Interpretation - Geschmacksache?

F

Franz

Guest
Man darf halt nicht den Fehler machen, seine Interpretation als allein glücklich machen anzusehen und nichts Anderes daneben zu dulden.

Natürlich kann letztlich jeder spielen wie er will - das hatten wir schon mal. :D

Dennoch möchte ich mal zur Sprache bringen, dass mir die Begriffe "Interpretation" und "Geschmack", wie sie hier im Forum häufig benutzt werden, manchmal Sodbrennen bereiten.

Ich denke, gerade der Anfänger oder der fortgeschrittene Anfänger, sollte zunächst mal die Wichtigkeit der eigenen Person, des eigenen "Geschmacks" zurück nehmen und nach der "Wahrheit" suchen.

Daniel Barenboim hat es, finde ich, sehr treffend ausgedrückt:
Wenn man Musik machen will, muss man unbedingt einen eigenen Standpunkt entwickeln, aber keinen beliebigen, rein subjektiven. Vielmehr geht es um eine Auffassung von Musik, die auf uneingeschränktem Respekt vor den aus der Partitur ersichtlichen Informationen, der Kenntnis der physischen Gegebenheiten des Klangs sowie dem Einblick in die wechselseitige Abhängigkeit aller musikalischer Elemente - also Harmonie, Melodie, Rhythmus, Lautstärke und Tempo - basiert. Uneingeschränkter Respekt für die Partitur bedeutet, dass man dem gehorcht, was auf einer Seite gedruckt steht - also dort piano spielt, wo es angegeben ist, und nicht aus einer Laune ein forte daraus macht.
Doch wie leise ist piano? Diese einfache Frage zeigt, wie wichtig es ist, dass man eine eigene Auffassung von der Quantität und Qualität von Lautstärke hat. Einfach nur leise zu spielen, weil auf dem Notenblatt piano steht, mag ein Zeichen für Bescheidenheit sein, aber es ist auch eine Unterlassungssünde. Die drei Fragen, die ein Musiker sich unablässig stellen muss, sind: warum, wie und zu welchem Zweck? Wer diese Fragen nicht stellen will oder nicht zu stellen vermag, der unterwirft sich einer stumpfsinnigen Buchstabentreue, die dem Geist der Musik nicht gerecht werden kann. (Daniel Barenboim: Klang ist Leben S.24, Siedler 2008 )

Ich will niemandem zu nahe treten oder den Spaß verderben. Diese Wichtigkeit der eigenen Person, dieses Streben nach Originalität kann mMn aber beim Lernen sehr kontraproduktiv sein.

Ein kleines Beispiel: Eine diskussionsfreudige Schülerin spielt "Morgen kommt der Weihnachtsmann". Bei den "Ga-ben" betont sie ziemlich unwirsch die letzte Silbe, das "-ben" Ich spiel es ihr mit korrekter Betonung vor und frage: "Was hörst Du? Was habe ich anders gemacht?"
"Du hast die letzte Note leiser gespielt, aber das ist doch Geschmacksache, ich interpretier das eben anders." - "Nun, Du interpretierst das also anders, sing's mir doch mal vor. "Ich kann doch nicht singen" - "Na dann sing ich es Dir vor: ... bringt uns viele Gabeeen" Darauf musste sie schallen lachen und war überzeugt.

Leider ist es bei einer Bach Invention nicht so einfach und klar, es gibt keinen Text, meistens auch keine Bögen, dennoch verstecken sich in so einem Notentext ganz viele "Ga-ben", die eben richtig betont werden wollen. Ich behaupte, da ist nicht alles Interpretations- oder Geschmacksache.

Meine Aufgabe als Lehrer sehe ich in erster Linie darin, dem Schüler/Studenten beizubringen wie man einen Notentext korrekt liest und sinnvoll umsetzt, sicher ist das nicht immer einfach und manches ist am Ende doch eine Frage der Interpretation. Meiner Erfahrung nach benutzt der Schüler aber zu oft das Argument "meine Interpretation" um die Lösung musikalischer Aufgaben zu umgehen und da nehme ich mir schon heraus, dem einen oder anderen "die Flügel zu stutzen" natürlich in humorvoller, liebevoller Weise.
 
