Kirchenmusikstudium - WHAT?!

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TiNte

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29. Dez. 2008
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Guten Abend,

zuvor wünsche ich euch allen ganz ungeniert frohe sowie besinnliche Tage in der Weihnachtszeit.

Besinnung hatte ich als Organist in der Weihnachtszeit kaum: Täglich orgel ich mehrere (katholische) Messen. Dabei ist mir jedoch eines aufgefallen: Ich mache nichts anderes lieber als das. Ich besitze eine C-Stelle in einem größeren Pfarrverband, meine C-Prüfung werde ich 2012 ablegen. Heute in genau 3 Monaten ist mein letzter Schultag auf einem Gymnasium, danach folgt das Abitur. Im Juni des kommenden Jahres werde ich 18 Jahre alt.

Nun sitze ich aber heut Abend hier und überlege: Was kommt danach? Die Antwort habe ich eigentlich schon gefunden: Ich studiere kath. Kirchenmusik! Doch ich weiß nicht, ob ich Kirchenmusiker sein will. Ich fühle mich genauso eigentlich nicht gut genug, um "das Ganze" zu meinem Beruf zu machen oder um es zu studieren. Aber es macht mir einfach Spaß!

Das Studium anfangen würde ich erst 2011, davor werde ich wohl eine Zivi (respektive FSJ-) Stelle in "meiner" Kirchengemeinde annehmen können, in der ich sowohl administrative Aufgaben im Kindergarten und der Gemeinde übernehmen kann, zugleich mich aber mehr auf die musikalische Arbeit konzentrieren kann. Klingt eigentlich toll - uneigentlich spart die Gemeinde sich dadurch nur das Geld für meine C-Stelle.

Mal von den Familienfeindliche Arbeitszeiten eines Kirchenmusikers abgesehen, denke ich, dass ich nach Abschluss eines Studiums der kath. Kirchenmusik auf jeden Fall (!!!) eine Stelle kriege, doch glaube ich, dass ich auf keinen Fall damit überleben könnte. Die finanzielle Situation der Kirche ist scheiße, isn't it?

Ich habe im Moment selbst auch riesen große Selbstzweifel, die Aufnahmeprüfung nicht zu schaffen, auch wenn sie erst in etwa 12 Monaten stattfinden wird. Orgelunterricht selbst nehme ich erst seit November 2008, seit ich den (3-Jährigen) C-Kurs absolviere. Gleichzeitig war ich fleißig, dank vergleichweise guter Klavierkenntnisse konnte ich schon nach einem Monat meine erste kleine Dorf-Organisten-Stelle (als D-Stelle) annehmen, sodass ich mich zumindest was liturgisches Orgelspiel angeht - verglichen mit Kommilitonen - für ganz fit halte. An Literatur spiel ich zur Zeit die "kleine" g-Moll Fuge von J.S. Bach (BWV 578 ), C-Dur Präludium und Fuge (BWV 545) und Mendelssohns f-moll Sonate. Klavier kann ich auch bissl spielen, die Anforderungen dafür erfülle ich auf jeden Fall.

Doch ich fühl mich nicht musikalisch. Ich finde, dass ich vergleichsweise schlecht höre. Ich spiele zwar ganz ordentlich vom Blatt, beherrsche elementares Partiturspiel (4 - 5 Systeme in modernen Schlüsseln gehen) und Generallbassspiel und finde, dass ich technisch eigentlich ganz gut bin. Doch musikalisch wertvolle, tolle Improvisationen gelingen mir in letzter Zeit immer weniger. Es klingt zwar nach was, aber von Genialität und hoher Musikalität ist bei mir kaum eine Spur. Es gibt Tage, da kann ich nicht mal Dur- von Moll unterscheiden.

Gesangsunterricht, Musiklehre, Harmonielehre, Gehörbildung, Chorleitung und Orgelunterricht kriege ich durch den C-Kurs. Klavierunterricht hole ich mir privat (bei einem A- und Schulmusiker). Auf Anraten meiner Lehrer soll mein Bruder (Schulmusik-Student, Hauptfach Klavier) mich in Gehörbildung unterstützen. Davor graut's mir - Hilfe von ihm kann ich kaum mit meinem Gewissen vereinbaren, da ich mich viiiel coooler finde! Aber ich muss und will musikalischer werden!

