Kaufberatung guter Flügel <200cm

Kref

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Hallo zusammen.

Ich bin ganz neu hier im Forum und habe gerade auf der Vorstellungsseite einen Beitrag verfasst, der für diesen Beitrag hier als Hintergrundinfo sicherlich auch interessant ist.

https://www.clavio.de/threads/hallo-aus-aachen.23960/

Als grundlegende Zusammenfassung Folgendes: Ich habe in meiner Jugend (auf Wunsch der Eltern und gegen eine gewisse innere Unlust) Klavierunterricht gehabt, klassisches Repertoire, exklusiv vom Blatt gespielt, habe dann knapp 20 Jahre komplett ausgesetzt und seit nun knapp 3 Jahren ein Yamaha Digital-Piano, mit dem ich wenn ich Zeit habe recht gerne spiele. Beruflich bin ich extrem viel unterwegs (immer ein bis vier Monate unterwegs, dann ein paar Wochen daheim), was mich beim Üben natürlich behindert, aber ich denke, dass ich die einfacheren und leichteren mittelschweren Stücke mittlerweile wieder halbwegs hinbekomme. Damit meine ich einfachere Haydn-Sonaten, Schubert-Impromptus, etc.

Mir gefällt mein Digi-Piano aber klanglich absolut nicht mehr. Gerade weil meine Stücke handwerklich eher einfach, langsam, getragen sind fällt mir auf, dass das Klavier insgesamt leblos klingt. Ich könnte nun ein anständiges Pianoforte an die Stelle des Digi-Pianos stellen, ich hätte aber auch Platz für einen nicht zu großen Flügel und sage mir nun: Ganz oder gar nicht. 170 bis 200cm würden sicherlich passen. Daher also: Gesucht ist ein Flügel. Da ich aber kein begnadeter Pianist bin und auch nie sein werde, möchte ich nun auch keine Perlen vor die Säue werfen, wir werden also sicherlich nicht über einen Steinway oder Bechstein reden müssen. Aber es sollte ein solides, gut klingendes Instrument sein, das mich - regelmäßige Wartung vorausgesetzt - die nächsten 20 bis 40 Jahre dann auch zufriedenstellen wird, sowohl klanglich als auch spieltechnisch-mechanisch.

Neu oder gebraucht ist mir dabei egal aber es sollte schon noch ok aussehen. Mein Budget habe ich bei 10.000EUR festgelegt. Wenn ich nun natürlich ein absolutes Topgerät für 12.000 fände, könnte man auch darüber reden, aber prinzipiell ist 10.000 die Schmerzgrenze, weniger geht natürlich immer :)

Ich wohne im Raum Aachen.

Meine Probleme:

1.
Der Markt ist extrem unübersichtlich. Man liest allenthalben von billigen chinesischen und indonesischen Instrumenten, auf die klingende Namen toter Marken geklebt werden. Ich persönlich wäre sicherlich mit einem japanischen Kawai oder Yamaha gut bedient, aber auch hier liest man, dass diese Marken nicht zwingend in Japan gebaut werden und dass die Qualität sehr schwankend sein kann.

2.
Bis zu welchem Alter kann man generell noch gehen? Ist ein japanischer Yamaha- oder Kawai-Flügel von 1980 schon zu alt oder evtl. noch gut, auch wenn es nicht restauriert ist? Und ist ein restaurierter deutscher Flügel aus den 20ern oder 30ern wieder gut für die nächsten 30 Jahre?

3.
Wie gesagt sind meine pianistischen Fähigkeiten eher im unteren Drittel verortet. Ich kann sicherlich ein paar Akkorde oder ein einfaches Stück anspielen und sagen: "Klang gefällt mir oder auch nicht", aber ich habe in meinem Leben noch keine Taste an einem Flügel gedrückt. Ich habe schlicht keine Ahnung, wie sich eine gute Mechanik anfühlen muss und weiß daher auch nicht, wann eine Mechanik eben nicht gut ist. Ich habe auch keinerlei Bekannte oder Freunde, die Klavier spielen und mir hier helfen könnten. Wie also erkenne ich mein "gutes" Klavier. Voller Klang im Bass, anständiger Nachhall in den Höhen, aber wie soll es sich anfühlen? Und woran erkenne ich schlechte Bauqualität?

