Ich will einen Flügel

Also dass ein größerer Flügel eventuell einen für ein kleineres Zimmer besseren Klang hergibt, hätte ich echt nicht gedacht. Wie gut, dass es dieses Forum gibt ;)

Du schreibst, Du willst einen Flügel.

Ich AUCH! Irgendwann, später, muss sich ja lohnen. Ich will aber aber auch einen Raum dazu, mindestens 38 qm sollten es für einen Flügel sein. Der Raum sollte einen Ausgang in den Garten haben, Schiebetür, hinten in der Ferne kann man das Meer oder ein Tal sehen. Im Garten wachsen große Bäume. Ich hätte gerne so eine Art Body-Painting-Flügel, total bunt, dann würde ich die Wände in dem Raum weiß lassen. Die Möbel nur Naturholz.

Kurzfristig würde mir ein Engel mit zwei Flügeln auch gefallen...Vielleicht ein Barockengel, den kann man ja aufs alte Klavier stellen und ihm seine Wünsche erzählen....

Neronick, es war ja klar, dass von dir so etwas kommt :D Ich habe wohl nicht vor 190 Jahre zu leben, weißt du, bis ich dann irgendwann ein 38qm Zimmer mit Meerblick habe. Würde ich keine Abstriche bei meinen Vorstellungen machen, würde ich unter der Brücke ohne Klamotten wohnen. Man muss halt Kompromisse treffen können, das ich habe ich schon im Leben gelernt. Ich will keine einzige Sekunde mehr auf dem Digitalpiano spielen, keine einzige Sekunde mehr, das Leben ist zu kurz dafür.

Heute hat der Umzug ohne Komplikationen geklappt. Prost :D

Du willst einen Flügel? Besorg dir einen, glaube mir, es wird sich auch in einem kleinen Zimmer lohnen.
 
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Vor wenigen Tagen war ich in einem schnuckeligen 10bis12-Quadratmeter-Kabuff mit federnden Dielen, urgemütlicher Beleuchtung und Steinway-B. Geht prima und klingt superfreundlich! Ich selber hatte jahrelang einen 175er auf 15 qm, zuzüglich eines 134er Klavieres. No problem. Hab andererseits auch schon kirchenfüllende Konzerte erlebt, bei denen ein 132er Klavier souverän sein Werk tat, kenne auch gediegene mittelgroße Privaträume mit einem Yamaha C1 für anspruchsvolle Kammermusik.
Aleko, bei dir auf achtzehnkomma2 qm ist fast alles möglich, wenn du nur willst...

Gruß
Martin
 
Man muss halt Kompromisse treffen können, das ich habe ich schon im Leben gelernt.
Ich denke, jeder Mensch lernt im Leben seine Lektionen...? Da ich vermutlich einige Jahre länger lernen durfte als Du: Es gibt BEREICHE im Leben, da darf man KEINE Kompromisse eingehen. Zum Beispiel die Liebe! Da ich die Musik liebe, zähle ich auch die Wahl eines Instrumentes dazu. Ferner gehört die ÄSTHETIK dazu. Wie sieht das denn aus? Ein vollgestopfter Raum mit einem Riesenflügel..., nein, dass muss alles passen. So wie Parfüm, Bewegung und Kleidung auch passen müssen zu dem, was man gelesen hat...

Ich liebe mein altes Klavier, auch wenn es kein Flügel ist. Aber in einem Raum von 38qm mit Meerblick wäre es etwas verloren. Ich bin so froh, dass es mir zugeflogen ist und kann mich nur wundern, dass ich es nicht viele Jahre früher damit angefangen habe, als der Platz dafür lange da war.

Unter der Brücke spiele ich wieder Mundharmonika: "Come gather 'round people...for the times they are a-changing!".
PS:
in neuen Wohnungen erstmal mit den Nachbarn anfreunden...
 
Liebe Leute,

was ich nicht versteh:
1. wieso soll ein kleiner Flügel lauter sein als ein großer, das würde ich mal mit Fragezeichen versehen, aber vllt können die Klavierbauer was dazu sagen?
2. Wieso ein kleines Räumchen mit einem riesen Flügel vollstopfen, wie soll der da zur Geltung kommen, und welchen Klangvorteil soll das geben, den großen kann man da doch sicher nicht ausspielen?
3. Je größer, desto ausgewogener, das stimmt doch so auch nicht. Ich empfinde einen mittelgroßen Flügel wie Steinway B, oder Fazioli 212 ist es, glaub ich als ausgewogen, nein, als am ausgewogendsten. Für meinen Geschmack sind riesige Flügel wie ein D im Bass häufig überdimensioniert und in der Mittellage zu schwach. Habe letzens wieder einen neuen großen Steinway gehört mit dem gleichen Empfinden.

