etwas herüberschwappen, kannst du diese unkonkrete Kritik auch ignorieren.
 
darauf solltest du dich einstellen und noch viel härtere Kritik als diese als Anregung und nicht Gesamtverurteilung interpretieren
Das tue ich, keine Sorge.

Also ganz wichtig ist, ein dickes Fell anzugewöhnen und harte Kritik trotzdem annehmen, zumindest so lange etwas Konstruktives enthalten ist.
Auf jeden Fall :001:

Besonders mit Blick auf die Dynamik versuche ich gerade, verschiedenen Aufnahmen Tipps zu entnehmen.
 
Vielleicht (weiß es die TE nicht) sollte man hinzufügen, dass una corda eine physikalische Klangerzeugung ist. Die Klaviatur wird am akustischen Klavier seitlich verschoben wodurch nur zwei Saiten von den Hämmern angeschlagen werden. Ein Digitalklavier kann diesen una corda erzeugten Klang niemals realistisch abbilden.

Sorry, aber da möchte ich dezent widersprechen.
Zum einen ist, wie bereits dargelegt, "Una Corda" bei einem akustischen Klavier i.d.R. etwas völlig anderes, als bei einem Flügel. Nämlich überhaupt kein UnaCorda im Wortsinne.
Von daher könnte man auch sagen, dass ein Klavier den una corda erzeugten Klang nie realistisch abbilden kann.

Bei der Frage, ob ein DP in der Lage ist, dies zu bewerkstelligen, müsste man erst mal auf einen gemeinsamen Nenner kommen, ob DPs überhaupt ein Klavier oder einen Flügel realistisch abbilden können.
Ich finde, die diversen Hersteller (sowohl die Hardware- als auch die reinen Softwarehersteller) machen da mittlerweile keinen allzu schlechten Job.
Nun kann ich nichts dazu ssgen, ob bei den DPs, bzw. Software-Pianos das Una Corda Pedal zusätzlich gesampelt wird, bei zumindest den höherwertigen gehe ich einfach mal davon aus. Falls dem so sein sollte, ist nicht nachzuvollziehen, warum das DP den Una Corda Klang nicht abbilden können sollte. Denn det Una Corda Klang wäre ja, genau wie der restliche Klang, eine aufgenommene Kopie des Flügelklangs.
Und wenn man sich im Modellingbereich "Pianoteq" oder Rolands Modelling-Pianos anhört, kann man ohne allzu schlechtes Gewissen sagen, dass hier das Una Corda Pedal ziemlich gut simuliert wird.
 
Zum einen ist, wie bereits dargelegt, "Una Corda" bei einem akustischen Klavier i.d.R. etwas völlig anderes, als bei einem Flügel.

Wie anders es ist, habe ich vor vielen Jahren erlebt, als ich erstmals an einem akustischen Klavier das linke Pedal getreten habe. Die Tasten sind dabei gefühlt einen Zentimeter nach unten abgesackt, ich war total erschrocken und dachte, ich hätte etwas kaputt gemacht.
:dizzy: :-D
 
War nicht als Kritik an dir gemünzt ;-)
Nun, ein bisschen mehr Zuspruch hatte ich mir erhofft,
Versteh mich nicht falsch: es ist beeindruckend, was du nach 3 Jahren fertig bringst. Da kann man neidisch werden! Und das ist hier ja auch vielfach zum Ausdruck gebracht worden. Allerdings ist die Mazeppa (zum jetzigen Zeitpunkt) einfach nicht machbar für dich. Was dich jetzt nicht in Depressionen stürzen sollte!!! Lerne die Basics. Und auch wenn dir Bach und Haydn nicht virtuos erscheinen sollten: du lernst wahnsinnig viel dabei. Probier es doch mal aus. Und soviel Gehirnschmalz wie bei Bach muss ich sonst nicht aufbrauchen. Das ist auch sehr fordernd!
 
