Kunstlied für Aufnahmeprüfung gesucht

Coda

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Hallo zusammen!

Ich bin auf meiner Suche nach einem für mich gut erlernbaren Kunstlied etwas überfordert. Ich habe im Juni eine Aufnahmeprüfung, in der ich eines singen muss.
Mein Lehrer meinte, wir nehmen was von Schubert, aber es wäre ja noch genügend Zeit. Ich will mir aber jetzt schon einmal eins ausschen und üben. Denn das Thema "Singen vor Publikum" ist für mich schon eine Nummer und ich muss unbedingt ein Lied finden, mit dem ich mich richtig wohl fühle. Mit Schubert bin ich sicher gut beraten.

Zunächst sei zu sagen, dass ich da total grün hinter den Ohren bin, ich kenne recht gut einige Kunstlieder von Mahler und Schubert, aber das wars auch schon. Gesungen habe ich seit der gymnasialen Oberstufe nicht mehr. Damals war ich erster Sopran, würde aber sagen, es darf heute eher Mezzosopran sein. Alt ist zu tief.

Ich liebe und kenne die Winterreise von Schubert ziemlich gut und würde gerne etwas daraus nehmen. Den Erlkönig fände ich auch großartig, aber ich glaube, das ist für mich zu anspruchsvoll, ebenso die tolle Version von Wolff. Also Winterreise. Nun sind die Lieder ja nicht für Frauenstimmen geschrieben. Manche davon kann ich zwar irgendwie singen, aber es fühlt sich nicht ganz richtig an. Vor vielen Jahren sang ich z.B. mal "Am Brunnen vor dem Tore" bei einer Aufnahmeprüfung für Schauspiel. Es war okay und passte auch von der Stimmlage her. Das Lied wird ja oft empfohlen, ich mag es aber nicht so sehr; sonst auch der Liebestraum, der ist mir von der Stimmlage her aber schon fast zu hoch und müsste den tiefer ansetzen - andere sind wieder insgesamt zu tief. Ich finde sonst vor allem die Gefrornen Tränen, das Irrlicht oder den Leiermann toll, aber mir erscheinen diese etwas zu schwer und auch nicht singbar, so wie sie notiert sind.

Weiß jemand, ob es die Winterreise überhaupt für Frauenstimmen notiert gibt? Ich bin auf meiner Suche auf die Ausgabe für "mittlere Stimme" der Winterreise gestoßen, werde aber aus der Beschreibung im Netz nicht so ganz schlau. Sie soll für höhere Tenöre sein, wäre das dann eher etwas für mich?

Und was wäre davon zu halten, etwas aus den Kindertotenliedern zu singen? Zu schwer?

Ich bin natürlich auch offen für sinnvollere Vorschläge.

Danke für's Lesen schonmal!

Coda
 
Wagner:
Das erste von den Wesendonck-Liedern "der Engel" ist für Mezzosopran gut geeignet, ein melodiöses, sehr schönes ruhiges Lied - allerdings müsstest du da ein paar längere Töne schön halten können (keine Bange, allzu opernhaft ist das Lied nicht)
Verdi:
"il Poveretto" ist ein prima Kunstlied! Dürfte ebenfalls nicht zu schwierig zu singen sein, allerdings auf italienisch.
Tschaikowski:
eine von den "sechs Romanzen op.73" (die kennt man hier kaum, ganz tolle Kunstlieder!)

oder was barockes:
A.Scarlatti:
"Violette" ist ganz herrlich (!!)
 
Erst einmal: Aufnahmeprüfung wofür? Je nachdem, wie Dein Timbre ist, evtl. Schumann: Eichendorf- oder Heine-Lieder. Die Schauspielerin Barbara Sukowa hat sehr eindrucksvoll gezeigt, wie man auch ohne „große Stimme“ Kunstlieder interpretieren kann (zusammen mit dem Schönberg Ensemble unter Reinbert de Leeuw, erschienen bei Winter & Winter). Oder schau mal bei youtube: Hanna Schygulla (Schumann) und Bierbichler (Winterreise).
 
