Klavierstück zum Auswendiglernen gesucht

  • #21
Hallo liebes Clavio-Forum,

ich bin auch eine der vielen Wieder-Anfängerinnen in diesem Forum. Ein häufiges Problem, das auch auf mich zutrifft: Ich hatte lange Zeit (von ca. 8 -18 Jahre) Klavierunterricht. Daher beherrsche ich vom Blatt spielen ganz gut und kann auch schwierigere Stücke spielen. Allerdings wurde bei mir kein Wert auf Auswendiglernen gelegt, weswegen ich das auch nie wirklich geübt habe. Als ich nun wieder angefangen habe, hatte ich mich voller Motivation an einige Stücke gesetzt mit dem Ziel diese endlich auch mal auswendig zu beherrschen.
Das hat zunächst auch geklappt. Allerdings habe ich die Stücke danach auch wieder recht schnell vergessen. Ich vermute, die Gründe lagen u.a. darin, dass diese Stücke recht umfangreich und komplex waren (Musiktheorie ist daher ebenfalls eins meiner Lernziele).

Da mir aber mein ganzes Klavierleben über immer wieder die Frage gestellt wurde, ob denn nicht mal eben etwas vorspielen könne, möchte ich mir ein Repertoire aufbauen, was ich in einem solchen Fall spielen kann.
Daher suche ich schöne, kurze Stücke, die man gut auswendig lernen kann. Zu einfach sollten sie nicht sein, da ich mich sonst schnell beim Spielen langweile und keinen Ansporn habe, diese wirklich zu lernen.
Ich spiele generell lieber moll als Dur und lieber Chopin als Mozart. Wenn jemand ein schönes modernes Stück kennt (Pop, Rock etc kennt), gerne auch so etwas. Aber nicht diese Versionen, in denen die rechte Hand die Melodie spielt und die linke nur etwas begleitet.

Ich freue mich, wenn Ihr Ideen dazu habt :)

Vielen Dank und viele Grüße
Ich habe nach 40 (!) Jahren absoluter Klavierabstinenz wieder angefangen zu spielen und Unterricht zu nehmen, altersbedingt ziemlich eingeschränkt u.a. durch hochgradige Arthrosen.
Beim Gedächtnistraining hat mir sehr schnell und erfolgreich Czerny op. 821 geholfen, das sind 8-taktige Übungen. Mittlerweile sind mehrere Seiten von z.B. Mozart o.a. gedächtnistechnisch kein Problem.
Ich würde das Auswendigspielen nicht als separates Lernziel definieren. Es ist - für mich - ein "Nebenprodukt", das mich spieltechnisch freier macht.
Grüße! C Maria
 
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  • #23
Beim Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach wirst du sicher fündig. Das sind nämlich ein Praeludium und eine Fuge pro Tonart. Schuhmann sagte darüber : "das Wohltemperierte Klavier sei dein täglich Brot." Es lohnt sich jedenfalls, sich das buch mal zu kaufen... Außerdem sind die stücke relativ kurz.
 

  • #26
Allerdings habe ich die Stücke danach auch wieder recht schnell vergessen. Ich vermute, die Gründe lagen u.a. darin, dass diese Stücke recht umfangreich und komplex waren (Musiktheorie ist daher ebenfalls eins meiner Lernziele).

Da mir aber mein ganzes Klavierleben über immer wieder die Frage gestellt wurde, ob denn nicht mal eben etwas vorspielen könne, möchte ich mir ein Repertoire aufbauen, was ich in einem solchen Fall spielen kann. Daher suche ich schöne, kurze Stücke, die man gut auswendig lernen kann. Zu einfach sollten sie nicht sein, da ich mich sonst schnell beim Spielen langweile und keinen Ansporn habe, diese wirklich zu lernen.

Wie wär's mit " John Cage: 4'33'' " ?
 
  • #27
Die Reaktionszeit auf die Frage korreliert wunderbar mit dem Inhalt der Antwort ;-)
 
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  • #28
Ich denke, es ist vermutlich falsch anzunehmen, dass der Vorgang des Auswendiglernens und Auswendigspielens bei allen Personen recht ähnlich abläuft.
Stattdessen werden je unterschiedliche, Anteiligkeiten der verschiedenen Gedächtnisarten genutzt.
Der eine hört schon gut und stützt sich auf das auditive Gedächtnis, die andere hat vielleicht ein starkes visuelles Gedächtnis und sieht quasi den Notentext vor sich, beim dritten sind motorisches Gedächtnis oder Tasten/Handbilderfassung stärker ausgeprägt. Nicht zu vergessen die Kognition bei Form und insbesondere in Bezug auf harmonische Abläufe. Mit ausreichenden Harmonielehre Kenntnissen etwa ist WTKl C-dur Präl. in kürzester Zeit memorierbar, zumal wenn zB Jazzerfahrungen vorliegen (II-V-I etc.).
Es gilt da für sich oder ggf. für die Schüler die richtigen Mischungen erstmal zu ermitteln, vorhandene Schwächen (oft im Hören, häufig auch bei harm. Kenntnissen) zu bearbeiten und die Stärken effizient auszunutzen (Lernmethoden, Wissen um Lernprozesse, Strategien/Routinen für Lernprozesse). Abhängig vom Vorunterricht sind ja häufig bei Wiedereinsteiger:innen auch stabil eingeübte feste Bahnen (Auge->Hand, vom angespannten Notenstarren zur passenden Taste ohne inneres Hören, etc.) erstmal zu überschreiben, was nicht unbedingt trivial ist.
Generell würd ich mal sagen, dass es bei "Hilfe ich kann nicht auswendig spielen" günstig ist schnell stabile Erfolgserlebnisse aufzubauen und so direkt ein Sicherheitsgefühl zu schaffen, statt Angst vor Gedächtnislücken aufzubauen oder zu bestärken.
Dazu sind wie oben schon geschrieben kurze eher leichte Sachen zu bevorzugen, die jeweils fürs Gehör und die Kognition zugänglich/begreifbar sind. Ggf. auch erstmal nur kleine Ausschnitte wählen, diese dann aber zu sicherer Ausführung bringen. Evtl. auch öfter mal das motorische Gedächtnis ausschalten durch 1/4 Tempo, etc. Bei digitalpianos ggf. auch mal stummschalten und innerlich hören lassen.
Das lässt dann stressarm die jeweils verschiedenen Gedächtnisarten nach und nach quasi 'natürlich' zusammenwachsen. Jedenfalls, wenn auch parallel an festgestellten Auswendigspiel-Defiziten (Hören, Harmonielehre, muskuläre Blockaden, etc.) gearbeitet wird.
Dann erst Umfänge erweitern.
 
