Jugend Musiziert

Die bösen Asiaten, die uns auch überall das Leben schwer machen! Jetzt auch schon bei "Jugend musziert"! :rolleyes: Wir brauchen offensichtlich eine(n) musikalische(n) Gleichstellungsbeauftragte(n). :D Wenn wir schon nicht so fleißig / strebsam / diszipliniert (_____ frei zu wählendes "Tugend-Adjektiv") sind, dann möchten wir doch wenigstens die gleichen Chancen bekommen.

Wenn die lieben Kleinen von ihren Eltern zu hören bekommen: "Wenn Du nicht willst, dann brauchst Du auch nicht ...", wenn der Gameboy das erste ist, was aus dem Schulranzen fällt, wenn Kinder nicht mehr in der Lage sind, sich eine halbe Stunde zu konzentrieren, und ich jede Stunde erneut diskutieren muß, ob ein 12jähriger Schüler auch während des Klavierunterrichts per Handy erreichbar sein muß, dann darf Pädagoge glücklich sein, wenn man überhaupt bei Rico 3 anlangt (über die Qualität dieser Schule will ich hier nicht diskutieren!).

(Wir hatten das Thema übrigens schon bei den Videos)

Ich habe in früheren Jahren sehr vehement gegen "Jugend musiziert" polemisiert. Inzwischen habe ich meine Meinung geändert: Kinder lieben Wettbewerbe, sie wollen sich und ihre Leistung mit anderen messen. Man darf das nicht mißbrauchen, nicht unterdrücken, sondern sollte es wohlwollend (!) fördern.

Ich sage ganz klar: Verantwortlich sind zuallererst die Eltern! Sie sind die ersten, die ethische und ästhetische Werte vermitteln. Und wenn die Eltern diese Aufgabe nicht wahrnehmen, springen Ideologen, Seelenfänger und die Wirtschaftsverführer nur allzu gerne in die Bresche. Und genauso leicht, wie Kinder Elan, Begeisterung und Ehrgeiz entwickeln können, genauso leicht erliegen sie auch den Verlockungen "es geht auch easy."

Wie das Problem in den Griff zu bekommen ist, weiß ich leider auch nicht!
Also ich habe mit 8 begonnen und habe sehr eifrig Klavier geübt, konnte mit 11 Jahren z.B. ganz gut die Mozart Sonate facile oder auch Alla Turca (nicht nur den ersten Teil), einiges von Schuhmann, hatte schon die eine oder andere Sonatine aus dem Sonatinenbuch erarbeitet etc. Aber ich war kilometerweit entfernt von dem, was ich auf dem letzten Wettbewerb erlebt habe. Da geht es nicht um 30 minuten üben am Tag, nein diese Kinder über 3,4 Stunden und länger am Tag. Freiwillig? Ich weiß es nicht, ich denke die asiatische Erziehung ist nicht mit der deutschen vergleichbar. Die Kinder werden viel enger geführt, in den Familien wird viel weniger unternommen (bei uns fällt oft das WE zum Üben einfach flach, einfach weil wir was zusammen unternehmen). Die Kinder haben nur ein "Hobby", nämlich das Instrument. Deutsche Kinder spielen Fußball, Handball, spielen Schach, gehen zm schwimmen - und spielen unter anderem auch Klavier.

Ich erlebe das Dilemma bei meinem Sohn. wir versuchen die 30 Minuten am Tag einzuhalten. Aber wenn ein Kind 2x die Woche erst um 16 Uhr von der Schule kommt und so wie heute geschlagene 2 Stunden an den Hausaufgaben sitzt - dann ist danach nix mehr mit üben - das Kind ist dann platt.

Aber auch die Schüler, die eben sich nicht "hauptberuflich" um ihr Instrument kümmern, sollten die Möglichkeit haben, sich zu messen. Eben im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Und dann wäre im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch eine Leistungssteigerung möglich. So ist die Konkurrenz so unerreichbar meilenweit weg, dass es sich noch nciht mal lohnt, sich auf den Weg zu machen.
Nur Ziele, die erreichbar erscheinen, locken einen, es auch tatsächlich zu versuchen.


LG Atra
 
In was für einer Region war das mit deinen "Jugend-musiziert"-Erfahrungen? Und war es da vor etwa 10 Jahren auch schon so?