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Hallo Franz, da Du mich zitiert hast: ich meine das so: Es gibt betimmte Regeln, die beachtet werden müssen, die man nicht übergehen darf. Das ist das, was ich stimmig meine, dann muss das Ganze in sich passend sein.

Alles was darüber hinaus geht, ist meiner Meinng nach Geschmack.
Also, ich meine so: im Rahmen dessen, was erlaubt ist, hat man Mögllickeiten, sich zu bewegen.

Was Deine Argumentation angeht, szuviel Streben nach eigenen können dem Anfänger abträglich sein, so muss man doch unterscheiden zwischen totalem Musikanfänger und Menschen, die sich schon jahrelang mit Musik auseinandersetzen, also singen, ein anderes Instrument spielen etc. Das kann man nicht über einen Kamm schweren, finde ich.

Beispiel die Invention: Du schriebst, man kann sie praktisch in jedem Tempo spielen.
O.k, lyrisches Spielen dieser Invention funktioniert, jedoch steht drüber auch in meinen Noten "con spirito", und das würde ich wiederum als ein Indiz dafür werten, dass das ganze nicht langsam und klebrig sein soll.

Im Rahmen der Diskussion um diese Invention habe ich mich nun auch mit diesem Stück auseinander gesetzt. und putzig daran war, ich kannte das Notenbild nicht, jedoch entpricht die Notierung dem, wasich mir gedacht habe an Artkulation. so würde ich es auch spielen wollen. Also, nicht legato sondern auch mit akzenten und mit portato- und manchmal Staccato-Noten. In meinen Ohren gibt es im Stück einen Wettstreit zwischen den beiden Stimmen, damit will ich sagen, eine Stimme ist nicht Begleitung, sondern beide haben gleichberechtigt was zu melden. (Stichwort polyphon)
Ich werde es auch einstudieren und meine Version präsentieren.

Meine Version wird deutlich anders klingen, und daran können wir dann gerne diskutieren. Es wird nur ein bissele dauern, denn ich habe gerade heute morgen erst angefangen. Die Hände alleine laufen einigermaßen im langsameren Tempo.

Ich kenne bei Bach eigentlich kein Stück, dass eindeutig düster-traurig ist, man sage mir welches?

EDIT:
Eines finde ich noch wichtig, deshalb füge ich es nachträglich hinzu:
Der Gebrauch von "Meinung" und "Geschmack" ist häufig auch eine Frage der Rücksichtnahme und Toleranz.
Außerdem werde ich mich schwer hüten, meine Ansichten als "richtig" darzustellen, denn das würde dann ja keinen Widerspruch dulden, und alternativen gibt es meistens. Und es hat ja mit Sicherheit auch Gründe, wenn die größten Profis Stücke unterschiedlich interpretieren.
"Richtig" impliziert eine Wertung, und ich möchte ungern jemanden im Forum bewerten.

Was zum Beispiel die Invention nr. 9 angeht, so kann ich begründen, warum ich sie so oder so spielen möchte, vllt kommt aber auch ein Anderer und sagt: guckt mal ich mache es so, das begründe ich folgendermaßen. Und es muss nicht im Widerspruch stehen zu meiner Aussage.
ich gehe davon aus, dass sie wissen, wovon sie reden.

Gerne würde ich eine Begründung dafür hören, warum Sesam ihre Einspielung so langsam spielt. Das verstehe ich nämlich nicht so richtig.

LG
violapiano
 
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[...] jedoch steht drüber auch in meinen Noten "con spirito", und das würde ich wiederum als ein Indiz dafür werten, dass das ganze nicht langsam und klebrig sein soll.
Vor dem "Geschmack" sollte zunächst die intensive Beschäftigung mit den Quellen stehen: Wenn Deine Ausgabe der 9. Invention den Tempohinweis "con spirito" trägt, solltest Du Dir zunächst einmal eine Notenausgabe zulegen, die sich zumindest bemüht (!), den Bach'schen Notentext korrekt wiederzugeben.

Gerne würde ich eine Begründung dafür hören, warum Sesam ihre Einspielung so langsam spielt. Das verstehe ich nämlich nicht so richtig.
Die Umkehrung der Beweislast halte ich mit Verlaub nicht für legitim! Nicht der Interpret muß seine Arbeit begründen. Der Kritiker muß seine Einwände dagegen argumentativ untermauern.

