Macht es Sinn, ABRSM-Examen abzulegen?

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Marvine

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11. Nov. 2012
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Hallo liebe Forengemeinde,

habe gestern meine zweite Klavierstunde hinter mich gebracht (juhu) und mein Klavierlehrer fragte mich, ob ich prinzipiell daran interessiert sei, ABRSM-Examen abzulegen.

Meine Gedanken dazu:

Pro:
- mehr oder weniger objektive Methode, um eigenen Fortschritt zu verfolgen bzw. zu gewährleisten
- möglicherweise gewisse Motivation ("jetzt bin ich schon bei Stufe xy")

Contra:
- man muss evtl. Stücke lernen, die einen gar nicht interessieren
- kostet Geld

Was denkt ihr?
 
Orientierungshilfe gibt diese Webseite: ABRSM-Prüfungszentrum (Musikschule Dortmund)
Dort findet sich auch ein Link auf die englischsprachige Originalseite.

Zur Sinnfrage: Viele empfinden es als motivationsfördernd, wenn einem Unterrichtskonzept ein durchstrukturierter Lehrplan zugeordnet ist, dem man das aktuelle eigene Leistungsniveau entnehmen kann. Andere haben unabhängig von einem extern entwickelten Unterrichtskonzept ein nachhaltiges Interesse am fundierten Erlernen nicht nur instrumentalpraktischer Fertigkeiten, sondern auch musiktheoretischer Kenntnisse. Die Vor- und Nachteile aus persönlicher Sicht sind im Ausgangsbeitrag bereits genannt, wobei die "Contra"-Argumente zu überdenken wären: "Interesse" an zunächst ungeliebten Stücken kann sich durchaus mit der Zeit entwickeln, wie auch so mancher Appetit erst beim Essen kommt. Des weiteren können ergänzende Kenntnisse den Lernprozeß in einem etwas späteren Stadium beschleunigen und sich durchaus bezahlt machen.

LG von Rheinkultur
 
Hallo PianoPuppy,

danke für deine schnelle Antwort.

Ja, das könnte natürlich auch ein Vorteil sein. Aber sollte der KL da nicht ohnehin drauf achten? Hast du denn selbst solche Examen abgelegt?

Würde wenn dann auch vielleicht eher die Jazz-Piano Examen machen*, hat damit auch jemand Erfahrung?

* muss dazu allerdings sagen, dass ich ein paar der Examensstücke für Stufe 1 bei Youtube angehört habe, und die waren echt BOOOORING
 
Liebe(r) Marvine,

niemand kann wissen, ob es für dich motivierend sein kann, solche Prüfungen zu machen. Es muss ja jetzt auch keine Entscheidung für immer getroffen werden, du kannst ja auch einfach mal anfangen und dann schauen, ob es was für dich ist.

Ich selbst habe bis jetzt keine Schüler auf diese Prüfungen vorbereitet, sondern hatte bisher nur eine Schülerin, die die ersten sieben Grade bei einer anderen Lehrerin absolviert hat.

Aus dieser allerdings singulären Erfahrung heraus stehe ich diesen Prüfungen skeptisch gegenüber. Dass man dort Tonleitern spielen muss war zumindest in ihrem Fall (und sie war wirklich begabt, studiert jetzt allerdings) nicht kongruent damit, sie gut zu spielen. Auf eine klanglich und technisch gelungene Umsetzung wurde laut ihrer Äußerung und meiner Erfahrung mit ihrem Tonleiterspiel keinen Wert gelegt. Sie hat bei mir erst die entsprechenden Kenntnisse erfahren. Blattspiel und Theoriekenntnisse sollten auch in einem regulären Unterricht nicht fehlen, trotzdem finde ich gerade die Blattspielprüfung sehr sinnvoll.

Was die Stücke angeht, gefällt mir die Auswahl gar nicht. Was aber nichts heißen muss. Ich habe aber dort zu meiner Enttäuschung nur sehr (!) wenig Auswahl gefunden und die Stücke gefielen mir oft nicht. Ich gestalte den Unterricht lieber so, dass ich die Stücke individuell auswähle und wir haben da doch - juchhu - so viel Möglichkeiten bei den Unmengen wunderbarer Klavierliteratur!!!