Ich persönlich konnte da nämlich bei Jugend musiziert bei meiner einmaligen Teilnahme keine derartige Erfahrung machen. Das war allerdings auch schon im Jahr 2000, also schon ein wenig her das ganze.

Da waren allerdings in meiner Altersklasse (damals III) weder im Ulmer regionalen Wettbewerb, noch in der nächsten Runde im Gesamt-Baden-Württembergischen Wettbewerb Asiaten im Rennen (und wenn, dann waren es so wenige, dass sie mir nicht aufgefallen sind).

Oder liegt es daran, dass ich damals mit Klavier vierhändig angetreten bin und die ganzen Asiaten nur mit Klavier solo antreten wollen?

Das mit dem Musikschulschülerniveau vieler Schüler, die Ewigkeiten auf Niveau von Rico 1-3 rumdümpeln und nicht weiterkommen, kann ich aber leider bestätigen (bin zwar selber nur Schüler gewesen und kein Lehrer, aber die Erfahrungen in diversen Schülervorspielen (immer die gleichen paar wenigen Leute spielten anspruchsvollere Werke, der Rest weniger anspruchsvollen Kleinkram), sowie diverse Erzählungen meiner Lehrerin über andere Schüler waren mir da persönlich aussagekräftig genug).
 
ich denke die asiatische Erziehung ist nicht mit der deutschen vergleichbar.
Da hast Du allerdings vollkommen Recht!

Die Kinder werden viel enger geführt, in den Familien wird viel weniger unternommen (bei uns fällt oft das WE zum Üben einfach flach, einfach weil wir was zusammen unternehmen). Die Kinder haben nur ein "Hobby", nämlich das Instrument.
Ob Du da nicht einem weitverbreiteten Klischee aufsitzt? Ich habe drei Schülerinnen mit ostasiatischem Hintergrund. Die sind auf eine Weise leistungsfähig und -willig, wie ich es bei deutschen Kindern und Jugendlichen nur höchst selten erlebe. Und ich kann nicht sagen, daß die drei "vom Leben nichts mitbekommen" - ganz im Gegenteil! Sportverein, soziale Aktivitäten und die ganz normalen Freizeitgestaltungen von Jugendlichen finden neben dem Klavierspielen auch noch statt. Nicht zu vergessen die kleinen "Nebenjobs", um das Taschengeld aufzubessern, weil Papa die Handykosten nicht bezahlen will. Was ihnen allerdings zu eigen ist: Disziplin und Fähigkeit zur Konzentration.

Vielleicht sind diese Mädchen Ausnahmen - genauso, wie meine "trägen" (kontinentaleuropäischen) SchülerInnen. Ich weiß es nicht. Aber sehe ich mir unser Schulsystem und das Verhältnis unserer Gesellschaft zu Bildung, Engagement und Leistung an, dann wundert mich überhaupt nichts mehr ...
 
Ich sehe es genauso wie koelnklavier. Seit ein paar Jahren unterrichte ich ein Geschwister-Paar chinesischer Herkunft. Diese Kinder sind, was die Aufmerksamkeit, Konzentration, Disziplin und das Übeverhalten angeht, mit Abstand die besten von allen Schülern. Die Lernerfolge sind dementsprechend sehr gut. Die Jüngere übt noch unter Aufsicht jeden Tag mind. 45 Min., der Große schafft es leider wegen der Schule nicht so viel und nicht so regelmäßig. Macht trotzdem gute Fortschritte.
Sie nehmen auch sehr erfolgreich an Jugend Musiziert teil, obwohl es klar steht, dass Musik nur ihr Hobby bleibt. Einfach als Motivationsschubs, und das funktioniert.
Achja, nicht zu vergessen, beide machen Sport (und gewinnen auch dort erste Preise) und besuchen Sonntags noch zusätzlich die chinesische Schule, für die noch Hausaufgaben gemacht werden müssen.
Und bevor sich jemand ein Bild von armen, unter dieser Last leidenden Kindern macht -- es sind ganz normale fröhliche gesunde Kinder, und es macht Spaß, sich mit ihnen nicht nur über die Musik zu unterhalten.

Das ganze soll jetzt nicht heissen, dass deutsche Kinder langweilig sind -- nein, natürlich nicht. Aber ein Scheibchen könnten sich viele Eltern davon abschneiden, was ich in dieser Familie erlebe.
 