4.
Ich bin - wie erwähnt - sehr viel unterwegs, wenn ich dann nach Monaten mal zwei Wochen heimkomme, muss ich all das erledigen, was bei anderen liegenbleibt. Das Auto zum TÜV, ich zum Arzt, Briefe von vier Monaten sichten, Steuererklärung, etc. Da bleibt wenig Zeit, die halbe Republik abzufahren, um in riesigem Umkreis ins Budget passende Gebrauchtpianos zu besuchen. Kann jemand einen Gebrauchthändler nennen, der einerseits ein wirklich großes Angebot hat und außerdem wirklich den Ruf, dass man da praktisch unbesehen nur gute Geräte bekommt, so dass eine längere Anfahrt sich lohnen würde?

5.
Wie gesagt noch keine Erfahrung mit Flügeln habend wiederhole ich hier nur, was ich gelesen habe, dass die Tastenhebel kürzerer Flügel kürzer seien und entsprechend deren Drehpunkt näher an den eigentlichen Tasten ist, was ein stark ungleiches Spielgefühl gibt abhängig davon ob man vorne oder hinten auf die Taste drückt. Das merke ich auch an meinem Digi-Klavier und finde es nicht so toll. Ab welcher Instrumentenlänge kann man mit ausreichend langen Tasten bzw. vollwertig großer Mechanik rechnen?

6.
Und abschließend: Ist mein Budget überhaupt realistisch für ein wirklich vernünftiges Instrument?

Wahrscheinlich packe ich hier nun zu viele Vorgedanken rein und ihr werdet mir gleich um die Ohren hauen, dass ich einfach hin und ein Instrument anspielen muss. Aber gut, ich bin halt der Typ, der sich bei solchen Sachen vorab vielleicht schon viel zu viele Gedanken macht.

Falls jemand hier helfen kann, vielen Dank.

Freundliche Grüße
Thorsten
 
Das Budget ist für ein "absolutes Topgerät" natürlich viel zu klein. Selbst die kleinsten Kawais und Yahamas passen da nur hinein, wen es sich um Sonderangebote handelt. Und die die Kategorie Topgerät fallen die sicher nicht. Wenn Du nicht den mühevollen Weg der Gebrauchtinstrumentsuche auf Dich nehmen kannst oder willst, ist es wahrscheinlich aussichtsreicher, nach einem Klavier zu suchen. Nur um mal einen Namen (keine Werbung!) in die Diskussion zu werfen: ein gutes Seiler in der 120er Klasse wäre da schon drin; ein Yamaha U1 oder sogar höherwertig auch. Einfach auf Verdacht bei einem großen Gebrauchthändler kaufen wäre mir zu riskant; dazu gibt es zu viele Berichte über oberflächlich in Polen aufgehübschte Instrumente. Als Referenz hat der hier einen guten Ruf, er ist aber zu weit weg von dir. Ich würde mal anfangen, die eingesessenen Klavierhändler im weiteren Umkreis abzuklappern, um Eindrücke zu sammeln (und dann hier zu berichten).
 
Hallo.

Danke erstmal, agraffentoni, für den Hinweis auf Berretz. Den hatte ich schon gefunden, die haben derzeit ein fast 60 jähriges Grotian-Steinweg-Gerät, das ich mir evtl. anschauen wollte. Was mich an dem Gerät aber abschreckt ist die Farbe. Ich weiß, wer gebraucht kauft darf auf sowas nicht zu viel geben, aber das würde schlicht nicht in meine Wohnung passen.