Aber nun die Gretchenfrage: Lohnt es sich, im nächsten Jahr völlig durchzustarten, nichts mehr anderes im Kopf zu haben als Musik und mich zu bilden? Mich nicht nur dahin gehend zu bilden, dass ich die Aufnahmeprüfung schaffe, sondern dass ich ein perfekter Musiker werde? Wenn ich das Studium beginne, will ich der beste sein - von allen! Lohnt es sich, Kirchenmusiker zu werden? Soll ich Schulmusik dazu studieren?

Mein Traum ist es, irgendwann für die Musik in einem Dom verantwortlich zu sein. Doch ich glaube, dass mein Traum nicht realisiert wird, und ich für immer Dorf-Organist bleibe, meine Frau mich betrügen wird und ich im Dorf verpönt werde, weil ich nix ordentlich gelernt habe!

Kann mir jemand von euch in irgendeiner Form beistehen? Mit mir einen Fahrplan erstellen, wie ich durchstarten muss, um der beste zu sein? Kann mir jemand ultimative Geheimtipps nennen oder vom Alltag als Kirchenmusiker berichten? Ich kenn leider nur Musiker hier in meiner Diozöse - vielleicht ist das Leben ja als Organist bei dir viiiiel blumiger? Weiß jemand ungefähre Voraussetzungen im Fach Orgel, vor allem was Literaturspiel angeht? Die Angaben der einzelnen Hochschulen in Bezug auf liturgisches Orgelspiel sind auch teils sehr schwammig...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi TiNte,

ich stand kürzlich vor der gleichen Frage, die nicht gerade ohne ist, schließlich entscheidet sie über die nächsten Jahre und eigentlich über die Zukunft.
Mir viel es trotzdem relativ gesehn leicht, da ich noch nie Schul begeistert war und es immer noch nicht bin, habe ich mich doch für das "leichtere" entschieden und das ist bei mir dann Motorradmechaniker und nehme trotzdem noch Orgelunterricht, hab schließlich erst gerade angefangen und will es weiterhin machen, ABER halt "Just for Fun" Musik ist Hobby und bleibt auch Hobby, selbst wenn man Üben muss und einmal in der Woche um 9:30 Uhr pünktlich in der Kirche sein muss :-D. (So wars bei mir)

Was du machen willst musst du wissen, es gibt noch diese Schullaufbahntypen, die dir sagen für was du geeignet bist, ich kann dir nur sagen "Lass das!". Die eine Stunde wo die dich durch Zeugnisse und Befragungen "überprüfen", können die dich gar nicht gescheit kennen lernen und können dir somit eigentlich gar nicht wirklich sagen was du jetzt machen solltest.

DU musst wissen was DU machen willst!
DU musst wissen wie viel DU in Zukunft verdienen willst!
DU musst wissen ob DU (12) Semester studieren willst und es im Nachhinein evtl. doch nicht mehr willst!
DU musst wissen ob DIR nicht die Zeit zuschade ist!

All das musst du wissen und KEIN anderer.

Axel hier ausn Forum ist katholischer Kantor und hat mal einen Tag erzählt, stressig SAH er nicht aus, aber als ich mir das ganze mal VORGESTELLT hab, war es doch nichts für mich. Ich hab mir gedacht "Ach bei 'uns' evang. ist das weniger", aber als ich gemerkt hab, dass mein Lehrer (evang. Kantor) den gleichen Terminplaner hat und ab und an bis 24 Uhr am Gottesdienstproben, Chorproben etc. ist, dann hats mir doch etwas die Sprache verschlagen, was dann bei mir auch MIT der Grund war, es doch nicht zu machen.

Also überhetz nichts und denk dran, 12 Semester schüttelt man nicht mal eben ausn Ärmel;).
 
Hmmmm,

darf ich Dir ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen? In einem früheren Leben war ich mal Kirchenmusiker.

Die Zustände sind - Ausnahmen gibt es immer - desolat. Werktagsmessen, wo man nach Hause geht, weil außer Pfarrer und Küster keiner mehr da ist. Kirchenmusikkassen, die alle 10 Jahre ein Streichquartett als "Orchestermesse" hergeben. Chöre, die kollektiv an Alzheimer leiden, vom stimmlichen Potenzial abgesehen. Und dann bestellt Dich der Pfaffe noch rein und erklärt Dir, dass Dein Orgelspiel schuld daran ist, dass keiner mehr kommt. "Spielen Sie nie wieder Bach in meiner Kirche. Das Zeug von dem hört sich ja alles gleich an." Keine Satire, nein jeder Versuch wird von der Realität überholt.