Ich finde zB "Wohin" aus der schönen Müllerin ein sehr angenehm zu singendes Lied. Im Original ist g der höchste Ton, in der Ausgabe für mittlere Stimme f.
Komponiert sind die Schubert Zyklen für Tenor, die mittleren Ausgaben sind für Bariton, die tiefen für Bass.
 
Weiß jemand, ob es die Winterreise überhaupt für Frauenstimmen notiert gibt? Ich bin auf meiner Suche auf die Ausgabe für "mittlere Stimme" der Winterreise gestoßen, werde aber aus der Beschreibung im Netz nicht so ganz schlau.
Die "Winterreise" wird bisweilen auch von Frauen gesungen, beispielsweise von Brigitte Fassbaender. Ich habe sie auch schon teilweise oder ganz mit Solistinnen aufgeführt, die die Ausgaben für "hohe", "mittlere" oder "tiefe" Stimmlage sinngemäß wählen - mal mit textlichen Retuschen, mal im originalen Wortlaut.

Vielleicht mal bei Brahms oder Hugo Wolf schauen (Ausgabe für mittlere Stimme)? Wenn Gustav Mahler, vielleicht "Liebst du um Schönheit" aus den Rückert-Liedern (kein Zyklus)? Die Rückert-Lieder sind 1905 mit den "Kindertotenliedern" im gleichen Programm uraufgeführt worden. Generell sind die Mahler-Vertonungen orchestral konzipiert und für Eignungsprüfungen überdimensioniert. Grundsätzlich unterscheiden: Vertonungen als Strophenlied oder in durchkomponierter Form? Immerhin müssen die vorhandenen stimmlichen Mittel ausreichen, den vorgegebenen Spannungsbogen mit Substanz zu füllen.

LG von Rheinkultur
 
Mein Lehrer meinte, wir nehmen was von Schubert, aber es wäre ja noch genügend Zeit. Ich will mir aber jetzt schon einmal eins ausschen und üben. Denn das Thema "Singen vor Publikum" ist für mich schon eine Nummer und ich muss unbedingt ein Lied finden, mit dem ich mich richtig wohl fühle. Mit Schubert bin ich sicher gut beraten.
Nicht ganz so oft gewählt, aber gut in Reichweite, wenn noch wenig Unterricht gehabt: Beethoven-Lieder. Mal die Gellert-Lieder op. 48 (dramatischer) oder op. 52 (schlichter, lyrischer) anschauen? Mozarts Strophenlieder werden oft gesungen bei Eignungsprüfungen, obwohl zumeist eine heikle Angelegenheit und sträflichst unterschätzt - geradezu ideal geeignet für Aufnahmeprüfungen, die zum Fiasko werden, weil Mozarts Schreibweise vorhandene Mängel gnadenlos offenlegt.

LG von Rheinkultur
 
Ich würde sehr von den ganz bekannten Liedern abraten. Damit kannst du nur verlieren, weil jeder davon seine Lieblingsversion im Ohr hat und deinen Vortrag damit vergleicht. Also auf keinen Fall etwas aus der Winterreise, der Schönen Müllerin oder Schumanns op. 24, op. 39 oder op. 48!

Wenn du wenig Erfahrung mit Singen hast, dann nimm irgendein Lied im Parlando-Stil. Da kannst du schön mit dem Text spielen und evt. gesangliche Defizite fallen nicht so stark ins Gewicht. Neben den von Rheinkultur schon erwähnten Liedern von Beethoven gibt es auch nette Sachen von Haydn. Die eine oder andere Volkslied-Bearbeitung von Brahms eignet sich mit Sicherheit auch!
 
jeder davon seine Lieblingsversion im Ohr hat und deinen Vortrag damit vergleicht.
Muss man tatsächlich von einer so unprofessionellen Jury ausgehen?
Eigentlich sollte der Gesangslehrer wissen, wo die Stärken seiner Schülerin liegen und dementsprechend etwas vorschlagen. Aber irgendwann irgendwas von Schubert klingt nicht sehr präzise.
 