Damit wir eine Diskussionsgrundlage haben: Hier einmal die Zusammenstellung, welchen Charakter man der Tonart f-moll zwischen 1690 und 1856 beigemessen hat:
  • (Charpentier 1690):
    Obscur et plaintif
    [unklar und klagend]
  • (Rousseau 1691):
    Pour les plaintes & tous les sujets lamentables [...]
    [Für Klagen und andere klagende Themen]
  • (Masson 1697):
    triste & lugubre [...]
    [traurig und düster]
  • (Mattheson 1713, S. 248 ):
    scheinet eine gelinde und gelassene / wiewol dabey tieffe und schwere / mit etwas Verzweiflung vergesellschaffte / tödliche Hertzens=Angst vorzustellen und ist über die massen beweglich. Er drücket eine schwartze hülflose MELANCHOLIE schön aus / und will dem Zuhörer bisweilen ein Grauen oder einen Schauder verursachen.
  • (Quantz 1752, S. 138 ):
    A moll, C moll, Dis Dur [es-moll?], und F moll, drücken den traurigen Affect viel mehr aus, als andere Molltöne: weswegen sich denn auch die Componisten mehrentheils, zu dieser Absicht, gedachter Tonarten zu bedienen pflegen. Hingegen werden die übrigen Moll= und Durtöne, zu den gefälligen, singenden, und ariosen Stücken gebrauchet.
  • (Quantz 1752, S. 203):
    [...] um so wohl den Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley, Traurigkeit, auch wohl, wenn der Componist ein Stück darnach einzurichten weis, eine wütende Gemüthsbewegung, als die Verwegenheit, Raserey und Verzweifelung, desto lebhafter auszudrücken: wozu gewisse Tonarten, als: E moll, C moll, F moll, Es dur, H moll, A dur, und E dur, ein Vieles beytragen können.
  • (Schubart 1784/85, S. 378 ):
    tiefe Schwermuth, Leichenklage, Jammergeächz, und grabverlangende Sehnsucht.
  • (Grétry 1797):
    la plus pathétique de toutes
    [die leidenschaftlichste Tonart von allen]
  • (Knecht 1803):
    hoechster Ausdruck des Schmerzens
  • (Hand 1837):
    [...] ist dagegen [zu F-Dur] eine schauerliche Tonart zum Ausdruck [...] der Trauer und des tiefen Leidens, aber auch der Bangigkeit [...]
  • (Berlioz 1856):
    Peu sonore, sombre, violent
    [wenig klangvoll, düster, grausam]
(Genaue Quellenangaben auf meiner Website)​
 
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eigentlich kurios, einer tonart andere eigenschaften zuzugestehen oder zuzusprechen als jeder anderen. überhaupt bei einer gleichschwebenden stimmung (ja, ich weiß, die gibts noch nicht sooooo lange ... ;) )
 
Ich sehe das genau so wie du, Franz, und erwarte von meinem Lehrer auch, dass er mir dieses musikalische Lesen-Lernen des Notentextes beibringt.
Außerdem hat das für mich noch absolut nichts mit Interpretation zu tun, und an dieser Stelle würde ich dem Lehrer auch niemals mit solch einer Ausrede kommen.
Dinge wie das Nicht-Betonen von Phrasenenden oder die Betonung auf den ersten und dritten Schlag in der Klassik muss man nun einfach mal akkzeptieren.

Interpratation beginnt für mich da, wo man überlegt, warum der Komponist den Notentext so und nicht anders notiert hat.
Ich kann eine Stelle genau so spielen, wie sie notiert ist, alle musikalische Angaben richtig beachtend, aber es wird sich nicht musikalisch anhören, wenn ich nicht weiß, warum der Komponist das so notiert hat und vor allem, was er damit ausdrücken wollte.
Wenn ich das nicht begriffen habe, kann ich mir nämlich keine richtige musikalische Vorstellung dieser Stelle bilden, und sie wird sich nicht überzeugt anhören.

