Klavierstimmen mit Tunelab

Häuptling, du verwirrst mich. Wenn man diese Proben nicht braucht, warum rätst du dann einem Anfänger, sie zu machen, ohne sie ihm zu erklären? Und warum sagst du ihm immer: "Frag mich, wenn du nicht weiter kommst", wenn du zugibst, statt eines nützlichen Rates eine subtile Anspielung auf "konventionelle" Klavierstimmer gegeben zu haben?

@Krischu
"Im mittleren Bereich höre ich am lautesten die Oberquinte, worauf ich mich einhöre beim Stimmen des Chors. Ist das richtig?"
Das ist richtig, die Quinte, genauer: Duodezime, ist meistens besser zu hören als andere Obertöne, außerdem schwebt sie als 3. Teilton dreimal schneller als der Grundton, so daß ihre Schwebungen in der Mittellage genauer wahrnehmbar sind.
Im Baß dominieren die Terz (5. Teilton, also genauer: Oktav-Dezime) und Oktav-Duodezime (6. Teilton), aber dort sind die Verhältnisse selten eindeutig, denn umsponnene Saiten sind nie genau gleich, so daß man nicht selten vor dem Rätsel steht, daß die Terz schwebungsfrei ist, aber die Duodezime oder Doppeloktave nicht.

Im Gegensatz zum Häuptling bin ich der Meinung, daß es einen triftigen Grund dafür gibt, daß Klavierstimmen ein Lehrberuf ist. Ich würde an deiner Stelle wenigstens einmal in eine Stimmung durch einen guten Stimmer investieren. Dessen Stimmung -- wenn sie denn hoffentlich bei einem 100 Jahre alten Instrument und womöglich ebenso alten Saiten zufriedenstellend gelingt -- kannst du dann ja mit Tunelab oder einem geeigneten Stimmgerät nachmessen, für jeden Ton notieren und jederzeit reproduzieren, um dich dann auf das Handwerkliche zu konzentrieren, das je nach Instrument eine viel größere Schwierigkeit sein kann als das Hören von Schwebungen.

Außerdem ist zu Stimmungen zu sagen, daß es eine perfekte Stimmung nicht gibt, wohl aber gute und schlechte. Baßoktaven z.B. müssen immer ein Kompromiß bleiben, weil es kaum möglich ist, alle Teiltöne schwebungsfrei zu bekommen, was mit der Unregelmäßigkeit umsponnener Saiten zusammenhängt. Auch Temperierungen sind nie perfekt, aber bei dem einen Stimmer eben eine bessere Annäherung als bei dem anderen.
Und da selbst Stimmern, die das tagtäglich machen und die sehr viel Übung und sehr viel Erfahrung haben, keine Perfektion gegönnt ist, sollte man sich als Hobbystimmer nicht allzu viel Hoffnungen machen, man könnte das genauso gut wie ein guter Profi, denn das hieße ja, daß man selber, der sich da gerade erst hineinfummelt, klüger wäre als jemand, der das seit Jahren täglich macht und lange geübt hat.
 
So, ich bin wieder da.
Absolut ist natürlich so ein Ausdruck, und man sollte sich davor hüten.
Stimme die Chore rein. d.h ohne Schwebungen.
Auch die Oktaven werden rein gestimmt.
Was ist mit deiner Oktave A3-A4, steht die nun.
Mach jetzt mal eine Probe.
Spiel den C-Dur Dreiklang C-E-G, wie gefällt der dir.
Mach die Quarten-Quinten-Probe.
Mach die kleine Terz-große Sexte Probe.
Mach die Große Terz-Dezime Probe.
Frag mich wenn du nicht weiter kommst.
Im Diskant benutzt du den selben Stimmkeil, musst ihn nur an einer anderen Stelle, hinter dem Hammerhopf ansesetzen. Musst dich über den Flügel dabei beugen, ein bisschen Bewegung tut gut.

Gruß Chief

Terz-Dezime? Ich hab' doch erst eine Oktave gestimmt.