Wie gesagt, war ich aber nie bei einer Prüfung dabei. Finde also deinen eigenen Weg! Ich allerdings würde das mit meinen Schülern nicht machen, wenn sie es nicht unbedingt wollten.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Um es also noch einmal genauer zu sagen: eine solche Prüfung abzulegen, heißt nicht unbedingt, dass man besser Klavier spielen lernt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
ABRSM ist Bullshit, einfach weil einem zu spielende Stücke vorgeschrieben werden, und die sind dazu noch oft blöd.

Ein System für dumme Schüler und dumme Klavierlehrer, sorry. Es wird suggeriert, daß Musik nach einem festen, für alle gleichen Lehrplan und in bestimmten Zeiträumen erlernt werden könne.

Klappe zu, Affe tot, Thema erledigt.
 
Hi all ;)

hmm, hier ist so eine Liste mit Prüfungs-Dingen:

http://de.abrsm.org/fileadmin/user_upload/syllabuses/pianoSyllabusComplete13.pdf

Bei den Prüfungswerken find ich rein subjektiv, dass da viel dabei ist, wovon ich noch nie gehört habe.

Vielleicht könnte man aber auch sagen: Ganz guter Mix. ( z.B. habe ich in Stufe 4, 6, 7 und 8 einige Scarlatti-Sonaten entdeckt, die man wohl auswählen kann ! Schubert D 845 war auch irgenwo zu sehen, auch Tarrega, Schumann, Villa-Lobos, Brahms, Beethoven.. . isschen Liszt, etwas Rachmaninow, Schoenberg, ELGAR *g*, Und das knuffige aber NICHT leichte "Auf einer alten Burg" von Dvorak !!

Also auf Stufe 8 hätte man z.B. somit wohl aus List C - ZUM BEISPIEL - die Auswahl "Auf einer alten Burg" oder den gefährlichen F-Dur-Walzer von Chopin, op. 34, 3.. hmmm.

OK - egal alles: Was ich mich EIGENTLICH frage ( allerdings nur im Sinne der Diskussion - ich hab bestimmt nicht vor, sowas zu machen ): Inwieweit sind die Abschlüsse z.B. in Deutschland anerkannt ?

Im Musikexamens-PDF, verlinkt auf Associated Board of the Royal Schools of Music , las ich nämlich, dass die "Diplomas" in ENGLAND anerkannt sind.. .

Insgesamt: Ich würd vielleicht annehmen wollen - ohne mich genau auszukennen -, dass die Abschlussleistungen dieser ABRSM-Methode möglicherweise etwas "leichter" sind, als z.B. anfängliche Prüfungen bzw. ( härtere ) Aufnahmeprüfungen an ( Deutschen ) Musikhochschulen ( wenn man da mal so durchguckt, was verlangt wird. ) Irgendwo wird im Text ja auch gesagt, dass die Musikhochschulen das Niveau ziemlich "angezogen" hätten, und dass ein erfolgreicher Abschluss bei ABRSM "heutzutage nicht mehr automatisch" beste chancen für einen Studienplatz an einer Mu-Hochschule eröffnet. ( Was früher, laut Text, wohl mal so gewesen sein soll ).

Bei manchen Prüfungsstücken aus den Listen fiel mir aber noch was anderes auf: Die Publikationsart... . "ABRSM-Publication"..: Ich hoffe nicht, dass es sich da um VEREINFACHTE Versionen handelt ;)

LG, Olli !!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@ Blume: ;)

Vielen Dank für Deine Ausführungen!!

Hmm, das klingt praktisch, das mit dem "dieser Kurs ist für Spieler ab Grade 5", so dass man schneller das Niveau bei diesen von Dir genannten Sommer- , Hobby-, und Laienkursen vergleichen könnte.