Wir haben persönlich zwar keine Erfahrung bisher, aber von Nachbars Töchterchen, die eine wirklich gute Oboe spielt, gab's folgende Geschichte zu diesem Wettbewerb: Als sie beim Landesfinale dabei war, haben sich die Besseren der Guten fürs Miteinanderspielen (Quartette etc.) zusammengemobbt, um die eigene Wahrscheinlichkeit für ein besseres Abschneiden zu erhöhen. Soll heißen: vorher abgesprochene Gruppen oder Duos etc. wurden kurzerhand aufgelöst und neu formiert. Das Ergebnis am Ende: glückliche, aber doch ziemlich arrogante Sieger, die die "natürliche" Selektion nutzten, und ausgebootete, gedemütigte Musiker der "2. Garde". Musik als Leistungsschau, oder Sport? Wenn das im Sinne des Erfinders sein soll: nein, danke.
 
[...] vorher abgesprochene Gruppen oder Duos etc. wurden kurzerhand aufgelöst und neu formiert.
Ob ein solches Verhalten von den Regularien abgedeckt ist? Ich glaube eher nicht! Aber in der Tat, so etwas wirft ein schlechtes Licht auf alle Beteiligten: auf die Teilnehmer, die ihre Mitspieler verraten, auf Eltern und Lehrer, die Derartiges noch billigen oder gar fördern. Für mich jedenfalls wäre das ein sofortiger Kündigungsgrund.
 
Ich habe jetzt endlich vorgespielt und mein Ergebnis...=)
Wir haben 23 Punkte mit Weiterleitung und haben sowohl in unserer Altersgruppe (V) als auch im gesamten Kunstlied-Wettbewerb unserer Region die höchste Punktzahl...es gab nur noch ein Team, welches auch einen 1. Preis hat (23P..AG VI)...:]
Auf gehts zum Landeswettbewerb :D
 
Ich habe jetzt endlich vorgespielt und mein Ergebnis...=)
Wir haben 23 Punkte mit Weiterleitung und haben sowohl in unserer Altersgruppe (V) als auch im gesamten Kunstlied-Wettbewerb unserer Region die höchste Punktzahl...es gab nur noch ein Team, welches auch einen 1. Preis hat (23P..AG VI)...:]
Auf gehts zum Landeswettbewerb :D
Glückwunsch zum guten Erfolg und zur Weiterleitung! :cool:
Welcher Landeswettbewerb wird es sein, und wann?
 
Ich war heute auf dem JuMu-Landeswettbewerb (Rheinland-Pfalz) und möchte kurz darüber erzählen:

Dieses Jahr war ja Klavier 4-händig dran. Ich habe mir die Ak III, IV und V angehört. Das Niveau fand ich auf gleichmäßig guter Höhe (auch schon in Ak III - bis 14 Jahre), ich habe nur wenig Qualitäts-Unterschiede (innerhalb der Altersklassen) gefunden ...

Aufgefallen ist mir allerdings, dass es schon Unterschiede bei den Klavier-Partnerschaften gibt: bei manchen hat man den Eindruck, es sind eher '2 gute Einzelspieler', und manch andere schaffen es ein 'homogenes Team' zu formen, gleichzeitig zu atmen, gutes Aufeinander-Eingehen usw. ;)

Am meisten beeindruckt haben mich dabei ein Duo aus Ak III mit dem Slawischen Tanz in e-moll (aus op. 72), eins aus Ak IV mit dem Foxtrot von Schulhoff (das Stück werde ich mir merken), und eins aus Ak V mit dem Nachtstück aus der Fantasia op. 5 (für 2 Klaviere) von Rachmaninov. Ach ja, und eine schöne 'Scaramouche' war auch noch in Ak V dabei....:)

Ja, es gibt so viele schöne 4-Hd Musik (war auch schön, mal die Tarantella von Gavrilin live zu erleben...)

Zum Schluss: In Mainz haben wir zwar das Glück von neugebauten Sälen (Neubau der Musik-Fakultät der Uni), auch mit schönen neuen Steinway-Flügeln - trotzdem ist es schade, dass nicht genügend größere Räume zur Verfügung stehen - der 4-händig-Wettbewerb fand im sog. 'Kammermusiksaal' statt (eher ein größeres 'Zimmer'):D - sodass viele Zuhörer nur Stehplätze bekamen....