Also, die Oktave klingt gut. Ich bin damit zufrieden.
Wie nun weiter mit TuneLab?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Gut so, bravo, lass dich nicht beirren.
Es geht weiter mit TuneLab.
Stimme jetzt zum Diskant, da ist schwierig aber du bist ja noch ausgeruht.
Sie nur auf deine optische Anzeige und bringe die Quadrate zum Stillstand.
Wenn du zum Diskant kommst wird die Anzeige der Quadrate flickerich, konzentriere dich dabei auf die untere Frequenzanzeige und versuche den maximalen Ausschlag auf die Mittellinie zu bringen.
Danach gege zum Bass, sei ganz vorsichtig beim Hochziehen der Bass-Saiten.
Ich liebe das Geräusch wenn ein Bass- Saite wegknallt.
Du wirst sehen das TunLab beim Stimmen im Bass Bereich plötzlich partial Töne zum stimmen benutzt. Geil wa.
Nochmals sei vorsichtig.

Frohes Stimmen oder wie wir Amis sagen: "Happy Tuning"

Gruß Chief
 
"Terz-Dezime? Ich hab' doch erst eine Oktave gestimmt."
Ist das Ohr unsicher in der Beurteilung von Oktaven, gibt es ein paar Proben, die hilfreich sein können. Nehmen wir an, du stimmst die Oktave a-a', dann gilt, daß bei reiner Oktave folgende Intervalle gleich schnell schweben:
Sexte a-fis' = Terz fis'-a'
Terz a-cis' = Sexte cis'-a'
Terz a-cis' = Dezime a-cis''
Quinte a-e' = Quarte e'-a'
Das ist unabhängig davon, ob die Vergleichstöne c, cis und e rein, temperiert oder sonstwie verstimmt sind, weil bei stimmender Oktave Terz und Sexte sich immer zur Oktave ergänzen, egal wie falsch oder richtig Terz und Sexte gestimmt sind: Ist das cis' zu hoch, ist die Terz a-cis' zu weit und die Sexte cis'-a' zu eng und beide um dasselbe Maß falsch, so daß beide gleich schnell schweben, weil für beide der erste gemeinsame Teilton derselbe ist.
Beim Stimmen mit Tunelab ist das ziemlich unerheblich, denn Tunelab verspricht dir ja, die richtige Oktavstreckung zu ermitteln. Wahrscheinlich verwirrt es eher, weil du feststellen wirst, daß entweder Tunelabs Oktaven nicht so recht stimmen oder diese Regeln für die Komplementärintervalle nicht. Tatsächlich trifft beides zu: Weil Tunelab die Streckung nur interpoliert und nicht für jede einzelne Oktave anhand jedes einzelnen Obertonspektrums ermittelt, kann sie zufällig stimmen oder auch nicht (weswegen Tunelab ungefähr genauso nützlich oder unnütz ist wie manche Stimmgeräte, die verschiedene Streckungen bereits vorprogrammiert haben). Weil diese Regeln ebenfalls von völlig identischen Obertonspektren ausgehen, können auch sie zufällig stimmen oder nicht. Da jedoch die Ungleichmäßigkeiten, die durch Unregelmäßigkeiten des Obertonspektrums auftreten evtl. geringer sind als die Fehler, die man selber beim Stimmen macht, können diese Proben durchaus hilfreich sein, wenn man nach Gehör stimmt.
 
Danke, Zeisig, für die schöne ausführliche Erklärung. Ich werde mich da mal hineinhören, in diese Tests.

Häuptling, ich mache heute vormittag mit TuneLab weiter.

Bis später.
 
Noch einen hinterher.
Unter Testimonials auf der Web Seite kannste lesen:

This is the tunin programm for the 21 st. century.

Das sagt doch alles, oder?

Gruß Chief
 
Gut so, bravo, lass dich nicht beirren.
Es geht weiter mit TuneLab.
Stimme jetzt zum Diskant, da ist schwierig aber du bist ja noch ausgeruht.
Sie nur auf deine optische Anzeige und bringe die Quadrate zum Stillstand.
Wenn du zum Diskant kommst wird die Anzeige der Quadrate flickerich, konzentriere dich dabei auf die untere Frequenzanzeige und versuche den maximalen Ausschlag auf die Mittellinie zu bringen.
Danach gege zum Bass, sei ganz vorsichtig beim Hochziehen der Bass-Saiten.
Ich liebe das Geräusch wenn ein Bass- Saite wegknallt.
Du wirst sehen das TunLab beim Stimmen im Bass Bereich plötzlich partial Töne zum stimmen benutzt. Geil wa.
Nochmals sei vorsichtig.

Frohes Stimmen oder wie wir Amis sagen: "Happy Tuning"

Gruß Chief

Hallo Chief und Ihr anderen,

ich bin jetzt durch von A3 bis C8. Au, ist das schwer, den Diskant chorrein zu stimmen. Je höher man kommt, desto schwieriger.