@Marlene , du wirst die beiden Einspielungen (TE und Trifonov) doch nicht vergleichen wollen? Da liegen Universen dazwischen ;-)

Klar liegen Welten zwischen Trifonov und einem Hobbypianisten. Aber der gute Daniil hebt beim Spielen von der Klavierbank ab und landet - physikalisch bedingt - recht beherzt auf den Tasten. "Eindreschen" mag sich nicht nett anhören, aber das optische Geschehen lässt es so aussehen. Aber vielleicht liegt meine Wahrnehmung an seinem Auftritt in der Kölner Philharmonie vor einigen Jahren. Er ist zügigen Schrittes zum Flügel geeilt und geradezu über denselben hergefallen.
 
Ich bin überhaupt kein Fan von Trifonov. Aber auch in seiner Einspielung ist deutlich die Komposition zu erkennen. Er trennt Melodie von Begleitung oder Verzierungen. Davon ist beim TE fast nichts zu hören.
 
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Nun, ein bisschen mehr Zuspruch hatte ich mir erhofft,
nun, ich finde, Du hast hier sehr viel Zuspruch bekommen! Auch Kritik ist ein Zuspruch: Ein Hinweis, auf Dinge zu achten, kann Dich nur weiterbringen.

Es gab einmal einen berühmten Klaviervirtuosen - ich weiß nicht mehr, wer es war, aber schon über hundert Jahre her, soviel ich weiß - , dem wurden immer junge Talente vorgestellt, auf dass er sie ausbilde. Eines Tages kam ein kleiner Junge zu ihm. Nun, fragte der Virtuose, Wie alt bist du denn? Ich bin 10, antwortete das Kind. Und was möchtest du mir vorspielen? Das 1.Klavierkonzert von Tschaikowsky. Aha, sagte der Virtuose, dafür bist du zu alt!

Nun, so viel Freude es macht, die virtuosen Schinken zu spielen, sie sind letztlich wie eine Bergerklimmung. Man berauscht sich an den schwindelnden Höhen und kann hinterher sagen: Ich habe es geschafft.
Was, wenn man sich nur mit diesen zirzensischen Gipfeln beschäftigt auf der Strecke bleibt, ist die Musik.
Man ist gewohnt, sich immer nur auf arbeitstechnische Momente zu konzentrieren, weiß aber nicht, wie man eine Melodie spielt. Und dies nicht, weil man vielleicht unbegabt wäre, sondern, weil man sich nie auf die Suche nach ihr begeben hat.
Wenn Du sagst: Das crescendo bekomme ich hin, dann zweifele ich. Was ist ein Crescendo? Was ist ein ff?
Ein crescendo ist nicht einfach lauter werden, und ein ff ist nicht "so laut wie möglich". ff bedeutet kraftvoll, groß, mit aller Überzeugung. Ja, im Ergebnis ist es auch dezibelstark, aber das ist nicht der Grund.
Um die Facetten der Musik zu finden, muss man sich mit ihnen beschäftigen.
Wer Bach nicht - mal sehr platt gesagt - in der Lage ist, gesanglich, durchsichtig und gefühlvoll zu interpretieren, ist kein guter Musiker. Das ist mal klar.
Wenn Du das werden möchtest, dann spiele Mazeppa, aber auch Kinderszenen, Inventionen, Fugen.
Und plötzlich siehst Du die Welt.

Kurz zum Spielapparat: Dir ist nicht bewusst, dass man nur teilweise mit den Fingern Klavier spielt. Dein Handgelenk/ Unterarm ist sehr fest. Hast Du jemals etwas von Unterarmrotation gehört? (Elle gegen Speiche).
Nun, das wird Dir Dein Lehrer bestimmt beibringen.
Deine Finger hast Du auch nicht gut unter Kontrolle. Sie entglitschen Dir und auch sie sind fest, man sieht es an den Fingern, die nix zu tun haben. Oft reckst Du sie nach oben. Das brauchst Du nicht. Wer nicht spielt, ist entspannt.
Aber wie früher schon gesagt, das kannst Du alles lernen.
Und lass uns gerne an Deinen Fortschritten teilnehmen!
 

