Instrumentalpädagogik studieren

Hallo Ubik,

ich bin ja in einer ähnlichen Situation wie du.
Ich helfe mir aus dieser "ausichtslosen" Situation folgendermaßen heraus:
Man muss wissen, von selcher Seite man alles betrachtet.
Mal ganz banal:
Ich spiele Klavier, ich bin einigermaßen fleißig, ich bin verhältnismäßig begabt, und vor allem, es macht mir Freude.
Kurz: Ich habe Lust, Musik zu studieren.
Und zwar Klavier; Schulmusik ist für mich auch nichts.
Also studier ich eben Klavier. Die Frage ist nun, warum und wofür.
Und meine Antwort ist: Ich studiere NICHT Klavier, weil jemand anders das will, NICHT Klavier, weil ich mir einbilde, Pianistin werden zu können, NICHT Klavier, weil man damit reich wird, NICHT Klavier, weil ich unbedingt plane, an eine Musikschule zu gehen.
Sondern ich mache das ganz allein nur für mich selbst, weil ich gern Klavier spiele und das besser können möchte.
Nach ein, zwei Semestern, wenn ich mich im System auskenne, werde ich entscheiden, was ich noch dazu studiere (ein anderes musikalisches Fach), um bessere Berufsaussichten zu haben.
Das könnte möglicherweise Schulmusik sein, aber auch Kirchenmusik, Dirigiren oder sonst was.
Und wenn ich irgendwann feststelle, dass ich als Klavierstudent später unter der Brücke lande, studier ich eben noch was anderes hinterher (Medizin, xyz).
Es gibt keine Altersbeschränkung im Studium - außer für Musik :cool:
Und ich würde mir mein Leben lang Vorwürfe machen, wenn ichs nicht versucht hätte.
Und wer hindert mich denn daran? :p
 
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Hallo ubik, hallo Stilbüte,

erst einmal (@ ubik): Dein Klavierlehrer hat (leider) recht! Die Situation an den städtischen Musikschulen ist besch***en. Festanstellungen gibt es so gut wie keine mehr, nur noch Honorarverträge mit z.T. verbrecherischen Konditionen (z.B. Vertragsende mit Beginn der Sommerferien, Vertragsneubeginn ab Beginn des neuen Schuljahres). Es ist müßig, hier darüber zu diskutieren, ob das alles sinnvoll und anständig ist ... Und auch als privater Musiklehrer brauchst Du ein dickes Fell und einen gesunden Schlaf. In jedem Falle ist das Dasein eines Klavierlehrer nicht viel streßfreier als die Arbeit eines Schulmusikers.

@ Stilblüte: Ich kann dir nur beipflichten. Bildung ist mehr (und wichtiger) als der bloße ökonomische Blick. Deswegen rate ich auch jedem, das eigene Potential auzunutzen und Träume "kondensieren" zu lassen, da.h. in die Tat umzusetzen. An der Musikhochschule und bei den Musikwissenschaftlern hat man uns Studenten schon vor 30 Jahren gesagt, daß es für uns keine Chancen gebe. Ich habe noch von keinem gehört, daß er verhungert ist, und glaube, daß die meisten zufriedener sind als all diejenigen, die unter dem Gesichtspunkt "ökonomischer Effizienz" ihre Berufsfindung betrieben haben.

Mein Rat: Verwirklicht, so es irgend geht, Eure Träume und seid wach und offen für das, was sich Euch am Wegesrand und in den Nischen bietet. Die berufliche Entwicklung schlägt bisweilen wunderliche Kapriolen. (Und auch derjenige, der heute etwas "Sinnvolles" studiert, weiß nicht, ob sein Können auch morgen noch gefragt ist.)

lg
Wolfgang
 
ubik, ich würde dir auch dann zum Schulmusik-Studium raten, wenn du nachher garnicht Musiklehrer an der Schule werden willst. Die Schulmusikausbildung ist einfach viel breiter gefächert und abwechslungsreicher (Gesang, Chorleitung, Orchesterleitung). Der Klavierunterricht, den du an der Hochschule bekommst, ist derselbe, ob du IP oder SM studierst. Und solltest du dich während deines Studiums zum Pianistengenie entwickeln, kannst du auch von Schulmusik in die Konzertausbildung wechseln.