Euer Zug!:p

LG
VP
 
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Es gibt BEREICHE im Leben, da darf man KEINE Kompromisse eingehen. Zum Beispiel die Liebe! Da ich die Musik liebe, zähle ich auch die Wahl eines Instrumentes dazu. Ferner gehört die ÄSTHETIK dazu. Wie sieht das denn aus? Ein vollgestopfter Raum mit einem Riesenflügel..., nein, dass muss alles passen. So wie Parfüm, Bewegung und Kleidung auch passen müssen zu dem, was man gelesen hat...

Schulligung, Neronick, dass ich mich als Nichtangesprochener einmische - na, du hast ja wohl alles im GRIFF. Zackzackzack! Alles mikrometergenau geliebt, ästhetifiziert und olfaktorisiert. Richtig?

Ich liebe mein altes Klavier, auch wenn es kein Flügel ist. Aber in einem Raum von 38qm mit Meerblick wäre es etwas verloren. Ich bin so froh, dass es mir zugeflogen ist und kann mich nur wundern...

Wirklich wundern wirst du dich erst, wenn dein Klavier wirklich mal in dem besagten 38qm-Meerblickraum steht und du ihm dann lakonisch mitteilst, es sei verloren. Es wird dir dann wohl souverän und äußerst gebieterisch einen subtilen Blick entgegenschleudern, nach dessen Empfang du ooooohtutmirleid stammelst und deinen pianoförmigen aufrechten Partner fürderhin deiner unverbrüchlichen Liebe versicherst...:floet:

Gruß
Martin
 
Mein 220 Flügel steht auch in einem 20 qm großen Raum. Und das passt (in meinen Augen und Ohren) wunderbar. Es muss also nicht unbedingt ein kleiner Flügel sein.

Was den Preis angeht, denke ich, dass durchaus ordentliche Flügel für einen 4-stelligen Betrag zu bekommen sind, wenn Du nicht auf einen in allen Details 100% neuwertigen Zustand wert legst. Ich würde die Fühler in beide Richtungen ausstrecken (Händler + Privat). Ich selber hab' ein paar Monate lang diverse Händler in der Umgebung abgeklappert und mir angesehen, was die so an gebrauchten Instrumenten rumstehen haben. Letztlich hab' ich bei einem privaten Angebot zugeschlagen, wo ich inklusive der klaviermacherischen Überarbeitung von Mechanik und Dämfpung, die nögig waren und auch, wenn demnächst noch neue Hämmer drauf kommen noch deutlich 4-stellig bleibe.

Viel Spaß noch beim Flügelshoppen.
 
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Da ich vermutlich einige Jahre länger lernen durfte als Du

Daran habe ich keine Zweifel und eben genau aus diesem Grund möchte ich dich fragen, für wie realistisch du es hältst, dir noch in DIESEM Leben einen Flügel zuzulegen?

Es gibt BEREICHE im Leben, da darf man KEINE Kompromisse eingehen. Zum Beispiel die Liebe! Da ich die Musik liebe, zähle ich auch die Wahl eines Instrumentes dazu. Ferner gehört die ÄSTHETIK dazu. Wie sieht das denn aus? Ein vollgestopfter Raum mit einem Riesenflügel..., nein, dass muss alles passen. So wie Parfüm, Bewegung und Kleidung auch passen müssen zu dem, was man gelesen hat...

Geschätzter Neronick, ich sehe hier irgendwie keinen Widerspruch zu meinem Vorhaben. Ich liebe die Musik doch auch und eben genau deswegen will ich keine Kompromisse eingehen und lege mir einen Flügel zu :D
Mit Ästhetik bist du bei mir an der richtigen Adresse, für sie habe ich nämlich ein ausgesprochen feines Gespür. Wie du sehr richtig bemerkt hast, kommt Ästhetik bei dieser Angelegenheit erst an zweiter Stelle. :D Ganz zu schweigen davon, dass ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie man ein Zimmer mit allerlei Kram vollstopfen kann. Ein Flügel gehört jedoch definitiv nicht zu solchem Kram. Ganz im Gegenteil besitzt ein Flügel unter anderen die wunderbare Eigenschaft, die Ästhetik eines Zimmers quasi ins Unendliche zu schießen :D Ist das nicht irgendwie.... geil?

in neuen Wohnungen erstmal mit den Nachbarn anfreunden...
Auch diesbezüglich habe ich meine Lektion schon gelernt. Sich ERSTMAL in der neuen Wohnung mit den Nachbarn (vor allem im Hinblick auf mögliches Musizieren) anzufreunden, steht bei mir NICHT auf der Liste.