Das hier allerdings:

Jugend Musiziert wurde sukzessiv so reformiert, dass der Wettbewerb nicht mehr wirklich kompetitiv ist (wer ein bestimmtes Niveau erreicht, bekommt einen Preis -

ist ja lustig. ;) Und ich dachte, da gäbe es Hauen, Stechen und Wettbewerb... . Naja. ;)

Du schriebst:

vor 25 Jahren war es noch so, dass wenn es in einem Bundesland in einer Altersgruppe ein Wunderkind gab, alle anderen Hochbegabten aus dem Gebiet einpacken durften)

Hmm - so war mir der Begriff eigentlich auch "in Erinnerung", aber das ist irgendwie unfair *ggg* - dann hätte es ja nur das Wunderkind als Teilnehmer geben können ( also nur 1 Teilnehmer ) :D

( Ich gehe natürlich davon aus, dass es auch damals mehrere Teilnehmer gab *gg* - nur dass das "Wunderkind" dann durch Vitamin B und vorherige "Bekanntmachung" unter Entscheidungs-Insidern bereits die Lorbeeren innehatte - nur die ANDEREN Teilnehmer wussten noch nix davon - wie gehässig *ggggg* ( und lachhaft ). )

Da finde ich es schon besser, jeder mit NIVEAU bekommt einen Preis. Das motiviert und sorgt nicht für Gemurre und Ehrgeizgezicke.

LOLige Grüße vom: Olli - und thxx nochmal für Deine Ausführungen !!
 
Danke für eure zahlreichen Antworten und Meinungen!

Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich im Moment in Schottland wohne. Eure Andeutungen, dass in *England* die ABRSM-Stufen häufiger genutzt werden, um das eigene oder gewünschte Niveau zu beschreiben, bezieht sich vermutlich auf ganz UK?

Falls dem so sein sollte, würde ich es in Erwägung ziehen, zu einem späteren Zeitpunkt (wenn ich Stufe 3 oder so erreicht habe) so eine Prüfung zu machen. Davor erscheint mir das nicht soviel Sinn zu machen.

Allerdings: bei den Jazz-Piano Prüfungen wird anscheinend auch von Anfang an etwas Improvisation erwartet. Vielleicht könnte ich damit meinen KL dazu bringen, mir sowas beizubringen, denn im Moment scheint er mich nur nach Noten spielen lassen zu wollen (bin übrigens dank Selbstunterricht kein blutiger Anfänger mehr, falls ihr denkt, dass das der Grund sein könnte).
 
@lotusblume
habe ein Digitalpiano. Was meinst du mit "klassischem" Unterricht?

@pppetc
Ironie?
 

ja, dann habe ich wohl klassischen Unterricht. Habe bisher ein paar Stücke von Martha Mier gespielt und jetzt Schumanns "vom fremden Ländern und Menschen" aufbekommen.

Ich habe meinem KL gesagt, dass ich prinzipiell mehr an Jazz, Blues usw. interessiert bin, hin und wieder aber auch gerne etwas klassisches spiele. Und ich habe das Gefühl, dass der KL mit dieser Jazz-Geschichte irgendwie etwas überfordert ist.... Naja mal gucken.

Die Stücke, die in diesem Youtube Video da gespielt werden, finde ich übrigens auch ganz furchtbar.
 
Ich habe meinem KL gesagt, dass ich prinzipiell mehr an Jazz, Blues usw. interessiert bin, hin und wieder aber auch gerne etwas klassisches spiele. Und ich habe das Gefühl, dass der KL mit dieser Jazz-Geschichte irgendwie etwas überfordert ist

Wenn er selber nicht Jazz auf Performance-Niveau inkl. Improvisation und Repertoire-, Stil- und Theoriekenntnissen spielen kann, dann IST er überfordert.

Der denkt mit Sicherheit: Jaja, lass sie mal reden, immer diese Schüler mit ihrem Jazz- und Popkrams, ich werde es schon so hinbiegen, dass wir das machen, was ich für richtig halte und wo ich Bescheid weiss.

Korrektes Lehrerverhalten wäre hingegen: OK, wenn Du wirklich Jazz lernen willst, dann musst Du zu einem anderen Lehrer wechseln.

LG,
Hasenbein
 
ja, dann habe ich wohl klassischen Unterricht. Habe bisher ein paar Stücke von Martha Mier gespielt und jetzt Schumanns "vom fremden Ländern und Menschen" aufbekommen.

Das ist aber eine interessante Reihenfolge ....! :shock: :???:

Ansonsten ist es immer gut, mit dem potenziellen zukünftigen Klavierlehrer die eigenen Ziele und Bedürfnisse vor Unterrichtsbeginn zu klären. Ich z.B. würde und könnte jemanden mit Schwerpunkt Jazz nicht unterrichten, auch wenn im Unterricht in andere Musikrichtungen hinein"geschnuppert" wird.

