Uni/Musikhochschule Stücke für die Aufnahmeprüfung? Was eher nicht?

Pianoangel

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21. Apr. 2018
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Hallo,
ich bin momentan noch Schülerin und hab mich dazu entschlossen es nach der Schule mal mit einem Musikstudium zu versuchen. Habe vor ungefähr 15 Jahren mit dem Klavierspielen angefangen, hatte jedoch mal 3/4 Jahre Pausenphase dazwischen.
Jetzt stehe ich vor der Entscheidung welche Stücke sich bei der Aufnahmeprüfung eignen und bin da etwas unentschlossen : /
Das einzige was ich momentan recht sicher habe ist Chopin's dritte Ballade
Ansonsten hat mir meine Lehrerin gesagt, dass sich bei den Etüden folgende anbieten würden:
Chopin op.10 nr. 4,5,7,8,9,12 , op.25 nr. 6,10,11,12
Liszt etudes d'execution transcendante nr. 8(wilde Jagd) und nr 10
Hab ein wenig eine Tendenz zu entweder Chopin op 25/11 oder Liszt wilde Jagd bin jedoch nicht sicher
Bei klassischen Sonaten :
Beethoven nr.1 und 26
Mozart nr.8 a moll (KV310) und nr. 18 d dur (KV576)
Dann von Bach war geplant: Präludium und Fuge nr. 9 (WTC 1) BWV 854 , jedoch ist die Fuge soweit ich weiß nur 3 stimmig, könnte das ein Problem sein?
Ansonsten brauch ich bei einigen Schulen auch noch ein modernes Stück, wo ich jedoch vollkommen ratlos bin...
Hättet ihr eventuell Ideen ? Und was denkt ihr bietet sich an ?
Und welche Stücke sollte man eher lassen, weil sie zu oft gespielt werden?
Also zB hatte ich am Anfang eher von Chopin die 1.Ballade eingeplant weil ich die schon mal gelernt hatte jedoch ist die wohl sehr überspielt : (
Das gleiche Problem hab ich jetzt bei den Sonaten, eigentlich würde mir die Mozart KV310 gut gefallen, hab jedoch auch schon gehört das die sehr überspielt ist...
Wenn ihr bis hierhin gelesen habt vielen Dank, ich würde mich über Antworten sehr freuen : )
 
Hallo,

man darf nicht vergessen, dass die Aufnahmepruefungsstuecke auch eine Art "Visitenkarte" der eigenen Vorlieben und Staerken sind. Nach meiner Erfahrung ist es also am wichtigsten, dass man die Stuecke wirklich gern hat, bei ihnen das Gefuehl hat etwas "sagen zu koennen", und dass sie die eigenen musikalischen/technischen Staerken "hervorheben".

Weiter wurde mir - von berufener Seite - gesagt, dass es ganz gut ist, wenn das eigene Programm einen guten Mix aus unbekannteren und bekannteren Stuecken darstellt. Ersteres, weil die Jury nach 2 vollen Tagen der Aufnahmepruefung die Waldsteinsonate wohl schon nicht mehr hoeren kann, und letzteres, damit niemand auf die Idee kommt, man haette den Vergleich gescheut. Speziell wurde mir gesagt, dass sinnvolle Alternativen zu Chopinetuden gerne gesehen werden (und wenn du dich in Muenchen auf kuenstlerisch bewerben solltest, musst du ja eh zwei Etuden spielen, wobei eine von Chopin sein sollte). Weiter sollte man nicht vergessen, dass man mit einem exotischeren Stueck auch eher aus der Masse heraussticht, was der Jury hilft sich an einen zu erinnern.

Ausserdem scheint es wohl auch gern gesehen zu sein, wenn die Stuecke pianistisch/musikalisch abwechslungsreich sind, sodass man an ihnen zeigen kann, "was man alles kann". Aus diesem Grund wuerde ich keine Chopinetude spielen, wenn dein romantisches Stueck bereits von Chopin ist. (Aber das ist nun meine Meinung, natuerlich weiss ich, dass Chopins Etuden schon eine sehr weite Bandbreite an pianistischer Rafinesse fordern).

