Meiner Meinung nach ist es nicht wirklich sinnvoll anzuzweifeln, dass Lang Lang zu den weltbesten Pianisten gehoert.
Was hier, so glaube ich, viele an ihm bemaengeln (im uebrigen auch ich) ist eher ein Mangel an Lebenserfahrung.
Klaviermusik oder Musik im Allgemeinen will doch Emotionen im Zuhoerer wecken. Um in der Lage zu sein emotionsgeladene Musik zu erzeugen muss ich diese Emotionen selbst fuehlen koennen. Und sie selbstverstaendlich verstehen. Um authentisch dazu in der Lage zu sein diesen Emotionstransfer von der eigenen Erfahrung bis zum Zuhoerer, dem ich diese Geschichte erzaehle, hinzubekommen, muss diese Erfahrung vorher auch stattgefunden haben. Dazu muss ich in meinem Leben Siege und Niederlagen in allen Facetten durchlebt haben.
Ich bin der Ueberzeugung, dass so manches Wunderkind, das seit fruehester Jugend sozusagen vom eigentlichen Leben isoliert wird, damit es genuegend Zeit zum ueben hat, von wichtigen Lebenserfahrungen ausgeschlossen ist. Das ist nicht nur fuer die Persoenlichkeit dieser Leute gefaehrlich, sondern aeussert sich auch im Spiel.
Ich hoere oft ueber asiatische Musiker, die zu perfekt aber ohne Emotionen spielen. Das mag mit der extremen asiatischen Auffassung von Disziplin zu tun haben, mit der Musiker, Sportler und andere zu Hoechstleistungen angetrieben werden.
Ich hoere Lang Lang gerne zu, ich bin fasziniert von seinen technischen Faehigkeiten, ich bin mir aber nicht sicher, wie authentisch er wirklich ist. Auf seiner neuen CD spielt er die Mozart Sonate K330, die momentan im Flieger angeboten wird. Da ich viel unterwegs bin, habe ich sie bestimmt schon 20-30 mal angehoert. Meine eigene Aufnahme gefaellt mir VIEL besser.
Der Hartmut