Klavierlehrer an Musikschulen prinzipiell "gut"?

Kettwiesel

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Hallo Clavio-Gemeinde,

hier eine - vielleicht etwas naive - Frage von einem der auf der Suche nach einem Klavierlehrer ist: Kann man davon ausgehen, dass Lehrer an Musikschulen auf ihre "Fähigkeiten" geprüft werden? Oder vielleicht anders formuliert: Ist die Wahrscheinlichkeit, dass man an einer Musikschule auf einen guten KL trifft größer als bei einem privaten Lehrer?
Mir ist klar, dass so eine generelle Frage nicht pauschal beantwortet werden kann und dann kommt es ja noch darauf an, was man unter "gut" versteht. Aber ich kenne nun den Einstellungsprozess an Musikschulen überhaupt nicht (und der wird ja auch nicht überall gleich sein). Aber als privater KL kann ja jeder auftreten der will. Ich schätze an einer Musikschule wird doch eine gewisse Auswahl stattfinden, oder?

Schon mal vorab vielen Dank für Antworten / Meinungen und viele Grüße,
Mathias
 
Mein Erfahrungsbericht: An der einen Musikschule, an der ich unterrichtet habe, fand ein Einstellungsgespräch statt und ich musste jeweils ein Konzept vorlegen, wie ich meinen Anfangsunterricht für Kinder und für Erwachsene gestalte.

An der anderen Musikschule habe ich über eine Beziehung zur Leitung angefangen zu unterrichten, ohne dass diese konkret wusste, wie mein Unterricht aussieht.

An beiden Musikschulen habe ich als Student unterrichtet. Beide Musikschulen erklärten auf ihren Websites, dass die Lehrkräfte eine musikpädagogische Ausbildung oder eine vergleichbare Qualifikation vorweisen können. Also alles sehr schwammig formuliert. Ich vermute, „schwarze Schafe“ können es sich in solchen Verhältnissen gemütlich machen.

Ich würde mich mal umhören, Schülervorspiele besuchen und auf Mund-zu-Mund-Propaganda vertrauen - egal ob Privatlehrer oder Musikschullehrer.

Übrigens: Staatliche Jugendmusikschulen haben strenge Auswahlverfahren. Solch einen Lehrer für Privatunterricht zu wählen, ist meistens kein Fehler (wobei persönliche Sympathie natürlich auch eine Rolle spielt).
 
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Kann man davon ausgehen, dass Lehrer an Musikschulen auf ihre "Fähigkeiten" geprüft werden? Oder vielleicht anders formuliert: Ist die Wahrscheinlichkeit, dass man an einer Musikschule auf einen guten KL trifft größer als bei einem privaten Lehrer?
Mir ist klar, dass so eine generelle Frage nicht pauschal beantwortet werden kann und dann kommt es ja noch darauf an, was man unter "gut" versteht. Aber ich kenne nun den Einstellungsprozess an Musikschulen überhaupt nicht (und der wird ja auch nicht überall gleich sein). Aber als privater KL kann ja jeder auftreten der will. Ich schätze an einer Musikschule wird doch eine gewisse Auswahl stattfinden, oder?

Schon mal vorab vielen Dank für Antworten / Meinungen und viele Grüße,
Mathias
Staatliche bzw. kommunale Musikschulen verlangen in aller Regel ein abgeschlossenes Studium, zumindest für das Fach Klavier. Bei anderen Instrumenten, die seltener gewählt werden (Harfe, Fagott ...), werden auch Studenten akzeptiert. So zumindest kenne ich das aus meiner Gegend.
Es ist durchaus möglich, aber nicht zwingend, dass neue Lehrkräfte an Musikschulen "Lehrproben" (Stunden mit verschiedenen Schülerinnen/Schülern) absolvieren müssen.
Grundlegend ist auch hier das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Findet man überhaupt jemand, der bereit ist, für soundsoviel Stunden zu kommen und einen Honorarvertrag zu akzeptieren? (Der Trend geht eindeutig vom Angestellten- zum Honorarvertrag!) Manche Musikschulen orientieren sich an den Bedingungen im öffentlichen Dienst und zahlen Gehaltserhöhungen, andere nicht.
Dementsprechend ist ein breites Spektrum an Lehrkräften zu finden. Logisch, dass "bessere" Lehrkräfte sich die Schulen mit besseren Bedingungen aussuchen, sofern das regional für sie möglich ist.
An "meiner" Musikschule haben alle Lehrkräfte ein abgeschlossenes Studium, allerdings sind sie sehr verschieden und ich würde nicht alle als "gut" ansehen. Aber wie Du richtig schreibst, ist "gut" eine Frage der Interpretation.
 
Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen. Dass jemand an einer Musikschule arbeitet, heißt an sich noch nicht viel. Da könnte man folgende Überlegungen anstellen:

Ist es eine kleine, private Musikschule oder ein staatlich geförderte? Erste können häufig weniger zahlen, und das auch nur im Honorarvertrag (z.B. 25€/h), wenn sie halbwegs mit den bezuschussten Preisen mithalten wollen. Das bedeutet, jemand arbeitet für relativ wenig Geld. Das muss kein Garant für schlechten Unterricht sein, kann es aber - wie in jedem Berufsfeld, wo man was "für günstig" bekommen oder mehr bezahlen kann.
Staatliche Musikschulen: Je jünger die Lehrer, desto höher die Wahrscheinlichkeit für eine methodische Ausildung. Heute wird sie oft (nicht immer) vorausgesetzt, früher gab es oft gar keine oder sie interessierte weniger. Aber: Wer lange unterrichtet, hat dafür mehr Erfahrung, und über die Qualität der klaviermethodischen Ausbildung der jungen Lehrer weiß man ebenfalls nichts. Dafür mögen manche der älteren Generation bereits resigniert haben, die jungen sind ggf. motiviert... oder die jungen sind gestresst, weil sie auf 15 Quadratmetern hausen, während die älteren sich noch einen höheren Lebensstandard leisten können...