  • #29
Sie alle enthalten Teile, die sich gut einprägen und sich wiederholen - aber mit Abwandlungen!
Und genau das macht MIR Probleme beim Auswendiglernen. Endlose Wiederholungen mit geringen Abwandlungen sind m.E. viel schwieriger zu memorieren als klar strukturierte Stücke a la Bach usw.. Negativbeispiele sind z.B. das Eunaudi- oder Thiersen-Gedudel.
 
  • #30
Und genau das macht MIR Probleme beim Auswendiglernen. Endlose Wiederholungen mit geringen Abwandlungen sind m.E. viel schwieriger zu memorieren als klar strukturierte Stücke a la Bach
Ich finde Bach anstrengend auswendig zu lernen, weil die Musik so polyphon ist. Hast du schonmal ne Fuge auswendig gelernt? Am einfachsten finde ich Stücke, bei der Melodie und Begleitung klar voneinander getrennt ist, und in denen die Harmonien und die Form überschaubar bleiben - wie es z.B. bei Mozart häufig der Fall ist. Aber da gibt's natürlich die blöden Reprisen, das stimmt... immer ist irgendwas :005:
 
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  • #31
... finde Bach ...

Da schmeiße ich mal die beiden Zyklen "24 Präludien und Fugen" von Schostakowitsch ins Rennen.
Man muß sie nicht so wie Tatjana Nikolajewa spielen:





Und was ist mit Domenico ScarlattI?



Doch Vorsicht: Manches von Scarlatti sieht leichter aus als es ist ...
 
  • #32
  • #33
Ich finde Bach anstrengend auswendig zu lernen, weil die Musik so polyphon ist. Hast du schonmal ne Fuge auswendig gelernt?
Das habe ich schon oft gehört. Ich finde aber gerade Fugen recht schnell memorierbar, wenn man sie erst mal Note für Note verstanden hat. Eine Fuge ist halt sehr logisch und nachvollziehbar aufgebaut.

Ich spiele zufällig am kommenden Montag 3 Präludien und Fugen aus dem WTK II. Da mache ich mir weit weniger Sorgen als beim restlichen Programm…
 
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  • #35
Erstaunlich - bei mir ist es genau das Gegenteil.
Alles andere als erstaunlich. Erstaunlich wäre es, wenn angesichts der stark differierenden Voraussetzungen, der unterschiedlichen Stärken und Schwächen von Kenntnissen, Fertigkeiten und Gedächtnisstrukturen irgendwelche für alle gültigen Repertoire Empfehlungen abgegeben werden könnten.
 
  • #36
Falls Stücke auswendig gespielt werden sollen, die gerade nicht der individuellen Präferenz entsprechen wäre es doch eine sinnvolle Idee erstmal zu schaun woran das jeweils liegt, bzw. wo das Problem steckt?
Bei Problemen des Lernens von polyphonen Stücken zB wäre zu testen inwieweit mehrstimmig gehört werden kann. Klappt es mit dem inneren Ohr 2-stimmige Inventionen vollständig incl. gesanglicher Gestaltung bzw. guter für jede Stimme eigenständiger Phrasierung zu hören? Dreistimmige Fugen etc.?
Und/oder hakt es eher an ggf. entstehenden Sackgassen bei den Fingersätzen?
Ist das Stück überhaupt verstanden, was sich zB bei Bachfugen daran testen lässt, ob man jedem Thema, jedem Motiv, jedem Ton seinem 'Job' sauber zuordnen kann? Ist die harmonische Entwicklung ausreichend klar?
Es kann auch sehr hilfreich sein sich mal selbst an (kleinen) polyphonen Kompositionen zu versuchen. Gerade bei Bach ist Vieles ja zugleich als Kompositionslehrwerk geschrieben.
Wie entscheidend das Verständnis für die Memorierbarkeit ist, lässt sich leicht demonstrieren, indem die Aufgabe gegeben wird sich eine vorgesprochene Passage zu merken, die in 3er oder 4er Gruppen buchstabierend präsentiert wird.
s o e i , n s a . t z i . s t d o . c h e i . n f a . c h z . u m e . r k e . n
 

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