Es waere doch wunderbar, wenn auch im Klassikbereich Amateurkonzerte selbstverstaendlicher Bestandteil der Musikkultur waeren (und bei Orchestern und Choeren sind sie es ja auch). Ich schaetze mal, dass eigentlich viel mehr Amateure Lust darauf haetten, sich aber einfach nicht trauen, eben weil sie denken, sie muessten perfekt sein, um auftreten zu "duerfen" (Zitat gubu: "Welches Spielniveau "rechtfertigt" einen solchen Auftritt?"). Eigentlich ist das doch schade, oder?
hallo,
also meiner Ansicht nach gibt es all das, was Du gleichsam vermißt:
- Musikschulkonzerte (Instrumentalklassen; Vorspielabende)
- Lehrerkonzerte
- Preisträgerkonzerte
- musikalische Veranstaltungen in z.B. Kirchengemeinden
(bis hierher freilich zu mindestens 80% nicht auf Profi-Niveau, was nichts weiter bedeutet: da wird die Entwicklung gezeigt)
- Veranstaltungen/Konzerte kleiner (lokaler) Kulturvereine
- gemischte Ensembles
- professionell geleitete "Amateur"-Ensembles
- regelmäßige öffentliche Vorspiele an Musikhochschulen, Kirchenmusikhochschulen, Konservatorien
(mal lax gesagt ein semiprofessionelles Übergangsfeld, wo immens viel geleistet wird)
- "Profi"-Konzerte aller Art mit Nachwuchskünstlern und wenig bekannten Künstlern
natürlich wird all das nicht von der Presse breit getreten, sodass die Kenntnis ob und wo und was stattfindet, lokal begrenzt ist. und ich habe nur grob skizziert, was da alles gemacht wird!
in Sachen "Anspruch" befindet man sich natürlich immer in einem Dilemma, wenn man alles an den Allrerbesten misst - andererseits aber stellen ja die Musikstücke selber auch so manche Ansprüche, und leider nicht immer nur geringe! da ist das Abwägen wahrlich nicht einfach!!!
generell wäre nach meiner Ansicht davon abzuraten, dass man zu aufwändige und zu schwierige Stücke angeht - es heisst zwar "viel Feind, viel Ehr", aber hier kann sich der "Feind" gar zu leicht als siegreich erweisen - - ich glaube, in diese Richtung zielt gubus Eingangsfrage.
wer von ganzem Herzen und mit allem Verstand bei der Sache ist, der wird mittelschwere Sachen durchaus auf einem "professionellen" Niveau darbieten können - ein Anlaß aber, deswegen Petrouchka oder Rudepoema anzugehen erscheint mir als enorm heikel. man darf nicht vergessen, dass die "Nicht-Amateure", die solche Sachen erarbeiten, alle ihre Kraft (ihr Können etc) da hinein legen: das ist ein Arbeitsaufwand, den man wohl nur sehr sehr selten von selbst hoch ambitionierten "Amateuren" (die noch viel anderes und wichtigeres am hals haben, als Klavier zu spielen) wird verlangen können. Aber
dieser Aufwand ist nötig für derart extreme Sachen.
ich hoffe mal, ich habe meinen Standpunkt moderat genug formulieren können und klar gemacht, dass ich "Amateur-Konzerte" keinesfalls ablehne - wie bei jedem öffentlichen Auftritt sollte man halt für optimale Bedingungen sorgen.
innerhalb
vernünftiger Rahmenbedingungen sind "Amateur-Konzerte" eine unverzichtbare Bereicherung des (musikalischen) Kulturlebens und sie werden auch frequentiert (seltener rezensiert, aber das ist ok)!
(dass für größere Veranstaltungen lokale Chöre mit semiprofessionellen Orchestern gemeinsam z.B. Oratorien erarbeiten und aufführen, ist durchaus üblich und bringt sehr oft hervorragende Ergebnisse - nicht zu vergessen, dass bei allen gelungenen weihnachtlichen Aufführungen des Bachschen Weinachtsoratoriums nicht jedesmal Thielemann dirigiert und Bartoli singt! und trotzdem sind die gelungenen sehr sehr gut!!!)
Gruß, Rolf