Interpretationsfreie Werkdarstellung

Das Andante aus Schuberts Sonate ging zwar gut los, aber leider hatten wir alle nicht genug Zeit für runde Einspielungen

Runde Einspielungen - was ist denn das? ;) - Eine CD ? :D

Nein, Interpretation klingt zwar sehr elitär, aber es geht dabei einfach darum: spiel ich da mit Pedal, mach ich dort einen Akzent, geb ich da im Tempo nach oder ziehe ich es an. Ob es rund oder eckig ist mag auch ein Kriterium sein, aber nur eines von vielen.
 
Die Diskussion schreitet hier ja schneller voran, als ich mitlesen kann.

@Rolf
Da würde ich dann aber auch gerne eine Aussage von Weber anbringen.
Er meinte, dass seine Komposition, sobald er den letzten Ton geschrieben hatte vollendet war. Die Aufführung also eig. gar keine zwingende Voraussetzung bedeutete, um das Stück der Welt zu präsentieren. Seiner Meinung nach konnte kein Orchester die Melodien auf seinem Blatt besser wiedergeben, als sein eigener Kopf. Oder sagen wir seine Vorstellung/Fantasie.
Könnte man theoretisch so auffassen, dass die Musik nicht erst in echten tönen erklingen muss um zu existieren. Es würde also der Notentext reichen.
(Wenngleich das wohl kaum eine jedem zugängliche Musik wäre)

Wenn ich auf den Vergleich mit den Bildern eingehen würde, denke, ich täte es auf eine philosophische Schiene abdriften. Vielleicht tue ich das sogar einmal, aber nicht in diesem Thread :)

Im übrigen wäre ich so einem Thread, in dem man anhand weniger Beispiele wirklich konkrete Vorschläge macht, wie man welche Stelle spielen und betonen sollte (selbstverständlich mit Erklärungen weshalb und zu welchem Zweck) nicht abgeneigt. Guendola hat ja schon ein paar Kriterien für den Moderator vorgeschlagen.
 
Im übrigen wäre ich so einem Thread, in dem man anhand weniger Beispiele wirklich konkrete Vorschläge macht, wie man welche Stelle spielen und betonen sollte (selbstverständlich mit Erklärungen weshalb und zu welchem Zweck) nicht abgeneigt.

Wenn jemand die Ergebnisse so in Musik umwandelt, daß man glaubt, es wäre alles auf seinem Mist gewachsen, dann ist das übrigens "authentisch", selbst dann, wenn es furchtbar klingt :D

αυθεντικός heißt übrigens "echt".
 
Fällt mir grade so auf:

"authentisch" ist z.B. ein interpretationsbedürftiges Wort :)

Jeder versteht ein bißchen was anderes darunter.
Wenn ich jetzt wissen will, was FLIP meint, wenn er von authentisch redet,
hilft es mir nicht so viel, in Lexika nachzuschlagen. FLIP weiß ja was er meint.
Ob das mit dem Lexikon übereinstimmt ist egal. Also frage ich FLIP, und er erklärts mir in anderen Worten.

Leider sind die Komponisten meistens schon tot.
Ein bißchen Raterei wird einem also nicht erspart.
 
@Rolf
Da würde ich dann aber auch gerne eine Aussage von Weber anbringen.
Er meinte, dass seine Komposition, sobald er den letzten Ton geschrieben hatte vollendet war. Die Aufführung also eig. gar keine zwingende Voraussetzung bedeutete, um das Stück der Welt zu präsentieren. Seiner Meinung nach konnte kein Orchester die Melodien auf seinem Blatt besser wiedergeben, als sein eigener Kopf. Oder sagen wir seine Vorstellung/Fantasie.
Könnte man theoretisch so auffassen, dass die Musik nicht erst in echten tönen erklingen muss um zu existieren. Es würde also der Notentext reichen.
(Wenngleich das wohl kaum eine jedem zugängliche Musik wäre)

Hallo Raskolnikow,

(ich würde ja lieber "hallo Rodion" schreiben, als lediglich den Nachnamen :)) mit großer Sicherheit war jede Komposition vollendet, nachdem der Komponist die letzte Note geschrieben hatte und sofern er nichts mehr änderte - in dem Sinn, dass der Kompositionsprozess beendet war.

dass sich viele Komponisten über die ihren Ansprüchen nicht genügenden Aufführungen gegrämt haben, ist allerdings noch kein zwingender Beweis dafür, dass die Aufführungen theoretisch unnötig sind - gerade den Damen und Herren Komponisten/innen war ja fast immer sehr daran gelegen, dass man ihre Werke spielt, dass diese also gehört werden.