Ambros_Langleb, danke auch Dir und natürlich ist mir klar, dass ich für mein Budget praktisch nichts neues kaufen kann. Ich las an mehreren Stellen, dass z.B. Yamaha C2, C3, G2, G3 und vergleichbare Kawais gebraucht für mein Budget zu haben sein müssten und dass das insgesamt gute Instrumente seien. Dem gegenüber stehen dann eben die nochmals deutlich älteren Geräte wie eben der Grotian-Steinweg von 1960, die dann aus deutscher Fertigung kommen. Es wird wohl auf ein gebrauchtes Gerät herauslaufen.

Klavierladen.de hat derzeit keine gebrauchten Flügel im Angebot und ein Klavier möchte ich eigentlich nicht, auch wenn es evtl. die vernünftigere Alternative wäre.

Evtl. werde ich bei nächster Gelegenheit mal die 200km nach Münster fahren müssen, da gibt es noch den Händler www.klavierhalle.de , der hat wirklich einiges in meiner Preisklasse zur Auswahl. Aber da werde ich dann wieder wie der Ochs' vorm Berg stehen und nicht wissen, wie ich die Spreu vom Weizen trennen kann.

Da stehen z.B. im Budget und Größe:

Ein 175cm Samick von 1986 in eher ungewöhnlicher Farbe. Könnte aber optisch passen, mein Wohnzimmer ist weiß und rot gehalten. Aber was taugt die Marke? Und vor allem: Was taugte sie vor 30 Jahren?

Ein 185cm Astor von 1990 (eine mir vollkommen unbekannte Marke)

ein 186cm Kawai von 1980

Ein 164cm KAwai von 1993 in weiß (würde auch ins Wohnzimmer passen)

und am äußersten Budgetrand

ein Schiedmayer 185cm aus den 30ern

Und genau da werde ich nun unsicher. Ein überholtes, über 80jähriges deutsches Instrument? Ein mit 164cm doch sehr kurzes, relativ neues instrument? Ein mit 185cm doch sicherlich besseres Instrument einer mir total unbekannten Marke? Schwierig. Ich glaube, ich muss da wohl hin.

Aber es bleibt die Frage: Wie stelle ich fest, welches Instrument wirklich gut spielbar ist, wenn ich keine Erfahrung mit den Mechaniken der Flügel habe. Was ich vielleicht für einen angenehm weichen Druckpunkt halte ist ggf. einfach eine ausgeleierte Mechanik. Und was ich für eine hübsche Bronzierung halte ist evtl nur oberflächliche Veredlung und verdeckt nur einen alten Rahmen, der schon zu lange die Tonnenlast der Saiten trägt.

Ist ein mittelpreisiges industriell gefertigtes, klanglich gutes, nicht zu altes Gerät besser oder ein handgefertigtes, vormals sehr teures, dafür aber deutlich älteres Gerät?

Ihr versteht meine Probleme, oder?

Gruß
Thorsten
 
Zuletzt bearbeitet:
170 bis 200cm würden sicherlich passen. Daher also: Gesucht ist ein Flügel. Da ich aber kein begnadeter Pianist bin und auch nie sein werde, möchte ich nun auch keine Perlen vor die Säue werfen, wir werden also sicherlich nicht über einen Steinway oder Bechstein reden müssen. Aber es sollte ein solides, gut klingendes Instrument sein, das mich - regelmäßige Wartung vorausgesetzt - die nächsten 20 bis 40 Jahre dann auch zufriedenstellen wird, sowohl klanglich als auch spieltechnisch-mechanisch.

Neu oder gebraucht ist mir dabei egal aber es sollte schon noch ok aussehen. Mein Budget habe ich bei 10.000EUR festgelegt. Wenn ich nun natürlich ein absolutes Topgerät für 12.000 fände, könnte man auch darüber reden, aber prinzipiell ist 10.000 die Schmerzgrenze, weniger geht natürlich immer :)

Hallo, Kref, erst Mal willkommen an Bord!:bye: Gleich zur Sache: ein neuer Flügel in der Größe kostet mehr. Also entweder Gebrauchte mit einbeziehen (tust Du ja) oder die Länge deutlich verkürzen, was ich nicht annehme.