Nun zu deinem speziellen Programm: Die erste Beethovensonate wuerde ich nicht spielen. Erstens habe ich gerade von ihr gehoert, dass sie in Aufnahmepruefungen sehr oft gespielt wird, und zweitens habe ich auch aufgeschnappt, dass sie ein bisschen den Beigeschmack eines "Schuelerstueckes" hat, da es eben die Beethovensonate ist, die man oft als Klavierschueler als erstes erlernt (exklusive op. 49 natuerlich). Bei der Wahl zwischen der Les Adieux und den Mozartsonaten wuerde ich ganz klar empfehlen: Spiel die Sonate die du am liebsten hast, und bei der du dich am meisten wohlfuehlst.

Zur Etude: Wie gesagt, wuerde ich keine Chopinetude spielen, wenn du bereits ein Stueck von Chopin spielst. Hast du in deinem Leben noch andere Etuden als die von Liszt und Chopin gespielt? Z.B. von Debussy oder Skrjabin? Das wuerde da sicher auch gut ankommen, vor allem, da Debussy nochmal etwas ganz anderes als Chopin ist, und somit die von dir praesentierte pianistische Bandbreite deutlich erweitert.

Zu BWV 854: Meines Erachtens ist die Anzahl der Stimmen kein Kriterium fuer die Schwierigkeit oder den Anspruch einer Fuge. Die zweistimmigen Fugen aus dem WTK finde ich persoenlich z.B. echt nicht leicht. Nach dem was ich so gehoert habe, kann man mit dem WTK in der Aufnahmepruefung eigentlich nichts verkehrt machen. Ich persoenlich habe allerdings damals bei der Aufnahmepruefung einen eher unbekannten Bach gespielt, was erstens die Jury erfreut hat, und zweitens ihnen vielleicht auch geholfen hat, sich bei der anschliessenden Nachbesprechung an mich zu erinnern (vor allem, da ich den Bach als erstes gespielt habe). Im Grunde ist es so, dass eigentlich fast jeder bei der AP entweder etwas aus dem WTK oder die CFF spielt. Wenn man da etwas heraussticht, ist es sicher nicht verkehrt.

Zum modernen Stueck: Das kommt auch ein bisschen auf die Musikhochschule an. Ich meine bei meiner Recherche gelesen zu haben, dass manche Musikhochschulen speziell Musik nach einer bestimmten Jahreszahl fordern. Ich wuerde empfehlen, dass du dich da einfach mal ein bisschen auf youtube umhoerst. Moegliche Komponisten waeren:

- spaeter Skrjabin (hat mich zwar auch verwundert, aber in Muenchen ist das tatsaechlich moeglich! :-D z.B. op. 67, op. 69 -73 )
- Prokofiev (da z.B. etwas aus den Sarcasms, die Suggestion Diabolique, das Scherzo aus op. 12, ...), Schostakowitsch (da z.B. etwas aus den Praeludien und Fugen)
- Hindemith (z.B. etwas aus Ludus Tonalis, auch wenn ich diesen Zyklus ein bisschen als Quaelerei empfinde :-D ), Schoenberg (Ein Klavierstueck aus op. 11 waere eine Moeglichkeit, oder das gesamte op. 19), Weberns Variationen (die allerdings recht schwer zu gestalten sind).
- Messiaen (hier kaeme eigentlich alles aus den Preludes, den Vingt Regards oder den Vogelstueckchen in Frage, ich habe damals die XI. aus den Vingt Regards gespielt, und das Stueck sehr gemocht).
- Poulenc (z.B. die Toccata), Strawinsky (z.B. Piano Rag Music)
- Bartok gibt es natuerlich auch noch, aber bei ihm kenne ich mich nicht so gut aus.

Je nach Musikhochschule sind auch einzelne Saetze aus Sonaten moeglich. Hier bieten sich Einzelsaetze aus Klaviersonaten von Prokofiev (@Stilblüte hat glaube ich damals das Scherzo aus der zweiten Sonate gespielt), Hindemith oder z.B. auch Ginastera (auch wenn ich den etwas kitschig finde :-D) an.