Die Tasten sind dabei gefühlt einen Zentimeter nach unten abgesackt, ich war total erschrocken und dachte, ich hätte etwas kaputt gemacht.
Das spricht nicht für den, der die Kiste (bzw. die Reaktion aufs linke Pedal) eingestellt hat - natürlich vorrausgesetzt, die Tastatur ist wirklich so weit abgesackt ... 1cm ist mMn viel zu viel.

Ich habe aber auch schon an solchen Klavieren gesessen ... trat man das linke Pedal bei getretenem rechten Pedal nur etwas zu schnell hinunter, dann ergab sich ein "hübscher" 88-Tasten-Cluster (ein ähnlicher Klang, wie wenn man bei getretenem rechten Pedal den Tastatur-Deckel zu klappt).

Sowas kann man einstellen.
Es ist zumimndest bei meinem nur eine Schraube, mit der man einstellen kann, wie weit die Hämmerchen sich den Saiten im Ruhezustand beim Tritt aufs linke Pedal annähern).

@gameuno
Solange nicht vom Notentext so gefordert, würde ich allerdings die Finger vom linken Pedal lassen, wenn man nur mehr Dynamik erzeugen möchte.
Das linke Pedal an einem Kastenklavier verändert die gesamte Haptik (Spieltiefe, Rebound ...) ... und das ist zumindest bei meinem DP (ein KAWAI) noch krasser, als an meinem Klavier.
Wenn du an der Dynamik arbeiten möchtest, dann solltest du zunächst dein Digi auf "hart" umstellen (Anschlagsdynamik).
Das sorgt dafür, dass du für "laut" etwas härter zugreifen musst, und genau dadurch fällt es zumindest mir leichter, "mehr Dynamik" zu produzieren. Ich habe sozusagen zwischen "ppp" und "fff" etwas mehr Platz ... und das hilft.
Auf Standardeinstellung fällt es mir mittlerweile dafür etwas schwerer, Dymikabstufungen zu produzieren ... dafür ist es mit dieser Einstellung leichter, einen "vollen Klang" zu erzeugen.

Letztlich ist das alles Übungssache.
Du hast ja in der Uni Zugang zu Flügeln (und wahrscheinlich auch zu einigen Kastenklavieren). Setze dich da dran, spiele, und versuche dein Digi zuhause so einzustellen, dass es sich ähnlich anfühlt (natürlich im Rahmen der Möglichkeiten deines Digi).
Wenn du eine solche Einstellung gefunden hast, dann solltest du am Digi nur noch mit dieser Einstellung üben.

Bitte tu dir nicht das gleiche an, was ich mir angetan habe.
Ich fand mein Kastenklavier immer "zu laut" und habe daher jahrelang "mit Backstein auf dem linken Pedal" gespielt (Fuss parken und stehen lassen).
Ich habe jetzt etwa 6 Monate gebraucht, um mich an Klang und Haptik OHNE linkes Pedal so weit zu gewöhnen, dass ich zufrieden bin (natürlich ist da noch viel Luft nach oben ... die gibts immer).

Das linke Pedal ist KEIN Dynamik-Pedal, sondern verändert die Klangfarbe (egal ob Flügel oder Kastenklavier) ... das ist ein Effekt, den man nicht für etwas verbraten sollte, was die Hände auch ohne Pedal schaffen sollten.
 