Im Raum Aachen gibt es einen kompetenten Händler und Klavierbauer, den ich von Youtube her kenne, wo er Mechanik, Stimmung usw. erklärt. Name fällt mir jetzt nicht ein.

Nachtrag: Piano Lang heißt er.

Ums Anspielen kommst Du nicht herum, egal ob Neu- oder Altinstrument. Von Aachen aus erreichst Du DO, MS um Beispiele zu nennen (natürlich auch K, D, usw.) in weniger als 2 1/2 Stunden. Versuche immer, den Verkäufer festzunageln, wo der Produktionsstandort bzw. der Ort der Überholung war.

Meinem Google habe ich schon zuviel erzählt; es zeigt mir überwiegend Verkäufer in HH an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schiedmayer hat in Stuttgart solide und gute Instrumente gebaut( heute nur noch Celestas in Wendlingen), allerdings würde ich für den nicht mehr als 10k ausgeben.
 
Nicht so ganz. Evtl. hast Du einfach zu viel Input gehabt.
Was ich vielleicht für einen angenehm weichen Druckpunkt halte ist ggf. einfach eine ausgeleierte Mechanik....
Das muss Dich bei alle paar Monate 2-3 Wochen klimpern doch nicht weiter interessieren. Spiele die Dinger einfach an und entscheide Dich. Wenn es ein seriöses Klavierhaus mit gutem Ruf ist, sollte der Preis auch fair sein. Bei Privat lässt man sich halt noch mal von einem Klavierbauer für wenig Geld grünes Licht geben.
Zu 6.: Unbedingt! Für 10.000 € gibt es (zumindest im Berliner Markt) reichlich interessante Flügel, auch Blüthner oder Bechstein.
 
Nicht so ganz. Evtl. hast Du einfach zu viel Input gehabt.

Das ist sogar sehr wahrscheinlich. Da wir hier über eine Anschaffung auf Jahrzehnte für eine nicht marginale Summe reden, habe ich praktisch alles an Input gesammelt, was ich finden konnte und dadurch wahrscheinlich nun den Informationsüberfluss. Evlt. ist ein privat verkaufter 80 Jahre alter, gut gewarteter deutscher Markenflügel von Blüthner für 10.000EUR sinnvoller als ein 20 Jahre alter Yamaha C3 vom Fachhändler für gleiches Geld. Aber genau das sind eben die Dinge, die ich schlicht nicht weiß.

Das muss Dich bei alle paar Monate 2-3 Wochen klimpern doch nicht weiter interessieren. Spiele die Dinger einfach an und entscheide Dich. Wenn es ein seriöses Klavierhaus mit gutem Ruf ist, sollte der Preis auch fair sein. Bei Privat lässt man sich halt noch mal von einem Klavierbauer für wenig Geld grünes Licht geben.
Zu 6.: Unbedingt! Für 10.000 € gibt es (zumindest im Berliner Markt) reichlich interessante Flügel, auch Blüthner oder Bechstein.

Deinem ersten Satz allerdings stimme ich nicht zu. Ich gehöre zu den Irren, die durchdrehen, wenn sie einfach nur wissen, dass da was nicht in Ordnung ist, selbst wenn sie das nicht wirklich brauchen.

Ich habe bei den Ebay-Kleinanzeigen tatsächlich ein paar interessante Privatangebote gefunden. Aber das ist eben immer mit Reisen und Risiko verbunden. Mal sehen, wann ich die Möglichkeit finde, ein oder zwei Instrumente zu "besuchen".
 
Ich gehöre zu den Irren, die durchdrehen, wenn sie einfach nur wissen, dass da was nicht in Ordnung ist, selbst wenn sie das nicht wirklich brauchen.
Du kannst davon ausgehen, dass bei 10.000 € immer irgend was nicht in Ordnung ist. Und selbst wenn, dann in 5 Jahren und wenn da mal was klappert oder nachreguliert werden muss, isses halt so und dann lässt man es machen. Ein Neuwagen muss ja auch immer mal inne Werkstatt (beim Flügel geht das Meiste zum Glück vor Ort).
Wenn ich mir überlege, was ich an meinem Bechstein (Budget 4.000) alles machen lassen könnte (neue Saiten, neue Hämmer, neue Dämpfung...), aber das Ding klingt und spielt auch so saugeil. Nach 1-2 Jahren hatte ich mal die Mechanik nachregulieren lassen, Hämmer abziehen, Intonation, das war preislich alles überschaubar.