Generell kann man sagen, dass man kein zu aufwendiges modernes Stueck waehlen sollte. In den meisten Faellen will die Kommission es naemlich eh nicht hoeren, und dann ist es etwas verlorene Liebesmueh, wenn man sich in den Tagen vor der Aufnahmepruefung ueberproportional mit dem modernen Stueck abmueht.

So, dass waere es von mir. Natuerlich spiegelt dieser Beitrag nur meine Meinung, bzw. die Meinung meines Umfeldes wieder, und ich weiss, dass manche Standpunkte (nicht zweimal Chopin, guter Mix aus Gewohntem und Exotik, Beethovens erste Sonate ist ein Schuelerstueck, etc.) durchaus anzweifelbar sind.

P.S. Da es ja immer eine gute Orientierung ist, hier mein damaliges AP-Programm:
- Bach, Fantasie und Fuge in a-Moll BWV 904
- Haydn, Sonate in Es-Dur Hob XVI:52
- Brahms, op. 116 Nr. 1-3
- Skrjabin, Etude op. 8 Nr. 2
- Messiaen, aus den "Vingt regards sur l’enfant-Jésus" die XI. Première communion de la Vierge
 
Zuletzt bearbeitet:
Was @alibiphysiker geschrieben hat, kann ich voll bestätigen. Eine Mischung aus bekannten und unbekannteren Stücken ist ideal. Was die Moderne angeht, würde ich auf jeden Fall Stücke vermeiden, für die man das Klavier präparieren muss. Empfehlen kann ich beispielsweise eine Auswahl aus Boulez' 12 Notations - die sind sehr gut und mit überschaubaren Zeitaufwand zu lernen (mit Ausnahme der abartig schwierigen Nr. 6), stammen aber von einem als "schwierig" geltenden Komponisten und sind echt tolle Musik.

Ich hatte damals ein sehr großes Programm vorbereitet (und auch ein Video davon eingereicht), aber beim "live" Vorspiel bis auf 2 Chopin-Etüden und einen halben Beethoven-Satz nichts davon spielen müssen. War allerdings auch eine amerikanische Hochschule.
 
Erstmal vielen Dank für die Antworten :)
Das mit den Etüden werde ich mir merken, hab jedoch bisher bei Skrjabin nur wenige Präludien gespielt und mit Debussy eher schlechte Erfahrungen gemacht. Also mal schauen was das angeht : /
Bei Bach ist es so das eine der Schulen bei denen ich mich bewerben will soweit ich weiß angegeben hat, dass man was aus dem WTK spielen muss, daher komm ich da wohl nicht drum rum :D
Das mit der Beethovensonate ist gut zu wissen weil ich die nämlich eh nicht so mag haha
Ich denke auch, dass ich vermutlich sowieso 2 Etüden vorbereiten werde um dann einfach eine Auswahl zu haben je nachdem und falls ich mich vielleicht doch in München bewerben sollte obwohl ich es nicht unbedingt denke da man dort ja schließlich mehr Stücke braucht als bei den meisten anderen Hochschulen und man dann ja doch etwas Zeit verliert für die Stücke die man sonst nicht braucht...
Bei den ganzen Modernen Stücken werde ich mich definitiv mal umschauen, mit Prokofiev hatte ich schon überlegt, die 12 Notations von Boulez kenne ich nicht, werde ich mir aber mal anhören:)

Und das mit dem unbekannte und bekannte Stücke verbinden ist gut, ich denke daran werde ich mich orientieren können :D
 
Und was ist nun richtig? Mit oder ohne Fuge? Diatonisch oder chromatisch?
 