Das ging auch Weber nicht anders, der sehr großen Wert darauf legte, dass man seinen Oberon und Freischütz spielte.

Sowie die Notation beendet ist, liegt das Gerüst, die Konstruktion der musikalischen Komposition vor - wird diese weder publiziert noch aufgeführt, ist schwerlich zu beurteilen, ob überhaupt irgendetwas vorliegt (wer weiss, vielleicht schlummern ja grandiose Sinfonien in nie geöffneten Schreibtischschubladen?)

Eine genze Menge an so genannter Kunst oder Kunstwerken ist primär kommunikativ: Gemälde richten sich an das Sehen der Betrachter, Romane an die lesenden Rezipienten, Musik an die hörenden. In diesem Sinn braucht Musik die recht triviale Praxis, gespielt zu werden. Ich will gar nicht noch erwähnen, dass die Noten (also das Zeichensystem der Musik) eine Stenografie für Klänge sind.

gottlob führt man Webers Opern auf (was er selber auch wollte, bei allem verständlichen Ärger über die Musikpraxis im 1. Drittel des 19. Jh., als man aus Kostengründen nur wenige Proben hatte) und Dostojewskis "Schuld und Sühne" wird - weil publiziert - gelesen. :) ja und das halt mit allen kleinen Folgeproblemen in Details, die dann zu konstruktiven Diskussionen führen. Z.B. die Formen der großen Romane Dostojewskis - der "polyphone Roman" - sind erst im frühen 20. Jh. "entdeckt" worden (Bachtin), da war der Fjodor schon lange tot.

ein Kompromiss wäre: theoretisch könnte der Notentext allein genügen, praktisch ganz offensichtlich nicht. :)

Gruß, Rolf
 
Fällt mir grade so auf:

"authentisch" ist z.B. ein interpretationsbedürftiges Wort :)

Wie kommst du darauf? Das Wort hat eine sehr klare Bedeutung, man muß es nur richtig verwenden.

Flip, authentisch heißt nicht glaubwürdig, das ist nur ein Nebeneffekt der technischen Authentifikation, zum Beispiel durch einen Ausweis. Authentisch ist immer das Original, und dem wird häufig Glaubwürdigkeit zugesprochen.

In der Tat reden Leute allerdings häufig von einer authentischen Interpretation, wenn sie eine gut durchdachte gefällige Interpretation meinen, und verbinden damit auch irgendwie noch Glaubwürdigkeit, vielleicht, weil sie glauben, daß eine solche Interpretation werkstreu sein müsse.
 
Richtig, die Leute müssen das Gefühl haben, dass du das Stück in dieser Sekunde, wo du es vorträgst, komponierst. Aber auch die Weltstars schaffen das nicht bei jedem Konzert und wenn du die fragen würdest, wie sie's machen, könnten sie es dir ehrlicherweise auch nicht sagen. Darum mein Vorschlag, man soll sich soweit wie möglich an den Notentext/die Spielweise der Zeit halten und versuchen in diesem Rahmen musikalisch zu spielen (was immer das dann auch heißt), denn den Rest kann man nicht beeinflussen.

Mit "Ergebnisse" meinte ich lediglich die Ideen zur Interpretation und es ging nur darum, ein Beispiel für "authentisch" zu geben. Was du meinst, ist Spontaneität. Die fällt allerdings nicht als solche auf sondern eher als "frisch" oder "lebendig". Außerdem liegt die Hauptarbeit der Interpretation wohl häufig vorher und während des Auftritts kommt dann gelebte künstlerische Freiheit (oder eben auch nicht).
 

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