Klassik für Anfänger (Konzerte)

Stilblüte

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Das Thema passt überall und nirgends hin - darum stelle ich es mal hier ein:
Und in mir reift schon seit längerem der Gedanke, Konzerte "Klassik für Anfänger" anzubieten. Mal sehen. Ich dachte immer, entweder man mag Klassik und interessiert sich dafür, oder man mag es nicht und lehnt es ab, und solche "Anfänger-"Konzerte zielten demnach auf eine nicht existente Hörerschaft ab. Ist dem doch nicht so?
Mir würden da schon ein paar Dinge einfallen, wie mir sowas gefallen könnte.

Voilà, hier der Faden. @DonMias teile mir doch mal deine Ideen mit, ihr anderen dürft auch gerne etwas schreiben. Ich will mal mit meinen Vorschlägen zunächst niemanden beeinflussen.
 
Das müssten auf jeden Fall moderierte Konzerte sein. Ein sicher nie zu erreichendes Vorbild wären die "Young People's Concerts" von Leonard Bernstein. Später hat Justus Frantz - auf niedrigerem Niveau - etwas Ähnliches für Erwachsene gemacht.
Wichtig ist auf jeden Fall die einführende, erklärende Moderation. Zu jedem dargebotenen Stück gehört eine "Geschichte". Ansatzweise leisten das ja auch gute Hörfunkmoderatoren, z.B. Hans-Jürgen Mende auf NDR Kultur.
Solche Konzerte sollten auch jeweils ein Thema haben. Beispielsweise "Erstlingswerke großer Komponisten" oder "Klassik in der Werbung". Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt.
In gedruckter Form hat Joachim Kaiser versucht klassische Werke einem "unvorbelasteten" Leserpublikum näher zu bringen. Seine Serie in der "Bunten" war seinerzeit so erfolgreich, dass daraus zwei Bücher entstanden.
Ich selbst trage mich mit dem Gedanken, dem "Inselradio" in meiner zweiten Heimat Mallorca eine wöchentliche Sendung "Erklärte Klassik" anzutragen. Ich habe da schon zwei Mustersendungen produziert. Ich fänd's toll, wenn die mich nehmen würden.

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Ich versuche mal hier den Link zu google drive zu platzieren, wo ich eine meiner oben erwähnten Mustersendungen hochgeladen habe:

Sendung 03.mp3

Es geht eine Stunde lang um mediterrane Musik. Viel Spaß beim Hören!

LG Martin
 
Soetwas gibt es ja schon in großer Bandbreite.
An beinahe allen Konzerthäusern gibt es Konzertpädagogen. Deren Zielgruppe sind meist zwar Babys, Kinder und Jugendliche aber es gibt auch immer mehr Konzerte für interessierte Klassikneulinge im Erwachsenenalter.
Zum Beispiel die Konzertreihe "Zweimal hören" im Konzerthaus Berlin.
https://www.konzerthaus.de/de/zwei-mal-hoeren

Es gibt so viele unterschiedliche Konzertformate mittlerweile, man muss sich nur umhören.
Natürlich ist die Gestaltung eines eigenen Konzertes solcher Art ein schönes Vorhaben. Unabdinglich ist dabei natürlich die Moderation. Ob man diese selber übernimmt oder einen Sprecher/Schauspieler oder Musikwissenschaftlicher hinzuzieht bleibt einem selber unter Einbezug des zur Verfügung stehenden Budgets überlassen.
Denkbar wär auch das Spielen einzelner Abschnitte und deren Erläuterung. Die Musik sollte dabei natürlich gut gewählt sein.

Es ist auf jeden Fall fast schon gängig, seine Konzerte zu moderieren und die Stücke dem Publikum somit nahe zu bringen. Wenn man nicht gerade in der Spitzenklasse spielt.
Gut spielen ist leicht, es dem Publikum zu vermitteln (mittels Interpretation oder sogar Moderation) umso schwerer.
 
also ich als klassischer Nicht-Klassiker würde mich freuen, wenn man mir ein paar klassische Werke erklären könnte / würde.
Wie wurde z.B. der Gedanke und die Idee musikalisch umgesetzt? Welche "Hardware" hatte man damals zur Verfügung? Gab es Limitierungen z.B., was die Instrumente anbelangt? Welche alternativen Möglichkeiten hätte es gegeben, um eine spezielle gewollte Stimmung beim Hörer zu erreichen? (Banales Beispiel: Gibt es bevorzugte Tonarten, um romantische Stimmungen zu erzeugen?) Wie wurde eine Dynamik aufgebaut? Welche Spielart ist typisch für den jeweiligen Komponisten, für die jeweilige damalige Zeitepoche?