Die eine oder andere Volkslied-Bearbeitung von Brahms eignet sich mit Sicherheit auch!
WoO 33 oder die Lieder und Romanzen op. 14 kommen in Frage und werden bei gekonntem Vortrag definitiv ausreichen, die vorgesehene Prüfung zu bestehen. Wenn (ich hoffe, das richtig erfasst zu haben) lediglich der Vortrag eines Kunstliedes als Prüfungsaufgabe auf dem Programm steht, handelt es sich wohl nicht um eine Bewerbung für das Hauptfach Gesang, bei der Lieder und Arien aus verschiedenen Epochen erwartet werden. Schulmusik mit dem obligatorischen Nebenfach Gesang und instrumentalem Hauptfach könnte es sein - und dafür sind die zuletzt von @mick und mir vorgeschlagenen Sachen vollkommen ausreichend.

LG von Rheinkultur
 
Muss man tatsächlich von einer so unprofessionellen Jury ausgehen?
Das hat mit unprofessionell nicht unbedingt etwas zu tun. Es ist doch offensichtlich, dass es hier nicht um eine Aufnahmeprüfung im Hauptfach Gesang geht. Und im Nebenfach sollte man vermeiden, der vermutlich wohlwollenden Jury seine Schwächen auf dem Präsentierteller zu zeigen. Und das tut man nun mal, wenn man sehr bekannte Stücke auswählt, denen man nicht in jeder Hinsicht gewachsen ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

Das hat mit unprofessionell nicht unbedingt etwas zu tun. Es ist doch offensichtlich, dass es hier nicht um eine Aufnahmeprüfung im Hauptfach Gesang geht. Und im Nebenfach sollte man vermeiden, der vermutlich wohlwollenden Jury seine Schwächen auf dem Präsentierteller zu zeigen. Und das tut man nun mal, wenn man sehr bekannte Stücke auswählt.

Der vermutlich wohlwollenden Jury macht man nichts vor, die hört die Schwächen auch in einem unbekannteren Lied. Im Nebenfach geht es z. a. um folgende Dinge:
- Ist die Stimme gesund und ausbildungsfähig oder gibt es Probleme, die eventuell erst logopädisch oder anderweitig medizinisch angegangen werden müssen?
- Ist die nötige Koordination Gehör/Stimme vorhanden?
- Sind Wille und grundlegende Fähigkeiten zur musikalischen Gestaltung erkennbar?


Ich liebe und kenne die Winterreise von Schubert ziemlich gut und würde gerne etwas daraus nehmen.
Ja, warum nicht? Nimm etwas, was für Deine Stimmlage gut paßt und wo Du musikalisch etwas zeigen kannst. Es wird nicht nötig sein, das Lied jetzt schon auszuwählen und bis zum Erbrechen zu üben, aber fang auf jeden Fall jetzt schon mal mit Üben an, gern mehrere Lieder gleichzeitig. Das geeignetste wird sich dann schon ergeben.

Ich nehme an, Dein Lehrer ist im Vokalfach beschlagen und hat Parameter wie Körperhaltung, Atem, Stimmsitz, Intonation, Aussprache schon durchgecheckt? Wenn es um einen Studiengang mit Hauptfach Chorleitung geht, sollte da schon alles im grünen Bereich sein.
 
Wow, vielen herzlichen Dank für die ganzen Anregungen. Ich werde morgen früh mal alles in Ruhe notieren und durchhören und mich dann nochmal dazu äußern.

Liebe @Stilblüte , in das Video habe ich noch reingehört, dieses sehr schöne Lied hat doch ein paar zu hohe Töne drin (f''). Früher konnte ich sowas ohne Probleme singen, heute mal nicht mehr eben so. Gesangsunterricht habe ich nicht, aber ich sollte eventuell noch ein paar Stunden nehmen. Auf jeden Fall stimmt meine Mezzosopran-Einschätzung dann möglicherweise nicht und ich sollte mich auch bei Alt umsehen. Hm.

