Jazz Improvisation

Hallo zusammen =)

ich habe selbst vor einigen Wochen begonnen zu improvisieren, und bin froh, meinen Klavierlehrer zuhaben, einen begnadeten Jazz-Pianisten. Ohne irgendwem zunahe treten zu wollen, denke ich nicht, dass es der beste Weg ist, das Improvisieren durch irgendwelche Bücher zu lernen. Ich bin selbst keinesfall Profi was das angeht, aber ich denke schon, dass das ganze Improvisieren lebendiger wird, wenn man unter vernünfitger Anleitung und mit dem nötigen Basiswissen an die Sache rangeht. Mein Lehrer sagt mir nur immer "probieren, probieren, probieren". Keiner setzt sich ans Klavier und macht ne perfekte Impro! Andererseits ist ein gewissen Repertoire an Patterns und Licks natürlich unumgänglich ;)

LG,

Lenna
 
...aber ich denke schon, dass das ganze Improvisieren lebendiger wird, wenn man unter vernünfitger Anleitung und mit dem nötigen Basiswissen an die Sache rangeht.

Vollkommen richtig! Jetzt am Anfang kannst Du Dir die Dinge auch weitgehend ohne Niederschrift merken. Aber je intensiver Du in diese Materie eintauchen wirst, desto mehr wird das Bedürfnis entstehen, das Gelernte auch zu archivieren.
Ein Buch nimmt Dir diese Arbeit bis zu einem gewissen Grad ab, aber es ist natürlich nicht verkehrt, sich irgendwann sein eigenes "Büchlein" zusammenzustellen.
Insofern sind Levine & Co wohl eher als Ergänzung im Unterricht oder auch als Nachschlagwerk zu verstehen.
 
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aber hallo, wer braucht in Zeiten wie diesen denn überhaupt noch Aebershold? :D Heutzutage gebraucht der Pianist von Welt Band In A Box:

http://www.bandinabox.com/de/

Echt super die Software. Und wenn man im Internet stöbert, findet man das komplette Real Book und mehr als fertige Songs. Auch sehr schön ist der eingebaute Solist. Man sagt dem Programm einfach, dass nur im ersten und letzten Chorus die Melodie klingen soll und die mittleren Chorusse übernimmt dann der Kollege Solist. Natürlich wählbar ob im Charlie Parker Stil oder Monk, ob Piano oder Sax. Wobei man sich eigentlich nur Piano und Vibraphon antun kann, selbst wenn man einen echt guten Klangerzeuger dranhängen hat. Aber ist echt witzig. Ich hab mal eine Samplingorgie gemacht und brauchte noch ein feines Jazzsolo und hab dann den Solisten etliche Chorusse spielen lassen. Die schönsten Licks hab ich dann mittels Midi-Editor zusammengeschnitten.

Das schöne an dem Programm ist, dass man das Tempo ändern kann, im Gegensatz zu Aeberhold. Und es swingt erstaunlich gut für Computerzeugs. Aber die Klangqualität reicht natürlich nicht an Aeberhold heran, wenn auch die Triobesetzung Bass, Piano, Drums ganz erträglich klingt. Aber zum Üben ist es echt super.
 
Als Jazzpianist sollte man als allererstes die Akkorde lernen. Es gibt viele... ich kann auch nicht alle...

So wie ich es erlernt habe gibt es verschiedene Möglichkeiten zu improvisieren:

- Die ersten Improvisationen machte ich mit Tonleiter (Blues, Minor, etc). Das ist eigentlich das Einfachste.
- Man kann auch versuchen, die Noten des Akkordes zu nehmen und auf diese zu improvisieren mit Melodien.
- Eine andere Möglichkeit ist, die Noten der Melodie zu nehmen, und pro Takt auf diese Noten zu improvisieren

Was danach bei der Impro herauskommt ist bei mir eine Mischung zwischen Melodie des Liedes, Melodie von anderen Liedern, Spontanität, ganze Tonleiter, usw.

Es gibt eigentlich keine Grenzen beim Improvisieren... das macht es auch so spannend ;)
 
Ich glaube es ist besser den Aufbau der Akkorde zu kennen, dann kann man alles Akkorde spielen. Wenn man Akkorde nach Tönen lernt ist es meiner Meinung nach viel aufwändiger.

Wenn man weiß, die die Terzschichtungen sich zusammen setzten, kann man das auf jeden Ton Anwenden.
 
Hallo,

eine Frage, die mir immer schon auf der Zunge lag, an die Jazz Musiker, die improvisieren können: Womit habt ihr eigentlich angefangen?