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Das linke Pedal ist KEIN Dynamik-Pedal, sondern verändert die Klangfarbe
Doch, auch. Wenn wir einen Oratorienchor haben, ist dessen Dynamik anders als die eines Kammerchores. Genau das macht das linke Pedal. Aber Du hast natürlich recht, es wäre zu einfach , nur zu sagen, das Pedal sei ein Leisetreter. Im Englischen wird der Begriff: Soft pedal benutzt. Den finde ich zutreffender.
Das linke Pedal nimmt jede Härte.
Aber benutzen soll man es. Die meisten lernenden Klavierspieler scheuen sich davor. Der verantwortungsvolle Umgang mit diesem Kleinod muss dringend viel Raum in der Ausbildung haben. Nicht nur benutzen wir das linke Pedal, wenn der Komponist u.c. schreibt. Es gibt 3745897348957 Notwendigkeiten es anzuwenden.
 
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Es scheint notwendig zu sein. Ich werde mich damit beschäftigen. Ich hoffe, dann verstehe ich besser, wie ich auch so schwere Stücke besser spielen kann.

Mazeppa (zum jetzigen Zeitpunkt) einfach nicht machbar
Sicher nicht auf gutem Niveau. Ein wenig werde ich daran aber noch weiterarbeiten. Zum Beipiel die Begleitungen leiser zu spielen, das habe ich nun in einigen Passagen umgesetzt, sowohl in den lauten als auch in den leisen. An der allgemeinen Dynamik arbeite ich auch. Es mag sein, dass das während meines Spiels alles hektisch aussieht, aber ich kann währenddessen locker über diese Dinge nachdenken und sie nun auch zum Teil umsetzen.

Sie entglitschen Dir und auch sie sind fest, man sieht es an den Fingern, die nix zu tun haben.
Ich weiß, was du meinst. Diese Begleitpassagen, bei denen dir das vermutlich am meisten auffällt (zb ab ca. 0:30), werden ja auch nur mit 2-4 gespielt nach dem Fingersatz von Liszt, und da tue ich mich dann schon schwer, mit den Fingern viel zu machen, stattdessen halte ich sie mehr oder weniger still und sorge mit dem Handgelenk für die Bewegung. Wenn ich das ganze aber ein bisschen langsamer spiele (10-20%), dann ist das kontrollierter. Werde ich bei der nächsten Aufnahme auch machen.

Nun, das wird Dir Dein Lehrer bestimmt beibringen.
Ich bin sicher, dass mir das um einiges helfen wird.

Du hast hier sehr viel Zuspruch bekommen! Auch Kritik ist ein Zuspruch
So gesehen auf jeden Fall. :003: Nach der sehr langen Zeit des Spielens nur für mich selbst, ist Kritik sicherlich vorprogrammiert.

Werde ich testen.

Da ich das Pedal bis jetzt nie nutze, werde ich dahin schon nicht abdriften. :001:

Sicherlich eine wichtige Erkenntnis..

EDIT:
Ich werde selbst mal am Flügel experimentieren.
 
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Also: Wie findet ihr meine bisherigen Fortschritte?
Lieber gameuno,

du bist sehr talentiert und dazu auch noch begeistert von der Musik, das ist eine prima Mischung! :003: Du hast eine sehr gute Übersicht am Instrument, ein gutes Gedächtnis, lernst schnell und bist motorisch geschickt. Also hast du allerbeste Voraussetzungen, richtig gut Klavierspielen zu lernen!

Dass das noch nicht der Fall ist, sollte dich nicht wundern, denn du spielst erst seit drei Jahren und hast kaum Unterricht gehabt. Für diese Zeit ist deine Aufnahme vielversprechend und lässt einen Ausblick zu auf das, was bei deinem Klavierspiel alles möglich ist. Das ist viel meiner Meinung nach!

Es gibt aber eine große Herausforderung für dich, wenn du wirklich gut musizieren lernen willst: die Schönheit der Musik auch in vermeintlich leichteren Stücken zu erkennen, sich mit Herz, Hirn, weit aufgesperrten Ohren und Leidenschaft auch in diese Musik hineinzustürzen.

Du bist in deiner Begeisterung gleich zu motorisch schwierigen, eher perkussiven Stücken wie die Toccata, das g-moll-Prelude, Mazeppa etc. gelangt. Du hast ein Talent für die zugehörige Technik (sehr grob gesagt eher von oben gespielt), zu der auch Oktaven gehören und deshalb macht es dir natürlich riesig Spaß, solche Stücke zu "fetzen".