Im Ernst: lass die Finger davon!!!! Und sei realistisch. Wahrscheinlich schaffst Du die Aufnahmeprüfung, so viele Bewerber gibt es nicht mehr. Die Bedingungen schickt Dir jede Hochschule gerne zu. Ein Stück vor Bach, ein Präludium mit Fuge von Bach, evtl. einige Choralvorspiele (Orgelbüchlein), ein Werk des 19. Jh., z.B. Mendelssohn, ein modernes Stück. Impro ist meistens nur Liedbegleitung und Vorspiel.

Das tatsächliche Niveau differiert von Hochschule zu Hochschule. Stuttgart und Freiburg haben ein hohes Niveau, weil die Orgelprofs einen guten Ruf haben. Man wird an der Konkurrenz gemessen.

Ein schönes Beispiel für einen guten Freiburger Studenten ist Sebastian Küchler-Blessing, ein lieber Kollege, der ausgezeichnet spielt. Auf youtube ist er unter SebastianKB zu finden mit einigen bemerkenswerten Leistungen.

Jetzt kannst Du mir böse sein, mich arrogant finden oder sonst etwas...Für die ganz große Orgelkarriere wird es wohl nicht reichen ("besser als die anderen"). Die Stücke, die Du genannt hast, sind prima, aber die hättest Du nicht mit 17, sondern mit 13 spielen müssen.

Wenn Du es trotzdem versuchen willst: Bitte nicht Schmier und Schieberei an deutschen Hochschulen unterschätzen. Einfach so zur Aufnahmeprüfung wird nicht reichen. Du solltest vorher privaten Unterricht bei einem Prof. nehmen und die Kontakte jetzt knüpfen.

Viele Grüße
Axel
 
hello,

ich hab auch heuer mein letztes Schuljahr und beschäfitige mich dementsprechend oft mit der "was dann"-Frage. Hab auch mal kurz mit dem Gedanken gespielt Kirchenmusik zu studieren, da war mir dann aber doch etwas zu viel Gesang dabei, und das will ich mir und meinen Mitmenschen ersparen^^

Was haltet ihr von einem Orgel-Konzertfach-Studium? Auch nichts, wovon man leben könnte oder?^^ Daher spiel ich mit dem Gedanken das Studium als "Zweitstudium" zu machen. "Hauptsächlich" würd ich was technisches machen, Orgel sozusagen dann zum Spaß und aus Interesse. Ist das eine gute Idee? Geht sich das überhaupt aus? Oder ist man bei den Professoren sowieso unten durch, wenn sie spitz kriegen dass man dem ganzen nicht so viel Zeit widmet wie möglich wäre?

Hast du an sowas schon mal gedacht, TiNte?

lg
 
Hi Tinte,

Meine Einschätzung zum Thema (ich habe Kirchenmusiker in der nahen Verwandschaft):
Bei Kantorentreffen wird man natürlich über die finanzielle, ernüchternde Situation aufgeklärt. Der Landeskirchenmusikdirektor sagt, er würde jungen Leuten nicht vom Kirchenmusikstudium abraten - aber er würde zusätzlich raten, nicht ausschließlich Kirchenmusik zu studieren, sondern sich eine weitere Möglichkeit offen zu halten.
Z.B. Schulmusik, Klavierlehrer, was einem sonst noch so einfällt.

Was das Studium und den Beruf betrifft, würde ich dir ans Herz legen, nicht in solchen Superlativen zu denken. Wenn du mit dem Vorhaben hingehst, der Beste zu sein, wirst du am Studium zerbrechen, denn ich kann dir versprechen, dass unter den Orgelstudenten bessere sein werden (da gibts echte Freaks, ich kenn welche aus dem Studium, die spielen komplizierteste Sachen vom Blatt - im Konzert :cool: Und improvisieren anschließend noch im Stile Messiaens.)
Das, was du als Kirchenmusiker tust, ist die Arbeit mit Menschen. Du hast einen Aspekt völlig unangesprochen gelassen, und zwar die Chorarbeit!
Das ist ein sehr wesentlicher Bestandteil deiner Aufgaben, und zwar Kinderchorarbeit und die Arbeit mit Erwachsenen in der Kantorei. Wenn einem diese Arbeit liegt, kann man da erstaunliches zu Werke bringen, und die Leute lieben dich und engagieren sich unglaublich viel und gern; auch Geld für größere Projekte kann man in Spendenform aufbringen, die Sparkasse wirbt z.B. damit, Musik + Kultur zu fördern.
Du kannst Kindermusical und große Oratorien aufführen.
Es ist ein bisschen deine Entscheidung, ob du eher der Orgeltyp oder der Chortyp bist, und es hängt auch von der Gemeinde ab, in die du kommst, ob du dort ein Publikum für Orgelkonzerte vorfindest oder eher begeisterte Sänger. Außerdem hast du die Aufgabe, Orgelunterricht zu geben.