Wichtig sind doch die grundlegenden Sachen wie Stimmstock, Gussrahmen, Reso. Wenn das ok ist und Dir Spiel und Klang gefallen, wird alles gut. :-)

Evlt. ist ein privat verkaufter 80 Jahre alter, gut gewarteter deutscher Markenflügel von Blüthner für 10.000EUR sinnvoller als ein 20 Jahre alter Yamaha C3 vom Fachhändler für gleiches Geld.
Das kann Dir keiner sagen. Er muss Deinen Ansprüchen (Klangvorstellung, Spielgefühl) entsprechen. Da kann selbst ein C3 schon wieder ganz anders als ein anderer C3 sein.

Es kann übrigens durchaus sein, dass sich genau diese Ansprüche (z.B. Klangvorstellung) ändern und die Investition auf Jahrzehnte gar keine so lange wird. Aber auch das ist nicht schlimm, da der Wertverfall der alten Kisten überschaubar ist.
 
Zu dem von Dir genannten großen Gebrauchthändler in der Gegend von Münster zu fahren, ohne fachliche Unterstützung dabei zu haben, könnte der sichere Weg zum Fehlkauf sein; da gibt es nämlich kunterbunt einfach alles, was so grad auf dem Markt zu finden ist. Die kleinen Yamahas und Kawais musst Du einfach ausprobieren; wenn sie Dir wirklich gefallen, ist es ja prima. Viele allerdings sind ernüchtert, sobald sie andere Flügel ausprobiert haben. Vor allem bei Yamaha finde ich zwischen den Einsteigermodellen und den etwas größeren die Unterschiede derart groß, dass man zuerst seinen Ohren nicht trauen mag. Du könntest vielleicht auch nach einem jungen Hoffmann (aus dem Bechstein-Werk in Tschechien schauen), und zwar aus der Produktlinie T (nicht V).
 
den Händler www.klavierhalle.de , der hat wirklich einiges in meiner Preisklasse zur Auswahl. Aber da werde ich dann wieder wie der Ochs' vorm Berg stehen und nicht wissen, wie ich die Spreu vom Weizen trennen kann.
Ich kann sicherlich ein paar Akkorde oder ein einfaches Stück anspielen und sagen: "Klang gefällt mir oder auch nicht", aber ich habe in meinem Leben noch keine Taste an einem Flügel gedrückt. Ich habe schlicht keine Ahnung, wie sich eine gute Mechanik anfühlen muss und weiß daher auch nicht, wann eine Mechanik eben nicht gut ist.
Dieser Laden hat einen großen Vorteil für Deine Situation: Du kannst dort - an nur einem einzigen Zielort, ohne Rumfahrerei - anfangen, Dir eine Meinung bilden, was genau Du eigentlich willst bzw. in welche Richtung Du Dich orientieren möchtest. :-)

Zu Deinen anderen Fragen:

Und ist ein restaurierter deutscher Flügel aus den 20ern oder 30ern wieder gut für die nächsten 30 Jahre?
Vorkriegsflügel können, je nach Zustand, einige Wartungsarbeiten nötig machen. Je mehr Wartungsarbeit nötig, desto geringer der Preis. Von der Substanz her sind sie oft hervorragend (und garantiert nicht aus Indonesien, Malaysia oder sonstwoher). Voraussetzung: Man muss einen kompetenten Klavierbauer an der Hand haben. Gleichwohl, bei allen Marken außer Steinway (da müsste man schon außerordentliches Glück haben) kann man für recht kleines Geld ein exzellentes Instrument erwerben (und unterstützt das ehrwürdige Handwerk des Klavierbauers). Ich werfe hier auch bewusst die Marke "August Förster" in den Raum.