Also wie man es dreht und wendet, man muss sich mit der Lehrperson auseinandersetzen. Dummerweise ist es für Anfänger wirklich nicht einfach, die Qualität eines Unterrichts und Lehrers zu erkennen. Darüber wurde aber hier im Forum schon immer wieder geschrieben. Kurz und knapp:

  • Der Unterricht sollte auf Augenhöhe stattfinden. Der Lehrer freundlich, geduldig sein, keine autoritären Launen, unnötigen Druck aufbauen etc.
  • Fragen müssen möglich sein und (meistens) zufriedenstellend beantwortet werden. Der Schüler sollte keine kryptische Vorstellung von etwas haben, sondern genau wissen, wie und was er spielt und üben soll.
  • Der Lehrer sollte schön vorspielen.
  • Die Musik sollte immer im Mittelpunkt stehen.
Bei Privatlehrern mag es ähnlich sein. Ganz schrecklich können die allerdings wohl nicht sein, sonst bekämen sie keine Schüler :005:
 
An der städtischen Musikschule meiner Heimatstadt musste man vorspielen und eine Lehrprobe abliefern. Ich war da sogar mal das Versuchskaninchen 😂
Ein Abschluss einer Musikhochschule wurde natürlich sowieso vorausgesetzt.
Private Musikschule zahlen mies und stellen wahrscheinlich eher auch unqualifizierte Leute ein. Ich kannte jemanden, der Grundschullehramt an der PH studiert und gleichzeitig an einer privaten Musikschule unterrichtet hat. Und der war wirklich nicht gut 🙈🙈🙈🙈
 
Ich hatte anfangs auch Unterricht an einer privaten Musikschule. Und ich hatte Glück, der Lehrer ist sehr gut.
Mittlerweile bin ich bei ihm als Privatschülerin.

Ich zahle jetzt für den gleichen Unterricht 20 € pro Monat weniger. Mir war vorher nicht klar, wie viel Geld bei der Schule landet. Das heißt, ein wirklich gute Lehrer (wie meiner :-)) wird eher nicht in der Musikschule unterrichten, der kann mit Privatschülern mehr verdienen und findet bald über Mundpropaganda ausreichen Schüler. Es sei denn, er muss sich erst einen Ruf in der Stadt erarbeiten oder kann von der Wohnsituation her eben keine Schüler zu Hause unterrichten.

Der zweite Punkt (und der war ausschlaggebend für den Wechsel): Ich hätte als Schülerin keine Möglichkeit gehabt, nach einem Lehrerewechsel beim neuen Lehrer eine Probestunde zu absolvieren oder mich gegen den Lehrer zu entscheiden. Der Vertrag läuft dann, die Stunden werden angeboten und ob man mit ihm zurecht kommt, ist dann nicht mehr relevant. Das heißt, nach dem Weggang meines Lehreres hätte ich den neuen Lehrer bis zur Kündigungsfrist "ertragen" müssen, egal ob es passt oder nicht.

Ich glaube, wenn ich (mit dem, was ich heute weiß) als Anfänger einen Lehrer suchen müsste, würde ich ihn nach seiner Ausbildung fragen. Falls (irgend) eine musikalische Ausbildung auf Uni-Niveau vorhanden ist, kann man davon ausgehen, dass er spielen kann. Ob er gut erklären kann und ob Sympathie vorhanden ist, findet man in der Probestunde heraus. Natürlich kann es dann immer noch sein, dass man bei jemanden landet, der von Musikpädagogik wenig Ahnung hat, aber ich fürchte, in der Musikschule ist man davor auch nicht geschützt.
 
Ich kenne Gitarrenlehrer, die super sympatisch sind und daher auch einige Schüler über viele Jahre hinweg unterrichten. Auffällig ist dabei, dass deren Schüler kaum Fortschritte machen. Das gilt für Musikschulen, sowie für Privatlehrer. Ich würde Konzerte der Lehrperson, sowie Schülervorspiele besuchen und mit den Lehrer:innen reden; sie nach ihrem Werdegang fragen und ob sie Schüler erfolgreich auf ein Studium vorbereitet haben. Mir persönlich ist auch wichtig, dass der/die Lehrer*in selbst Auftritte spielt und Aufnahmen vorweisen kann. Das engt die Auswahl deutlich ein und erhöht die Chance auf guten Unterricht.
 
Einen meiner großen KL habe ich über dessen Schülervorspiele gefunden.

An der Art, wie die Schüler spielen und auch was für "Typen" das so sind und auch wie der KL sich selbst kurz präsentiert (als Moderator), konnte ich eine ganze Menge herausfinden.

Kurzer Schnack am Ende mit ihm, und ein Platz auf der Warteliste war klargemacht.

(Er war ein Klangmagier. :blöd:)
 
Aus meiner Sicht: es kommt ein wenig auf die Musikschule an, aber hauptsächlich auf die jeweiligen KL.
Stimmt die Chemie? Habe ich das Gefühl, dass ich weiter komme? Wie geht´s weiter, wenn ich einen Hänger über ne gewisse Zeit (Wochen, Monate) habe ? Flexibilität - auf beiden Seiten ?
(Aus meiner Sicht auch wichtig: passe ich zum KL, oder ist die Stunde ne Qual, und wird nur gegeben, damit Geld reinkommt ?).

Ob sich ein wirklich Guter noch über eine Musikschule vermitteln lässt, sei dahin gestellt.
 

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