Bisher noch nirgendwo
Ich mache erst in einem Jahr Abi und dann mache ich wahrscheinlich noch ne kurze Pause weil die Aufnahmeprüfung direkt einen Monat nach dem Abi zu machen ist mir zu riskant:-D daher wahrscheinlich erst das darauf folgende Semester aber ich glaub frühzeitig vorbereiten schadet ja nicht:-)
Das mit dem WTK war glaub ich in Berlin Voraussetzung
Ansonsten so 100% genau weiß ich noch nicht wo ich mich überall bewerben will. Wahrscheinlich bei einigen Hochschulen in Großstädten und noch ein paar kleinere, sodass ich noch ne Alternative hab falls es bei den größeren nicht klappt und um dann noch besser zu werden und dann vllt zu wechseln
 

Bei vielen geht es im SoSe nicht, informiere dich genau. Wichtig sind auch Auftritts- und Übemöglichkeiten, da sind kleinere Städte u.U. besser aufgestellt. Am wichtigsten ist ein passender Prof. Geh vorher hin und spiel vor!
 
PS: Abitur und Aufnahmeprüfung gleichzeitig sind ein guter Test um zu sehen, ob man dem Studium gewachsen ist... Je nachdem, welches Ziel man hat.
 
Bei vielen geht es im SoSe nicht, informiere dich genau. Wichtig sind auch Auftritts- und Übemöglichkeiten, da sind kleinere Städte u.U. besser aufgestellt. Am wichtigsten ist ein passender Prof. Geh vorher hin und spiel vor!
Ok danke:-) , das vorher vorspielen hatte ich eh vor :-D und klar vorher informieren ist wichtig

PS: Abitur und Aufnahmeprüfung gleichzeitig sind ein guter Test um zu sehen, ob man dem Studium gewachsen ist... Je nachdem, welches Ziel man hat.
Das ist natürlich auch nochmal ne Sichtweise :konfus:
Ich denke das wird sehr stark drauf ankommen wies klappt. Wenn ich mich schon gut genug vorbereitet fühle um die Prüfung zur zeit vom Abi zu machen ist das natürlich auch ne option aber falls nicht dann ist etwas zeit zum vorbereiten denk ich nicht verkehrt:dizzy:
 
Und man sollte nicht vergessen, dass an einigen Musikhochschulen auch die Blattspielfähigkeiten in der Aufnahmeprüfung "abgefragt" werden. Also gerade wenn noch so viel Zeit ist, wäre es vielleicht ganz sinnvoll auch das - je nachdem wo du dich bewirbst - zu üben.
 
Hallo,

Generell kann man sagen, dass man kein zu aufwendiges modernes Stueck waehlen sollte. In den meisten Faellen will die Kommission es naemlich eh nicht hoeren, und dann ist es etwas verlorene Liebesmueh, wenn man sich in den Tagen vor der Aufnahmepruefung ueberproportional mit dem modernen Stueck abmueht.

Das ist abhängig von der Kommission: es kann auch sehr gut ankommen, wenn man seine Aufgeschlossenheit gegenüber aktuellen, jungen Komponisten zeigt.
 
Grundsätzlich würde ich vor einer Aufnahmeprüfung Kontakt mit einem Professor aufnehmen, und eventuell eine Probestunde nehmen. Und wenn Du jemanden erklären kannst, warum Du bei Ihm/Ihr studieren willst, hast Du schon einen Pluspunkt, bzw. keinen Minuspunkt gegenüber denen, die so etwas tun.
 
Grundsätzlich würde ich vor einer Aufnahmeprüfung Kontakt mit einem Professor aufnehmen, und eventuell eine Probestunde nehmen. Und wenn Du jemanden erklären kannst, warum Du bei Ihm/Ihr studieren willst, hast Du schon einen Pluspunkt, bzw. keinen Minuspunkt gegenüber denen, die so etwas tun.

Natürlich nicht kurz vor der Prüfung, sondern ein paar Monate. Und dann kannst Du auch fragen, welche Stücke Du am besten vor spielen kannst. Viele Dozenten sind offen für so etwas, andere nicht.
 
Und man sollte nicht vergessen, dass an einigen Musikhochschulen auch die Blattspielfähigkeiten in der Aufnahmeprüfung "abgefragt" werden. Also gerade wenn noch so viel Zeit ist, wäre es vielleicht ganz sinnvoll auch das - je nachdem wo du dich bewirbst - zu üben.
Ja das werde ich auch definitiv tun obwohl das glaub ich das ist was mir am wenigsten Sorgen bereitet:-D
 

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