Ist ein mittelpreisiges industriell gefertigtes, klanglich gutes, nicht zu altes Gerät besser oder ein handgefertigtes, vormals sehr teures, dafür aber deutlich älteres Gerät?
Bitte sag nicht "Gerät" sondern "Instrument". :idee: Recht günstig gegenüber den renommierten Marken sind Neuinstrumente der "Eigenmarken" mancher Klavierhäuser. Komponenten werden in Fernost gefertigt (logo, sonst wären sie nicht so günstig, haha). Ich gehöre nicht zu denjenigen, die chinesische Produktionsstätten grundsätzlich verteufeln (wer die Chinesen unterschätzt, hat eh schon verloren). Wenn Renner-Mechanik mit Abel-Hämmern verbaut werden, ist das eine andere Gefechtslage als wenn original alles aus "Pearl River" kommt. Je "industrieller" die Fertigung, desto "einheitlicher" das Endprodukt. Aber selbst bei den Billig-Produkten der Fernöstler kann eine sorgfältige Nachintonation und -regulation deutliche Verbesserungen bewirken. Es ist denkbar, dass alteingesessene Pianoläden um den Ruf "ihrer" Instrumente bedacht und daher sehr hilfsbereit bei evtl. Fragen/Problemen sind. In Trier sitzt z. B. ein solcher. Kenne ich nur vom Telefon, wirkte seriös, transparent und angenehm. Instrumente kann ich nicht beurteilen.

Ich persönlich wäre sicherlich mit einem japanischen Kawai oder Yamaha gut bedient, aber auch hier liest man, dass diese Marken nicht zwingend in Japan gebaut werden und dass die Qualität sehr schwankend sein kann.
Hm. Eigentlich nicht. :denken: Vielleicht meinst Du, dass die Unterschiede zwischen den verschiedenen Baureihen sehr groß sind? Diese Baureihen sind erkennbar an kryptischen Buchstabenkürzeln. "Drauf" steht aber immer nur Yamaha oder Kawai (bzw. Shigeru, aber die liegen außerhalb Deines Budgets). Diese Unterscheidung ist bei europäischen Marken einfacher. Da heißt die "Billiglinie" eben Zimmermann oder Essex und nicht Bechstein oder Steinway.


A propos Bechstein: Deren Premiumlinie heißt C. Bechstein, darunter kommt Bechstein (ohne C.), darunter Hoffmann T, dann Hoffmann V, dann Zimmermann. Hoffmann T wäre für Dich interessant im Fall eines Neukaufs. Mit 10 Riesen vielleicht nicht, aber wenn´s auch ein bisschen mehr sein darf... Ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis, wie ich glaube. Das alles bekommst Du in einem gut sortierten Bechstein-Zentrum erklärt.

deutscher Markenflügel von Blüthner für 10.000EUR sinnvoller als ein 20 Jahre alter Yamaha C3 vom Fachhändler für gleiches Geld
Vor allem dann, wenn Dir der Blüthner-Klang eher zusagt als der Yamaha-Klang. ;-)

Ist mein Budget überhaupt realistisch für ein wirklich vernünftiges Instrument?

Ja, aber es zu finden ist vielleicht weniger einfach als in die Steinway-Niederlassung reinzumarschieren und zu sagen: Packen Sie mir bitte das O-Modell da hinten ein. ;-):lol:

Viel Erfolg und vor allem viel Spaß - Flügelsuche macht wirklich Spaß! :super:
 

Hallo zusammen.

Erstmal vielen Dank für die Hilfe bislang. Evtl werde ich mein Budget auch noch mal überdenken und schauen, ob ich noch zwei oder drei Tausender mehr locker machen kann/möchte. Für's erste werde ich mir nun mal den Gebrauchtmarkt genau anschauen. Ich fand z.B. einen optisch nicht mehr erstklassigen aber technisch wohl gut überholten Steinway O aus den 30ern für knapp 15.000, vielleicht ist auch das eine Alternative. Mal schauen, was ich mache.