PS: Ich habe gerade die offiziellen Bewertungen nachgelesen - die Duos, die mir am besten gefallen haben, landeten im Urteil der Jury nicht unbedingt vorne - und umgekehrt;)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Virtuos klingt sie (im entsprechenden Tempo) schon - sie ist aber, glaube ich, machbar.
Viel Spaß dabei! :cool:

Ja, die Gavrilin Sachen sind super! Die Tarantella ist in weiten Teilen ziemlich überschaubar.... ein zwei haarige Stellen.... dafür klingt sie nach 'mehr'. Den 'Marsch' mag ich auch sehr.

Dimo, danke für Deinen Bericht, leider konnte ich in Heidelberg nicht hin, aber meine KL hat ähnliches berichtet - manche Duos sind eher zwei Singles...
 
Bald sind ja wieder Regionalwettbewerbe...
In den diesjährigen Kategorien steht ja das Klavier mal nicht im Vordergrund... es gibt aber z. B. die Kategorien Blasinstrument & Klavier und Klavier-Kammermusik (also z. B. Klaviertrio). :cool:

Macht jemand dieses Jahr mit?
 
Bald sind ja wieder Regionalwettbewerbe...

Schon kommendes Wochenende!


In den diesjährigen Kategorien steht ja das Klavier mal nicht im Vordergrund... es gibt aber z. B. die Kategorien Blasinstrument & Klavier und Klavier-Kammermusik (also z. B. Klaviertrio). :cool:

Als Begleitung eines Streichinstrumentes wird man auch bewertet, wenn man den Teilnahmebedingungen entspricht und eine Wertung wünscht.


Ja, meine Tochter. Allerdings mit ihrer Geige. Sie wird von ihrem Klavierlehrer begleitet, denn leider mangelt es bei uns an Klavierschülern, welche die doch sehr anspruchsvolle Begleitung beherrschen.

Ach ja: Daumen drücken für Samstag Nachmittag ist angesagt! Sie kann es nämlich gebrauchen. :rolleyes:
 
ja ich mach mit ! (:
ich spiel zusammen mit einem klarinettisten
wir spielen stücke von niels gade und eine eigen-,bzw.gemeinschaftskomposition von ihm seinen eltern und ein ganz kleines bisschen auch von mir ;D
ich muss aber sagen dass ich den klavierpart von gade irgendwie langsam echt nicht mehr hören kann...ich freu mich schon wenn ich mich mit meiner lehrerin wieder mehr auf solosachen konzentrieren ''darf'' (;
 
Hab heute mit Cello mitgemacht. Ich habs nicht so toll gefunden, aber ich hab 24 Punkte mit Weiterleitung nach Husum gekriegt. Und sowas nach schönen Klavierunterricht zu hören, ist wirklich beglückend.
 
Herzlichen Glückwunsch zur Weiterleitung! :cool: :trompete:
 
Hallo zusammen...
Wo das Thema grade wieder aktuell ist...
Hätte ich mal eine Frage... auch wenn Solowertung ja erst wieder im nächsten Jahr ansteht...
Kennt ihr die Literaturliste, die von der Bundesgeschäftsstelle ausgegeben wird?
Die Stücke sind da in "Schwierigkeitsstufen" eingeordnet von 1 bis 5. Aber es gibt doch sechs Altersgruppen :???: ...
Und was ich so gar nicht verstehe: Selbst bei den Stücken in der 1. und 2. Stufe sind die meisten Sachen mit Oktaven und Pedaleinsatz... Also von meinen Schüler unter 10 Jahren kann niemand sicher Oktaven greifen, also zumindest nicht mehrere hintereinander oder schnell... auch Pedal ist ja so 'ne Sache bei geringer Körpergröße...
Habe ich jetzt zufällig nur Schüler mit kleiner Handspanne und habe dadurch den Realitätsbezug verloren oder wie geht das?!

Und richtet ihr oder euer Lehrer euch nach dieser Literaturempfehlungsliste bei der Auswahl von JM-Stücken?

Viele Grüße
Pünktchen
 
Gibt es diese Liste auch irgendwo online?

Ich glaube nicht. Jedenfalls habe ich schon das halbe Internet durchforstet und nur Ausschnitte (Blasinstrumente) gefunden.

Wie man immer wieder liest, haben die Musikschulen diese Listen vorliegen. Ich wollte bei uns schon nachfragen, habe es aber immer wieder vergessen.

Die Literaturempfehlungslisten kosten, glaube ich, um die 6 Euro.
 

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