Auch an diesem Punkt sollte ein Anfänger oder etwas fortgeschrittener auf den Lehrer hören, denn die musikalische Vorstellungskraft, die nötig ist, um eine eigene Interpratation zu schaffen, muss doch erst noch gefördert werden, und dazu muss man eben auf den Leher hören;)
 
Ein kleines Beispiel: Eine diskussionsfreudige Schülerin spielt "Morgen kommt der Weihnachtsmann". Bei den "Ga-ben" betont sie ziemlich unwirsch die letzte Silbe, das "-ben" Ich spiel es ihr mit korrekter Betonung vor und frage: "Was hörst Du? Was habe ich anders gemacht?"

Ich finde das ein sehr schönes und interessantes Beispiel.

Bei diesem Lied bin ich mir ziemlich sicher, daß bei Ga-ben auf ben eine Betonung kommt. Es ist eben kein Seufzer-Motiv. Würde mich jetzt echt interessieren, ob da vielleicht jemand eine Aufnahme mit den Regensburger Domspatzen oder so hat.

Es ist eben doch Geschmackssache :D

Regensburger hab ich jetzt nicht gefunden, aber die Schönberger Sängerknaben
 
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@Haydnspaß: Singst du das auch so?

"MOR! GEN! KOMMT! DER! WEIH! NACHTS! MANN!"

Kein Wunder, dass da auf "ben" eine Betonung landet, wenn einfach alles betont wird :-)
 
Hallo,
aber ist das legitim, von der Tonart alleine auf das ganze Stück zu schließen? Und auch auf das Tempo, das gewählt werden soll? :confused: Das halte ich doch für fragwürdig.

Es kommt doch auch noch drauf an, wie das Stück notiert ist. Zum Beispiel. Bei mir ist es in 3/4 Takt und beginnend mit 16-teln notiert. Da würde ich nicht wirklich auf ein Largo-Tempo schließen. Oder? Andere Meinungen?
Das moll einen düsterern Anstrich hat als Dur, ist ja schon klar.

Aber warum sollte jetzt Traurigkeit mit Langsamkeit gleichzusetzen sein? Siehe Brahms f-moll Sonate für Viola und Klavier, keinesfalls nur langsam-traurig, sondern auch hochdramatisch.

Hast Du denn eine Urtext Ausgabe, koelnklavier, Aus welcher Ausgabe hat sesam gespielt?
Ich bin auch etwas erstaunt, dass Du für sesam in die Bresche springst. Mich hätte interessiert, warm sie es so spielt. ;)

LG
violapiano


Vor dem "Geschmack" sollte zunächst die intensive Beschäftigung mit den Quellen stehen: Wenn Deine Ausgabe der 9. Invention den Tempohinweis "con spirito" trägt, solltest Du Dir zunächst einmal eine Notenausgabe zulegen, die sich zumindest bemüht (!), den Bach'schen Notentext korrekt wiederzugeben.


Die Umkehrung der Beweislast halte ich mit Verlaub nicht für legitim! Nicht der Interpret muß seine Arbeit begründen. Der Kritiker muß seine Einwände dagegen argumentativ untermauern.

