Klavier-Mechanik Restauration

So belassen. Ich nehme einfach an dass durch die Hitze das Tuch etwas schrumpft. Die Achsen waren aber auch nicht so schwergängig wie bei Dir, glaube ich zumindest. Also die Hämmer haben sich schon noch bewegt, aber teilweise nicht schnell genug repetiert.
 
[QUOTE="st_w, post: 536939, member: 15843"eine elektrische Variante gelesen, bei der man die beiden Enden der Achse an eine Stromquelle anhängt.

[/QUOTE]

Ja, geht auch...Musst halt nur Obacht geben daß Du die Tuche ned brätst.

LG
Henry
 
:idee: Das geht auch mit Wiener Würstchen...
 
Ich komme leider meist nur am Wochenende, und selbst dann nicht immer zum werkeln am Klavier, darum hält sich der Fortschritt in Grenzen, aber ich möchte trotzdem wieder einmal über meine bisherigen Versuche und neuen Erfahrungen berichten.

Von den vier Achsen habe ich beschlossen mit der Hammernuss-Achse zu beginnen, da diese leicht freizulegen ist (ein Schraube zu lösen) und ich meine aus den Videos die ungefähre Achsreibung zu kennen. Als Versuchsobjekte haben die Hämmer im ganz hohen Diskant bzw. tiefen Bass herhalten müssen, die man hoffentlich nicht allzu oft braucht :-)

Zuerst hatte ich die Achse herausgenommen, wobei jeweils ein paar Flankerl Filz von der scharfen Kante am Achsende mitgenommen wurden. Daraufhin hab ich mit einem glatten Stift den Achsfilz rundherum zusammengedrückt. Da ich keine neuen Achsen da habe und die alte eigentlich ganz gut aussah (keine Korrosion o.ä.) hab ich die scharfen Kanten an einem Achsende mit einer kleinen Feile entgratet und minimal abgerundet, um die Achse wieder ins Achsloch stecken zu können ohne den Filz zu beschädigen (hoffe ich zumindest). Beim Hineinstecken lösten sich jedoch auch wieder ein paar Flankerl Filz, den ich entfernt hab. So hab ich die Achse von beiden Seiten probeweise hineingesteckt bzw. hineingedreht und ein wenig in alle Richtungen bewegt. Das hab ich so oft wiederholt bis die Achse halbwegs leichtgängig war.

Die erste Methode war sehr langwierig und heikel, damit ja nicht zu viel Filz-Flankerl abgetragen werden, da kam @Peter 's Vorschlag mit der Bügel-Methode genau recht. Ich verwendete den Lötkolben und fing erstmal mit Temperaturen um die 150° an und hielt die Lötspitze ein paar Sekunden auf die (noch im Lager befindliche) Achse. Das brachte jedoch keine merkbare Verbesserung. Nach vielen Versuchen endete ich bei ca. 280°C und etwa 15 bis 20 Sekunden Erwärmung der Achse; manchmal auch noch länger je nach ursprünglicher Festigkeit der Achse. Welche Temperatur die Achse in dieser Zeit erreicht kann ich schwer sagen, aber die Resultate fand ich ganz gut. Insbesondere gefiel mir, dass es damit nicht nötig war die Achse auszubauen und keinen Filz abzutragen.

Bei besonders hatnäckingen Fällen habe ich auch eine Kombination beider Methoden angewandt. So habe ich bisher die ersten Hammernuss-Achsen wieder gängig gemacht. Ich bin gespannt auf Eure Kommentare und Meinungen und eventuell Tipps, was ich keinesfalls/anders/besser bei den restlichen Hammernuss-Achsen machen sollte. Ebenso weiß ich noch nicht, wie ich mit den anderen Achsen verfahren soll, da die Bügel-Methode aufgrund der nicht-ausbaubaren Achsen nicht in dieser Art machbar ist.
 
Du wirst um so ein "Achsenein-ausdrück-Werkzeug" nicht herum kommen, wenn Du alle Achsen vernünftig machen willst.

Deine Methode "a" habe ich auch schon mal bei einem einzigen Hammer gemacht, der etwas schwer ging, mit dem gleichen Ergebnis: Verletzung des Achstuches. Von daher wird da mehr kaputt als ganz gehen.

Die "Bügelmethode" (was ein Name :-) ) funktioniert mit einer heißen Zange mit Sicherheit besser als mit einem Lötkolben. Wichtig dabei ist den Hammer mit der warmen Achse rotieren zu lassen. Also falls Du einen Gasherd oder Lötlampe oder so was hast, würde ich die "Bügelmethode" damit machen.
 