Aber ich hab's einigermaßen hingekriegt. Sicher hat es noch die Note 4- verdient, aber ich bin einigermaßen stolz.

Mir sind auf dem Wege dahin einige Dinge aufgefallen:

Man kann den Stimmhammer ja links vom Stimmnagel ansetzen oder rechts.
Kommt man in die höchste Oktave, geht es m.E. nur noch links und man muß drücken, um den Ton anzuheben.

In der Normallage, drückt man da oder zieht man? Oder kann man beides?
(Ich meine, jetzt bezogen auf das Anheben des Tons).

Auch spielt es ja eine Rolle, ob ich den Ton dauernd anschlage und dabei
drücke/ziehe und wie fest ich ihn dabei anschlage. Ich könnte mir vorstellen, daß eine schwingende Saite besser der Zugänderung folgt, als eine ruhende Saite. Oder ist das Kaffeesatz?
 
Jetzt habe ich aber ein technisches Problem mit TuneLab. Je weiter ich runterkomme (im Moment bei A#2), desto schwächer wird mein Mikro-Signal.
Ich habe praktisch keinen Pegel mehr, auf den ich einnullen kann. Dieses Dreieck-Maximum wird immer flacher. Was ist los? Habe schon mal des Mikro gewechselt, was aber nicht viel brachte.
 
Gehe mit dem Mikro näher an Bass Saiten und beobachte die Mikro Level Anzeige rechts oben in der Ecke.
Wähle im Bassbereich einen anderen Teilton, der stärker ist manuell aus.
Musst rausfinden wie das geht.

Gruß Chief
 
Stell dich mal nicht so an, ich sagte doch es ist schwierig im Diskant, aber du warst ja noch ausgeruht deshalb habe ich dir diesen Weg vorgeschlagen.
Was soll ich denn sagen!
Thema Stimmhammer. Was für ein Loch hat deiner, Viereckloch oder Sternloch oder hat der gar eine Ratsche.
Die Saiten sollten möglichst gezogen, und der Stimmhammer rechts angesetzt werden. Ist aber meiner Meinung egal, ist nur eine Sache des Gefühls.
Sei vorsichtig beim Hochziehen, riskiere keinen Plattenbruch.

Gruß Chief
 

"Kommt man in die höchste Oktave, geht es m.E. nur noch links und man muß drücken, um den Ton anzuheben."
Du scheinst den falschen Stimmhammer zu haben. In der Regel hat ein Stimmhammer wenigsten zwei austauschbare Einsätze, nämlich einen kurzen Stimmkopf fürs Klavier und einen langen für den Flügel, so daß er über die Schloßleiste reicht, also vor, nicht über dem Stimmstock liegt und in Saitenverlängerung zeigt.
 
Gehe mit dem Mikro näher an Bass Saiten und beobachte die Mikro Level Anzeige rechts oben in der Ecke.
Wähle im Bassbereich einen anderen Teilton, der stärker ist manuell aus.
Musst rausfinden wie das geht.

Gruß Chief

Na ja, es ging irgendwie.

Den Nachmittag und Abend habe ich damit verbracht, die Tasten auszubauen, zu reinigen und zu polieren. Die weißen Tasten waren etwas vergilbt. Nicht viel, aber es fiel schon ein bißchen auf.

Übrigens, kann mir jemand ein paar Elfenbeintastenplättchen besorgen? Ich habe elf Tasten, die kleine Mauszähnchen haben. Die möchte ich reparieren.

Ansonsten bin ich von meiner ersten Stimmung begeistert. Ich konnte heute das erste Mal wieder spielen, ohne Ohrenzucken zu bekommen. Vielen Dank für Eure Hilfe.

Ich werde bald eine zweite Stimmung angehen, vielleicht in 2 Wochen.

--
Christoph
 
Das ist gut freut mich ungemein, du hast heute an einem Nachmittag mehr gelernt als andere in zehn Jahren.

Lass den Schampus Korken knallen.

Gruß Chief
 
"Kommt man in die höchste Oktave, geht es m.E. nur noch links und man muß drücken, um den Ton anzuheben."
Du scheinst den falschen Stimmhammer zu haben. In der Regel hat ein Stimmhammer wenigsten zwei austauschbare Einsätze, nämlich einen kurzen Stimmkopf fürs Klavier und einen langen für den Flügel, so daß er über die Schloßleiste reicht, also vor, nicht über dem Stimmstock liegt und in Saitenverlängerung zeigt.