Zu Gehörbildung + Aufnahmeprüfung kann ich dir zwei Dinge sagen:
Zum einen musst du nicht von/mit deinem Bruder lernen, man kann auch Gehörbildung alleine üben oder sich ein Computerprogramm üben, ich rate auch zu einem Vorbereitungskurs einer Hochschule oder Berufsfachschule.
Wie Axel auch sagte, würde ich unbedingt bei einem/mehreren Orgelprofessoren vorspielen, um dir ihre (hoffentlich ehrliche) Meinung abzuholen und in Erfahrung zu bringen, ob du bei ihnen studieren kannst.
 
Hey,
schließe mich Stilblüte voll und ganz an.
Ich würd dir nicht davon abraten, wenn es dir so viel Spaß macht. Aber verenn dich nicht mit dem "der Beste"-sein-wollen. Das nimmt dir höchstens die Freude. Außerdem wirst du nicht dein ganzes leben lang auf diese blindlings freudvolle Begeisterung zurückgreifen können...
Das mit dem Vorspielen bei Professoren wurde ja schon oft genug gesagt, nimms dir zu herzen.
lg Lalo
 
Ach, jetzt weiss ich endlich, warum ich nicht so viel verdiene, wie ich gern hätte: Ich habs nie gewusst wieviel ich in Zukunft verdienen will. Sonst hätts sicher geklappt.
Wie blöd von mir. :cool:

Siehste...wieder was dazu gelernt;)
Spass beiseite...
...weißt doch wie 's gemeint ist, wenn ich Müllmann werd, dann weiß ich doch wie viel ich verdien, weil es da keinen Unterschied gibt und keine Fortbildungen und man muss nicht erst ewig "eingewiesen" werden.
Wenn man jetzt Kantor studiert, bekommt man ewig nicht gerade viel Geld und dann wenns abgeschlossen ist auch nicht wirklich viel und wenn man bedenkt man kann mit weniger Aufwand mehr verdienen, dann kann man sichs doch schon so ca. überlegen wie viel man verdienen will. Das meinte ich damit;). (Ich empfehle das Buch "The Secret", das "Buch der Anziehung", was man will, dass bekommt man auch, man muss nur etwas dafür tun und stark daran glauben. Es gibt dann noch massig DVDs darüber....ach ich schweif schon wieder ab...)

Wenn du echt die Kirchenmusik liebst und es dein ganzes Leben lang machen willst, dann kannst du es machen und wenn man sein Beruf liebt, dann kann man auch was daraus machen und kommt selbst mit "weniger" Geld zurecht und schier unmöglichen Berufszeiten.

Ich verschwind mal wieder, nicht das ich dann wieder darauf hin gewiesen werd, dass ich doch lieber nirgends was schreiben soll, wovon ich keine Ahnung hätte...
 
Schließe mich auch Stilblüte voll und ganz an.

Die Schwerpunkte von Kantorat zu Kantorat mögen etwas unterschiedlich sein, aber bei allen Kantoren, die ich kenn, ist der Hauptschwerpunkt die Arbeit in den diversen Chören, von Kinderchören über Jugendchöre, Kantorei, Kammerchor. Und eventuell das Leiten eines Kammermusikensembles, wenn sich genug Leute dafür finden in der Gegend.
Dass der Kantor die Messen musikalisch an der Orgel begleitet, ist eher eine Nebensache. Natürlich kann man die Schwerpunkte etwas verschieben - der eine A-Kantor in unserer Gegend spielt einmal pro Monat eine "Orgelmusik zur Marktzeit", ziemlich gut besucht, und er hat eine wunderbare barocke Orgel zu seiner Verfügung.

Aber ich würde eben die Arbeit mit den Chören und die Vorarbeit für das Aufführen von Orchestermusiken mit Chor nicht unterschätzen. Um ein guter Chorleiter zu sein, braucht es unheimlich viel: in erster Linie viel Musikalität (Gehörbildung!), eine souveräne Art, mit Menschen umzugehen (hohe soziale Kompetenz), nicht zuletzt ist eine sehr gute Stimme hilfreich, um mit gutem Vorbild dazustehen beim Vorsingen von Phrasen.