Danke für die Antwort. Ich hatte bei meinen Versuchen bei Methode "a" eher das Gefühl, dass neue Achsen einem besseren Ergebnis zuträglicher gewesen wären, als dieses Werkzeug. Denn im Grunde erleichtert es ja nur das herausdrücken mit einem Stift und hineindrücken mit einem Bolzen, das ich auch jeweils so manuell gemacht habe. Die bestehenden Achsen konnte ich natürlich nicht anspitzen, so wie neue Achsen es wären (sondern nur ein wenig abrunden), da sie sonst zu kurz bzw. zu lose würden. Das war meines Erachtens nach das größte Manko bei dieser Methode.
Aber ich teile nach meinen Versuchen deine Einschätzung, dass man insgesamt dabei leicht mehr Schaden anrichten kann als es hilft.

Zum Bügeln der Achstücher: ich habs mit dem Lötkolben probiert, da ich da die Temperatur genau regeln kann, aber ich werds auch noch deinem Rat zufolge mit einer heißen Zange probieren. Eine Lötlampe hab ich. Ich hab bisher (mit dem Lötkolben) jeweils 4-5 Sekunden die Achse jeweils auf beiden Seiten (innen) und jeweils mit leichtem Druck von oben bzw. unten angewärmt. Gleich danach hab ich mit einer Zange die sicher noch warme/heiße Achse gedreht. Gleich mit einer heißen Zange zu arbeiten wäre da sicher einfacher, aber ich denke das Ergebnis sollte sehr ähnlich sein - ich werds bei nächster Gelegenheit ausprobieren.

Vielen Dank nochmals für die Antworten bisher - ich würd mich über weitere Beiträge sehr freuen.

Ich bitte um Nachsicht für meine meist kritisch hinterfragende Herangehensweise, aber so sammle ich für mich persönlich am Besten Erfahrungen. Ich denke dieses Zitat passt dazu ganz gut:

"Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better."
(Samuel Beckett)
 
Gleich danach hab ich mit einer Zange die sicher noch warme/heiße Achse gedreht.
Ah ok, das habe ich nicht heraus gelesen.

Ich hatte bei meinen Versuchen bei Methode "a" eher das Gefühl, dass neue Achsen einem besseren Ergebnis zuträglicher gewesen wären
Ja klar; mein Geschreibsel bezog sich dabei auch auf neue (angespitzte) Achsstifte.
 
Ich habe immer alle Größen in meinem Köfferchen. Schreib mir und ich schicke Dir ein paar verschiedene Achsen in verschiedenen Dicken.
Herzlichen Dank für das Angebot, das käme genau recht, denn es scheint nämlich leider aktuell so als ob die Achsen getauscht werden müssten, da die "Bügelmethode" nicht so funktioniert wie erhofft; aber alles der Reihe nach:

Nachdem letztens das Bügeln der Achstücher so gut geklappt hatte (ich habe mit ca. 15 Achsen so verfahren) wollte ich mich heute mit den restlichen Hammernuss-Achsen ans Werk machen. Doch leider musste ich feststellen, dass die zuletzt bereits ausreichend leichtgängigen Achsen wieder schwergängig geworden sind mit praktisch keinem Unterschied zum ursprünglichen Zustand! :konfus::-(
Ich habe eine Achse wieder angewärmt und sie wurde wieder gängig, aber offensichtlich dauert der Effekt nur kurze Zeit an.

Also stellen sich mir Fragen:
Was könnte ich falsch machen? Zu wenig Hitze?
Könnte das Klima in der Werkstatt (18°C, 60% Luftfeuchtigkeit) daran schuld sein? Zu kalt? Zu feucht?
Welche Beschädigungen der Achse wären denkbar, muss eventuell sogar das Achstuch ausgetauscht werden?
 
Wie war die Achse beschaffen, die du raus gezogen hast? Achsen sind oft korrodiert. Die Oberfläche ist dann so weißlich matt angelaufen und nicht mehr so glatt wie bei neuen Achsen. Oder sie sind wirklich sichtbar verrostet.... alles schon gehabt. Manchmal ist auch das Tuch verdreckt

Das sicherste sind Reibahle und neue Achsen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wie war die Achse beschaffen, die du raus gezogen hast? Achsen sind oft korrodiert. Die Oberfläche ist dann so weißlich matt angelaufen und nicht mehr so glatt wie bei neuen Achsen. Oder sie sind wirklich sichtbar verrostet.... alles schon gehabt. Manchmal ist auch das Tuch verdreckt
Der Teil der Achse, der im Achstuch gelagert ist (also beide Seiten außen) sahen eigentlich für mein Auge in Ordnung aus. Ich werd bei nächster Gelegenheit ein Foto machen und reinstellen. Wie die Achstücher innen aussehen kann ich nicht sehen (ob verdreckt oder nicht), aber ich hab vor einer Weile schon einmal mit Alkohol+ein wenig Wasser auf eine Achse angewandt, was vermutlich Verschmutzungen beseitigen sollte, und das hat aber nichts gebracht.