Man, Neronick, es ist nicht das erste Mal, dass es sich ich beim Lesen deiner Beiträge herausstellt, man sollte das genaue Gegenteil machen. :D Schon komisch...
 
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@ VP:
was ich nicht versteh:
1. wieso soll ein kleiner Flügel lauter sein als ein großer, das würde ich mal mit Fragezeichen versehen, aber vllt können die Klavierbauer was dazu sagen?
2. Wieso ein kleines Räumchen mit einem riesen Flügel vollstopfen, wie soll der da zur Geltung kommen, und welchen Klangvorteil soll das geben, den großen kann man da doch sicher nicht ausspielen?
3. Je größer, desto ausgewogener, das stimmt doch so auch nicht. Ich empfinde einen mittelgroßen Flügel wie Steinway B, oder Fazioli 212 ist es, glaub ich als ausgewogen, nein, als am ausgewogendsten. Für meinen Geschmack sind riesige Flügel wie ein D im Bass häufig überdimensioniert und in der Mittellage zu schwach. Habe letzens wieder einen neuen großen Steinway gehört mit dem gleichen Empfinden.
1. Weil es keine Frage der absoluten Lautstärke ist, sondern der subjektiven Wahrnehmung. Je harmonischer, desto weniger laut - hier sind größere F. im Vorteil. Ich schrieb schon an anderer Stelle: Mein 125er Klavier ist DOPPELT so laut wie mein 190er F.

2. Reden wir von Ästhetik. Da kann ich nur sagen, dass ich mir mit F.-Schablonen auf Tastaturhöhe ein genaues Bild gemacht habe - dennoch war der F. dann optisch deutlich kleiner (und Feurichs sind eher massig!). Ich könnte also problemlos einen 240er reinstellen. Das würde optisch sogar besser aussehen. Bitte nicht vergessen: Der Unterschied zwischen einem 160er und einem 190er Flügel sind gerade mal lächerliche 0,3 qm!!!

3. Da geb ich Dir recht - irgendwann beginnt die Optimierung für den Konzertsaal. Die kann man aber für den Privatgebrauch abmildern lassen.

Nachtrag Raumästhetik: Da ein Flügel eine gewisse Raumfläche beanprucht, sorgt er automatisch dafür, dass in dieser Zone eben nur der Flügel als ruhige Fläche wahrgenommen wird. Dieser Raumbereich wird ganz gewiss als allerletztes als übervoll wahrgenommen - da siehts mit dem Rest meist anders aus ;-)
 
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Schulligung, Neronick, dass ich mich als Nichtangesprochener einmische - na, du hast ja wohl alles im GRIFF. Zackzackzack! Alles mikrometergenau geliebt, ästhetifiziert und olfaktorisiert. Richtig?

Wirklich wundern wirst du dich erst, wenn dein Klavier wirklich mal in dem besagten 38qm-Meerblickraum steht...
Martin, Du bist ein guter Mensch! Das meine ich ganz ernst, denn Du bringst anderen Menschen Vertrauen entgegen! "wenn Dein Klavier da steht", bedeutet ja, Du traust mir zu, es a) zu schaffen und b) traust mir zu, dass ich das Klavier mitnehme! Für beide Einschätzungen danke ich Dir! Das ist mal was anderes als diese apodiktischen Urteile, mit denen andere Menschen um sich werfen... :-)

Deine Zack-zack-zack-Diagnose ist allerdings ein Missverständnis; das Leben funktioniert komplett anders. Der größte Flügel und der tollste Meerblick ist ebenso erstrebenswert wie komplett unnötig.

Ich sage schon mal frohe Weihnachten!
 