Ich habe 2 Stimmhämmer, irgendwie aus vergangenen Zeiten. Sie haben beide eine Sternaufnahme. Die Griffe kann man abschrauben. Aber ich habe da nichts zum auswechseln. Im höchsten Diskantbereich komme ich mit der Seitenwand in Berührung.
 

Anhänge

  • ifIhadAHammer.jpg
    ifIhadAHammer.jpg
    37,9 KB · Aufrufe: 30
Zum Thema Elfenbeinbeläge.
Die Einfuhr von Elfenbein nach Deutschland ist verboten, kannste nirgends kaufen nur aus verschotteten Kavieren ausbauen.
Lass aber besser die Finger davon aus zwei Gründen.
1.. Die Plättchen sind aus zwei Stücken zusammengesetzt und du bekommst den Spalt nicht wieder so hin wie er einmal war.
2. Jedes Elfenbeinplättchen hat eine andere Farbe und wird im laufe der Zeit gelb und passt nicht zu deinem Klavier.

Vorschlag von mir: lass die Tasten wie se sind, und versuch die Zähnchen vorsichtig abzuschleifen und zu polieren.
Danach bleichst du die geammte Tastatur mit H2O2 Wasserstoffperoxyd im Sonnenlicht. (Blondinen kennen sich da aus)

Nun ist aber genug für heute, nicht alles auf einmal.

Ruhe dich erstmal aus und dann nimmst du dir den Diskant nochmal vor.

Gruß Chief
 
Zum Thema Elfenbeinbeläge.
Die Einfuhr von Elfenbein nach Deutschland ist verboten, kannste nirgends kaufen nur aus verschotteten Kavieren ausbauen.
Lass aber besser die Finger davon aus zwei Gründen.
1.. Die Plättchen sind aus zwei Stücken zusammengesetzt und du bekommst den Spalt nicht wieder so hin wie er einmal war.
2. Jedes Elfenbeinplättchen hat eine andere Farbe und wird im laufe der Zeit gelb und passt nicht zu deinem Klavier.

Vorschlag von mir: lass die Tasten wie se sind, und versuch die Zähnchen vorsichtig abzuschleifen und zu polieren.
Danach bleichst du die geammte Tastatur mit H2O2 Wasserstoffperoxyd im Sonnenlicht. (Blondinen kennen sich da aus)

Nun ist aber genug für heute, nicht alles auf einmal.

Ruhe dich erstmal aus und dann nimmst du dir den Diskant nochmal vor.

Gruß Chief

Ich bleiche ja gerade (über Nacht - das reicht). Kenne ich von meinen Rehgehörnen, da mache ich das auch so. Küchenpapiertuch (manchmal auch Kleenex genannt) oder Papiertaschentuch (auch Tempotuch genannt) mit H2O2 getränkt auf die Tastenoberfläche gelegt. Sonnenlicht - weiß nicht, ob das nicht eher kontraproduktiv ist. Weshalb sind die Elfenbeintasten wohl vergilbt? Sonnenlicht. Mir ist allerdings auch der Bleicheffekt von Sonnenlicht bei Wäsche bekannt.

Eigentlich müßte es doch ganz attraktiv sein, Klaviere mit Elfenbeintastatur auszuschlachten, wenngleich man aus den Tasten zwar keine kleinen Elefanten mehr schnitzen kann sondern nur noch Tasten draus machen kann :)
 
Ich muss zur Kunst und habe nur kurz Zeit.
Warum werden die Tasten gelb?
Weil sie kein Sonnenlicht bekommen, da der Klavierdeckel immer zu ist.
Mit H202 und Sonnenlicht beschleunigst du den Bleicheffekt.
Früher gab es spezielle Lampen dafür.

Gruß Chief
 
Es sieht ganz so aus, als wenn wir mit TuneLab auf dem richtigen Weg sind.
Ich weiss natürlich noch nicht alles, aber ich arbeite daran.
Es ist aber jetzt schon abzusehen, das TuneLab eine Stimmung ermöglicht von der ein konventioneller Stimmer nur träumen kann.
Das ist bitte keine Diskrminierung sondern eine Feststellung.

Der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten!

Gruß Chief
 

Zurück
Top Bottom