Und wenn diese Fragen dann auch mit einem musikalischen Beispiel unterlegt würden, könnte ich mir sehr gut vorstellen, das nächste Mal, wenn ich Klassik höre, dies auch richtig interessant zu finden.:super:

Vor langer Zeit hatte ich so etwas in der Art zufällig am TV gesehen, noch in s/w und ich glaube, es war Jorge Bolet, bin mir aber nicht sicher.
 
@thinman: Es kommt darauf an, wen man erreichen will. Die Erörterung von Tonarten und Dynamik setzt beim Hörer bereits gewisse Kenntnisse voraus. Du erwähnst Jorge Bolet. Mir fallen die Erläuterungen von Murray Perahia zu Mozart-Klavierkonzerten ein. Das war aber schon ziemlich speziell und dürfte den absoluten Laien überfordert haben. Man muss einfach klar sehen, dass im Bereich der Musik heute vieles nicht mehr zum Allgemeinbildungs-Kanon gehört, was in den 60ern des vorigen Jahrhunderts, als Bernstein seine Young People's Concerts veranstaltete, noch selbstverständlich war. Wenn man den "Anfänger" von heute da abholen will, wo er steht, muss man auf jegliche Fachtermini verzichten. Ich habe 40 Jahre (fachfremd) Musik unterrichtet und weiß, wovon ich rede. Kleines Beispiel: in der Werbung für irgend einen Fruchtquark kam der Anfang des b-moll-Klavierkonzerts von Tschaikowsky vor. Diesen Werbespot setzte ich an den Anfang meiner Stunde. Für meine Sechstklässler war damit die Brücke zu etwas, was sie kannten, geschlagen. Der Tschaikowsky war für sie nun die Fruchtquark-Melodie. Und nebenbei erfuhren sie, dass Tschaikowsky eben doch mehr ist als Fruchtquark.
Ich denke, dass man auch bei einem erwachsenen Publikum am weitesten kommt, wenn man es da abholt, wo es steht. Dazu ist es hilfreich an Bekanntem anzuknüpfen.

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Mein Gedanke galt zunächst mal folgender Zielgruppe:

"Ich hab mal irgendwo so ein romantisches Lied gehört, das war glaub ich von Chopin, das fand ich sehr schön. Dann hat mich meine Tante / Oma / Schwägerin / Kollege mal mit in ein Klassik-Konzert genommen, da wurde eine Sinfonie von Beethoven gespielt, die fand ich auch schön. Auf YouTube habe ich zufällig ein paar Lieder von Lang-Lang gefunden.
Mich interessiert das alles, aber ich habe keine Ahnung. Wo werden Konzerte angeboten, was spielen die da, was könnte ich anhören? Was gefällt mir?"

Sowie noch etwas Fortgeschritteneren à la
"Ich hatte als Kind Klavierunterricht und die Sachen fand ich alle schön. Da war xyz dabei. Ich möchte gerne mehr hören und das alles Verstehen. Wo soll ich anfangen? Ich weiß nicht was der Unterschied zwischen einem Oratorium und einem Organum ist. Wozu braucht man den Dirigenten?"

Alles andere sind, wenn man im Laienbereich bleibt, schon fast Fachvorträge. Keine Frage soll zu dumm sein und keine Erklärung zu banal. Quasi von null, from scratch.
 
"Klavierspielen ist leicht" (Zitat Heinrich Neuhaus). Echt? Warum hat er dann ein ein Buch darüber geschrieben und ein paar Volldeppen unterrichtet?
 
Ich glaube, das Programm muss einfach stimmen, dann läuft das. Nicht zu lange, eingängige Stücke, bisschen was Virtuoses dabei zum Beeindrucken, etwas Langsames, Gefühlvolles und natürlich locker auftreten.
 

So etwas gibt es hin und wieder im Radio.

Das SWR hatte eine tolle Reihe über das "wohltemperierte Klavier "

http://www.swr.de/swr2/programm/sen...52/did=18204150/nid=659552/1kb9fu6/index.html


Wohltemperiertes Klavier halte ich außer vielleicht c-Moll aus Band I nur leider für total ungeeignet, auch wenn das grundsätzlich gut gemacht ist.
In meinem Freundes-und Bekanntenkreis kommt immer was romantisch Expressives oder Virtuoses gut an, Chopin und Liszt und ähnlicher Kram, eventuell noch Beethoven.

Mondscheinsonate, Appassionata, Revolotionsetüde, Fantasie-Impromtu, Ballade Nr. 1, Ungarische Rhapsodie Nr. 2, La Campanella oder sowas sollte man nehmen, wenn man speziell junge Leute, die sonst soetwas nicht hören erreichen will.
 

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