Man, Neronick, es ist nicht das erste Mal, dass es sich ich beim Lesen deiner Beiträge herausstellt, man sollte das genaue Gegenteil machen. :D Schon komisch...
Ich habe Dir doch in keinem Satz gesagt, was Du tun sollst. Im Gegenteil, ich habe die Berechtigung Deines Wunsches bestätigt und um einige Fantasien ergänzt...Fantasien müssen auch nicht realistisch sein, sie müssen einen Menschen nur antreiben. Ich habe mich mal gefragt, "was willst Du noch?" und da habe ich mich vor "diesem" Flügel gesehen. Und dann habe ich mir gesagt: "Bis DAHIN hast noch eine Menge Zeit, nutze sie, damit sich der Kauf lohnt". Deshalb hatte ich mir ein Klavier zugelegt, weil ich ein REALISTISCHES Spielgefühl lernen wollte. Ohne diesen unrealistischen Flügeltraum (mit Meerblick!) hätte ich also niemals begonnen, Klavier zu lernen. Und ich ärgere mich wirklich, dass ich diese Fantasie nicht früher gehabt habe! Die Frage ist also nicht, was träumt man, und wie realistisch ist das, sondern, was hindert die Menschen ungehemmt zu träumen?
 

Wie man NICHT reich wird...

OT: Zimmer mit Meerblick: Manchmal sollte man auch das Verrückte wollen und durchziehen. Und mit ein wenig Glück ...

Noch eine Gute-Nacht-Geschichte: Familiär bedingt verbringe ich viele Urlaube in den USA. Immer am gleichen Platz. Und dort ist ein toller riesiger See, an dem wir unsere Tage auf dem Boot verbringen. Wir ankern meist am gleichen Platz: In einer hübschen Bucht, vor uns eine Landzunge, die sanft in einem herrlichen Park ansteigt. Ganz oben thront eine Burg. Tatsächlich! 6-8 m hohe gotisch inspirierte Fenster, jede Menge Türme und Zinnen. Wohnfläche geschätzt mind. 1.000 qm - Grundstücksgröße ca. 2-3 Hektar. Unterhalb des Parks befindet sich das "Bootshaus" mit privatem Miniaturhafen. Das Bootshaus müsst Ihr Euch als ca. 2-300 qm großen Bungalow vorstellen, mit riesiger Glasfront zum See hin. Bei schönem Wetter wurde die Glasfront beiseitegeschoben und der Hausherr setzte sich an den weißen Konzertflügel, der im Innern stand. Die Konzerte haben wir - sanft auf unserem Boot schaukelnd - sehr genossen. Die Muse des Künstlers stand dieweil am äußersten Ende der Landzunge im Badeanzug vor Ihrer Staffelei ...

Was haben meine Frau und ich herumfantasiert: SOOO ein Haus zu besitzen, soooo eine Lage. Das ging Jahrzehnte so. Bis dann - wir hatten gerade unser Haus gekauft - Mitte, Ende der Neunziger das gesamte Wahnsinnsobjekt bei den Maklern auftauchte. Kaufpreis waren damals schlappe eins komma irgendwas Mio. USD. Für deutsche Verhältnisse ein Witz. Für amerikanische Verhältnisse damals noch richtig teuer. Die Bank hätte uns das Geld gegeben, aber wir haben den kurz aufkeimenden Kaufgedanken als lächerlich beiseitegefegt. So hat die "Stone Residence" eben ein anderer gekauft und wir haben weitergeträumt.

Es hat keine 5 Jahre gedauert, da wurde sie erneut verkauft. Jetzt aber für 18 Mio USD.
Wäre ich damals nicht vernünftig gewesen, sondern einfach nur ein wenig gaga, so könnte ich heute Steinway B's im Forum verteilen. Das würde Euch gefallen ! ;-)

Also: Nicht immer nur vernünftig sein. Hörst Du, Neronick!

PS. Bitte nicht missverstehen - ich warne hier ja immer lauthals vor Verschuldung. Aber damals war eigentlich die kommende Preisexplosion in dieser Lage erahnbar, allerdings nicht deren tatsächliches Ausmaß. Meist braucht es Wissen, aber manchmal sollte man einfach seinen Ahnungen vertrauen. The Chance of a Lifetime!
 
Eiin besonderes Plädoyer..

Mich erstaunt hier dies verbreitete, geradezu apodiktische "Wissen" um die angeblich richtigen Relationen Raum- zu Flügelgröße. Diese Beziehung besteht zwar vom Grundsatz her in EINER Richtung (so, wie heute Klavierhersteller ihre Flügel bauen.. s.w.u.): große Flügel können große Räume füllen, kleine Flügel können das nicht so ohne weiteres.