Gruß
Thorsten
 
Unterwegs kann man auch mal in Wuppertal bei Piano Faust rein, Bechstein-Händler. Mir fielen ix Läden ein, in denen man mal testhalber herumschleichen könnte oder sollte. Rund um Köln sind mehrere, im Ruhrgebiet finden sich auch paar mehr Läden. Klaviere Hildebrandt im Dortmunder Osten z.B. Wenn man es richtig jeck treibt, dann ließen sich an einem wilden Tag vierfünf Klavierläden betreffs Flügeln inokulieren. Das kann man aufplanen, und an einem heftigen Tag dann mal loslegen.

Oder in Korschenbroich einen netten Klavierladen besuchen. Da stehen auch gut 30 Instrumente rum.


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Ich würde bei dem Budget sowas wie einen 15-20 Jahre alten Yamaha C3 in Erwägung ziehen.

Ich habe vor kurzem einen Grotrian-Steinweg 189 von 1977 für etwa dein Budget verkauft. Da war das Preis/Leistungsverhältnis echt gut. Sicher gibt es noch ähnliche vergleichbare Angebote. Auch ein Blüthner in dem Alter wäre vielleicht im Budget.

Generell kann man bei einem Kauf von privat für das Geld deutlich mehr Leistung bekommen als bei einem Händler, aber das Risiko ist natürlich größer.

Von sehr alten Flügeln (1920er Bechstein o.ä.) würde ich die Finger lassen.
 
Von sehr alten Flügeln (1920er Bechstein o.ä.) würde ich die Finger lassen
Genau da würde ich gucken. Man kann sehr gut ein Vorkriegsmodell einer hochwertigen Marke kaufen, die kleineren sind für unter 10.000 erhältlich, und dann nochmal 1.000-2.000 in Reperatur+Stimmung etc. stecken.
Daraus werden dann echte Perlen. Auch für Säue;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

da Du Dich auch für Kawai Flügel interessiert hast: Kawai hat sehr unterschiedliche Flügel hergestellt, sehr billige, aber auch gehobene Mittelklasse und Spitzenmodelle. Ich selbst habe einen GS 30.

Die von Dir verlinkten Instrumente sind eher niedrige Qualitätsstufe. Vor allem der kleine weiße Flügel wird ziemlich sicher ziemlich schlecht klingen.

Wenn ein weißer Flügel für Dich in Frage kommt, würde ich mal den hier probespielen:

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/treebay-ad.html?id=v1|142598649468|0

(allerdings würde ich den evtl. auf 10 000 oder noch weniger runterhandeln, mein schwarzer GS30 hat unter 7000 gekostet).

Auch aus der höherwertigen Serie ist dieser hier:

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s...l-aus-japanischer-fertigung/766733788-74-3398

Mit etwas Geduld + Spucke kann man m.E. sehr gute japanische Flügel aus den 80er Jahren (oder frühe 90er) bekommen, die noch ziemlich "neu" klingen und super bespielbar sind in Deinem Budget.

Typischerweise klingen Yamaha Flügel heller (ahmen Steinway nach), Kawai etwas dunkler (ohne dabei aber so zu klingen wie Bösendorfer).

Wenn Du etwas suchst, von meinem "billigen" GS30 gibt´s Aufnahmen hier im Forum.
 
Klaviere Hildebrandt im Dortmunder Osten z.B.

... kann ich empfehlen, auch wenn ich dort nicht gekauft habe.

Und falls deine Reisen, @Kref , dich in den Süden führen, solltest du tatsächlich, wie von @agraffentoni vorgeschlagen, mal bei Martin Widmann in Hilzingen vorbeischauen. (Das liegt in der Nähe des Bodensees.) Er hat nicht nur einen Hoffmann, sondern auch die neuen (kleinen) Kawais und Feurichs. Ob die dir dann gefallen, musst du selbst ausprobieren.
 