Damit wir eine Diskussionsgrundlage haben: Hier einmal die Zusammenstellung, welchen Charakter man der Tonart f-moll zwischen 1690 und 1856 beigemessen hat:
  • (Charpentier 1690):
    Obscur et plaintif
    [unklar und klagend]
  • (Rousseau 1691):
    Pour les plaintes & tous les sujets lamentables [...]
    [Für Klagen und andere klagende Themen]
  • (Masson 1697):
    triste & lugubre [...]
    [traurig und düster]
  • (Mattheson 1713, S. 248 ):
    scheinet eine gelinde und gelassene / wiewol dabey tieffe und schwere / mit etwas Verzweiflung vergesellschaffte / tödliche Hertzens=Angst vorzustellen und ist über die massen beweglich. Er drücket eine schwartze hülflose MELANCHOLIE schön aus / und will dem Zuhörer bisweilen ein Grauen oder einen Schauder verursachen.
  • (Quantz 1752, S. 138 ):
    A moll, C moll, Dis Dur [es-moll?], und F moll, drücken den traurigen Affect viel mehr aus, als andere Molltöne: weswegen sich denn auch die Componisten mehrentheils, zu dieser Absicht, gedachter Tonarten zu bedienen pflegen. Hingegen werden die übrigen Moll= und Durtöne, zu den gefälligen, singenden, und ariosen Stücken gebrauchet.
  • (Quantz 1752, S. 203):
    [...] um so wohl den Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley, Traurigkeit, auch wohl, wenn der Componist ein Stück darnach einzurichten weis, eine wütende Gemüthsbewegung, als die Verwegenheit, Raserey und Verzweifelung, desto lebhafter auszudrücken: wozu gewisse Tonarten, als: E moll, C moll, F moll, Es dur, H moll, A dur, und E dur, ein Vieles beytragen können.
  • (Schubart 1784/85, S. 378 ):
    tiefe Schwermuth, Leichenklage, Jammergeächz, und grabverlangende Sehnsucht.
  • (Grétry 1797):
    la plus pathétique de toutes
    [die leidenschaftlichste Tonart von allen]
  • (Knecht 1803):
    hoechster Ausdruck des Schmerzens
  • (Hand 1837):
    [...] ist dagegen [zu F-Dur] eine schauerliche Tonart zum Ausdruck [...] der Trauer und des tiefen Leidens, aber auch der Bangigkeit [...]
  • (Berlioz 1856):
    Peu sonore, sombre, violent
    [wenig klangvoll, düster, grausam]
(Genaue Quellenangaben auf meiner Website)​
 
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Das ist in der Tat gnadenlos.:tuba:
Noch schöner als die "Ga-ben" finde ich das "ha-bennn" :D

Wenn Du jetzt noch so eine Aufnahme von Heino findest, muss ich wohl oder übel mein bitteres Unrecht eingestehen. :cool:

Natürlich ist es kein Seufzermotiv, es ist einfach ein Wort mit zwei Silben und die zweite ist halt unbetont, aber jeder soll das halten wie er will.

Wie singen's denn die Schwa-bennn? ;)

Diekuhrannte bissiefiel indenbo Densee


PS: Lasst uns doch die Invention im anderen Faden weiterdiskutieren.
 
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Wenn Du jetzt noch so eine Aufnahme von Heino findest

:D

Die hab ich ja als erstes gefunden - auf youtube. Aber Heintje hatte da offensichtlich einen Klavierlehrer als musikalischen Berater :8

EDIT: hab ich doch tatsächlich Heintje mit Heino verwechselt... o wie peinlich

Aber wie gesagt, es ist halt Geschmackssache, und ich gestehe ja jedem seinen freien Geschmacksverstand zu. Schließlich leben wir in einer Demokratie :)
 
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Aber wie gesagt, es ist halt Geschmackssache, und ich gestehe ja jedem seinen freien Geschmacksverstand zu. Schließlich leben wir in einer Demokratie

Du hast ja so recht, mein Freund, ich geb auf, es ist alles Geschmackssache:

http://de.youtube.com/watch?v=-uKISdT88gU


PS: Liebe Freunde, diesmal bin ich's, der aus der Diskussion aussteigt.
Bin nicht beleidigt, nein, :) es ist ganz einfach Zeitverschwendung.
 
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Um noch mal auf das Thema des threads zurück zu kommen:

Interpretation eines Stückes setzt sich sicher aus Vielem zusammen. Da wären zu nennen gestalterische Grundprinzipien, wie die Betonungen richtig zu setzen, weil der Takt es erfordert.. usw. um nur eines zu nennen.

Der Spielraum für Geschmack fängt dort an, wo die Erfordernisse des Stückes erfüllt sind, Franz schrieb mal, "dem Stück gerecht werden", das ist einen gute Formulierung.

Ich hoffe, ich kann mich verständlich machen. Also, will sagen, die ganze Interpretation ist nicht nur Geschmackssache.

Ich würde aber eher mit meinem Geschmack argumentieren, als mit den Begriffen "richtig" und "falsch", der Grund ist Respekt vor den Forumsmitgliedern und deren Meinungen und Einspielungen, außerdem mein Anteil an subjetivem Geschmack.
Das Einordnen in Kategorien wie richtig und falsch ist eine Bewertung, und die will ich nicht abgeben. Denn ich finde, hier geht es doch nicht darum, zu bewerten.