Aber den Umkehrschluss halte ich für falsch, ja irreführend und verfehlt in seiner Schlichtheit: dass ein Flügel "zu groß" sein könne für eine Raumgröße? Nein: Auch ein sehr großer Flügel passt in relativ kleine Räume. Entweder lässt man die Klappe unten. Oder man dämpft anderweitig, zB über Untersetzer. Oder man entschärft übers Spiel. Oder man entschärft technisch die Anschlagsstärke. Was durchaus geht und oft mit relativ kleinen Mitteln zu machen ist. Man kann zB kleinere, leichtere Hämmer montieren. Eine der einfachsten Maßnahmen ist das Verändern der Hebelverhältnisse mittels Versatz der Pilotenschrauben: Indem man dem Flügel die max. Lautstärke nimmt - und dafür an Feinsteuerbarkeit enorm gewinnen kann.

Ein langer Flügel hat die besten Werte zur sogenannten Inharmonizität - er klingt am sanftesten, rundesten.

Es kommt noch etwas hinzu: wegen der Begehrtheit bestimmter Flügelgrößen gibt es bei gebrauchten, älteren Flügeln zwei Präferenzen. Die Leute wollen entweder einen Stutzflügel im Bereich 150-160cm, die sind daher (un)verhältnismäßig teuer. Oder aber sie sind scharf auf Semikonzerter-Flügel um 200 bis 220. Diese gelten als Adelsklasse der Klaviere in Privathaushalten – m.E. fälschlicherweise. Flügel um 180-190 sind nicht so begehrt, und noch längere Flügel sind es oft nicht, vor allem wenn sie sehr alt sind.

Hier nun das klare Plädoyer für den (gern auch alten) Konzertflügel. Für die richtig langen Ottos, wenn man denn mal einen günstig ergattern kann (einen, an dem zB nicht „Steinway & Sons“ steht). Solange man den mechanisch in einen Raum hineintransportiert bekommt und noch davor sitzen kann, „geht“ der auch akustisch bzw. man kann ihn gängig machen dafür.

Alle sonst so zu lesenden Faustformeln mit Quadratmetern Raum in Bezug zu Flügellängen, oder Formeln wie „Wandlängen rundum, geteilt durch zehn“, was die Amis zu wissen meinen, die halte ich allesamt nur für sehr begrenzt richtig.

Denn Akustik funktioniert anders. Damit „geht“ auch sehr oft ein waschechter Konzerter, wenn man denn einen bekommen kann.. Und auch dann, wenn man sich absolut sicher wähnt, dass „das ja mal gar nicht geht“.. Das wird noch umso richitiger, je älter ein Konzerter ist, und noch wieder richtiger, wenn man sich auch evtl. mit einer Wiener Mechanik anfreunden mag, die eh nicht so durchschlagskräftig ist.

Einen Konzertflügel zu haben, das ist eine derartig tolle Belohnung für einen Klavierspieler. Eine solche Schönheit im Leben, dass man dafür sehr sehr vieles hintanstellen kann. Hier mag allerdings eine Klangpräferenz mit hineinspielen - mir scheinen alte Resonanzböden mitunter besonders schöne Klänge abzustrahlen.

Es gibt zweidrei kleine andere Haken, auf die man achtgeben muss. Zum einen gibt es jüngere Konzertflügel kaum noch von anderen Herstellern als Steinway gebraucht zu erwerben, denn nach dem WK II dominiert diese Fa. das Bühnengeschehen weltweit in krasser Weise, was den Marktzugang für Konzertflügel anderer Hersteller zwar nicht ausschleißt, aber sehr erschwert, und damit die Anzahl verfügbar werdender Konzertflügel einschränkt.

Und man wird einen Konzertflügel privat kaum noch je wieder verkaufen können. Darüber muss man sich vorher im Klaren sein. Und die Dinger sind schwer. Sie eignen sich weniger für die ausgebaute Tenne des Bauernhauses mit heiklem Holzfußboden, weil sie um 500-600 Kilo wiegen.

Wo er physisch, d.h. vom Transport her hineinpasst, dort kann ein Konzertflügel durchaus auch Einzug halten. Alles andere, die Akustik, kann man dann mit meist recht geringem Aufwand passend machen.