Kawai etwas dunkler (ohne dabei aber so zu klingen wie Bösendorfer).

nee, die klingen leider oft wattig und dumpf.

Wenn Du etwas suchst, von meinem "billigen" GS30 gibt´s Aufnahmen hier im Forum.
Und dieser GS ist wirklich der Beweis, dass es bei allen Marken, in allen Preisklassen "fette Ausrutscher" gibt - und zwar in beide Richtungen. Der hier ist ein Glücksfall und m.E. nicht repräsentativ für die Masse der GS30.

Aber eben Ansporn zur Suche nach den verborgenen Schätzchen!
 
Mein Gott, hier ist ja richtig was los. Da hab ich ja was losgetreten.

Und natürlich - und das ist praktisch immer so - sind die Leute sich mitunter auch uneinig. Neuer ist besser - Vorkriegsschätzchen sind Gold wert usw.

Ich finde das ziemlich spannend. Ich werde definitiv moderne Kawais oder Yamahas testen. Ich werde aber auch sicherlich mal einen älteren Blüthner oder Grotian-Steinweg besuchen fahren. Bei Pianova.de habe ich bei vielen Privatleuten viele schöne Blüthner Modell 6 (190cm) gesehen, die größenmäßig perfekt passen würden und die wenigen Aufnahmen von Blüthner-Flügen, die ich kenne haben mir immer sehr gefallen.

Nur damit ihr euch nicht wundert, wenn ich aber nun nicht gleich große Besuchsberichte einstelle: Wie ich ja schrieb arbeite ich auf Montage. Derzeit bin ich in Schweden, werde hier auch noch bis Weihnachten bleiben und dann zwei Wochen daheim sein. Genau deswegen habe ich nun schonmal angefangen mich zu informieren. Ich denke aber nicht, dass ich in nur zwei Wochen - in denen dann auch noch Feiertage liegen und in denen ich auch andere Dinge erledigen muss - ein Instrumet finden werde. Danach bin ich leider erstmal bie März wieder hier oben. Es wird bei mir also wahrscheinlich wirklich eine monatelange (vielleicht ja sogar jahrelange) Suche werden.


Und weil mir hier ein weißer Kawai vorgeschlagen worden ist: Ich weiß ja, es sollte eigentlich nur auf Spielgefühl und Klang ankommen. Aber ganz ehrlich, ein Flügel von 180 bis 200cm länge ist so ein dominanter Kasten, dass es eben auch darauf ankommt, wie er sich optisch einfügt. Ich habe keinen Hausflur. Wenn man meine Wohnungstüre öffnet, steht man direkt in meinem L-förmigen Wohnzimmer und schaut genau in den Schenkel des L, in dem der Flügel stehen wird. Er wird also wirklich das allererste sein, was man sieht, wenn man meine Wohnung betritt. Mein Wohnzimmer hat einen beige gefliesten Boden, weiße Möbel und rote Wände, Teppiche und Vorhänge. Da passen Instrumente nur in schwarz, weiß/elfenbein oder einem extrem dunklen, rötlich-braunen Holz wie z.B. Palisander. Eiche, Nuss, Ahorn und was sonst noch vor allem in den 60ern und 70ern modisch war verbietet sich vollkommen. Egal ist mir hingegen ob das Instrument matt oder glänzen ist oder ob es hier und da eine kleine Macke hat, die sein Alter verrät. Ich denke, dass dunkel oder schwarz besser wäre als weiß/Elfenbein, bin aber nicht ganz sicher.

Bezüglich Barratts Hinweis zum Begriff Gerät: Ich muss mich übrigens wiklich anstrengen, einen Flügel nicht Gerät zu nennen. Als Ingenieur ist für mich alles irgendwie technische was nicht am Boden festgebolzt ist ein Gerät. Außer natürlich einem Multimeter, das ist nämlich ein (Mess-)Instrument. Wenn wir den Flügel am Boden festbolzen, würde ich allerdings eher dazu neigen, ihn als Anlage zu bezeichnen.

Gruß aus Visby
Thorsten
 
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