Also. Es handelt sich um eine Aufnahmeprüfung für das Studium Klassische Kirchenmusik. Früher oder später hätte ich sowieso noch einen Faden dazu geöffnet bezüglich meiner Klavier-Auswahl, also kann ich es jetzt auch einfach sagen. Ich muss ein Kunstlied + ein Volks- oder Kirchenlied singen und einen Sprechtext vortragen. Also ja, es geht auch um Chorleitung. Mein Lehrer ist ein sehr erfahrener KMD und ein super Begleiter bei der Vorbereitung (wir stecken gerade mittendrin). Ich dachte, wenn ich ein paar Lieder zur Vorauswahl aussuche, können wir zusammen schauen, was dann am besten geht mit meiner Stimme Ich hoffe sehr, dass ich mich am Klavier begleiten lassen darf. Und stimmt, da passt Mahler dann eher nicht und die Spannungsbögen sind ja echt nicht ohne.

Etwas von Beethoven oder Haydn wäre echt schön, weil ich an Klavier + Orgel nichts aus der Klassik spielen werde. Dann hätte ich das auch im Programm (ist vermutlich total egal, aber mir würde es gefallen) und von Barock bis Moderne insgesamt alles abgedeckt. Aber erstmal in Ruhe alles durchhören :-)

Ich und der Gesang, das ist so eine Sache. Ich habe nie wirklich vor Publikum gesungen (außer in meiner berüchtigten Schauspielbewerbungsphase) bzw. es mich einfach nicht getraut und muss mich da schon überwinden - dabei LIEBE ich das Singen. Töne treffen und musikalisches Gestalten sind für mich keine Schwierigkeit, vor Zuschauern werde ich allerdings total verhalten, super blöd. Deshalb, so dachte ich mir, muss ich mich total wohlfühlen mit dem Lied und es dürfen keine großen technischen Schwierigkeiten drin sein. Parlando-Stil klingt auf jeden Fall gut, vielleicht ist die Überwindung vor Publikum dann nicht so hoch.

Zum Rest dann später - Ich bedanke mich! :chr03:
 
Hier noch ein Tipp für ein schlichtes und vermutlich gut machbares Lied von Schumann: Die Lotosblume

Das habe ich mal bei einer Aufnahmeprüfung für Schulmusik mit Gesang als Nebenfach begleitet. Der Prüfling war im Bereich Gesang recht unerfahren.
 
es sollte ein helles, heiteres Lied sein, denn durch die FFP-2 Maske klingt das eh schon so dumpf...
 
Schau dir mal die altitalienischen Arien an, die gibt's in hoch und tief. Tu lo sai fällt mir gerade ein. Da gibt's eine ganze Menge. Sind auch eher heiter.
 
Wenn du mit einem f'' Probleme hast, bist du tatsächlich Alt.
Viel Spaß und Erfolg bei der Vorbereitung.
LG,
NaMu
 
Vom aktellen Tonumfang einer nur gelegentlich singenden Person lässt sich noch nicht auf das Stimmfach schließen. Da gehören noch mehr Aspekte dazu, zu denen man nur hörend etwas sagen kann. Bspw. wo liegen die Brüche oder wie ist das Timbre / Klangfarbe.

Tipps für Stücke wurden ja schon einige gegeben und die allermeisten Sachen gibt es wahlweise für hoch / mittel / tief. Ein weiteres Stichwort für die weiter oben erwähnten altitalienischen Arien ist "arie antiche" nach dem du suchen könntest. Der Vorteil ggü. einem Lied in deutscher Sprache ist, dass die italienische Sprache mit den wenigen Konsonanten aber vielen Vokalen dem Sänger eher entgegenkommt als ein deutscher Text.
 
Der Vorteil ggü. einem Lied in deutscher Sprache ist, dass die italienische Sprache mit den wenigen Konsonanten aber vielen Vokalen dem Sänger eher entgegenkommt als ein deutscher Text.
Wenn in den Prüfungsbedingungen allerdings ein Kunstlied gefordert ist, dann liegt man mit einer romantisierten barocken Opernnummer (nichts anderes sind die Arie antiche) recht weit daneben.
 

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