Auf dem kurzen Weg zu diesen Stücken hast du logischerweise andere sehr wesentliche Elemente vernachlässigt und das hört man bei Mazeppa sehr genau. Ich gebe dir ein paar Beispiele:

1. um 0:20 herum: hör dir mal genau deine Läufe an! Sie klingen sehr ungleichmäßig und hart, was an deiner fehlenden Passagentechnik (Spielen von Läufen etc.) liegt. Du findest nicht die richtigen Bewegungen und bist sehr steif und verkrampft. Deshalb "stolpert" es.

2. während des gesamten Stücks: Akkorde färben, Klangdifferenzierung. Die Töne von Akkorden und Stimmen werden niemals gleich laut gespielt wie du es häufig tust! In einem guten Klavierunterricht lernt man, differenziert zu hören und zu spielen ähnlich einem Orchester, bei dem viele Klangfarben der Instrumente zu hören sind. Akkordtöne und Stimmen haben in der Musik unterschiedliche Wichtigkeit - begleitende Töne werden z.B. leiser gespielt, melodisch wichtige Töne lauter .... . Das innere Ohr zu schulen, so hören zu lernen ist der Anfang und führt dazu, dass man seine Klangvorstellung dann auch am Instrument umsetzt.

Dazu gehört auch die entsprechende Technik. Du spielst durch die Beschäftigung mit vorwiegend perkussiver Musik sehr von oben. Es ist aber sehr wichtig, ein Klavier auch zum Singen zu bringen, möglichst viele verschiedene Klangfarben zum Leuchten zu bringen u.a..

3. Sehr deutlich wird dies alles um 2:40 herum. Dort erklingt die Melodie nun im Tenor, also in der Mitte. Die rechte Hand ist nur Begleitung und sollte deutlich leiser gespielt werden. Es zeigen sich dort auch große technische Probleme rechts. Dein Daumen streckt sich fast die ganze Zeit über und das führt zu deutlichen Verkrampfungen und hölzernem Klang. Den Arm geschmeidig wie eine Schlange bewegen (Arrau), "nur eine kleine Hand ist eine entspannte Hand" (Bardas ...), immer wieder Entspannungsmomente zwischen den Tönen zu suchen sind Grundlagen, die dir noch fehlen und die man klanglich hört.

4. bei 3:25 ist es ebenso deutlich. Oben erklingt nun die Melodie, aber sie singt nicht, weil du von oben spielst. Hier mal ein Beitrag von mir über Klaviertechnik, der dir vielleicht weiterhilft. Die Akkordrepetitionen spielst du mit sehr viel Spannung in der Hand, was zu hartem Klang führt.

5. Kompliment zu den Oktaven, die kriegen manche auch nach jahrelangem Üben nicht so hin. :D

Es wäre also m.E. für dich wichtig, dein musikalisches Verständnis, Hören und Wissen dahin auszubauen, wo du noch nicht hingelangt bist. Nicht nur solche Stücke spielen. Geschmeidigkeit und Sensibilität im Hören und Fühlen erlangen. Technische Grundlagen, bei Passagen, Doppelgriffen u.a. erlangen. Zum Sitz haben hier schon andere Treffendes gesagt. Mal ein Nocturne von Chopin spielen und mit der Taste ganz anders umgehen als du es bisher kennst, z.B. streichelnd, lockend, zärtlich, knetend, ziehend ..... Den Auftrieb der Taste zu spüren, die Verbindung der Töne, ihre Klangqualität, Farben zu zaubern und singen zu lernen. Weniger Klavier zu spielen (so ein schönes Zitat des Rostocker Klavierprofessors Kirschnereit: "Spielen Sie nicht so viel Klavier!" :)) ).