Die grundsätzliche Frage wäre für mich, ob Musik als Beruf, speziell als Pianist, eine Zukunft hat. Es sieht düster aus. Man sollte vielleicht besser ein Handwerk erlernen und die Musik als Hobby machen. 8)
 
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Die grundsätzliche Frage wäre für mich, ob Musik als Beruf, speziell als Pianist, eine Zukunft hat. Es sieht düster aus. Man sollte vielleicht besser ein Handwerk erlernen und die Musik als Hobby machen. 8)

Genau das war für mich vor 2 Jahren auch ein Grund mich gegen ein Musikstudium zu entscheiden. Es kann sicher schön sein, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann, solange man noch Spaß daran hat, selbst wenn es Beruf ist. Ist manchmal eine Gratwanderung.

Ich hab mich schlussendlich für ein technisches Studium entschieden und nehme hier und dort Begleit-Anfragen für Solisten, Kammermusik, Chöre an oder spiele mal auf nem Geburtstag nen bissel Hintergrundmusik.
Und vllt bekomme ich demnächst eine 8-jährige Klavierschülerin.

Andererseits kann ich auch Wolfgang zustimmen in seinem Rat, seine Träume zu verwirklichen. Denn wenn du jetzt etwas studierst, was dir vllt (und ich meine wirklich vielleicht, weil man weiß es nie 100pro) in 4-5 Jahren (ok, bei Bachelor in 3 Jahren) eine Stelle zusichert, du aber keinen Spaß an dieser Thematik hast, wirst du auch nicht glücklich sein. Und ein Beruf ist ja nichts, was man mal so eben wechselt wie ein Unterhemd. Damit muss man ja schon einige Jahre (meist) auskommen. Und dann würde ich auch wollen, dass ich Freude an dieser Tätigkeit habe.

Da fällt mir grad noch ein schönes Zitat zu ein:


In diesem Sinne,
ein gutes Händchen für deine Studienwahl wünscht
die klavierspielende Elektrotechnik-Studentin ;-)
 
Hallo Ubik,

ich finde das kannst du dir nur selbst beantworten, was für dich am besten ist.
Klar ist diese Entscheidung alles andere als einfach, aber du musst dir nachher sicher sein, dass du das richtige getan hast.
:)

Kölnklavier spricht mir aus der seele: nichts ist schöner als das zu machen was einen komplett erfüllt.
aber mandy hat ebenfalls recht und du sagst es ja selber: wirtschaftlichkeit spielt eben heutzutage doch eine große Rolle.
Und wenn man am Ende da steht und keiner will einen, weil die Konkurrenz zu groß ist. Das will auch keiner.

Ich stehe z.b. jetzt vor einer ähnlichen Situation:
das liebste wäre mir, wenn ich Klavier studieren könnte - mein absoluter Traum.
geht aber leider nicht. ich muss in meinem Berufs-Bereich Studieren (Maschinenbau).

Aus einem einzigen Grund: sonst kann ich die Schulden, die ich dann nach Abschluss des Studium haben werde nicht mehr zurückzahlen. Weil als Ingenieur verdiene ich schlicht und ergreifend viel mehr.

Traurig aber wahr :)
also bleibt das Klavier eben "nur" Nebenbeschäftigung.
 
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Haydnspaß, ich glaube auch, dass du falsch liegst.