Ein Verbot, einen „zu großen Flügel“ in einen „zu kleinen Raum“ zu stellen, GIBT es nicht. Man sollte sich daher diese Möglichkeit offenhalten. Es gibt kaum etwas Schöneres, als am eigenen Konzertflügel zu spielen. Das ist durchaus kein "peeing game", sondern schlichte Physik. Die Physik langer Basssaiten, und die Physik SEHR großer Membranen mit Abstrahlflächen über zwei Quadratmetern in dünnem, u.U. altem Holz.
 
Lieber Fisherman,

Das ist wahrlich eine rührende Geschichte die Du schreibst. Zudem ist es auch nicht das erste mal dass ich so einen Bericht lese und dass das das Instrument sich seinen Besitzer (man könnte doch schon von Zeitabschnittpartner reden) sucht, begegnet einem ja nicht nur im Bereich des Klaviers, sondern vor allem auch bei den Streicher. Eine Stradivarius ist womöglich noch wählerischer als ein S. & S.

Daher möchte ich hier, stellvertretend zu den vielen Fäden die hier im Forum gesponnen werden voller Begeisterung und Ermutigung alle Zögernde aufmuntern: „kauft doch jedes Instrument was nach euch ruft!“. Das Leben ist zu kurz und auch zu hart, um sich solche Freude zu entziehen. Wer sich keine Freude gönnt, ist selbst schuld daran. Es ist für mich unbegreiflich, dass jemand der vom Virus der Musik voll ergriffen ist, sich mit Fragen über den Kauf eines Instrumentes quält. Die Freude am schönen Ton, das Hochgefühl an einem guten Instrument zu sitzen, zu üben und zu spielen kann doch nur fördernd sein.

So kann ich es mir nicht verkneifen, zum Schluss eine Binsenwahrheit vom Stapel zu lassen: „Knausert nicht mit den Instrumenten“. (und denkt wenn möglich an die guten europäischen Produkte)

Beste Grüße an alle Suchenden und viel Freude wünsche ich jenen die gefunden haben…
PiRath
 
So ein Boot ist toll. Aber HEUTZUTAGE verursachen solchen Dinger, wenn sie denn ein wenig komfortabel sein sollen, Kosten, die selbst Luxusmieten übertreffen. Einer, der auf seinem Boot lebt, und zwar im vergleichsweise günstigen Amerika, hat mir versichert, dass ca. 2-4 x im Jahr Reparaturen/Instandhaltungen anstehen, die jeweils IMMER fünfstellig sind. DEN Traum kannste also knicken ;-)
 
voller Begeisterung und Ermutigung alle Zögernde aufmuntern: „kauft doch jedes Instrument was nach euch ruft!“
Das sage ich auch gerne. Aber dazu muss man den Ruf hören können. Es scheint, als wäre manchen da der Kopf im Weg. Doch verstehe ich die Ängste sehr gut, wenn man wirklich an seine persönliche finanzielle Schmerzgrenze geht. Was ich aber nicht kapiere, ist, wenn Leute ewig hin und her machen, wenn sie ein Klavier für 10 Riesen kaufen, aber beim Kauf der Familienkutsche für 30, 40 Riesen ratzfatz dabei sind (und noch für 10.000 Extras ordern) ;-).
 
Eine blöde Frage: mir ist jetzt aufgefallen, dass es realtiv viele Instrumente mit nur 2 Pedalen gibt. Ich habe das mittlere noch nie benutzt, bin aber auch eher Anfänger. Ist es unentbehrlich und wäre das für euch ein Kaufkriterium?
 
...wichtiger ist, dass der Flügel auch einen Getränkehalter hat ;);) --- Chopin kam ganz gut mit zwei Pedalen aus, das mittlere gibt es erst seit 1875
 
kauft doch jedes Instrument was nach euch ruft! Das Leben ist zu kurz und auch zu hart, um sich solche Freude zu entziehen.

Oh, hören kann ich den Ruf auch und bin ihm auch schon öfter gefolgt. Leider war der vernunftbetonte Ruf meines "Schatzmeisters" jedesmal weitaus lauter und bestimmender. Und schließlich konnte ich mich der Tatsache, dass die Kinder was zum Beissen brauchen auch nicht mit vernünftigen Argumenten verschließen. :(

Wolf (der auch nur nen Automatikflügel mit zwei Pedalen hat)
 

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