Davon abgesehen, daß die beruflichen Perspektiven von A-Kantor-Stellen wohl immer schlechter werden (z.Zt. in meiner Stadt gerade mal 2 A-Stellen (ev) und eine A-Stelle (kath), die eine ev. A-Stelle wird bei Erreichen des Ruhestands nicht wieder erstetzt, dass steht jetzt schon fest), also abgesehen davon glaube ich trotzdem, du solltest das studieren, was du am meisten liebst. Nur wie gesagt, schau dir den Alltag eines Kantors genau an, nicht nur die Tätigkeit als Organist.
 
Musik als .... ?

Hallo TiNte,

mit Musik den Lebensunterhalt verdienen?? – Nie und nimmer!

Ich für meinen Teil bin davor bewahrt geblieben, Musik zu studieren:

ich habe in meiner Jugend Negativbeispiele im Bekanntenkreis gesehen und berichtet bekommen, wie es ihnen so ergangen ist (z.B. in internationalen Wettbewerben)

mein Klavierlehrer hatte mir abgeraten („so eine schlaue Stelle wie meine als städt. Musikdirektor gibt es nur sehr wenige“),

außerdem war ich in meiner pianistischen Entwicklung viel zu spät dran und ich bin wohl auch zu wenig talentiert.

Schulmusik? Meine Erfahrung schon als Schüler: lieber eines von den Hauptfächern in der Schule unterrichten. Man wird dort per se einfach ernster genommen.

Jetzt verdiene ich das meiste meines Unterhalts mit Mathe und Physik – und Klavier spiele ich mehr und vermutlich besser als ich es täte, wäre ich Musiklehrer geworden.

Alles Gute für die Zukunft!

Walter

P.s.: für die Kirchenmusik habe ich nicht den großen Überblick, sondern ich kenne nur ein einziges Kirchenmusikerschicksal.

Eine langjährige sehr gute Bekannte von meiner Frau und mir studierte (ev.) Kirchenmusik, machte ihre Prüfungen, hatte Familie mit drei Jungs, nebenher immer Flötenunterricht, Klavierunterricht, hatte immer auch mehrere Kirchenchöre (sie kann es sehr gut mit den Leuten!), nebenbei machte sie ständig Fortbildungen, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Jetzt hätte sie mehr Zeit für ihren alten Beruf und könnte und wollte voll einsteigen, aber niemand will sie!!!

Sie sucht ständig im Großraum Stuttgart (Radius ca. 60 km) nach Stellen und Möglichkeiten und fährt Freitags (Chorpoben), Samstags (Vorbereitung Gottesdienst) und Sonntags jeweils ´zig Kilometer nur um einigermaßen adäquat eingesetzt zu sein. (Sie hat die Qualifikation zur A-Stelle). – Sie ist ziemlich frustriert.
 
Hallo,

vielen Dank für eure zahlreichen Einträge, bei manchen hab ich mich ja auch schon persönlich dafür bedankt. Alle Einträge bis jetzt haben mir geholfen.

Kirchenmusik beinhaltet zum größten Teil das Leiten von Chören oder anderen Musikgruppen, das weiß ich. Der Großteil meines Verdienst (in der C-Stelle) ergibt sich auch durch Chorleitung - doch Orgel bleibt für mich eine etwas größere Leidenschaft. Das liegt aber wahrscheinlich einfach nur daran, dass mich besser im Orgelspielen fühle - weil ich es im moment besser kann!
Sonst fühl ich mich unter Menschen sehr wohl, sodass ich eben auch Schulmusik in Erwägung gezogen habe, weil es mir Spaß macht, anderen etwas beizubringen!

Ich würde klar damit kommen, nicht der Beste zu sein. Das kenn ich schon zu genüge, vor allem von meinem größeren Bruder her. Doch ich würde das Ziel verfolgen wollen, zu den Besten zu gehören - denn sonst kann ich diese "12 Semester" auch mit Häkeln verbringen: Bringt eh mehr Verdienst!

Mir geht es aber keineswegs um den Verdienst, sondern um die Liebe zur Musik. Es geht mir daraumi, andere zu fesseln, andere zu begeistern, so wie mich Musiker in meinem Leben begeistert und wie mich die Musik gefesselt hat. Ich will etwas weitergeben, was mein Leben bereichert hat.


Lieber Walter, auch Dir ein gebührender Dank für deine Antwort, die mir ebenfalls sehr weitergeholfen hat.

mit Musik den Lebensunterhalt verdienen?? – Nie und nimmer!