Nächste Frage, die oft kommt: Wer darf seine Meinungen kund tun und in welcher Form?
Darf man das nur, wenn man selber fortgeschritten ist, wenn man studiert hat, wenn man viele Musikkenntnisse hat, wenn man es gerne möchte, weil man seine Meinung kundtun will, wenn man schon selber eingespielt hat, wenn man es genauso oder besser einspielen kann, wie fundiert musikwissenschaftlich die auch immer sei? Häufig blickt so etwas mal durch, wer ein Stück nicht selber spielt, soll darüber auch nicht mitreden, überspitzt formuliert.

Was ich einfach überhaupt nicht mag, ist Dogmatismus.
Der Möglichkeiten gibt es selten nur eine. Und die Meinung vertrete ich.

Ich hatte die Diskussion über die Invention nach hier geholt, weil ich nicht sesams Faden damit belasten wollte. Denn das ist ja eher eine Grundsatzdiskussion, oder?

Ich habe auch oft den Eindruck, völlig missverstanden zu werden, obwohl ich mich stets bemühe, fair und fundiert zu argumentieren. Es hat für mich aber auch keinen Zweck, nur sagen zu dürfen, was positiv ist, wie soll man dann verstehen, wenn keine Kommentare kommen? welchen Grund gibt es, Dinge nicht anzumerken, die einem nicht so sehr gefallen? muss man nur loben? (dieser Absatz ist nun leider doch etwas off topic, sorry. Bringt aber meinen Frust ganz gut zum Ausdruck)

Ich zweifle oft daran, ob das Medium Internet dazu geeignet ist, in dieser Form zu diskutieren. Oder gehen dabei nicht viele Aspekte unter?
Ich denke, ich möchte mich aus weiterer Diskussion zu diesem Thema raushalten.

LG
violapiano
 
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Martin Major Beitrag:
.... (ja, ich weiß, die gibts noch nicht sooooo lange ... )

Genau! Deswegen ist da auch nichts Kurioses dabei.

Ja, bei den temperierten Stimmungen finde ich auch nichts Kurioses dabei. Die zitierten Quellen stammen aus einer Zeit, wo sich die gleichtemperierte Stimmung noch nicht vollflächig durchgesetzt hat. Durch die unterschiedliche Schwebungen der Intervalle in den verschiedenen Tonarten kann man natürliche Charaktere zuordnen. Bei der gleichschwebenden Stimmung heutzutage sieht die Sache schon anders aus. Und wir spielen und interpretieren nunmal auf solchen Instrumenten und nicht auf welchen mit historischen Stimmungen - leider, wie ich manchmal finde.

Ansonsten gebe ich dir vollkommen recht mit deinen anderen Ausführungen, Franz. Auch was die Betonung bei "Morgen kommt der Weihnachtsmann" angeht. Ich finde es ebenso absurd, auf "Ga-beeeeeen" zu betonen. Wenn man den Text dazu nimmt, wird es ganz offensichtlich. Aber auch ohne Text - es ist ein Phrasenende, und wenn man das sanglich spielen will, würde ich es auch auf "Gaaaaa-ben" betonen. Wundere mich, dass es selbst dabei Unterschiede bei der Klavier lehrenden Zunft hier gibt.
 
Ich finde es ebenso absurd, auf "Ga-beeeeeen" zu betonen. Wenn man den Text dazu nimmt, wird es ganz offensichtlich.

Wenn schon mit dem Text argumentiert wird, bitte richtig. Das Gaaaa ist die lange Silbe und das ben die kurze. Der Text beginnt mit lauter kurzen Silben: Mor gen kommt der Weih nachts mann, kommt mit sei nen Gaaaaa ben. Gaaaa ist die einzige lange Silbe.

Bei den Mozart-Variationen beginnt der Text übrigens so:

Ah! Vous dirai-je, Maman,
Ce qui cause mon tourment ?

siehe http://fr.wikipedia.org/wiki/Ah!_vous_dirai-je,_Maman

und bei tourment ist die Betonung eindeutig auf der zweiten Silbe 8)

Man darf aber von mir aus gern das ben unbetont spielen/singen, nur gefällts mir besser betont.
 
Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es verschiedene Schulen in der Musik. Einige wollen möglichst werktreu sein und andere wiederum finden es höchst interessant, ihre ureigene Version zu spielen. Beides halte ich für absolut legitim aber man muß halt berücksichtigen, zu welchem Zweck man spielt. Wem es darum geht, darzustellen, wie zu Bachs Zeiten musiziert wurde, sollte sich eingentlich nicht an einen modernen Flügel setzen. Wem es aber darum geht, den Geist dieser Musik zu vermitteln, dem stehen eigentlich alle Mittel und Wege offen, allerdings muß er selbst diese Musik dann auch verstanden haben, was nicht umbedingt durch reines Wissen erreichbar ist. Das nur als Beispiele.

Für mich beinhaltet eine ideale Interpretation praktisch überhaupt keinen Geschmack. Stattdessen sollte sie das Ergebnis einer intensiven verstehenden Auseinandersetzung mit der Musik, ihrem Komponisten und dem dazugehörenden Zeitgeist sein. Das ist natürlich eine rein wissenschaftliche Herangehensweise, nach der im Prinzip jede Interpretation, die auf dem selben Wissensstand basiert, identisch klingen müßte. Hinzu kommt aber noch die persönliche Sichtweise, denn gerade bei älteren Kompositionen ist das Wissen ja recht lückenhaft. Diese Komponente allerdings würde ich eher Intuition als Geschmack nennen. Geschmack kommt meiner Meinung nach erst beim Hören ins Spiel. Der Zuhörer entscheided ja im allgemeinen nicht danach, wie "korrekt" etwas gespielt wurde, sondern wie gut es ihm gefällt. Und gefallen tut einem meistens das, was einem irgendwie bekannt vorkommt.

Von dem obigen Gedankengang muß man allerdings noch Abstriche machen. Es gibt ja nicht nur Wissenslücken sondern auch durchaus unklare Kompositionen. Beides führt dazu, daß man intuitiv handeln muß und der Spielraum kann enorm sein. Mussorgsky z.B. wird gerne als ein genialer Komponist hingestellt, der viele Neuerungen in seiner Musik hatte. So gespielt wird er aber selten, denn man weiß eben nicht so recht, den Zusammenhang zwischen dieser Idee und seinen Noten herzustellen. In der Klavierwelt ist Mussorgsky ja eigentlich auf die Bilder einer Ausstellung reduziert, und die wiederum verdanken ihre Popularität in vor allem der Tatsache, daß sie nach Mussorgskys Tod musikalisch "korrigiert" wurden. Das z.B. halte ich für eine reine Geschmackssache.
 
Wenn schon mit dem Text argumentiert wird, bitte richtig. Das Gaaaa ist die lange Silbe und das ben die kurze. Der Text beginnt mit lauter kurzen Silben: Mor gen kommt der Weih nachts mann, kommt mit sei nen Gaaaaa ben. Gaaaa ist die einzige lange Silbe.

Womit klar sein sollte, dass Gaaaa betont und die kurze, letzte Silbe unbetont ist. Das heißt aber noch lange nicht, dass kurze Silben immer unbetont sind. Mor- ist betont -gen unbetont. Das ist einfach deutsche Sprache.
Hast Du jemals mit Sängern gearbeitet?

Bei den Mozart-Variationen beginnt der Text übrigens so:

Ah! Vous dirai-je, Maman,
Ce qui cause mon tourment ?

siehe http://fr.wikipedia.org/wiki/Ah!_vous_dirai-je,_Maman

und bei tourment ist die Betonung eindeutig auf der zweiten Silbe 8)

Wir reden aber nicht über die Mozart-Variationen, hier haben wir am Schluss übrigens zwei Viertel und eine Halbe. Wir reden über die deutsche Fassung mit einem deutschen Text!

Man darf aber von mir aus gern das ben unbetont spielen/singen, nur gefällts mir besser betont.

Sag mal, was willst Du einem Schüler eigentlich beibringen, wenn nicht diese wichtigen Grundlagen?

Jedem das seine, jeder macht was er will, möglichst bequem, das passt gut in unsere Spaßgesellschaft.

Ehrlich gesagt, ob Dir das gefällt oder nicht, ist mMn nicht relevant, das ist einfach eine Hobbyeinstellung. Zuhause kannst Du machen was Du willst, mich nervt diese blödsinnige Hin- und Herdiskutiererei, ich weiß nicht wem das nützen oder helfen soll.

