Konzerte
Hallo gubu,
ziehen wir von der Eröffnung Deines Threats mit deinem ersten Beitrag die Uhrzeit, dein momentanes Empfinden und sonst einfach noch einige Prozent ab, dann bleibt die durchaus ernst zu nehmende Kernfrage:
warum spielt ein Amateurpianist gerne Konzerte?
("Laie" ist umgangssprachlich negativ besetzt, ebenso "Dilettant", obwohl ich so manche Laien-Schauspieler schon habe fast professionell spielen gesehen habe.)
Ich fühle mich selbst angesprochen: warum mache ich das? Ich gebe sehr gerne Konzerte.
Warum tritt ein Profi auf? Nur um Geld zu verdienen? Hoffentlich nicht! Das wäre viel zu wenig!
Warum "muss" ein Numismatiker seine Münzen seinen Besuchern zeigen, oder ein Modellbahner seine Eisenbahn? - Nur um anzugeben oder sich ins rechte Licht zu rücken? Das gibt es bestimmt auch - aber der Hauptgrund ist, andere an seiner eigenen Freude teilnehmen zu lassen.
Eine Konzertveranstaltung mit Life-Musik ist immer was Besonderes. Es ist ein Treffpunkt Gleichgesinnter, ein Treffpunkt von Leuten, die sich (hoffentlich) an der selben Sache freuen. Das verbindet, es ist gewissermaßen ein gemeinsames Erlebnis. Das ist ein Aspekt, der mich veranlasst, Konzerte zu spielen.
Ohne Konzert als Ziel meines Übens wäre es ein (für mich letztlich) sinnloses Dahin-Geklimper, vermutlich würde ich ohne diesen Anspruch in meinem Alter überhaupt nicht mehr spielen und schon gar nicht neue Stücke einüben. Das öffentliche Konzert ist für mich dann die Nagelprobe (die "Stunde der Wahrheit: was kannst Du?") und Abschluss einer Übereihe.
Ein weiterer Aspekt: ich kann auch Klavierstücke zu Gehör bringen, die abseits der ausgetretenen Pfade des Konzertbetriebs liegen.
Der Stress: es ist für mich wohl Stress, aber ein positiver Stress der aufbaut. Hier wird keineswegs der Stolz aufgebaut, dazu mache ich zu viele Fehler (man bleibt dabei ganz schön bescheiden), aber ich habe das Gefühl, ich habe was sinnvolles und sehr schönes gemacht.
Adrenalin und Endorphine? Das greift viel zu kurz! Das beschreibt ein gemeinsames Konzerterlebnis zu wenig! ;)
Fragt man einen Marathonläufer nach seiner Motivation, wird seine Antwort ähnlich ausfallen wie meine. Vermutlich wird er einem Nichtläufer noch sagen:
Versuche mal, einem Blinden zu erklären wie die Farbenpracht eines Sonnenuntergangs aussieht und wie sie auf einen dafür zugänglichen Betrachter wirkt! Das musst Du selbst erleben, das eigene Erleben kann man nicht durch erzählen oder beschreiben transportieren. :rolleyes:
Wie ich zu dem allem kam: in meinem Blog unter
https://www.clavio.de/forum/blog.php?b=53
steht noch was dazu. Sollte das zuviel zu lesen sein, dann fange einfach weiter unten an zu lesen. :D
Grüßle
Walter