Was, wie, warum? Im Moment mach ich doch auch nix anderes - und hab immerhin mehr als Hartz4! Zugleich macht es Spaß - und wenn ich dann halt nicht genug Geld damit verdiene, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, dann schraub ich eben meinen Lebensstandard zurück: Meine Frau verlässt mich ja (siehe Oben) sowieso, weil ich ein chaotischer, freakiger Musiker bin! Ich möchte nichts anderes im meinem Leben tun.

ich habe in meiner Jugend Negativbeispiele im Bekanntenkreis gesehen und berichtet bekommen, wie es ihnen so ergangen ist (z.B. in internationalen Wettbewerben)

Ich habe in meiner Jugend Positivbeispiele erlebt und immer nur von vielen Negativbeispielen gehört, sie jedoch nie wirklich erlebt: Unter Berufsmusikern fühlte ich mich immer wohl. Es waren immer vollends ausgeglichene, imho liebe Menschen.

Schulmusik? Meine Erfahrung schon als Schüler: lieber eines von den Hauptfächern in der Schule unterrichten. Man wird dort per se einfach ernster genommen.

Meine Erfahrung als Schüler: Es gab nie ein Fach, dass mehr Spaß gemacht hat. Unser Musiklehrer war ein studierter (und promovierter) Philosoph, Theologe, Kirchen- und Schulmusiker und bei keinem anderen erlebte ich einen so inspirierenden, klasse Unterricht. Sein Lebensstil war unglaublich, und er war zugleich unglaublich vorbildhaft. Wie er das alles vermitteln konnte und mit welcher Hingabe und Liebe zur Musik er unterrichtet hat, hat mich unglaublich fasziniert. Was er aus jedem musikalisch rausholen konnte (in Chören, an Instrumenten) ist faszinierend und nicht zuletzt aus dem Grund, dass er meinem Orgellehrer schon das (perfekte) Spielen beigebracht hat, nehme ich privat Unterricht bei ihm.

Ernst genommen? Bitte: Dass ein Lehrer (im Kollegium oder unter den Schülern) nicht ernst genommen wird, liegt doch nicht an dem Fach, dass er unterrichtet. Ich nehme meinen (Ex-)Physik-Lehrer z.B. gar nicht ernst.

Sie sucht ständig im Großraum Stuttgart (Radius ca. 60 km) nach Stellen und Möglichkeiten und fährt Freitags (Chorpoben), Samstags (Vorbereitung Gottesdienst) und Sonntags jeweils ´zig Kilometer nur um einigermaßen adäquat eingesetzt zu sein. (Sie hat die Qualifikation zur A-Stelle). – Sie ist ziemlich frustriert.

Flexibilität wird wohl vorallem in meiner Generation im Arbeitsmarkt noch mehr von Nöten sein, als heute, sodass ich mich nicht nur auf eine Sache konzentrieren will, sondern quasi ein Generalist werden möchte.


Heute schreib ich wieder voller Euphorie: Heute morgen mal wieder einige Messen gespielt, abends noch eine musikalische Andacht mit einem Trompeter veranstaltet: Ich fühlte mich wohl. Doch gleich morgen werden mich wohl wieder Zweifel erreichen - vielleicht die Realität, die es verhindert, dass ich Lust habe, richtig durchzustarten und die mir Selbstzweifel und Zweifel an meiner Entscheidung bereitet.
 

Dieses Gefühl "Heute werd ich die Welt retten, morgen ist die Realität wieder da" das kenn ich irgendwie :D.

Der Axel hat mal in einen anderen Thread, der komischerweiße zimmlich schnell abgeschweift ist, einen Beispiel Arbeitstag beschrieben, genauso wie das ca. Einkommen, eines Kantors gesagt: (2. Seite steht der Beitrag #16)
>>Hier der Thread<<

Das du die Musik liebst ist klar, du musst dir aber klar sein, dass aus Liebe auch ganz schnell (höfflich formuliert) ein nicht mehr Lieben entsteht.

Um dich mal etwas aus den Traum wach zu rütteln, hieß es nicht eine Seite davor, dass du nicht improvisieren kannst? Das konnten viele, die du in den zukünftigen Kursen, wenn du sie belegst und die Richtung einschlägst, kennen lernst mit 10 bzw. 13 Jahren.
Nach Noten spielen kann jeder, werden die dir sagen.