Wenn man Deine Einstellung konsequent zu Ende denkt, braucht es keine Klavierlehrer, es braucht keine Musikerziehung. Falsche Noten können durchaus auch den einen oder anderen "Geschmack" besser treffen.

Nein, mit diesem Berufsethos kann ich nichts anfangen. Ich sehe unsere Aufgabe als Lehrer darin, die Schüler an die Schönheiten der Musik und eben auch die dahinterliegenden Gesetzmäßigkeiten heranzuführen.

Eine Lektion habe ich in den letzten 20 Jahren gelernt:
Ein Schüler kann erst dann wirklich lernen, wenn er sieht, dass es etwas zu lernen gibt.
Da ist "mein Geschmack" und "mir gefällt's aber so besser" regelmäßig im Weg.

Ein positives Beispiel hier im Forum ist Sesam. Sie nimmt Anregungen und auch Kritik begierig auf und macht Fortschritte, die man nur bewundern kann. Auch ich beneide ihre neue Klavierlehrerin.

Andere diskutieren und labern und lamentieren, ich werd' richtig müde davon.
 
Für mich beinhaltet eine ideale Interpretation praktisch überhaupt keinen Geschmack.

Das wär dann sowas wie koffeinfreier Kaffee, alkoholfreies Bier oder Plastikblumen 8)

...
Das ist natürlich eine rein wissenschaftliche Herangehensweise, nach der im Prinzip jede Interpretation, die auf dem selben Wissensstand basiert, identisch klingen müßte.

Nicht nur identisch sondern auch tot. Eine wissenschaftliche Herangehensweise an Emotionen - einer Hautingredienz jeder guten Musik - wäre ansonsten eine Art musikalischer Hirnforschung.
 
Ich will ausdrücklich, dass mein Lehrer mir aufzeigt, was realistische und machbare Lösungen sind.
Unterricht ist wichtig, denn selbst ist man gerade als Anfänger oft betriebsblind.

Ich denke, man muss sehen, ob der eigene Geschmack isch vereinbaren lässt mit Grundregeln des Musizierens und der Ausführungspraxis.

Geschmack ist aber auch wichtig, um Vorstellungen zu entwicklen und Stücke neben lesen auch umzusetzen zu lernen.
Wer keinen eigenen Geschmack einbringt, der wird glaube ich immer nur tote Musik produzieren.

Jetzt bin ich doch wieder dabei :) Das Thema ist einfach zu interessant.

EDIT:
Der KL muss, soll die Vorstellungen des Schülers in eine machbare Richtung kanalisieren. Dazu nimmt man doch Unterricht, oder nicht?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Für mich beinhaltet eine ideale Interpretation praktisch überhaupt keinen Geschmack.

Das ist natürlich eine rein theoretische Überlegung, wie du ja in Deinen weiteren Ausführungen klar gemacht hast.

"Geschmack" spielt natürlich eine Rolle, ich würde es aber lieber einen eigenen Standpunkt, nennen wie Barenboim es sehr treffend ausgedrückt hat. Das Buch ist übrigens sehr zu empfehlen.

Mir ist vor allem der Begriff Interpretation, wie er oft in diversen Interpretations-Workshops hier verwendet worden ist aufgestoßen. Da werden Aufnahmen von Leuten eingestellt, die keine drei Töne kontrolliert spielen können, dann wird großartig über Interpretation lamentiert, wo es an den einfachsten Grundlagen hapert und man suhlt sich in gegenseitigen Lobhudeleien, die mMn an Größenwahn grenzen.

Ich habe nichts gegen unfertige Aufnahmen, im Gegenteil, man kann sehr viel daran lernen, wenn konstruktive Kritik angenommen und umgesetzt wird. Aber diese übertriebene Wichtigkeit der eigenen Person als "Interpret" verhindert eben oft gerade die intensive, verstehende Auseinandersetzung mit der Musik, ihrem Komponisten und dem dazugehörenden Zeitgeist, wie Du es sehr treffend ausgedrückt hast.

Das war mein Anliegen. Jetzt hab ich es endlich einmal so klar formuliert, wie ich es denke, auch wenn ich mir damit vielleicht keine Freunde mache.
 
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