Klassik in der Unterschicht

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19. Jan. 2011
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Wisst Ihr eigentlich, dass im Hamburger Hauptbahnhof seit einigen Jahren klassische Musik dazu verwendet wird, Penner zu vertreiben? Die sollen diese angeblich nämlich so unausstehlich finden, dass sie das Weite suchen.

Klassik als funktionale Musik also, nicht nur zwecks Repräsentation in der Oberschicht, sondern auch als eine Art Insektizid für die Unterschicht...

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
sondern auch als eine Art Insektizid für die Unterschicht...

jetzt musste ich aber schwer lachen :D

Ansonsten - ich fühle mich diskriminiert... Klassik in der Oberschicht, Klassik in der Unterschicht... was ist mit mir???
Ich bin dazwischen, sozusagen die mittlere Brotscheibe zwischen den beiden Fleischscheiben des BicMacs.
Ich werde von ihnen zerdrückt... ich glaube ich gerate gerade in eine Lebenskrise :D
 
jetzt musste ich aber schwer lachen :D

Ansonsten - ich fühle mich diskriminiert... Klassik in der Oberschicht, Klassik in der Unterschicht... was ist mit mir???
Ich bin dazwischen, sozusagen die mittlere Brotscheibe zwischen den beiden Fleischscheiben des BicMacs.
Ich werde von ihnen zerdrückt... ich glaube ich gerate gerade in eine Lebenskrise :D

Dun hast es erfaßt, wir sind die bourgeoisen Spießer, die langweilige zähe Masse und verdienen es darum zerquetscht zu werden. :twisted:

Den Begriff des "Klassischen Musikinsektizids" finde ich übrigens fantastisch!
 
Wisst Ihr eigentlich, dass im Hamburger Hauptbahnhof seit einigen Jahren klassische Musik dazu verwendet wird, Penner zu vertreiben? Die sollen diese angeblich nämlich so unausstehlich finden, dass sie das Weite suchen.

Klassik als funktionale Musik also, nicht nur zwecks Repräsentation in der Oberschicht, sondern auch als eine Art Insektizid für die Unterschicht...

Es grüßt
Die Drahtkommode

Na so was !! Das kennen wir in Wien so überhaupt nicht! Im Gegenteil, bei der U-Bahn Station gleich unter der Wiener Staatsoper steht die wohl peinlichste Attraktion unserer Stadt; die Opera Toilet!
Und so sieht sie aus, die Wundertüte:
Vienna-Austria-Opera-Toilet.jpg


Mehr als den Eingang habe ich noch nie erblicken dürfen, dafür ist diese ominöse Einrichtung nicht zu überhören! Egal zu welcher Tageszeit, das vehemmente Gedudel von Donauwalzer alla Lautsprecher-Gerausche johlt einem durch die Ohren, sobald man sich diesem Gedröhn nur nähert.

Weil unsere singenden Toiletten aber sehr warmen Unterschlupf gebieten, erfreuen sie sich höchster Beliebtheit unter Obdachlosen, denen der akribisch wiederholte "Wohlklang" kein Dorn im Gehör zu sein scheint.

Das macht den Glanzpunkt der Stadt gleich noch touristenfreundlicher...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wisst Ihr eigentlich, dass im Hamburger Hauptbahnhof seit einigen Jahren
klassische Musik dazu verwendet wird, Penner zu vertreiben?

Wir hatten das Thema schon mal an anderer Stelle.

Aber nicht Penner sind die Zielgruppe, sondern Drogenabhängige -
ein großer Unterschied, auch wenn es zwischen den Gruppen Schnittmengen gibt.

Die Beschallung ist dezent, ungefähr der hier a.a.O. diskutierten Barpiano-Lautstärke ähnlich.
Bei der Musik, die imstande ist, Junkies den Aufenthalt am Hauptbahnhof zu vermiesen,
handelt es sich vorwiegend um Barock-Gedudel, nichts Prominentes,
womit sich ein Querbezug zur Diskussion im "Galina Vracheva"-Thread ergibt.
Ich wüßte gerne, wer für die Repertoireauswahl zuständig gewesen ist.
Es muß ein Fachmann gewesen sein, der aus dem Berg an Triosonaten, Tafelmusiken, Concerti grossi,
gewissermaßen der MUZAK des Generalbaßzeitalters, oder auch aus klassischen Divertimenti
den Bodensatz herausgesucht hat - zu unbekannt, um bei Klassik-Freaks ob des Mißbrauchs
ihrer Lieblingsstücke Empörung hervorzurufen, aber gut genug,
um Junkies das Leben künstlich zu erschweren.

Anhand dieses traurigen Themas lassen sich Wesensmerkmale der sogenannten klassischen
Musik herausarbeiten, die für drogenabhängige Nichtliebhaber offenbar unaushaltbar sind:
häufige Harmoniewechsel, oft auf jeder Zählzeit, statt ausgedehnter Klangteppiche,
permantes Kadenzieren, also ausgeprägte Tonalität, statt der im Pop oft bevorzugten Modalität,
komplexere Stimmenverläufe, d.h. Durchpolyphonisierung der Stimmen oder durchbrochene Arbeit,
statt undurchbrochener Oberstimmenmelodik.

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Salut Gomez,

nun, da ich werktäglich zweimal den Hauptbahnhof passiere, kann ich Dir sagen: Es ist durchaus nicht nur das Muzak-Barock, sondern ich bekomme auch die anspruchsvolleren Chopin-Werke und Bachsche Fugen in Ohr geträufelt... :-D

Die Junkies brauchen es offenbar immer härter! :mrgreen:

Es ist glaube ich etwas müßig, sich über all das aufzuregen. Die toten Komponisten mögen im Grabe rotieren, ihre Werke sind gemeinfrei, Klassik ist ein absolutes Minderheitenprogramm, und ich meine auch nicht die Klassik, die wir von Klassik-Radio oder dank dieser privaten Konkurrenz auch vom Norddeutschen Rundfunk häppchenweise serviert bekommen...

Vienna, da habe ich ein Studienobjekt für meinen nächsten Wien-Besuch!

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Also ich kannte als Begründung für diese Berieselung: "Dadurch wird die Gewaltbereitschaft gesenkt"

Ansonsten muss ich daran denken, wie ich als verschüchterte 19 Jährige einem Junkie gestand, dass ich grad Bilder einer Ausstellung besonders gern höre. Reaktion: "Mann ey, Mussorgsky ist total cool"
 
Off-Topic!!!

Ich habe ja immer ein Problem mit diesem Schichtenvokabular. Hier wird es ja nicht abfällig eingesetzt, aber man bedenke mal, dass die unterste Schicht eines Hauses und vieler anderen Objekte oft verantwortlich ist für die Stabilität etc. des Ganzen ....... . Ich wünschte, man würde in Deutschland und natürlich anderen Ländern handeln. Wobei ich mir auch an die eigene Nase fassen muss und viiiel zu wenig mache.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich plädiere für die Abspaltung der Diskussion in weitere Unter-Threads:

Mainstream-Pop in der unteren Oberschicht

Kuschel-Klassik in der gehobenen Mittelschicht

Dodekaphonie im Prekariat

(Plagiierter) HipHop für den niederen Dienstadel


Liste kann fortgesetzt werden


Lieber Gomez,

ich schließe mich Rolf aus vollstem Herzen an: herrlich!!! :D

Als Klavierlehrerin schwanke ich nun zwischem niedersten Dienstadel und dem Prekariat! :D Also zwischen Dodekaphonie und (plagiiertem) HipHop. :trompete:

Liebe Grüße

chiarina
 

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