Ein was noch, stell dir vor du hast einen Samstag es ist strahlender Sonnenschein, du hättest frei und somit wolltest du mit deinen Kindern (die du eventuell haben wirst) ein schönes Picknick im Freibad machen und früh um 8 Uhr ruft der Pastor bei dir an und fragt ob du in 2 Stunden eine Hochzeit begleiten kannst, weil der hochzeitspaarlieblings Organist krank ist und du nicht mal die Lieder kennst und du somit schleunigst in die Kirche musst um zu üben und danach noch kurz fristig zu einer Chorprobe um 15 Uhr musst...also ist das gemütliche Frühstück das in einen Müsli geschlabert endet und mit einer anschließenden Katzenwäsche gefolgt wird und mit anschließenden Kinder weg bringen zu deiner (deinen Worte nach) Frau die dich verlassen hat weiter geht und mit einen hastigen zur Kirche rennen noch abgerundet wird.

Aber jetzt wieder ab in die Träume und wenn du das durch ziehst, wird Deutschland wieder einen "musikbegeisterten" Kantor mehr haben und wirst eines Tages in die Musikgeschichtsbüchern deiner Ururenkel zu lesen sein;).
 
Dieses Gefühl "Heute werd ich die Welt retten, morgen ist die Realität wieder da" das kenn ich irgendwie :D.

Wer kennt das nicht...das haben doch alle in dem Alter, auch wenn sie was vernünftiges (^^) studieren...manman...

Der Axel hat mal in einen anderen Thread, der komischerweiße zimmlich schnell abgeschweift ist, einen Beispiel Arbeitstag beschrieben, genauso wie das ca. Einkommen, eines Kantors gesagt: (2. Seite steht der Beitrag #16)
>>Hier der Thread<<

Nun muss man aber einen Apfel nicht stellvertretend für alle anderen nehmen. Ich kenne ne ganze Menge von A- und B-Kirchenmusikern, und jeder würde dir eine ganz andere Geschichte erzählen...von der gestressten Professorin, die an die HS ging, weil sie jeden Sonntag Panikattacken hatte...bis hin zum absolut obergenialen Bezirkskantor, der unglaubliche Impros so eben aus dem Ärmel schüttelt und während der Prdigt komponiert oder Krimis liest ^^

Das du die Musik liebst ist klar, du musst dir aber klar sein, dass aus Liebe auch ganz schnell (höfflich formuliert) ein nicht mehr Lieben entsteht.

Das stimmt natürlich. Ist aber bei jeder Tätigkeit so. Und eine gewisse positive Grundhaltung bleibt in der Regel sowieso erhalten...das KM Studium scheint echt Spaß zu machen. Die Leute da sind ungefähr so sozial wie die Schulmusiker, das ist echt super ^^

Um dich mal etwas aus den Traum wach zu rütteln, hieß es nicht eine Seite davor, dass du nicht improvisieren kannst? Das konnten viele, die du in den zukünftigen Kursen, wenn du sie belegst und die Richtung einschlägst, kennen lernst mit 10 bzw. 13 Jahren.
Nach Noten spielen kann jeder, werden die dir sagen.

Improvisieren kann man lernen. Da brauchts einen ordentlichen Lehrer und viel Übung. Auch da kenne ich Menschen, die das eben nicht schon mit 10 gelernt haben, sondern mit über 20, und sie leisteten später ganz erstaunliches. Zu einem Konzertorganist, der "im Stil Messiaens" improvisiert und alle Münder offenhält, MUSST du als Kirchenmusiker eigentlich NICHT werden. Im Berufsleben bekommt man übrigen höchstwahrscheinlich soo viel Übung, dass da auch irgendwann was brauchbares dabei rauskommt.

Ein was noch, stell dir vor du hast einen Samstag es ist strahlender Sonnenschein, du hättest frei und somit wolltest du mit deinen Kindern (die du eventuell haben wirst) ein schönes Picknick im Freibad machen und früh um 8 Uhr ruft der Pastor bei dir an und fragt ob du in 2 Stunden eine Hochzeit begleiten kannst, weil der hochzeitspaarlieblings Organist krank ist und du nicht mal die Lieder kennst und du somit schleunigst in die Kirche musst um zu üben und danach noch kurz fristig zu einer Chorprobe um 15 Uhr musst...also ist das gemütliche Frühstück das in einen Müsli geschlabert endet und mit einer anschließenden Katzenwäsche gefolgt wird und mit anschließenden Kinder weg bringen zu deiner (deinen Worte nach) Frau die dich verlassen hat weiter geht und mit einen hastigen zur Kirche rennen noch abgerundet wird.