Liebe Grüße

chiarina
 
@hasenbein
tja, das habe ich befürchtet...

@chiarina:
wegen dem Stilwechsel? Naja, ich hatte irgendwie keine Lust auf noch mehr MM und da dem KL sonst nichts mehr eingefallen ist, habe ich ein paar Stücke in den Raum geworfen aus dem eher klassischen Bereich, die ich evtl. mal gerne spielen würde. Bei Schumann meinte er dann, es wäre zwar herausfordernd aber machbar.

Was den Jazz angeht hab ich allerdings auch das Gefühl, dass ich beim falschen Lehrer gelandet bin. Ich denke aber, dass es bestimmt nicht von Nachteil ist, zunächst mal eine gewisse Fingerfertigkeit zu lernen und das eigene Rhytmusgefühl weiter auszubauen, weil das mit dem Improvisieren sonst auch schwierig wird (habs schon ein bisschen auf eigene Faust probiert).
 
Es gibt nicht so etwas wie ein isoliertes Gebiet "Fingerfertigkeit".

Es gibt nur musikalische Fertigkeit, und mit der einher gehen muss eine zunehmende Fertigkeit im Umgang mit dem Instrument.

Die Vorstellung "ja, aber ich muss doch auch Fingerübungen machen, sonst wird das doch nichts" ist in aller Regel eine Klein-Fritzchen-Vorstellung Ahnungsloser.

Ein Jazzklavierlehrer, der nicht auch zumindest bis zu einem recht hohen Grad auch fundiert die motorischen Aspekte des Klavierspiels vermitteln kann, ist ein schlechter Lehrer, Punkt.

Bei schlechten Klassiklehrern Unterricht zu haben hat in vielen Fällen zur Folge, dass das Rhythmusgefühl (das man im Übrigen auch für Klassik braucht) mangelhaft ausgebildet wird. Das haben mir die vielen Schüler, die ich in langer Unterrichtspraxis von Klassiklehrern übernommen habe, leider allzu oft bewiesen. Ich musste denen überhaupt erstmal beibringen, wie Rhythmus grundlegend funktioniert (insbesondere der ganz zentrale Bezug auf einen Puls - die haben typischerweise immer irgendwie so Töne nacheinander weg gespielt).
 
hasenbein, ich kann nicht beurteilen, ob mein KL ein schlechter Klassik-KL ist.

Falls du allerdings eine gute Empfehlung in Glasgow hättest, nur raus damit :D.
 
@chiarina:
Bei Schumann meinte er dann, es wäre zwar herausfordernd aber machbar.

Liebe(r) Marvine (weiblich oder männlich?),

ich meine es keineswegs (!) böse, aber die Kinderszenen sind keine Anfängerstücke, sondern erfordern eine differenzierte Anschlagskultur, ein dementsprechend feines Ohr und viel Musikverständnis. Nicht umsonst findet man sie in Konzertprogrammen. Man könnte doch auch erst mal mit dem Album anfangen .... .

Ich treffe sehr selten solche Aussagen wie hier, weil ich dich ja weder kenne noch dich gehört habe. Aber mir tut es in der Seele weh, wenn so schnell - und das kommt häufiger vor - solch wunderschöne, in klanglicher und musikalischer Hinsicht höchst virtuose Stücke gespielt werden, wenn doch nach meiner Vermutung die Basis dafür noch nicht geschaffen ist.

Liebe Grüße!

chiarina
 
chiarina, keine Sorge, ich nehme dir deine Aussage nicht krumm. Wie auch? Ich habe das zwar vorgeschlagen, aber der KL hat eingewilligt. Falls ich es also vermurkse ist es seine Schuld :D. Ich rechne allerdings auch damit, relativ lange für dieses Stück zu brauchen und nicht nur, um die richtigen Tasten zur richtigen Zeit zu treffen, sondern, damit es auch gut klingt. Aber bei irgendeinem Stück muss man damit ja mal anfangen, oder? Hab mir übrigens schon dutzende Male die Horowitz-Aufnahme dazu angehört, hab also zumindest eine Vorstellung davon, wohin der Weg gehen könnte.

Marvine (w)
 

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