Zum einen, was den Unterschied Schulmusik/Klavier-Studium angeht:
Die Lehrer sind nämlich, soweit ich das weiß, nicht immer dieselben!!
Die Klavierstudenten bekommen sicher die "besseren", d.h. die Professoren, bei den anderen wäre ich mir nicht sicher, ob das nicht auch jemand mit Lehrauftrag sein kann?
Wenn man Klavier nur als 2. Fach hat aber bestimmt..!
Ich denke, dass man evtl auch weniger Klaiverunterricht hat - und aber vor allem (da bin ich mir sicher) weniger Zeit zum üben!, da man noch so viel anderen Theorie- und Praxisunterricht hat.

Und was Musikschule + Gymnasium angeht, das ist auch ein Unterschied:
Schullehrer ist Schullehrer und Klavierlehrer ist Klavierlehrer, ich denke, so ganz einfach vermischen lässt sich das nicht.
Zumindest nicht in alle Richtungen.
Es ist aber wohl so, dass einem einige Semester angerechnet werden, wenn man erst das eine und dann das andere Studiert.
Da muss man sich genau erkundigen, auch was einzelne Bundesländer und sogar Hochschulen betrifft.

Und wegen der Finanzierung @ Ubik:
Du kannst dir vll auch irgendwann selbst das Studium finanzieren, z.B. nebenher arbeiten (unterrichten) und parallel noch was stuideren, oder aber Bafög /Studienkredit beantragen.
Und die Gebühren sollen doch auch bald wieder abgeschafft werden?


Wie auch immer man sich Entscheidet - das Leben geht irgendwie weiter.
Sabri und ich planen für den Fall des Falles ein "Orchester für gescheiterte Musiker", in das alle aufgenommen werden.
Wir werden dann zusammen berühmt :cool:
 
Haydnspaß, ich glaube auch, dass du falsch liegst.

Na, ich hab ja IP (bei uns hieß es ME) an der Hochschule studiert.
Beim selben Lehrer waren auch Studenten mit Hauptfach Klavier aus dem Studiengang SM und Studenten, die KA studiert haben.

Nach meiner Prüfung hab ich an der Musikschule unterrichtet.
Mein Chef war ein Schulmusiker.

So, jetzt seid ihr wieder dran :D
 

Instrumentalpädagogen können jedenfalls nicht so ohne weiteres Musiklehrer an Schulen werden.
Wenn, dann nur als Lückenfüller - und als Angestellte, der Lohn ist also verhältnismäßig gering.
 
Instrumentalpädagogen können jedenfalls nicht so ohne weiteres Musiklehrer an Schulen werden.

Das stimmt.

Dann verstehe ich aber nicht, warum es das Instrumentalpädagogikstudium überhaupt gibt.

Das ist wie mit den Fachärzten und den Allgemeinmedizinern. Manche spezialisieren sich eben auf eine bestimmte Sache, die andern können und machen eben alles. (mehr oder weniger)
 
Mir gehts eigentlich ähnlich wie Blüte und ubik :D

Ich weiß keine andere Tätigkeit, die mir so viel Spaß machen würde, wie Klavier zu unterrichten (wohlgemerkt unterrichten, nicht spielen ;) ).
Ich hab für mich entschieden, dass ich alles versuche, um das zu realisieren, weil ich mir sonst für den Rest meines Lebens in einem langweiligen Job Vorwürfe machen müsste, warum ich damals nicht mehr dafür getan habe.

So. Jetzt aber ab ans Klavier :cool:

lg marcus
 
Also ich will jetzt hier keinem Angst machen, aber ich habe erst vor wenigen Wochen mit der stellvertretenden Direktorin unserer Musikschule gesprochen.
Sie meinte, sie erhält wirklich jede Woche vier Bewerbungen für die Stelle eines klavierlehrers, aber das sind noch nicht mal nur Instrumentalpädagogen, das sind fast immer Konzertpianisten, deren Lebenslauf sich wie eine Märchengeschichte ließt, und die auch meist noch eine CD mit genialen Einspielungen dazulegen.
Aber schon seid Jahren hat die Musikschule einfach kein Geld, jemand neues einzustellen.
 

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