Also ich kenne nu wirklich keinen A-Kirchenmusiker, der allen Ernstes vor einem Gottsdienst üben muss ^^ *ausschütt vor lachen* Und so dermaßen kurzfristig ohne Abweichmöglichkeiten gibts selten. Zum Trost: z.B. Montags hast du garantiert frei. Für alles andere ziehst du dir Schüler, die dir die langweiligen Sachen abnehmen müssen, wenn du keine Lust hast (und auf die GoDi-Gage verzichten kannst ;))

Aber jetzt wieder ab in die Träume und wenn du das durch ziehst, wird Deutschland wieder einen "musikbegeisterten" Kantor mehr haben und wirst eines Tages in die Musikgeschichtsbüchern deiner Ururenkel zu lesen sein;).

Mach dich nur lustig. Ich finde es viel lächerlicher, wenn ein mikriger Medizinstudent die ganze Zeit seine Pläne darlegt, Chafarzt in New York zu werden...ich finde musiker da vergleichsweise harmlos :D
 
Ich verstehe nur nicht, warum ihr diesen Faden las Steilvorlage für Gezank nutzen müsst.
 
Ich sags mal so, jeder hat zu dem Thema andere Erfahrungen und Meinungen.
TiNte will doch dass auch so, oder?
 
Also ich kenne nu wirklich keinen A-Kirchenmusiker, der allen Ernstes vor einem Gottsdienst üben muss ^^ *ausschütt vor lachen*

Dreimal laut gelacht:rolleyes:

Nun muss man aber einen Apfel nicht stellvertretend für alle anderen nehmen. Ich kenne ne ganze Menge von A- und B-Kirchenmusikern, und jeder würde dir eine ganz andere Geschichte erzählen...von der gestressten Professorin, die an die HS ging, weil sie jeden Sonntag Panikattacken hatte...bis hin zum absolut obergenialen Bezirkskantor, der unglaubliche Impros so eben aus dem Ärmel schüttelt und während der Prdigt komponiert oder Krimis liest ^^

Wennst du solche Leute kennst die einen Gottesdienst schon als "langweilig" empfinden, weil sie während der Predigt komponieren oder Krimis lesen, dann ist das eben in deinen Umkreis so, aber ich kenne solche Leute nicht...

Wie annettschn schon sagte, hat jeder darüber eine andere Meinung, ich sage nur das was ich schon erzählt bekommen hab und nicht irgendwas erfunden rein im Stil Gebrüder Grimm:D.

Ich glaub Lalona hatte Spass meinen Beitrag etwas zu zerlegen, richtig?
Ich könnte jetzt jeden Absatz deines Beitrags her nehmen und könnte wieder den Gegensatz bringen und was bringt das? Ein dauerntes hin und her...
 
:D tja irgendwie musste ich jetzt doch mal mein Bild darlegen, das so ganz anders ist als das von dir beschriebene. Das ist ja kein persönlicher Angriff ^^
Übrigens dichte ich hier nicht. In meiner Familie gibt bzw. gab es in der näheren Verwandschaft 3 Kirchenmusiker, in meinem unmittelbaren Freundeskreis *nachzähl* auch drei. Und das sind echt nur die unmittelbaren. Es gibt noch viele Bekannte...^^ ich bin in dem Feld ja auch ein kleines bisschen aktiv und hab deswegen Kontakte zu all jenen, die mich als Vertretung 'buchen' oder mir jemals Unterricht gegeben haben ;)
 
:D tja irgendwie musste ich jetzt doch mal mein Bild darlegen, das so ganz anders ist als das von dir beschriebene. Das ist ja kein persönlicher Angriff ^^
Übrigens dichte ich hier nicht. In meiner Familie gibt bzw. gab es in der näheren Verwandschaft 3 Kirchenmusiker, in meinem unmittelbaren Freundeskreis *nachzähl* auch drei. Und das sind echt nur die unmittelbaren. Es gibt noch viele Bekannte...^^ ich bin in dem Feld ja auch ein kleines bisschen aktiv und hab deswegen Kontakte zu all jenen, die mich als Vertretung 'buchen' oder mir jemals Unterricht gegeben haben

Ist ja schön und gut, trotzdem könnte ich auch jeden Beitrag hier jeden Satz zerlegen und wiedersprechen, ohne das es einen Sinn macht:D.
Jeder hat eben andere Ansichten von den Sachen, dass es kein "persönlicher Angriff" war ist mir klar;).
Egal...
...räumen wir das Schlachtfeld:D.

Back to Topic...
 
Ich kapier echt nicht, was du hast...mir ist halt zu jedem deiner Abschnitte spontan was eingefallen... das ist ja schon wie mit dem Ei des Kolumbus....hier gehts doch um tiNte und da sollten wir doch unsere Meinungen zusammentragen und auch diskutieren oderß *beleidigt schweig*
 

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