Das sicherste ich sind Reibahle und neue Achsen.
Wird wohl auf das hinauslaufen. Leider auch deutlich aufwändiger und teurer. Ich muss mir da noch so eine Achs-Abzwick-Zange und Reibahle besorgen und natürlich die Achsen, deren richtige Stärke ich auch noch vorher herausfinden muss.
 
Ich habe in den letzten Tagen wieder etwas Zeit für die Achsen gefunden nachdem ich das verlängerte Wochenende mit der Reinigung verbracht hatte. Eine Mikrometerschraube habe ich leider nicht, aber lt. Messschieber (analog) hätte ich auf 1,325 mm Durchmesser getippt nach dem stichprobenhaften Messen dreier Achsen. Ein Foto hab ich auch gemacht, wie angekündigt, aber da bräcuhte es wohl eine gute Kamera (anstatt Smartphone) um wirklich etwas zu sehen. Ich habs trotzdem angehängt - die linke Achse ist original, die rechten beiden habe ich im Zuge meiner früheren Versuche abgerundet, wie in einem vorherigen Beitrag beschrieben.

Bezüglich Beschaffung der Ersatzteile scheint mir FTP die beste Kombination aus Sortimentsumfang + Preis zu bieten - Auswahl gibt es ja leider eh nicht viel, Meyne und Howard Piano Industries sind die einzigen wo ich noch Achsen für Private zum Kauf gefunden hab. Und Piano Parts Austria hab ich angeschrieben und die waren ganz nett und hätten gemeint sie könnten eine Ausnahme machen, mal schauen, aber vermutlich wird nicht recht ein Unterschied zur Direkt-Bestellung im Meyne B2C Shop sein. Ich hätte auch bei Piano Supply geschaut @Mawima, dort aber weder Achsen noch sonstige Reparaturteile (Dämpferfilze, Leder, ...) finden können - oder hab ich nur falsch gesucht?.
Das Achsen-Set (wie von @Einflügler vorgeschlagen) ist mir für meine Verhältnisse zu teuer - um das Geld kann ich mir eine ganze Reihe 200er Packungen von Achsen verschiedener Stärken kaufen.

Kann man eigentlich aus Erfahrungswerten einschätzen welche Achsen-Stärke ich vermutlich benötigen werde, oder geht das nur durch ausprobieren?

Bzgl. Werkzeug hab ich auch geschaut: so ein Achs-Rein/Raus-Drück-Werkzeug kostet mir mit über 100 € (bei FTP) zu viel, aber das ist glaub ich gar nicht so wichtig. Wichtig wäre eine Reibahle in dieser winzigen Größe. So etwas habe ich bisher einzig bei Meyne gefunden, dabei gibt es zwei Sätze um 60€ bzw. 30€, wobei letzterer mit "Aufreibahlen rund Satz / Tasche" betitelt ist - ist das ein Schreibfehler ("Ausreibahlen") oder ist das etwas anderes als das doppelt so teure Produkt?
 

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Schreib mir und ich schicke Dir ein paar verschiedene Achsen in verschiedenen Dicken.
Das war ernst gemeint. Ich dachte an: ich schicke dir einfach zum Probieren im Briefumschlag ein paar Achsen. Ist aber wohl nicht so verstanden worden.

In PianoSupply habe ich nur ca. 400 Artikel. Ich habe aber auf ca. 9000 Artikel von Baumgärtel, Jahn und Meyne Zugriff. Einfach anfragen. Sogar Meyne Artikel sind meist über mich günstiger zu bekommen... hat sich aber leider noch nicht wirklich rumgesprochen. :-)
 
Nach sehr anstrengenden 1 1/2 Wochen (und beinahe null Zeit fürs Klavier) möcht ich mich wieder melden.

Die Oberfläche sieht auf dem Bild recht rau aus.
Wenn dem in Natura so ist, sind neue Achsen dringend empfehlenswert.
Ich glaube das täuscht auf dem Bild, aber denke die Achsen müssen trotzdem gewechselt werden. Es ist z.B. bei fast allen Hammernuss-Achsen so, dass das Metallplättchen welches eigentlich die Achse halten sollte locker ist und sich die Achse anstatt im Achsloch dort dreht. Wenn man die Schraube zum fixieren des Plättchens dann anzieht steckt der Hammer bzw. genauer gesagt die Hammernuss-Achse bewegt sich nur noch schwer, da jetzt die Achse im mit Filz ausgekleideten Achsloch (links und rechts) rotieren muss.