Da gibt es viel zu entdecken, eben auch bei Bach, Beethoven u.a.. Ich möchte dir Mut machen, diesen Weg zu gehen - davon würden auch Mazeppa und Co. profitieren. Es kann sein, dass du da in Krisen kommst und denkst, jetzt kann ich ja gar nichts mehr. :003: Vor allem, wenn du an der Klangqualität eines einzelnen Tons feilst und es dir ein Rätsel ist, wie denn nun die Phrasierung bei "Alle meine Entchen" klingen soll. Sei aber beruhigt, das geht uns Profis manchmal auch so. :004:

Wenn du durchhältst und mit Hilfe deines neuen Lehrers neue musikalische Wege betrittst, die du jetzt noch gar nicht kennst, wirst du reich belohnt werden! Und so Klavier spielen, dass du diesem Zitat von Victor Hugo gerecht wirst:

"Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist."

Liebe Grüße, viel Entdeckerfreude und spannende Erlebnisse dabei!

chiarina
 
Wow, chiarina, das sind ja megamotivierende Worte...direkt zum Liebhaben! :kuscheln::kuscheln::kuscheln::herz::kuscheln:
 
Hallo,

So wie sich das alles liest, scheinst du der nächste Peter Scholze mit Bonustalent Klavier zu sein 😉 darf ich fragen, was für ein Fach du studierst?

Du spielst für drei Jahre super und bist bestimmt auch total schlau und lernfähig. Du hast ja auch viele positive Rückmeldungen und gute Tipps erhalten.

Der Thread hier liest sich allerdings so, als würdest du Anerkennung suchen und dich beweisen wollen. Das war bei mir früher auch mal so (2 Klassen übersprungen, top Leistungen, Musik, Bildung, etc.) und hatte leider ungute Ursprünge. Inzwischen weiß ich, dass Anerkennung von außen an sich nicht wichtig ist und möchte weiterhin zu etwas Demut ermutigen.

Ich hab mir einfach ein paar Sorgen gemacht, als ich deine Beiträge hier im Thread gelesen habe und hoffe inständig, dass du auf einem guten Weg und insgesamt glücklich bist!
 
@chiarina , danke für diese Antwort, du verstehst mich, glaube ich, recht gut!

Sie klingen sehr ungleichmäßig und hart
Das stimmt. Da ich diesen Lauf a tempo nicht sauber hinbekommen habe, habe ich aus der Not eine Tugend gemacht und das d in jeder Oktave extra betont, um diese Unsauberheit gewollt wirken zu lassen. Das Resultat überzeugt nicht, und deshalb werde ich das jetzt richtig üben. :D

Ich freue mich, darüber noch einiges zu lernen. :)

Die rechte Hand ist nur Begleitung und sollte deutlich leiser gespielt werden.
Das habe ich inzwischen umgesetzt, und so macht es auch viel mehr Sinn, die Melodie zu gestalten, da man sie jetzt auch gut hört. Das Resultat ist jetzt schon ganz anders als in der Aufnahme in diesem Teil.

Danke, das ist der spaßigste Teil für mich.

Wenn du durchhältst und mit Hilfe deines neuen Lehrers neue musikalische Wege betrittst, die du jetzt noch gar nicht kennst, wirst du reich belohnt werden!
Klingt gut!

Könntest du einmal definieren, was für dich Virtuosität bedeutet?
Exzellente Beherrschung des Instruments in mindestens einem Aspekt. Natürlich ist dann auch eine Fuge ein virtuoses Stück. Ich hätte mich klarer Ausdrücken sollen: Was mich besonders fasziniert, sind die "offensichtlichen" Hürden, wie Sprünge, schnelle Läufe etc.

darf ich fragen, was für ein Fach du studierst?
Es ist in der Tat Mathematik. :)

Anerkennung suchen und dich beweisen wollen
Angebrachte Kritik ist mir viel wichtiger als Anerkennung. Beweisen wollen spielt schon eine Rolle, aber man kann eben nur das beweisen, was auch da ist!
 

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