"Neben der Uni"?
Das heißt, Du hast nicht Musik studiert, sondern unterrichtest als Hobby-Musikerin?
Nicht Musik studiert, aber vielleicht einen Studiengang belegt, der mit Musik einige Berührungspunkte gemeinsam hat? Musikwissenschaft? Musiktherapie? Also Fächer, die man an einer Musikhochschule im Regelfall nicht studiert, bei denen aber bis zu einem gewissen Grade praktische Fertigkeiten (Instrumentalspiel) und methodisch-didaktische Inhalte (Musikvermittlung) zumindest vorteilhaft sind?
Eine solche Konstellation verbessert die Eignung für das Erteilen von Klavierunterricht allerdings kaum, zumal man mit genügend Anbietern entsprechender Dienstleistungen konkurriert, die ein einschlägiges Studium an einer Musikhochschule absolviert haben. Und selbst das Erfüllen der formalen Voraussetzungen (Diplom) ist nicht gleichbedeutend mit der Kompetenz, jeden (potenziellen) Schüler im Rahmen seiner Möglichkeiten adäquat zu fördern.
Diese potentiellen Schüler sollten lieber zu guten Lehrern gehen, und jene guten Lehrer haben es auch verdient, keine Konkurrenz (womöglich über Dumpingpreise...) von irgendwelchen unausgegorenen Hobbyisten zu bekommen.
Da denkt vielleicht so mancher, die professionell tätigen Kollegen wollten mit dieser Klarstellung unliebsame Konkurrenz ausschalten, die den gleichen Job billiger anbieten könnten. Genau das trifft aber nicht zu. "Klavierlehrer" ist keine geschützte Berufsbezeichnung - im Gegensatz zu den akademischen Graden und Studienabschlüssen, die selbstverständlich geschützt sind. Dienstleistungen im künstlerischen Bereich sind mit der Problematik verbunden, dass es objektiv messbare Bewertungsmöglichkeiten im Gegensatz zu vielen anderen Berufsfeldern nicht gibt. Vor allem hat der Kunde kaum die Möglichkeit, die Qualität eines Anbieters prüfen zu können - dazu müsste er ja die fachlichen Kenntnisse besitzen, die er sich im Rahmen seines Unterrichts erst aneignen möchte.
Damit wäre der entscheidende Knackpunkt beim Namen genannt: Ungeeignete Anbieter werden gewählt, weil der Kunde nicht wissen kann, was ihm da angedreht wird. Eine qualitativ hochwertige Dienstleistung ist unter einem gewissen Preis-Leistungs-Niveau praktisch nicht denkbar - das weiß aber so mancher Kunde nicht, der sich darüber freut, dass der angebotene Klavierunterricht angeblich nur zehn Euro oder weniger die Stunde kosten soll.
@hasenbein: Diskussionsbedarf bestünde allenfalls beim "Konkurrenz"-Begriff. Es soll ja Eltern geben, für die das Musizieren eine mit geringen Erwartungen verbundene "Beschäftigungsmöglichkeit" für die Kinder sein soll. Die Kleinen bei der Tante daheim ein bisschen spielen lassen und zwischendurch mal an den Klimperkasten gehen - so kann es natürlich auch laufen, denn es gehören immer zwei Vertragspartner dazu. Zum einen hat das aber mit einem ernsthaften Musikunterricht nichts zu tun und zum anderen wird diese Beschäftigung vielfach schnell wieder an den berühmten Nagel gehängt, wenn es mühevoll und anstrengend wird - dieser Moment wird unweigerlich kommen. Ist das für einen "guten Klavierlehrer" denn "Konkurrenz", wenn man sich dem Musizieren so halbherzig und gering interessiert nähert? Ich glaube nicht.
LG von Rheinkultur