Ich bin nun an einem Punkt angelangt, an dem ich vermutlich ohne zusätzliches Material und Ersatzteile nicht mehr weiter komme. Ich bin bereits in Kontakt mit @Mawima, aber möchte Euch meine weiteren angedachten Schritte natürlich auch nicht vorenthalten und bin für jeden Kommentar oder Vorschlag dankbar.
Meine Einkaufsliste sieht bisher wie folgt aus:
  • Mechanik Achsen
  • Reibahlen-Set für Achsen
  • Gegenfänger-Leder; ca 1,5mm dick (9mm breit)
  • Fängerfilz 6mm grün
  • Dämpferfilz Bass 1-chörig Streifen mit grünem Unterfilz
  • Dämpferfilz Bass 2-chörig Streifen mit grünem Unterfilz
  • Dämpferfilz Bass 3-chörig Streifen mit grünem Unterfilz
  • Filz 1mm grün für Diverses (z.B. Pedale)
  • Filz für Tastengarnierungen grün (Dicke derzeit ca 1mm, neu ??)
  • Dämpferfilzstreifen für Mittellage / Diskant ?? (2 Stück)
Bei den Tastengarnierungen weiß ich die Stärke noch nicht. Der Holzausschnitt ist jeweils 4,5mm breit. Waagebalkenstift 3,9mm Durchmesser. Klaviatur-Vorderstifte 3,3mm Durchmesser.
Bei den Dämpferfilzen weiß ich noch nicht was es für Mittellage / Diskant gibt - hab bisher eigentlich nur was für den Bass gefunden. Bräuchte so Dämpferfilzstreifen mit grünem Unterfilz auch für Mittellage/Diskant. Bei mir sieht das so aus wie auf diesem Bild (nicht von mir) links: https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/736x/0f/91/41/0f91410f360aa58a8cf4ecb9d29f5ed3.jpg Also einfach so quaderförmige Klötze.

Des weiteren hab ich mir inzwischen Literatur besorgt, um mich etwas besser ins Thema einarbeiten zu können. War gar nicht so einfach, denn nur wenige Bibliotheken hatten Werke zum Thema Klavier-Reparatur/Regulierung/Stimmung in Ihrem Bestand. Gefunden habe ich schließlich folgende Bücher, wovon ich mir letztere drei erstmal ausgeliehen hab:
  • Piano Servicing Tuning & Rebuilding : for the professional, the student, the hobbyist / Arthur A. Reblitz
  • Die Regulierung von Piano- und Flügelmechaniken / Carl-Johan Forss
  • Piano- und Flügelreparatur / Carl-Johan Forss
  • Piano- und Flügelstimmung / Carl-Johan Forss
Klavier-Bücher.jpg

Ich hatte leider noch nicht besonders viel Zeit, aber hab schon einmal einen Blick in "Piano- und Flügelreparatur" von Carl-Johan Forss geworfen. Es sind darin sehr viele interessante Infos drin, aber ehrlich gesagt hatte ich noch größere Erwartungen an den Inhalt, die dann etwas enttäuscht wurden. Ich hätte es gern noch ein bisschen detaillierter und besser strukturiert gehabt. Ist aber wie gesagt der erste Eindruck und vielleicht ändert sich der noch je mehr ich davon lese. Gefallen hätte mir auch das Buch "Pianos Inside Out" von Mario Igrec nach dem Lesen des online verfügbaren Probekapitels, das ich aber leider in keiner für mich erreichbaren Bibliothek finden konnte.
 
Da sich die Kommentare zu meinem vorigen Beitrag leider sehr stark in Grenzen halten schreib ich selbst wieder mal was ;-)

Und um Euch einen weiteren langen Beitrag zu ersparen möchte ich ein bestimmtes Thema herauspicken, und zwar die Dämpferfilze ab der Mittellage. Aktuell sehen die alle in etwa so wie diese beiden aus: https://www.clavio.de/attachments/img_20170409_010154-jpg.14592/

Frage(n): Mit was kann man diese Filze ersetzen? Wenn ich z.B. bei FTP schaue, sehe ich nur diese Form von Filzen: http://ftppianoforti.com/de/parti-meccaniche/3388-201-c.html
Die scheint viel breiter bzw. länger zu sein; kurz gesagt: nicht zu passen. @Mawima hat auch von "gestepptem" Filz gesprochen - ist das so etwas? Und wie unterscheiden die sich von meinen aktuellen Dämpferfilzen? Warum nimmt man eher die eine oder andere Art (Vor/Nachteile) ? Mit welchen Filzen würdet Ihr die aktuellen Dämpfer ersetzen?
 

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