Als ich meine ersten Jazzpiano-Stunden hatte, fühlte ich zunächst ein Brett vorm Kopf. Da spielte man doch Debussy, Bach und Chopin und alles klang so perfekt. Nun sollte man, beschränkt auf ein paar Töne, aus dem Stehgreif eigenes Schaffen.
Obwohl ich damals schon Erfahrungen mit Blues- und Rockbands hatte, war der Frust groß.
Es war einfach diese Ohnmacht. Dieselbe Person, die vorher noch das Klavier mit perfekt durchkomponierter Musik zum klingen brachte, saß nun da und brachte keinen vernünftigen musikalischen Satz zustande.
Was geschah?
Nun gut, das Ohr war verwöhnt, das war das eine. Das eigentliche Problem aber war, dass ich zunächst gar nicht wußte was ich spielen sollte - wie jemand der immer alles vorgekaut bekam und jetzt auf einmal selber kauen soll.
Dazu kam, dass beim kreativen Spielen verschiedene Faktoren gleichzeitig zu beherrschen/berücksichtigen sind. Wenn nun schon allein einer dieser Faktoren die ganze Aufmerksamkeit beansprucht, wie soll das dann gehen?

Die Höransprüche sind zunächst einmal drastisch zu reduzieren. Das zu verwendende Tonmaterial ebenso. Auch rhythmisch muss eingeschränkt werden. Harmonisch kann man sich auf ein harmonisches Pendel beschränken.

Es ist also notwendig die Sachen so zu reduzieren, dass es möglich ist in einen Spielfluss zu kommen. Das Erlebniss des Spielflusses durch Eigenes gibt dann die erforderliche Ausdauer beim Durchstehen der ersten Hungerphase - Hunger auf schönen Klang :-). Diese Phase kann dauern, aber sie ist unabdingbar.
Jazz ist Bewegung. Timing und Rhythmus stehen unverhältnissmäßig stark im Vordergrund, verglichen mit klassischer Musik. Man sollte sich angewöhnen zunächst prinzipiell alles in Time zu spielen. Auch wenn ich Akkordprogressionen drücke, mache ich das in einen gleichmäßigen Puls.
Das Moment Zeit ist so immens entscheidend für das Umsetzen einer Idee, dass auch super langsame Tempi oft Schwierigkeiten bereiten werden.
Das Problem dabei ist das Denken an das was kommen wird. Man muss sich ja, beim Üben zumindest, immerzu vorstellen was man als nächstes melodisch spielen will. Dabei wird die Zeit knapp, man fängt an sich zu überschlagen, kommt mit der Harmoniefolge ins Schleudern etc. etc..
Deshalb ist es so ungemein wichtig sich gerade am Anfang zu beschränken.

Eine Limitierung könnte z.B. außer bei den Akkorden auch in der Tonauswahl für die Melodie gemacht werden in dem man sich zunächst auf 3 Töne beschränkt. Wenn man die 3 dann noch so auswählt dass sie mit den beiden pendelnden Akkorden nicht kollidieren, hat man ein Problem weniger.
Und immer daran denken: es soll ein Spielfluß entstehen, ein natürliches Gebilde. Somit muss man mit diesen 3 Tönen sprechen, d.h. Frage - Antwort Spiele betreiben, Atempausen beachten und einiges mehr.
Sinn macht gerade in der Anfangsphase das Spielen mit Metronom, wobei das Metronom intelligenterweise durch ein Sequenzerprogramm ersetzt werden sollte. Ein Tempo von 80 bpm pro Viertel ist angebracht. Das Programm muss nicht unbedingt nur den Klick spielen. Mehr Spass macht die an sich schon trockene Aufgabe mit einem Swingrhythmus und eventuell einer Basslinie, so dass der linken Hand die natürliche Rolle der Akkord zu fällt.


Habt ihr Tonleiter rauf und runter geübt?

Tonleitern sollten auf jeden Fall beherrscht werden. Man muss sie aber nicht willkürlich hoch und runter spielen, vielmehr sollte man sich in sie hineinhören und die in ihnen enthaltene Leittönigkeit erkennen.
Wenn man heptatonische Tonleitern über einen Ambitus von 2 Oktaven übt, bietet es sich an diese um einen Durchgangston zu erweitern, um die Wertigkeitszuordnung von Takt und Melodieton zu wahren.


Das hat mich persönlich immer am meisten fasziniert - die Klangvielfalt der im Jazz gebräulichen Akkorde.
Am Anfang wird man sich wohl auf die verschiedenen Septakkordformen beschränken oder noch besser, in der linken Hand mit 2 stimmigen Voicings, dem Grundton und einem Guidetone, arbeiten.


Wenn ihr improvisiert, denkt ihr euch da etwas spontan neues aus, oder beruht es auf alten Ideen, die ihr vorher gelernt habt?
Es ist eine Mischung aus Beidem. Am Anfang sicherlich öfter das Letztere. Später dann immer mehr das Erstere.
 
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